Humboldt-Universität zu Berlin - Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Nordeuropa-Institut

Sten Berglund:
Bericht: Dag-Hammarskjöld-Stiftungsgastprofessur 2007/2008

 

 

Mein dreijähriger Vertrag als Dag-Hammarskjöld-Stiftungsgastprofessor am Nordeuropa-Institut der Humboldt-Universität zu Berlin lief vor knapp einem Monat aus, hier folgt mein Schlussbericht.

1. Lehrveranstaltungen

Mein letztes Jahr als Dag-Hammarskjöld-Gastprofessor war aus verschiedenen Gründen hektischer als die beiden vorangegangenen Jahre: Vier Kurse und Seminare, zwei Lehrveranstaltungen pro Semester, wurden im Verzeichnis der Lehrangebote des Nordeuropa-Instituts angeboten. Das ist zwar weniger als mein Lehrangebot im Jahr davor umfasste. Hinzukamen aber zwei Seminare im Wintersemester 2007/2008 – beide zum Thema der europäischen Integration im Ostseeraum –, die im Rahmen eines internationalen Magister-Programms (Erasmus-Mundus) angeboten wurden, mein „Normal-Angebot“ am Instituts wurde dementsprechend reduziert. Lehrangebote im WS 2007-2008

  • 1. Einführung in die schwedische und nordische Politikwissenschaft
  • 2. Demokratins problem (Die Probleme der Demokratie)

Lehrangebote im SS 2008

  • 1. Borders of Europe (Die Grenzen Europas)
  • 2. Stat, nation och integration i Östersjöregionen (Staat, Nation, Integration im Osteseeraum)

Die im Kursiv angegebenen Kurse und Seminare wurden in schwedischer oder englischer Sprache angeboten. Das große Interesse am Unterricht in englischer Sprache lässt sich im Lichte von deren Bedeutung auf internationaler Ebene erklären. Das große Interesse am Unterricht in schwedischer Sprache ist dagegen an einem Nordeuropa-Institut in Deutschland eine Selbstverständlichkeit. Ich bin auch nach drei Jahren am Institut von den guten Sprach- und Sachkenntnis-sen vieler Skandinavistikstudierender sehr beeindruckt und freue mich darüber dazu einen Beitrag – sei es auch nur ein kleiner – geleistet zu haben.

Was Gastvorlesungen betrifft muss in Betracht gezogen werden, dass die Hammarskjöld-Professur nicht so großzügig dotiert ist wie die norwegische Heinrich-Steffens-Professur. Ich habe deshalb – im Vergleich zu dem norwegischen Kollegen – nur wenige Gastwissenschaftler einladen können. Das Angebot von Gastvorlesungen ist an der Humboldt-Universität groß und Studierende gehen heutzutage im Allgemeinen mit ihrer Zeit sparsam um. Große Anziehungskraft auf das Publikum hatten nur die Vorträge von Pär Nuder, dem ehemaligen Finanzminister Schwedens, und Carl Tham, dem ehemaligen schwedi-schen Botschafter in Deutschland. Gäste wie Professor Dr. Torbjörn Bergman (Umeå), Professor Dr. Mats Lindberg (Örebro) und Ulf Lindström (Åbo und Norrtälje) mussten sich mit einer erheblich geringeren Anzahl von Zuhörern abfinden.

2. Betreuung und sonstige Verpflichtungen

Zu den Verpflichtungen eines Professors gehört auch die Betreuung von Studierenden und Doktoranden. Die Anzahl der zu begutachtenden Bachelor- und Magisterarbeiten war im vergangenen akademischen Jahr besonders hoch, und ich habe darüber hinaus zwei Doktoranden in Deutschland, vier in Schweden, und einen in Norwegen betreut. Einer davon – Sebastian Stålfors – promovierte im April diesen Jahres in Örebro; die zwei deutschen Doktoranden (Karl-Johan Blydal und Inken Dose), einer der schwedischen Doktoranden (Fredrik Bonander) und der norwegische Doktorand (Terje Knutsen) werden – so weit ich das jetzt beurteilen kann – innerhalb der kommenden zwölf Monate promovieren.

Darüber hinaus habe ich Kandidaten, die sich um ausgeschriebene Professur bewarben, begutachtet und an Promotionsverfahren in Schweden teilgenommen. Im Dezember 2007 war ich Opponent bei einer Promotion an der Universität Östersund, und im Frühjahr 2008 begutachtete ich die Kandidaten, die sich um einen Lehrstuhl der politischen Soziologie an der Hochschule in Dalarna beworben hatten.

3. Forschung und Publikationen

Dank einer zusätzlichen Förderung durch die schwedische Reichsbank-Stiftung (Riksbankens Jubileumsfond) hatte ich an der Humboldt-Universität erheblich verbesserte Forschungsvoraussetzungen: An die Hammarskjöld-Professur wurden nämlich ab dem 1.8. 2006 zwei Postdocs angebunden, Dr. Kjetil Duvold und Dr. Carsten Schymik, beide Politologen mit Meriten im Bereich der vergleichenden Politik. Wir drei haben, zusammen mit Dr. Joakim Ekman (Örebro und Stockholm), besonders im vergangenen akademischen Jahr intensiv an einem Buchmanuskript zum Thema: Where Does Europe End gearbeitet. Das Buch erscheint Anfang nächsten Jahres beim Edward Elgar Verlag in Cheltenham, Großbritannien; der Verlag hat bereits mehrere meiner früheren Publikationen veröffentlicht. Ein Blick auf das Inhaltsverzeichnis der kommenden Arbeit kann hier angebracht sein:

Where Does Europe End? Borders, Limits and Direction of the EU

  • 1. Introduction
  • 2. A Hybrid Regime
  • 3. European Federalism and its Forerunners
  • 4. Borders of Europe
  • 5. Traces of a European Society
  • 6. Limits of the European Union
  • 7. Conclusions

Von den insgesamt sieben Kapiteln, trage ich die Hauptverantwortung für die zwei ersten, das fünfte und das letzte. Die drei jüngeren Mitarbeiter sind für die drei übrigen Kapitel zuständig: Schymik für Kapitel 3, Duvold für Kapitel 4 und Ekman für Kapitel 6. Betont werden muss, dass es hier um eine Monographie geht. Die vier Verfasser – Berglund, Duvold, Ekman und Schymik – stehen hinter dem Ganzen, unabhängig davon wer was zuerst entworfen hat. Herausgeber gibt also keine.

 

Zu den während meiner Zeit an der Humboldt-Universität verfassten Publikationen nenne ich hier nur drei Arbeiten: das gerade erwähnte Buch Where Does Europe End: Borders, Limits and Direction of the EU, das Anfang nächsten Jahres erscheinen wird; den Beitrag von Joakim Ekman und mir zur Festschrift für Professor Dr. Walter Rothholz; und die von Walter Rothholz und mir herausgegebene Publikation zur Symbol und Realität.

4. Publikationen

  • mit Joakim Ekman, Henri Vogt und Frank Aarebrot (2006), The Making of the European Union: Foundations, Institutions and Future Trends, Cheltenham, Edward Elgar.
  • (2006), “Le soutien à l´union européenne”, in Charles Franck (Hrsg.), L´union européenne et son contexte constitutionnel: union politique et légitimité. II Enjeux économiques externes et internes, Annales d´études européennes de l´Université catholique de Louvain, Vol. 8, Bruxelles, Editions Bruylant.
  • mit Joakim Ekman (2006), “The State of Political Science in Sweden”, in Hans-Dieter Klingemann (Hrsg.), The State of Political Science in Western Europe, Opladen, Barbara Budrich Publishers.
  • Richard Rose, Sten Berglund und Neil Munro (2006), “Baltic Identities and Interests in a European Setting: A Bottom-Up Perspective”, in John McCarry and Richard Keating, Hrsgg., European Integration and the Nationalities Question, New York, Routledge.
  • Sten Berglund, Bernd Henningsen, Mai-Brith Schartau, Hrsgg. (2007), Political Culture: Values and Identities in the Baltic Sea Region, Berlin, Berliner Wissenschafts-Verlag.
  • mit Joakim Ekman (2007), “Political Cleavages: Evidence from Central and Eastern Europe”, zur Veröffentlichung in einem Handbuch, hrsg. von Stefan Immerfall.
  • Joakim Ekman und Sten Berglund (2008), “Patterns of Political Attitudes in Europe”, in Festschrift für Walter Rothholz, Greifswald.
  • Walter Rothholz und Sten Berglund (2008), Hrsgg., Vom Symbol zur Realität, Berlin, Berliner Wissenschafts-Verlag.
  • Sten Berglund, Kjetil Duvold, Joakim Ekman und Carsten Schymick (2009 im Erscheinen), Where Does Europe End: Borders Limits and Direction of the EU, Cheltenham, Edward Elgar.

 

Örebro, den 30. Oktober 2008
Sten Berglund