Humboldt-Universität zu Berlin - Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Nordeuropa-Institut

Exkursion 2018

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Fotos: Charlotte Epple, Jacob Lippold, Tomas Milosch

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Das skandinavische Erbe auf Shetland:
Sprache – Kultur – Identität

(8.–14. Juni 2018)

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Lerwick – eine skandinavische Hauptstadt (?)

Im Sommersemester 2018, vom 8. bis 14. Juni, besuchte eine Gruppe Studierender des Nordeuropa-Instituts unter Leitung von Tomas Milosch die Shetland-Inseln im Norden Großbritanniens, um deren skandinavisches Erbe aufzudecken.

Diese einzigartige Exkursion wurde von Prof. Muriel Norde initiiert: In einem Kurs zu der historischen nordgermanischen Sprache Norn, die man auf Shetland und Orkney sprach, wurde der Begriff Nordeuropa geographisch erweitert.

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DIE Inselbewohner: Papageientaucher – Puffins – Lundefugler

Die 13 Mitreisenden machten sich an einem sonnigen Freitagvormittag in zwei Gruppen voller Neugier auf eine Reise, die für manche nahezu zehn Stunden dauern sollte.

Doch der lange Tag lieferte die ersten spannenden Begegnungen: mit winzigen Flugzeugen; mit einer Landschaft, die mit grünen Cliffs und mächtigen Wellen bezaubert; mit dem Konzept eines Sommers, in dem man unbedingt einen Mantel braucht; mit Berliner Schüler*innen und Münchner Skandinavist*innen … Und mit Lerwick – einer Stadt, die Bergen und Tórshavn wesentlich näher liegt als Edinburgh und London.

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Historie ohne Ende

Am Sonnabend zeigte sich Jarlshof als der perfekte Einstieg in die Geschichte Shetlands: Die Siedlung wurde in der Bronzezeit von der Urbevölkerung der Inseln gegründet. Darüber hinaus liefert das Objekt Wissen über das Leben von Pikten, Wikingern und mittelalterlichen Shetländern. Vor der Rückfahrt nach Lerwick musste die Gruppe am nahegelegenen Kap Sumburgh Head, dem südlichsten Punkt Shetlands im Nordatlantik, einen Stopp einlegen, wo sich zahllose Papageientaucher fotografieren ließen.

Den Eindruck von dem Ausflug verstärkte am Nachmittag der Archivar Brian Smith vom Shetland Museum and Archives. Das Gespräch drehte sich um die Zeit von der skandinavischen Kolonisierung gegen Ende des 8. Jahrhunderts bis zum Brexit. Brian Smith erzählte über die Spuren der Wikinger auf Shetland und betonte gleichzeitig, dass ihr Erbe nicht unkritisch zu analysieren sei. Denn sie führten auch zum Untergang der Gesellschaften, die vor ihnen die Inseln bewohnten. Das Programm an diesem Tag endete mit einer von drei Studierenden vorbereiteten Stadtführung in Lerwick.

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Das Land der tausend Brochs

Die Insel Mousa war das Highlight des 10. Juni. Der Reiseführer James Tait machte die Mitreisenden mit Geologie, Flora und Fauna der unbewohnten Insel bekannt und äußerte seine Gedanken über die Geschichte Shetlands. Am Ende des Programms wurde der Mousa Broch besucht – der am besten erhaltene Broch aus der Eisenzeit. James Tait sprach über den nach wie vor nicht endgültig erforschten Zweck solcher Gebäude: Diese sind überall in Nordschottland verbreitet und so positioniert, dass man von jedem Broch mindestens zwei weitere im Blick hat. Darum bezeichnete er sie als Kommunikations- und Verteidigungsfestungen – möglicherweise zum Schutz vor Wikingerübergriffen.

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Wikingerzeitliches Erbe

Die neue Woche begann mit einem Tagesausflug zur nördlichsten Insel Großbritanniens, Unst. Hier spürte man am deutlichsten die Bedeutsamkeit der Geschichte für die lokale Identität. Kaum gibt es einen anderen Ort im Vereinigten Königreich, an dem die Spuren der Wikinger so präsent sind. Die Gruppe versetzte sich in die Rolle der alten Nordgermanen hinein: Es wurden ein restauriertes Langhaus und das schwedische Replikat eines norwegischen Wikingerschiffes, das auf dem Rückweg von Nordamerika auf Unst für immer geblieben war, besichtigt.

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Wikingerzeitliches Erbe

Dass man in einer fernen Kleinstadt wie Lerwick ein so sorgfältig und spannend arrangiertes Museum finden könnte, hätte sich die Gruppe nicht vorgestellt: Doch am Dienstag, dem 12. Juni, an dem die Führung im Shetland Museum stattfand, wurden alle davon überzeugt. Zwei Stunden erfreute sich die Gruppe aus dem NI des begeisternden Vortrags des Kurators, Dr. Ian Tait, und erhielt Antworten auf alle Fragen, die sie hatte.

 

An diesem Tag gab es noch ein Abenteuer – den Besuch von Tingwall – die alte Thingstätte Tingaholm, an der sich in alten Zeiten das erste shetländische Parlament versammelte, um zu richten und Gesetze zu verfassen.

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Die nördlichste Flagge Großbritanniens (Insel Unst)


Der letzte Tag vor der Heimfahrt begann mit verdienter Freizeit. Während manche in Lerwick spazierten, nutzte eine Gruppe die Möglichkeit, für ihr Forschungsprojekt eine Schule zu besuchen. Dort befragten sie die Schüler*innen nach ihrer eigenen Identifizierung. Die Ergebnisse dieses Projektes wurden später im Kurs präsentiert.

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Recht eng an manchen Stellen …

Am Nachmittag trafen die Studierenden Eileen Brooke-Freeman von dem Shetland Amenity Trust, die ganz allein das Place Names Project durchführt, das zum Ziel hat, alle offiziellen und inoffiziellen Ortsnamen in Shetland zu dokumentieren und ihre Herkunft zu erforschen. Die Studierenden des NI waren von dem Vortrag sehr begeistert: Zum Schluss reichten 45 Minuten nicht aus, um alle Fragen zu stellen.

In Berlin kam die Gruppe spät am Donnerstagabend an, doch trotz der Müdigkeit herrschte ein positives Gefühl: Man hatte viel Neues entdeckt und dazu noch die Möglichkeit gehabt, das eigene Wissen aus dem Studium anzuwenden. In den darauffolgenden Wochen wurden einige eigene kleine Studien vorgestellt, die sich an die Exkursion anschlossen.

 

Text: Iliyana Braykova

Fotos: Charlotte Epple, Jacob Lippold, Tomas Milosch