Kola-Sámi Documentation Project (KSDP): Linguistic and ethnographic documentation of the endangered Kola-Sámi languages
Ziel des Projektes ist die linguistische Dokumentation der bedrohten saamischen Sprachen in Russland. Dazu werden Sprachaufnahmen an verschieden Orten auf der Kolahalbinsel durchgeführt. Die Aufnahmen werden transkribiert und mit Übersetzungen sowie weiteren Annotation versehen. Eine ausführliche Beschreibung findet sich auf der Webseite des Projektes:
http://www2.hu-berlin.de/ksdp/
Die Projektmitarbeiterin Elisabeth Scheller (Umeå universitet) begann Anfang 2007 mit einer groß angelegten quantitativen Untersuchung der Sprachsituation bei den Saami in Russland. Sie hat dazu mit Hilfe von Fragebögen ca. 1000 Saami auf der gesamten Kolahalbinsel befragt.
Von November 2006–Mai 2007 arbeitete Joshua Wilbur im Rahmen des Dokumentationsprojektes an seiner Magisterarbeit zur Silbenstruktur und Betonung im Kildinsaamischen. Die Sprachdaten für diese Arbeit nahm er während eines einmonatigen Feldforschungsaufenthaltes auf der Kolahalbinsel im November/Dezember 2006 auf. Die Arbeit wurde im Juni 2007 eingereicht.
Neben der eigentlichen Sprachdokumentation kann das Projekt inzwischen auch mehrere praktische Resultate der Spracharbeit vorweisen. So führte E. Scheller mehrere Informationsveranstaltungen über die Sprachsituation und eine mögliche Revitalisierung der saamischen Sprachen in Russland durch.
Am 24. April organisierte das Dokumentationsprojekt in Lovozero ein Seminar zur Entwicklung einer einheitlichen Orthographie des Kildinsaamischen. Eingeladen waren saamische Lehrer und Mitglieder der saamischen Intelligenzija. Von unserer Seite teilgenommen haben Jurij Kusmenko, M. Rießler und E. Scheller. Während der Monate April, Mai, November, Dezember führte E. Scheller regelmäßig saamische Sprachzirkel mit älteren Sprachträgern und Kindern im Nationalen Kulturzentrum in Lujavv'r (Lovozero) durch.
Im August organisierten E. Scheller und M. Rießler ein zweiwöchiges Sprachcamp, bei dem drei saamische Jugendliche und zwei junge saamische Erwachsene von älteren saamischen Sprachträgern lernen sollten. Hauptzweck war der praktische Sprachunterricht für die jüngeren Saami. Aber E. Schellers und M. Rießlers aktive Teilnahme an dem Lager ermöglichte auch eine Reihe von hochinteressanten linguistischen und ethnologischen Aufnahmen.
E. Scheller möchte im Rahmen ihres Promotionsprojektes zur Revitalizierung des Kildinsaamischen gemeinsam mit saamischen Lehrern aus Lujavv'r auch im nächsten Jahr ein solches Sprachlager organisieren. Ein Projektantrag zur Finanzierung dieses Lagers wird im Dezember 2007 beim Saami Council eingereicht.
Als Praktikumsarbeit erstellt die Studentin des Nordeuropa-Instituts Anja Behnke zurzeit Sprachposter für den Saamischunterricht. Die Poster werden von der Druckerei der Humboldt-Universität zu Berlin gedruckt und sollen kostenlos an saamische Lehrer verteilt werden. Das erste fertige Poster kann von der Projektwebseite herunter geladen werden:
http://www2.hu-berlin.de/ksdp/EN/publications.html
Im Mai 2007 besuchte Nina Afanas'eva das Nordeuropa-Institut in Berlin und unterrichtete im Rahmen von M. Rießlers Kurs zur kolasaamischen Grammatik und Soziolinguistik an einem Wochenende Kildinsaamisch.
Über die Arbeit des Dokumentationsprojektes wurde mehrmals in der Lokalpresse von Lovozero sowie im lokalen Murmansker Fernsehen berichtet. Einige dieser Berichte stehen auf der Projektwebseite als Download zur Verfügung:
http://www2.hu-berlin.de/ksdp/EN/media.html