Humboldt-Universität zu Berlin - Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Nordeuropa-Institut

Thomas Mohnike
Leerstellen barocker Repräsentation. Der Paratext in den Ausgaben von Stiernhielms Hercules und sein Einfluss auf die Interpretation

Durch den Vergleich aller bisherigen Werkausgaben des Hercules von Georg Stiernhielm wurde festgestellt, dass sich signifikante historische Unterschiede zwischen den Ausgaben feststellen lassen: Während bis 1727 zumeist drei Epigramme und ein Glossar auf den Text der Allegorie über das Motiv des 'Herkules am Scheidewege' folgen, werden in den Ausgaben nach 1808 diese Texte zumeist nicht mehr wiedergegeben. Zwischen 1727 und 1808 erschien keine Ausgabe. Meine Arbeit verfolgt das Ziel nachzuweisen, dass die genannten Texte historisch gesehen als ein Werk zu begreifen sind. Insbesondere die Epigramme provozieren als Peritext eine Re-Lektüre des Haupttextes, die die Mehrstimmigkeit des Gesamtwerks offenbart. Die Sinnebenen sind gemäß der Lehre vom vierfachen Schriftsinn angelegt. Neben dieser Form der institutionalisierten Mehrstimmigkeit ist jedoch auch Mehrdeutigkeit im Sinne versteckter politischer Stellungnahme für Ideologeme, die erst einige Jahrzehnte nach der ersten Drucklegung des Textes im allgemeinen Diskurs dominant wurden.

 

[Magisterarbeiten im Fachteil Neuere skandinavische Literaturen 2000]