Humboldt-Universität zu Berlin - Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Nordeuropa-Institut

Disputationen – Jahresbericht 2004

 

Svend Moeller: Kontrollen im öffentlichen Recht und Demokratiegebot in Schweden – eine Besonderheit in Europa (30. Juni; Bernd Henningsen)

In der Dissertation wird eine schwedische Verwaltungsbesonderheit dargestellt und analysiert – das langjährige Fehlen eines selbständigen Gerichtssystems im Bereich des öffentlichen Rechts. Erst europäischer Druck führte zu grundlegenden Änderungen und ermöglichte einen Individualschutz entsprechend der europäischen Rechts- und Verwaltungstradition. Explizit wird das schwedische Demokratieverständnis untersucht, das eine verwaltungsinterne Kontrolle und die Institution des Ombudsmannes gegenüber einem unabhängigen Gerichtswesen vorzieht.

 

Hendriette Kliemann: Koordinaten des Nordens: wissenschaftliche Konstruktionen einer europäischen Region 1770–1850 (2. Juli; Bernd Henningsen/Thorsten Nybom)

Die europäischen Vorstellungen vom Norden sind bis Ende des 18. Jahrhunderts von einem durch das antike Weltbild geprägten Nord-Süd-Dualismus bestimmt, wobei der Norden vom Atlantik bis nach Asien reichen kann. Um 1800 verengt sich die geographische Reichweite: Der Norden wird als skandinavisch/ germanischer Norden konstruiert und mit neuen, kulturellen Inhalten versehen. Entscheidenden Anteil an diesem Wandel haben die Wissenschaften. Aus ihrem zunächst aufklärerischen und kosmopolitischen Projekt ‘Norden’ wird Mitte des 19. Jahrhunderts eine ideologische Konstruktion.

 

Doreen Siegfried: Zur (Ir)Relevanz von Kultur in deutsch-schwedischen Wirtschaftsgesprächen. Eine empirische Untersuchung sprachlicher Verfahren (2. Dezember; Antje Hornscheidt)

Die Arbeit beantwortet die Frage, ob und in welcher Weise Kultur in Wirtschaftsgesprächen zwischen deutschen und schwedischen Erstsprachler/inne/n für die konversationelle Organisation von Verständigung von Relevanz ist. Das Korpus der empirischen Untersuchung bildet eine Kollektion natürlicher Telefongespräche aus dem Unternehmensalltag zwischen deutschen und schwedischen Erstsprachler/inne/n. Die Untersuchung stützt sich auf die ethnomethodologische Konversationsanalyse sowie den soziolinguistischen Kontextualisierungsansatz. Die Analyse zeigt, dass Kultur in dem untersuchten Korpus in einigen wenigen Fällen als Ressource der prospektiven Verstehenssicherung und kooperativen Beziehungsarbeit genutzt wird, aber nicht die in der Interkulturellen-Kommunikations-Forschung beschriebene Relevanz hat.

 

Leena-Kaarina Williams: Zur Konstruktion einer Region: Die Neuerfindung politischer, kultureller und wirtschaftlicher Gemeinschaften im Ostseeraum (14. Dezember; Bernd Henningsen)