Humboldt-Universität zu Berlin - Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Nordeuropa-Institut

Strindbergiana - Strindberg in Berlin

 
 

Stettiner Bahnhof

Am 1. Oktober 1892 triff August Strindberg auf dem Stettiner Bahnhof in Berlin ein, wo er von seinem Freund Ola Hansson und den Schriftstellern Stanislav Przybyszewski und Adolf Paul empfangen wird. Das Reisegeld für den mittellosen Strindberg hat Hansson gesammelt, der sich seit längerem auch darum bemüht, Kontakte zu Verlegern und Theaterleuten herzustellen und Strindberg einem deutschen Publikum bekannt zu machen.

Friedrichshagen, Lindenallee 2

Strindbergs erstes Domizil in Berlin befindet sich in der Lindenallee 2 in Friedrichshagen, von ihm ironisch mal als Friedrichsruh, mal als Friedrichshölle tituliert. Ola Hansson und seine Frau Laura Marholm bringen Strindberg in einer Nachbarwohnung im eigenen Haus unter und führen ihn in den Kreis der Friedrichshagener Künstler und Intellektuellen ein.

Friedrichshagen, Müggelschloss

Schon vor der Gründung des berüchtigten Schwarzen Ferkel-Kreises versammeln sich die Friedrichshagener Künstler zu feucht-fröhlichen Runden. An seinen neuen Vertrauten, den finnischen Schriftsteller Adolf Paul, schreibt Strindberg am 7. Oktober 1892: „Wenn Strindberg Geld kriegt, kriegt auch Paul och Przybyszewski, und Priapus will im Müggelschloss den todten Russen bei frei klavieren tanzen.“

Neue Wilhelmstraße 2

Strindberg glaubt sich von den Hanssons ausgenutzt. Ohne Ankündigung verlässt er Mitte November die Friedrichshagener Wohnung und zieht in eine Pension in der Neuen Wilhelmstraße im Zentrum Berlins.

Potsdamerstraße

Nach einer kurzen Reise nach Weimar bezieht Strindberg Mitte Dezember in der Potsdamerstraße Quartier, wo er bis Anfang Februar 1893 wohnt.

Zum Schwarzen Ferkel
Ecke unter den Linden/Neue Wilhelmstraße

„Das ‚Schwarze Ferkel’“ schreibt der Journalist Theodor Wolff, der dort hin und wieder verkehrt, „war damals eine winzige Weinkneipe in der verlängerten Wilhelmstraße, dicht bei den ‚Linden’ zu ebener Erde gelegen, nur aus zwei Räumen bestehend, links vom Eingang das Komptor mit Weinfässern, rechts ein kleines Zimmer mit einem einzigen Tisch. Strindberg und Munch hatten über der Tür die baumelnde ausgestopfte Haut eines schwarzen Ferkels gesehen, sie waren eingetreten, waren Dauergäste geworden, hatten dem Lokal den Namen gegeben und fühlten sich dort um so mehr als privilegierte Herrscher, weil der Wirt ein warmes Herz für die Literatur und die Kunst hatte, die ihm erwiesene Ehre nicht verkannte, auf Zahlung der Schulden nicht drängte und gelegentlich ein von Strindberg dickfarbig gemaltes Bild, das ein Meer veranschaulichen sollte und auch eine Wiese darstellen konnte, zum Ausgleich der unerledigten langen Rechnung für Wein und Kognak entgegen nahm.“

Equitablepalast
Ecke Friedrichstraße/Leipziger Straße

Am 23. Dezember 1892 eröffnet Edvard Munch im Equitablepalast, ein neues Büro- und Geschäftshaus Ecke Friedrichstraße/Leipziger Straße, eine eigene Ausstellung. An strategischer Stelle platziert er ein Porträt Strindbergs, mit dem er sich und den schwedischen Schriftsteller als skandinavische Avangarde präsentiert. Strindberg schreibt über die Ausstellung in einem Brief an Tavastjerna: „I dag öppnar Munch sin utställning ånyo för at slo nya slag för den Skandinaviska Renässansen.“

Lindenhotel
Kleine Kirchgasse 2-3

Anfang Februar zieht Strindberg in das von Adolf Paul und anderen Skandinaviern frequentierte Lindenhotel. In seiner Berliner Zeit beschäftigt Strindberg sich vor allem mit Malerei und naturwissenschaftlichen Experimenten, die in sein Werk Antibarbarus einfließen.

Lessing Theater

1890, noch vor Strindbergs Berlin-Aufenthalt, plant das Lessing Theater als erstes deutsches Strindbergdrama, sein Stück Der Vater zu inszenieren. Es wird jedoch von der Zensur verboten und daraufhin von der „Freien Bühne“ im Residenztheater aufgeführt.

Residenztheater

Im Oktober 1890 wird Der Vater von der „Freien Bühne“ im Berliner Residenztheater aufgeführt. Der Kritiker Karl Frenzel bezeichnet das Stück als „eines jener pathologisch merkwürdigen, peinlichen und verschrobenen nordischen Stücke, die in Schweden, Norwegen und Dänemark zweifellos aus gewissen Erscheinungen des Volkslebens und der literarischen Bewegung hervorgegangen sind, für uns und unsere Gesetze, Sitten und Gewohnheiten aber gar keine Wirkung haben.“

1893, während Strindbergs Aufenthalt in Berlin, inszeniert Siegmund Lautenburg am Residenztheater Strindbergs Stücke Fordringsägare, Första varningen (Herbstzeichen) und Inför döden (Vor dem Tode).

Schlosscafé
Pankow

Nach seiner Heirat mit Frieda Uhl verbringt Strindberg einige Wochen in Helgoland und London, dann auf Rügen und bei der Familie seiner Frau im österreichischen Mondsee. Wieder in Berlin lebt er, wie er schreibt, „vorläufig unter dem Himmelsdach“ im Schlosskafé in Pankow, wo er den „wilden Mann“ Richard Dehmel zu treffen hofft. An Adolf Paul schreibt er am 13. August 1893: „Invandrat i Pankow som är mycket bättre än ryktet. [...] Pankow är finare än Friedrichshagen och 15 minuters resa.“

Pensionat Müller v. d. Werra
Albrechtstrasse 9a

Am 15. August beziehen Strindberg und Frida Uhl Adolf Pauls Zimmer in der Pension in der Albrechtstr. 9a, wo einige der Berliner Bekannten wohnen. Geplant ist nur ein kurzer Aufenthalt, doch erst im Oktober verlassen die Strindbergs Berlin.

 

 

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