Humboldt-Universität zu Berlin - Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Nordeuropa-Institut

Veranstaltungen des Institutes – Jahresbericht 2004

 

Einen offiziellen Gründungstermin des Nordeuropa-Instituts gibt es nicht. Doch die Zusammenlegung der Skandinavistiken der Freien Universität und der Humboldt-Universität im Herbst 1994 war Anlass genug, das zehnjährige Bestehen des Nordeuropa-Instituts am 3. Dezember mit einem Festkolloquium zur Fachgeschichte zu feiern. Die Vorträge skandinavischer und deutscher Wissenschaftler/innen, die am Institut gelehrt und/oder geforscht haben, fokussierten Tradition und Wandel in Forschung und Lehre innerhalb der deutschen Skandinavistik sowie speziell an der Humboldt-Universität.

Neben den Mitarbeiter/inne/n und Studierenden des NI, denen ein Dies Academicus die Teilnahme am Kolloquium ermöglichte, konnten zahlreiche Gäste aus den skandinavischen Ländern, den nordischen Botschaften, sowie ehemalige Studierende und Mitarbeiter/innen begrüßt werden.

Der Blick in die Zukunft war mittags möglich; hier wurde am selben Tag der Grundstein für den Um- und Neubau der Germanistischen Institute und des Nordeuropa-Instituts gelegt.

Natürlich fehlte auch das kulturelle und kulinarische Rahmenprogramm nicht. Ein studentisches Festkomitee hatte ein beeindruckendes Kuchenbüffet, einen Sektempfang mit weiteren Köstlichkeiten, eine Ausstellung, Buchpräsentation und eine gelungene norwegische Musikeinlage organisiert.

Der Erfolg dieser Veranstaltung bestätigt, dass die regional- und kulturwissenschaftliche Konzeption des Nordeuropa-Instituts erfolgreich ist, und dass die erfolgreiche Arbeit trotz der einschneidenden Kürzungen des letzten Jahres im Kern aufrecht erhalten werden kann.

Das Nordeuropa-Institut ist mit derzeit (noch) vier Professuren, seit 1998 zwei weiteren Stiftungsprofessuren und ca. 500 Studierenden das von der Ausstattung her größte skandinavistische Institut im deutschsprachigen Raum. Dabei kann die Berliner Universität auf eine Tradition der Nordistik verweisen, die bis zur Gründung der Hochschule am Anfang des 19. Jahrhunderts zurückreicht.

Das Fach ist für den Raum Berlin/ Brandenburg "Monopolfach". Die räumlich nächsten Universitäten mit einer ausgebauten Skandinavistik (sieht man von Poznan in Polen ab) sind heute Greifswald, Hamburg und Göttingen; in den neuen Bundesländern wird das Fach überhaupt nur noch in Greifswald angeboten.

Unter dem Dach des NI sind zz. die Sprachen Dänisch, Norwegisch, Schwedisch, Isländisch und Finnisch repräsentiert (und Litauisch sowie Saamisch mithilfe temporärer Lehraufträge). Lehre und Forschung umfassen die skandinavistische Mediävistik, die skandinavistische Sprachwissenschaft, die neueren skandinavischen Literaturen und – bisher einmalig in Deutschland – die skandinavistische Kulturwissenschaft; das Fach ist also nur an der HU in seiner gesamten Breite vertreten.

Das NI hat zum Wintersemester 2004/05 einen konsekutiven Studiengang Skandinavistik/Nordeuropa-Studien eingerichtet. In einer ersten Phase ist das Studium als Bachelormonofach und als Bachelorkombinationsfach möglich, ein darauf aufbauender Masterstudiengang ist in Vorbereitung. Mit der Bezeichnung des Studienganges soll kenntlich gemacht werden, dass die vermittelten Inhalte über die philologischen hinaus auch kultur- und geschichtswissenschaftliche Fragestellungen einschließen. Im Monofachstudium werden darüber hinaus neue Akzente gesetzt, indem mit Finnisch und Isländisch erstmals zwei bisher eher periphere Sprachen einen hohen Stellenwert zugewiesen bekommen. Die große Nachfrage gerade nach dem Monofachstudium zeigt, dass die Entscheidung für ein solches Studienkonzept richtig war. Daneben wird – derzeit allerdings aufgrund der Personalsituation am Nordeuropa-Institut ausschließlich über Drittmittelfinanzierung – weiterhin an der Einführung eines Masterstudienganges gearbeitet, der politische, kulturelle und ökonomische Aspekte der Ostseeregion zum Gegenstand hat und gemeinsam mit Universitäten aus dieser Region angeboten werden soll.

Dass es eine vertrauensvolle und intensive Zusammenarbeit mit den nordischen Botschaften in Berlin sowie den Verwaltungs- und Regierungsstellen von Bund und Land gibt, ist mehr als Indiz für die Richtigkeit der mit der Gründung des Instituts angestrebten Ausrichtung auf eine neue „nördliche Dimension“.

 

Bild
Stefanie von Schnurbein und Bernd Henningsen während des Festkolloquiums 10 Jahre Nordeuropa-Institut

 

Die Heinrich-Steffens-Vorlesungen sind als Forum für Forschungsprojekte und die Präsentation kultureller Themen gedacht, in dem Wissenschaftler/innen und kulturelle Persönlichkeiten Norwegens aktuelle Fragestellungen präsentieren. Die Vorlesungen dienen dem Gedankenaustausch zwischen Gästen aus Skandinavien, Lehrkräften und vor allem interessierten Studierenden des Nordeuropa-Instituts.

Im Sommersemester 2004 standen die Vorlesungen inhaltlich in enger Verbindung mit dem Hauptseminar Hauptstadtplanung und -architektur in Berlin und Oslo. Ein Vergleich sowie mit der Exkursion Hauptstadtplanung und -architektur in Oslo. Dazu wurden prominente norwegische und deutsche Experten aus dem Bereich der Stadtplanung und Architektur eingeladen:

  • Ulf Grønvald (Direktor des Architekturmuseums Oslo): Hauptstadtarchitektur in Oslo (26. April)
  • Inken Bühring (Baudirektorin im Bundesministerium für Verkehr-, Bau- und Wohnungs¬wesen): Hauptstadtplanung Berlin (27. April)
  • Gerald Bliem und Karen Selmer (Architekt und Architekturstudentin): Berlin release – space, occupation and tabula rasa (4. Mai)
  • Hilmar Lojewski (Abteilungsleiter in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Abteilung Städtebau und Projekte): Hauptstadtplanung Berlin (25. Mai)

Zum Wintersemester 2004/05 wurde die Professur neu besetzt; Prof. Jan Brockmann ging und Prof. Helge Høibraaten kam. Wie sein Vorgänger Jan Brockmann hat auch Helge Høibraaten viele interessante Gäste mit spannenden Vortragsthemen für die Vorlesung gewinnen können. In diesem Semester wurden zwei Themen behandelt:

Die von der norwegischen Regierung in Auftrag gegebene Demokratie- und Macht-Untersuchung 1998–2003, deren Resultate über 50 Bücher umfassen, wurde präsentiert durch den Leiter der Untersuchung, Prof. Øyvind Østerud vom Institut für Politikwissenschaft an der Universität Oslo sowie durch zwei Mitglieder der Forschergruppe, Prof. Hege Skjeie vom selben Institut und Prof. Fredrik Engelstad, Direktor des Instituts für Sozalforschung in Oslo.

Darüber hinaus wurden drei Verfasser von Biographien zu Vorträgen über ihre Bücher eingeladen, die alle 2004 erschienen sind und in Norwegen zu kontroversen Diskussionen geführt haben: die Historikerin Bodil Stenseth mit ihrem Buch Pakten. Munch – en familiehistorie über die Familie Edvard Munchs, der Philosoph Jørgen Sandemose mit Flyktningen. Aksel Sandemose – en biografi, einer Biographie über seinen Vater, den Verfasser Aksel Sandemose, und Knut Olav Åmås, Philosoph und Vorsitzender der norwegischen biographischen Gesellschaft, mit Mitt liv var draum über den Lyriker Olav H. Hauge.

  • Bodil Stenseth: Die Familie hinter Edvard Munch – ein Pakt im Zeitalter der 'Degeneration'? (26. Oktober)
  • Jørgen Sandemose: Biografi og metode (9. November)
  • Øyvind Østerud: Makt og demokrati (16. November)
  • Knut Olav Åmås (Redakteur der Zeitschrift Samtiden): Biografien – ein mogleg kjernesjanger i humanistik vitskan? (7. Dezember)

Innerhalb des Wintersemesters 2004/05 sind außerdem geplant:

  • Fredrik Engelstad (stellvertretender Leiter der Kommission zur Macht- und Demokratieuntersuchung): Makt- og demokratiutredningen 1998–2003 i sammenlignende perspektiv (18. Januar 2005)
  • Hege Skjeie (Mitglied der Kommission zur Macht- und Demokratieuntersuchung): Et feministisk perspektiv på Maktutredningens sluttrapport (1. Februar 2005)

 

Im Sommersemester arrangierte das Ostseekolleg Berlin eine viel beachtete Ringvorlesung Die Ostsee ein EU-Binnenmeer. Aktuelle Tendenzen in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und internationaler Zusammenarbeit mit einer Reihe von Experten aus der Ostseeregion zu Politik, Wirtschaft und Sozialem:

  • Axel Krohn (Führungsakademie der Bundeswehr, Hamburg): Zur Sicherheitspolitik in der Ostseeregion (26. April)
  • Ralph Tischer (Außenhandelskammer, Riga): Lage der Wirtschaft Estlands, Lettlands und Litauens im Jahr des EU-Beitritts (3. Mai)
  • Michael Rutkowski (Fa. Inno-Tech, Sonneberg): Energieprobleme nach Ignalina (10. Mai)
  • Anders Björnsson (Stockholm): Russia, Turkey and the Future of Europe A Scandinavian Point of View (19. Mai)
  • Lutz Mez (Forschungsstelle Umweltpolitik, FU-Berlin): Energiewirtschaft und Energiepolitik im Ostseeraum (24. Mai)
  • Manfred Kerner (FU-Berlin): Wissenschaftsbeziehungen im Ostseeraum (7. Juni)
  • Wulf Lapins (Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin): Die politischen Entwicklungen in den baltischen Ländern (14. Juni)
  • Kai-Olaf Lang (Stiftung Wissenschaft und Politik, Berlin): EU- und NATO-Osterweiterung und die sicherheitspolitischen Folgen (21. Juni)
  • Ainars Dimants (Universitätskolleg Valmiera): Der Ostseeraum und die Zukunft der EU aus lettischer Perspektive (5. Juli)