Humboldt-Universität zu Berlin - Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Nordeuropa-Institut

Marion Kohler
Das lächerlich Böse. Zum Grotesken in Pär Lagerkvists Roman Dvärgen

In dieser Arbeit wird eine Analyse des Romans Dvärgen (1944) des schwedischen Autors Pär Lagerkvist (1891-1974) vorgenommen, die die bisher von der Forschung als Randphänomen betrachtete ästhetische Kategorie des Grotesken in den Mittelpunkt stellt. Mit Hilfe einer struktur- und funktionsanalytischen Theorie des Grotesken, die vorrangig formalästhetische, jedoch auch rezeptions- und produktionsästhetische Aspekte einbezieht, kann die Hypothese verifiziert werden, daß sich das Groteske in Dvärgen als zentrales ästhetisches Prinzip erweist. Es stellt sich in der Makrostruktur als ein komplexes, nahezu alle Textelemente durchwirkendes, objektivierbares System dar. Wie die Funktionsanalyse ergibt, ist das Groteske als Erkenntnisprinzip im Text angelegt.
Diese Arbeit basiert auf der Annahme, daß Lagerkvist das Groteske zu einem charakteristischen Element seines Stils erklärt hat. Um ansatzweise die Bedeutung des Grotesken im Œuvre einschätzen zu können, wird der Groteskanalyse des Romans eine Betrachtung des einzig bedeutsamen ästhetischen Metatextes, der Programmschrift Ordkonst och bildkonst (1913), vorangestellt. Dabei kann mit Hilfe eines interpretatorischen Verfahrens aufgezeigt werden, daß der Autor implizit zum Einsatz des grotesken Gestaltungsmittels in der Gegenwartsliteratur aufruft. Die eingeforderten Stilmittel erweisen sich als die das Groteske in Dvärgen konstituierenden Elemente.

 

[Magisterarbeiten im Fachteil Neuere skandinavische Literaturen 1999]