Humboldt-Universität zu Berlin - Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Nordeuropa-Institut

Exkursion 2017

 

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Fotos: Jan Hecker-Stampehl, Tomas Milosch, Filip Mitrovski, Alina Stober

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Finnlands Weg in die Unabhängigkeit –
Erinnerungsorte, Geschichtskultur, heutige Bedeutung

(12.–18. Juni 2017)

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Am 6. Dezember vor 100 Jahren erklärte das finnische Parlament die Unabhängigkeit Finnlands. Das ist nicht nur guter Grund für die Finnen zu feiern, sondern erwies sich auch als ideale Möglichkeit für 22 Student*innen des Instituts, unter der Leitung von Jan Hecker-Stampehl und Tomas Milosch das Land der tausend Seen genauer kennenzulernen.

In den sechs Tagen vom 12. bis 18. Juni trafen wir in Helsinki und Vaasa Historiker*innen, Forscher*innen, Politiker*innen sowie einen Journalisten und beschäftigten uns vor allem mit der Geschichte der Unabhängigkeit, aber auch mit der aktuellen politischen Lage, der Kunstgeschichte, Wirtschaft und Natur Finnlands, sowie der Beziehung zwischen Finnen und Finnland-Schweden.

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Der Tag der Hinreise beinhaltete für einen großen Teil der Gruppe einen mehrstündigen Zwischenaufenthalt in Riga, der von den meisten zum eigenständigen Erkunden der Stadt genutzt wurde, bevor es mit dem Flugzeug weiter nach Helsinki ging. Die zentrale Lage unseres Hotels begünstigte die Möglichkeit, in den Abendstunden die Innenstadt kennenzulernen.

Als erster Tag unseres Exkursionsprogramms umfasste der Dienstag Themen auf vier Stationen. Die Vorträge und Diskussionen wurden zum größten Teil auf Schwedisch gehalten. Für den ersten Vortrag ging es zu Svenska litteratursällskapet i Finland – kurz SLS, wo uns die Mitarbeiter*innen die gegenseitigen Einflüsse von Finnisch und Schwedisch näherbrachten, besondere Buchausgaben aus ihrer umfangreichen Bibliothek zeigten und das Online-Angebot der SLS, wie z.B. „Talko“, ein umfangreiches Korpus des gesprochenen Finnlandschwedischen, vorstellten.

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Umgeben vom durch Carl Ludvig Engel entworfenen klassizistischen Ensemble mit dem Dom von Helsinki, dem Senatsgebäude (heute Sitz des finnischen Ministerpräsidenten) und dem Hauptgebäude der Universität Helsinki (Helsingin yliopisto), empfing uns am Denkmal für Alexander II. auf dem Senaatintori die Historikerin und Lokalpolitikerin Laura Kolbe. Im großen Festsaal (Solennitetssalen) der Universität gab sie einen Überblick über die Geschichte der Stadt und der Universität, inklusive der Ereignisse, die 1918 zum finnischen Bürgerkrieg führten.

Anschließend trafen wir den Journalisten Heikki Aittokoski von der größten finnischen Tageszeitung Helsingin Sanomat, ehemaliger Korrespondent der Zeitung in Berlin. Wir nutzten die Möglichkeit, ihn zu befragen, wie die 100-jährige Unabhängigkeit in Finnland gefeiert und in den Medien aufgegriffen wird und wie es um die aktuelle politische Lage in Finnland steht. Nahezu zeitgleich mit dem Eintreffen der Exkursionsgruppe war es nämlich zu einer Regierungskrise gekommen, die sich aber noch im Laufe der Woche löste.

Das Tagesprogramm schloss mit einem Vortrag vom Historiker Prof. Henrik Meinander, bei dem wir einen Einblick in Historiska institutionen an der Helsingfors universitet, aber auch in die wichtigsten Erkenntnisse seiner jüngst erschienenen Mannerheim-Biografie bekamen.

Der Mittwoch begann mit dem Besuch des Kansallisarkisto/Riksarkivet. Der Forscher Pertti Hakala führte uns durch die Ausstellung „Pro Finlandia – Finlands väg till självständighetet. Synvinkel: Sverige, Danmark, Norge och Island“, die unzählige historische Objekte, Dokumente und Kunstwerke beinhaltet.

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Nach einer kleinen Kaffeepause trafen wir einen Vertreter des Komitees für Finnlands 100-Jahrfeier von der Valtioneuvoston kanslia/Statsrådets kansli, der uns das vielfältige und umfangreiche Programm für die ganzjährigen Feierlichkeiten mit Höhepunkt am 6. Dezember vorstellte: Unter dem Motto „Suomi 100: Yhdessä – tillsammans – together“ gibt es nicht nur in Finnland, sondern auch international Events wie z.B. eine reisende Sauna in den USA, Juhannus-Feste, Konferenzen (darunter eine am Nordeuropa-Institut), Ausstellungen und Konzerte, die das Land, seine Kultur und Geschichte repräsentieren.

Nachdem das Wetter bisher nur mäßig mitspielte, zeigte es sich pünktlich zu unserem Ausflug auf die im 18. Jahrhundert entstandene Inselfestung Suomenlinna/Sveaborg von seiner besten Seite. Die Student*innen unserer Gruppe erkundeten selbstständig die einst schwedische Anlage, die mit der Unabhängigkeitserklärung 1918 ihren jetzigen finnischen Namen bekam, und trafen sich zum Schluss an der Südseite für ein gemeinschaftliches Picknick an der Kuninkaanportti, der Königspforte.

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Der letzte Tag in Helsinki führte die Gruppe zunächst ins Ateneum, das als Teil der Finnischen Nationalgalerie und größtes Kunstmuseum Finnlands einen relevanten Teil der Kunstgeschichte zwischen 1700 und den 1970ern präsentiert. Neben der aktuellen Ausstellung über den bedeutenden Architekten und Designer Alvar Aalto, der u.a. auch ein Gebäude des Berliner Hansaviertels entwarf, zeigt es sowohl einige der bekanntesten finnischen Kunstwerke, als auch Gemälde internationaler Künstler wie Van Gogh und Munch.

Zum Abschluss unseres Helsinki-Programms besichtigten wir das Mannerheim-Museum im südlichen Botschaftsviertel Kaivopuisto. Die 1874 gebaute Residenz des finnlandschwedischen Militärs und Staatsmanns Carl Gustaf Emil Mannerheim stellt die Arbeits- und Privaträume samt Trophäen, Orden (u.a. aus Schweden, Dänemark, Russland, Deutschland und Frankreich) und viele andere Dokumente seines beeindruckenden und vor allem bewegten Lebens aus, und unsere Guides durch das Haus begeisterten durch detailliertes Wissen.

Die letzten Stunden vor der sechsstündigen Busfahrt nach Vaasa nutzten die Student*innen noch einmal selbständig, um u.a. ein Eis am Senaatintori zu genießen oder Souvenirs zu erwerben.

Bei der mitternächtlichen Ankunft in Vaasa sorgte die Helligkeit bei vielen für Staunen, das allerdings nur kurz anhalten konnte, da das Exkursionsprogramm am nächsten Tag wieder zu früher Stunde mit dem Besuch des Kansallisarkisto Vaasa/Vasa landsarkiv fortgesetzt wurde. Archivleiterin Arja Rantanen zeigte uns Teile des Archivs und erklärte uns den Zugang zum Webdienst Astia, mit dem sich Archivmaterial suchen und teilweise auf digitalisiertes Material zugreifen lässt.

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Im Wasa Teater diskutierten wir mit der Verwaltungsdirektorin Marit Berndtson über die dort und in vielen Schulen aufgeführte Inszenierung „Finlands historia – en clownföreställning“, die in 80 Minuten einen komödiantischen und rasanten Überblick über die 100-jährige Geschichte Finnlands als selbstständiges Land und seine wichtigsten Akteure gibt.

Bei Kaffee und Kuchen stellte uns dann in der Stadtverwaltung die Entwicklungsmanagerin Nina Hautio „Energihuvudstaden Vasa“ vor – eine offiziell (aber auch im Alltag!) zweisprachige (71 % der ca. 68.000 Einwohner sprechen Finnisch, 25 % Schwedisch) und mit drei Universitäten beliebte Studentenstadt.

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Im Kuntsi, Vaasas Museum für moderne Kunst, führte uns die Verwaltungsassistentin Magdalena Lindross durch die Ausstellung „Unelmia, haamuja. Drömmar, vålnader“ der in Helsinki lebenden Künstlerin Marjo Levlin, bevor es weiter zum Österbottens museum ging, das neben der Ausstellung über die 400-jährige Geschichte von Vaasa auch die Vielfalt der finnischen Natur begreifbar machte. Museumschefin Selma Green gewährte zudem Einblick in die Planungen des Museums zum Jubiläumsjahr. Den Abend schlossen einige aus der Gruppe mit einem Picknick am Hafen ab.

Am letzten Tag vor der Abreise fuhren wir mit dem Bus in die Schären zum Fischereihafen Svedjehamn zu einer der „Suomi 100“-Veranstaltungen, die sich am landesweiten Naturens dag mit dem Titel „Förälska dig i skärgården“ („Verlieb dich in die Schären“) komplett der Natur widmete. Dort luden Markt- und Infostände zum Stöbern ein, im Café Salteriet gab es frische Fischsuppe zu genießen, es wurden Blumenkränze geflochten und kleine Boote der Küstenwache führten uns durch die Schärenlandschaft.

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Die zum UNESCO-Welterbe zählende Region zeigte sich bei strahlendem Sonnenschein von ihrer schönsten Seite. Die Führung von Roosa Mikkola durch die Pflanzenwelt von Österbotten endete mit einer beeindruckenden Aussicht auf die Region Kvarken/Merenkurkku auf dem Aussichtsturm Saltkaret. Zurück in Vaasa rekapitulierte die Gruppe noch einmal die Erlebnisse dieser intensiven und sehr lehrreichen Exkursion bei einem Picknick am Meer.