Humboldt-Universität zu Berlin - Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Nordeuropa-Institut

 

Das Baltikum. Geschichte einer europäischen Region

Ein Handbuch zur Geschichte der baltischen Länder in ihren europäischen Bezügen, 3 Bde., ca. 1800 Seiten.

Finanziert durch: Volkswagen-Stiftung

Laufzeit: seit  Dezember 2007

 

 
Zusammenfassung

Seit der EU-Osterweiterung 2004 ist auch das Baltikum Bestandteil der Europäischen Union. Der damit verbundene Gewinn an Heterogenität und Vielfalt geht bisweilen einher mit Verständnisbarrieren. Nicht zuletzt die 60-Jahr-Feiern zum Ende des II. Weltkrieges in Europa haben gezeigt, dass Europa auch 15 Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges noch nicht über ein gemeinsames Geschichtsbild, sondern vielmehr über unterschiedliche historische, nationale wie individuelle Erinnerungen und bisweilen sich sogar ausschließende Geschichtsbilder verfügt. Ein historisch fundiertes Verständnis für diese unterschiedlichen Entwicklungen ist jedoch unabdingbare Voraussetzung für erfolgreiche Bemühungen um ein erweitertes, vereintes Europa. In diesem Zusammenhang hat das Baltikum in der Geschichte ebenso wie in der Gegenwart die Rolle einer Brückenfunktion zwischen Ost und West erfüllt und verdient deswegen besondere Aufmerksamkeit im Annährungsprozess zwischen den alten und neuen Staaten der Europäischen Union.

Geplant ist eine dreibändige Gesamtdarstellung der Geschichte des Baltikums (s. beigefügtes Inhaltsverzeichnis (PDF, 82,6 kB)) von den Anfängen bis zum Ende des 20. Jahrhunderts im Umfang von insgesamt ca. 1500 Druckseiten. Sie soll der internationalen Forschung, der akademischen Lehre, Studierenden, aber auch politischen Entscheidungsträgern und an Geschichtswissenschaften Interessierten zum einen ein Referenzwerk an die Hand geben, das über die Geschichte des Baltikums in seinen europäischen Bezügen informiert (Daten, Ereignisse, Strukturen), die Forschungsentwicklung aufarbeitet und ausführlich dokumentiert. Zum anderen kann nicht übersehen werden, dass die Geschichte des Baltikums in seinen europäischen Bezügen noch nicht geschrieben ist. Dies erklärt sich einerseits aus den oben erwähnten divergierenden Auffassungen und nationalen Traditionen, andererseits aus den Interessenlagen, resultierend aus politischen Krisensituationen auch und gerade des 20. Jahrhunderts. In diesem Sinne versteht sich die geplante Darstellung als ein innovativer Beitrag zur historischen Baltikums- und Europaforschung unter Einbeziehung der Fragestellungen der neuen Kulturgeschichte. Bewusst wird daher auf die Beteiligung vieler Fachkollegen aus der baltischen Region Wert gelegt, um neben der von den Herausgebern intendierten Außensicht umfassende Facetten einer Innenperspektive zu vermitteln, die die Heterogenität der baltischen Region deutlich widerspiegelt.

Einführung

Die baltischen Länder als Teil einer (nordost-)europäischen Geschichtsregion

Das Baltikum ist nicht erst seit dem 20. Jahrhundert oder dem Beitritt der baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen zu EU, NATO, UNO, WTO und anderen internationalen Organisationen als (nordost-)europäische Geschichts- und Kulturregion bekannt. Bereits seit Jahrhunderten gilt die Region im Nordosten Mitteleuropas als fester Bestandteil europäischer kultureller Beziehungen, die durch den Eisernen Vorhang in Vergessenheit geraten sind. Das Baltikum wurde seit dem 13. Jahrhundert einbezogen in den christlichen Kulturraum westeuropäischer Prägung. Es wurde zentraler Umschlagplatz für den Ost-West-Handel seit der Hansezeit, machtpolitisches Streitobjekt nord- und osteuropäischer Großmächte, Schauplatz nationaler Emanzipationsbewegungen im 19. Jahrhundert und Spielball der totalitären Systeme des 20. Jahrhunderts.

Dabei ist diese Region nicht als historische Konstante aufzufassen. Bis in den Ersten Weltkrieg hinein gehörte der litauisch-polnische Bereich nicht zum Kern der Region, sondern zu dessen Kontext. Gerade in den letzten Jahren und Jahrzehnten – nach dem Aufbrechen alter, verkrusteter Systemvorstellungen aus den Zeiten des Kalten Krieges – wird in der Öffentlichkeit und der Wissenschaft der nordosteuropäische Kulturraum in seiner Vielfalt und Heterogenität, aber auch in seinen gemeinsamen Bezügen und Verbindungen mit dem restlichen Europa wahrgenommen und zunehmend differenzierter untersucht [ 1 ] – dies in immer deutlicher werdender Abwendung von traditionellen Vorstellungen gerade deutscher und deutschbaltischer Historiografie der letzten 150 bis 200 Jahre. Das Paradigma des Baltikums als „kulturelles Bollwerk“ gegen den östlichen Nachbarn verdient eine differenzierende Problematisierung. Gerade die Orientierung auf überregionale Einflüsse und deren Nachwirkungen vermag durchaus die Bedeutung des Baltikums als Schnittstelle europäischer Geschichte verdeutlichen und zeigt die Berechtigung, ja Notwendigkeit, das Baltikum vergleichend zu betrachten, will man unterschiedliche und/oder ähnliche Entwicklungen angemessen darstellen.

Diese europäische Geschichtsregion war seit ihrer Integration in gesamteuropäische Zusammenhänge vor ca. 800 Jahren fast ausschließlich von dem Phänomen der Fremdherrschaft geprägt. Deutsche, Dänen, Polen, Schweden, Russen bemühten sich mit wandelndem Erfolg, die Region – ein Grenzraum zwischen Ost und West, zwischen Nord und Süd, aber auch eine kulturelle und sozioökonomische Brücke – und die dort siedelnden autochthonen Völkerschaften zu unterwerfen und zu dominieren. Unterschiedlichste Machtinteressen ballten sich auf engstem Raum – wie sonst im europäischen Maßstab vielleicht nur noch auf dem Balkan. Erst im 20. Jahrhundert erlebten und erleben wir die militärische (1918) bzw. weitgehend friedliche (1989/91) Erringung von Selbständigkeit und Unabhängigkeit von fremder Dominanz.

Forschungslage

Aufgrund vielfältiger Brechungen, grundlegender und grundstürzender Veränderungen, Reformen und Revolutionen in dieser europäischen Geschichtsregion seit dem Spätmittelalter entstanden zwangsläufig ganz unterschiedliche und divergierende Geschichtsdiskurse, gegeneinander gerichtete, sich aufeinander beziehende, selten sich aneinander abarbeitende Fragen von Identität und Dominanz, von politischen, ökonomischen, sozialen und mentalen Erfahrungen und Traditionen – Phänomene, die in ihrer Gesamtheit ja die geschichtliche Entwicklung unseres europäischen Kontinents geprägt haben und weiterhin prägen.

Die internationale Baltikumforschung [ 2 ] leidet seit jeher an einer Konzentration auf die eigene Region, die nur allzu oft Russland ausblendet, aber auch daran, dass baltische Geschichte meist aus der jeweiligen ethnozentrischen Perspektive geschrieben wird. [ 3 ] Als Ausnahme von dieser Regel können die neueren Arbeiten von Ulrike von Hirschhausen und Mark Hatlie gelten, die sich aber thematisch auf Modernisierungsprozesse im multiethnischen Riga um die Jahrhundertwende bzw. auf nationale Repräsentationsformen in den Kriegswirren 1914-1920 konzentrieren. [ 4 ] Für die internationale Russlandforschung, die sich in vielen Randgebieten des multinationalen Staats engagiert, [ 5 ] gilt letztlich Ähnliches: Die baltische Peripherie führt ein stiefmütterliches Dasein. Hier stellt die kürzlich erschienene Dissertation von Andreas Renner zum russischen Nationalismus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Ausnahme von der Regel dar, da hier die Bedeutung des Konflikts zwischen russischen Journalisten und Vertretern der deutschbaltischen Elite in den Ostseeprovinzen für das russische nation-building hervorgehoben wird – Esten und Letten spielen freilich keine Rolle. [ 6 ] 

Auch fehlen andersnationale Sichtweisen des Baltikums als Geschichtsregion – weder schwedische noch russische Historiografie hat sich hier mit nennenswertem Erfolg betätigt. [ 7 ] Allein von polnischer Seite sind vereinzelt nationalhistoriografische Studien zu vermelden. [ 8 ] Die estnische Historiografie beispielsweise greift auf Darstellungen der Zwischenkriegszeit zurück, um die eigene Geschichte unter nationalem Blickwinkel zu erläutern. Dem stehen neue Forschungsansätze gegenüber wie derjenige von Jörg Hackmann, [ 9 ] der die Begriffsgeschichte des „Baltikums“ problematisiert und differenziert: geografisch, kulturell, politisch, religiös, sozial usw.

Festzustellen ist heute: Einzelne Epochen der baltischen Geschichte sind überrepräsentiert: Das 20. Jahrhundert ist stark vertreten, ebenso die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Einzeldarstellungen dominieren. Einzelne Historiografien konzentrieren sich auf die Sprachregionen, es fehlt eine historiografische interbaltische Kommunikation. Das hier vorgestellte Handbuch soll die geschilderten Defizite aufzeigen, aufbrechen und beseitigen. Es wird einen unverzichtbaren, zentralen Beitrag zur noch immer nicht geschriebenen Ostseegeschichte darstellen – zu einer Ostseegeschichte, die als Teil der allgemeinen Osteuropa- und Europageschichte begriffen werden muss. Die Geschichte des Baltikums muss in Europa eingeschrieben werden, nicht als nationale Geschichte, sondern als Teil der gesamteuropäischen Geschichtslandschaft.

Bislang liegen verschiedenartige Referenzwerke zum osteuropäischen Raum vor, die den Ansprüchen moderner Wissenschaft jedoch nur teilweise gerecht werden. Die von Klaus-Detlev Grothusen herausgegebenen Handbücher zum südosteuropäischen Raum sind in der Perspektive des Kalten Krieges verfasst und widerspiegeln die klassische Osteuropaforschung, in deren Mittelpunkt Vielvölkerstaaten und Einzelnationen standen (Ungarn, Türkei, Bulgarien, Zypern, Albanien). Die Handbücher zur russischen resp. polnischen Geschichte (letzteres im Entstehen) haben einen dezidiert langfristigen Reichsansatz im Blick und interessieren sich kaum für die peripheren Randregionen, wobei im Fall des Handbuches für die polnische Geschichte Litauen zu großen Teilen mitberücksichtigt wird. Selbst die weltweit führende Reihe der Cambridge Histories, die derzeit immerhin mehr als 10 Bände zur regionalen Geschichtswissenschaft (Ägypten, Afrika, Japan, chinesisches Kaiserreich, Innerasien, Südostasien, Skandinavien u.a.) umfasst, berücksichtigt weder Osteuropa noch Ostmitteleuropa, geschweige denn Nordost- oder Südosteuropa.

Aufklärung über die Geschichte dieses baltischen Raumes tut not – heute mehr denn je angesichts europäischer und globaler Herausforderungen. „Das Baltikum. Die Geschichte einer europäischen Region“ will aufklären über unterschiedliche Geschichte und Geschichten, will das Wissen um die eigene Historie und die anderer Menschen, Völker und Nationen im Baltikum transferieren, nicht mit dem Anspruch des 19. und 20. Jahrhunderts, in der Sichtweise der eigenen Ethnie, sondern unter modernen wissenschaftstheoretischen und methodologischen Fragestellungen. Internationalität der Autoren und Interdisziplinarität der Themen bilden die Grundlage bei der umfassenden Beleuchtung baltischer und darüber hinaus ost- bzw. gesamteuropäischer historischer Zusammenhänge.

Im Unterschied etwa zum Russland- und Polen-Handbuch wird die geplante Publikation nicht nur eine Synthesefunktion erfüllen, sondern als internationales Kooperationsprojekt deutscher, baltischer und andersnationaler Wissenschaftler die historische Forschung zu dieser Region auf eine neue Basis stellen. Es handelt sich zugleich um ein Forschungsprojekt, das von den Herausgebern, ausgewiesenen Baltikumhistorikern, koordiniert wie auch im ständigen Dialog mit einzelnen Autoren durchgeführt wird. 

Innerhalb der einzelnen Bände wird – über die Diskussion des Forschungsstandes hinaus – zu einschlägigen aktuellen Forschungsdiskussionen ausführlich Stellung genommen, der Bezug zur allgemeinen Geschichtswissenschaft hergestellt und damit die traditionelle Beschränkung auf die baltische Geschichtsregion durchbrochen. Hier werden die nationalen Autorenschaften gewissermaßen gespiegelt, Lücken aufgespürt und es wird im Sinne einer transnationalen, gesamtregionalen Perspektivierung gearbeitet. Dies betrifft Analysen und Diskussionen wie z.B. die Betrachtung der Einheit des Ostseeraums und die Brückenfunktion des Baltikums zu Russland. Weitere übergreifende Themenfelder werden systematisch behandelt. Folgende Fragestellungen gilt es zu berücksichtigen: Ostseeraum als Geschichtsregion – Eroberung als Entwicklungsbruch – Kolonialismus – Hanse als NGO – Handel und Mission als Motivstränge – Europäisierung – soziale Schichtung und wirtschaftliche Struktur – Bildung – Reformation – Konfessionalisierung – Leibeigenschaft – Aufklärung - Sprache und (Volks-)Kultur – Fremdherrschaft – nationales Erwachen – Germanisierung – Russifizierung – (singende) Revolution – Multikulturalität – mental maps – Kollaboration – Totalitarismus – Diktatur – Freiheitskampf – Nationalstaat – Historiografie als politischer Auftrag – Mentalitäten – Minderheiten – Erinnerungsorte und Memoiren – Oral History – Genderforschung – Postkolonialismus u.a.m.

Zeitplan

Das Projekt ist in der Schreibphase auf vier Jahre angelegt, beginnend mit dem 1. Dezember 2007, und wird durchgeführt von den drei Herausgebern, angesiedelt wird das Projekt am Nordost-Institut Lüneburg unter Federführung des Herausgeberkollegiums. Eine Gesamttagung aller Autoren soll im 9. Monat der Förderung (möglichst in Estland) stattfinden, an der ca. 30 Personen teilnehmen werden. Hier sollen alle erforderlichen Parameter auf der Grundlage der vorliegenden Gliederung mit den Autoren diskutiert und besprochen werden. Ein erster Workshop für die Autoren von Bd. 1 soll im 24. Monat der Förderung (in Lettland) stattfinden, an dem ca. 10 Personen teilnehmen werden und auf dem die Autoren ihre Kapitel vorstellen, diskutieren und Anregungen für die Endfassung erhalten sollen. Im 27. Monat der Förderung sollen die Skripte für Bd. 1 bei der Redaktion eingehen.

Ein zweiter Workshop für die Autoren von Bd. 2 soll im 27. Monat der Förderung (in Estland) stattfinden, an dem ca. 14 Personen teilnehmen werden und auf dem die Autoren ihre Kapitel vorstellen, diskutieren und Anregungen für die Endfassung erhalten sollen. Im 30. Monat der Förderung sollen die Skripte für Bd. 2 bei der Redaktion eingehen.

Ein dritter Workshop für die Autoren von Bd. 3 soll im 30. Monat der Förderung (in Litauen) stattfinden, an dem ca. 16 Personen teilnehmen werden und auf dem die Autoren ihre Kapitel vorstellen, diskutieren und Anregungen für die Endfassung erhalten sollen. Im 33. Monat der Förderung sollen die Skripte für Bd. 3 bei der Redaktion eingehen.

Die folgende Zeit wird zur Endredaktion der Texte (formale, sprachliche, inhaltliche Bearbeitung und Vereinheitlichung, Absprachen mit den Autoren, Erstellung von Druckvorlagen, Koordination mit Druckerei bzw. Verlag) durch die Herausgeber verwendet. Hier ist die zusätzliche Tätigkeit von fachwissenschaftlichen Redakteuren denkbar.

Publikation, Öffentlichkeit

Während der gesamten Laufzeit des Projekts soll eine Web-site mit einer Beschreibung des Inhalts und den Zielsetzungen des Projekts sowie aktuellen Informationen, bibliografischen Übersichten, Texten mit Teilergebnissen etc. unterhalten werden.

Für die Publikation des vorgestellten Projekts hat der Hiersemann Verlag Stuttgart, der mit der Publikation des Handbuchs zur Geschichte Russlands über einschlägige Erfahrungen verfügt, sein Interesse bekundet.

Autoren

Das Projekt legt Wert auf eine internationale Zusammensetzung der Mitarbeiter. Beteiligt sind aus Deutschland 17 Mitarbeiter, aus dem Baltikum 21 (10 aus Estland, 7 aus Lettland, 4 aus Litauen) und aus anderen Ländern 7 (Russland, Dänemark, Finnland, Polen, USA und Großbritannien).

Die Koordination und Durchführung der organisatorischen und editorischen Aufgaben wird vom Herausgebergremium wahrgenommen.

Anmerkungen

1) Genannt seien hier die Forschungsarbeiten von Klaus Zernack (z.B. Stand und Aufgaben beziehungsgeschichtlicher Forschung in Nordosteuropa, in: Geschichtsbild in den Ostseeländern 1990. Stockholm 1991, S. 99-106; Der europäische Nordosten als Geschichtsraum, in: Bibliotheca Baltica. Symposium vom 15. bis 17. Juni 1992 in der Bibliothek der Hansestadt Lübeck im Rahmen der Initiative ARS BALTICA, hrsg. v. Jörg Fligge u. Robert Schweitzer. München 1994, S. 26-34; Im Zentrum Nordosteuropas, in: Journal of Baltic Studies XXXIII [2002], Nr. 4, S. 369-383), von Stefan Troebst (z.B. Nordosteuropa: Begriff – Traditionen – Strukturen, in: Mare Balticum [1996], S. 7-14; Nordosteuropa: Geschichtsregion mit Zukunft, in: Nordeuropa Forum 1 [1999], S. 53-69) oder Jörg Hackmann (z.B. Not only „Hansa“. Images of History in the Baltic Sea Region, in: Mare Balticum [1996], S. 23-35; The Baltic World and the Power of History, in: Anthropological Journal on European Cultures 5 [1996], H. 2, S. 9-33; Ethnos oder Region? Probleme der baltischen Historiographie im 20. Jahrhundert, in: Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung 50 [2001], S. 531-556; From „Object“ to „Subject“. The Contribution of Small Nations to Region-building in North Eastern Europe, in: Journal of Baltic Studies XXXIII [2002], Nr. 4, S. 412-430; Past Politics in North-Eastern Europe: The Role of History in Post-Cold War Identity Politics, in: Post-cold War Identity Politics. Northern and Baltic Experiences, hrsg. v. Marko Lehti u. David J. Smith. London 2003, S. 78-100; ders. u. Robert Schweitzer: Introduction: North Eastern Europe as a Historical Region, in: Journal of Baltic Studies XXXIII [2002], Nr. 4, S. 361-368) und Ralph Tuchtenhagen (Nordosteuropa. Begriff und Raumabgrenzung, in: Studienhandbuch Östliches Europa. Bd. 1: Geschichte Ostmittel- und Südosteuropas, hrsg. v. Harald Roth. Köln 1999, S. 73-80; The best [and the worst] of several worlds: The shifting historiographical concept of northeastern Europe, in: European Review of History/Revue européenne d’Histoire 10 [2003], H. 2: Geschichtsregionen, hrsg. v. Stefan Troebst, S. 362-374; Zentralstaat und Provinz im frühneuzeitlichen Nordosteuropa [im Druck]).

2) Vgl. die auf die politische und administrative Geschichte konzentrierten Arbeiten: Michael Haltzel, Der Abbau der ständischen Selbstverwaltung in den Ostseeprovinzen Rußlands 1855-1905. Marburg 1977 (Marburger Ostforschungen. 37); Russification in the Baltic Provinces and Finnland, 1855-1914, hrsg. v. Michael H. Haltzel u. Edward C. Thaden. Princeton 1981; Edward C. Thaden, Russia’s Western Borderlands, 1710-1870. Princeton 1984; Finland and the Baltic Provinces in the Russian Empire. Special Issue, hrsg. v. Toivo U. Raun u. Edward C. Thaden, in: Journal of Baltic Studies XV (1984), S. 87-227.

3) Dies gilt sowohl für die neueren deutschsprachigen Arbeiten (Baltische Länder, hrsg. v. Gert v. Pistohlkors. Berlin 1994; Michael Garleff, Die baltischen Länder. Estland, Lettland, Litauen vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Regensburg 2001) als auch für die englischsprachigen Werke aus exilbaltischer Feder: Toivo U. Raun, Estonia and the Estonians. 2. Aufl., Stanford 1991; Andrejs Plakans, The Latvians. A Short Story. Stanford 1995 (vgl. die Rezension in: Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung 47 [1998], S. 603f.). Diese einseitige Perspektive findet sich trotz des Titels auch bei Anders Henriksson, The Tsar’s Loyal Germans. The Riga German Community: Social Change and the Nationality Question 1855-1905. Boulder 1983, und in der hervorragenden Studie von Heide W. Whelan, Adapting to Modernity. Family, Caste and Capitalism Among the Baltic German Nobility. Köln (u.a.) 1999 (vgl. die Rezension von Karsten Brüggemann in: Das Historisch-politische Buch 47 [1999], S. 519).

4) Ulrike von Hirschhausen, Die Wahrnehmung des Wandels: Migration, soziale Mobilität und Mentalitäten in Riga 1867-1914, in: Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung 48 (1999), S. 475-523; dies., Stand, Nation und Reich: Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen im lokalen Raum Ostmitteleuropas. Das Beispiel Riga 1860-1914, in: Nationalismen im Vergleich, hrsg. v. ders. u. Jörn Leonhard. Göttingen 2001, S. 372-397; dies., Die Grenzen der Gemeinsamkeit. Deutsche, Letten, Russen und Juden in Riga 1860-1914 Göttingen 2006; Mark R. Hatlie, Die Welt steht kopf. Die Kriegserfahrung der Deutschen in Riga 1914-1919, in: Jahrbuch des baltischen Deutschtums 49 (2002), S. 175-202; ders., Flags and Bayonets. Mass Celebrations in Riga, 1910-1920, in: Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung 49 (2002), S. 475-499.

5) Wichtig für den polnisch-litauischen Bereich Theodore R. Weeks, Nation and State in Late Imperial Russia. Nationalism and Russification on the Western Frontier, 1863-1914. De Kalb/Ill. 1996. Zu Finnland vgl. Robert Schweitzer, Autonomie und Autokratie: Die Stellung des Großfürstentums Finnland im russischen Reich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (1863-1899). Giessen 1978 (Marburger Abhandlungen zur Geschichte und Kultur Osteuropas. 19) sowie ders., The Rise and Fall of the Russo-Finnish Consensus: the History of the „Second“ Committee on Finnish Affairs in St. Petersburg (1857-1891). Helsinki 1996 (Hallintohistoriallisia tutkimuksia. 23).

6) Andreas Renner, Russischer Nationalismus und Öffentlichkeit im Zarenreich 1855-1875. Köln (u.a.) 2000 (Beiträge zur Geschichte Osteuropas. 31).

7) Eine Ausnahme stellt der russische historiografische Blick auf Polen-Litauen dar; vgl. zusammenfassend: Zapadnye okrainy Rossijskoj imperii, hrsg. v. Michail Dolbilov u. Aleksej Miller. Moskva 2006.

8) Jan Lewandowski, Estonia. Warszawa 2001; ders., Historia Estonii. Wroclaw 2002.

9) Jörg Hackmann, Was bedeutet „baltisch“? Zum semantischen Wandel des Begriffs im 19. und 20. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Erforschung von mental maps, in: Buch und Bildung im Baltikum. Festschrift für Paul Kaegbein zum 80. Geburtstag, hrsg. v. Heinrich Bosse, Otto-Heinrich Elias u. Robert Schweitzer. Münster 2005 (Schriften der Baltischen Historischen Kommission. 13), S. 15-39; vgl. hierzu auch Karsten Brüggemann, Leaving the „Baltic“ States and „Welcome to Estonia“: Re-Regionalizing Estonian Identity, in: European Review of History 10 (2003), S. 343-360 (Topical issue: Geschichtsregionen: Concept and Critique, hrsg. v. Stefan Troebst).

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