Humboldt-Universität zu Berlin - Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Nordeuropa-Institut

Friederike Richter
Illuminierte Handschriften der Jónsbók AM 345 fol. Reykjabók und AM 147 4to Heynesbók

In dieser Arbeit wird der material text von zwei illuminierten Handschriften der Jónsbók des 16. Jh. vor dem Hintergrund der historischen Ereignisse analysiert. Das Hauptgewicht liegt hierbei auf einer ausführlichen Analyse der Illuminationen in der AM 345 fol. Reykjabók und AM 147 4to Heynesbók sowie weiterer kodikologischer Aspekte wie Größe, Beschreibstoff und Lagen. Die Unterschiede in der Gestaltung der Handschriften werden als mouvance aufgefasst, die aufgrund der relativen Stabilität der Jónsbók nicht im linguistic text, sondern hauptsächlich als „Beweglichkeit der Bilder“ (Wenzel 1997) erscheint. Diese mouvance des material text wird mit den Ereignissen der Entstehungszeit – der Reformation – ins Verhältnis gesetzt. Im material text zeigt sich, welchen Haltung die Auftraggeber oder Hersteller der Handschriften gegenüber der Jónsbók einnahmen: Während die Reykjabók durch Struktur und sorgfältige Anlage die Jónsbók als autoritatives Königsrecht inszeniert und deutlich post-reformatorisch erscheint, wirkt die Heynesbók weitaus weniger repräsentativ. Sie ist weniger geplant angelegt und stellt die Autorität des Textes in ihrer gesamten Anlage latent infrage, zu einer Zeit, während die dänische Krone versuchte, durch die Einführung der Reformation an Einfluss zu gewinnen.