Bericht über die Tätigkeit des Heinrich-Steffens-Professor im Jahre 1999
1.1. Eigene Lehrveranstaltungen
1.2. Heinrich-Steffens-Gastvorlesungen
2. Eine Auswahl meiner externen Tätigkeiten
Die norwegische Stiftungsprofessur (Heinrich-Steffens-Professur) wurde am 1. April 1999 für drei Semester durch Einhart Lorenz (Oslo) besetzt.
1. Lehrveranstaltungen
1.1. Eigene Lehrveranstaltungen
Während des Sommersemesters wurden folgende Lehrveranstaltungen angeboten und durchgeführt:
Vorlesung und Hauptseminar Exil in Skandinavien und Nachexil. Zur Wirkungsgeschichte der deutschsprachigen Exulanten 1933-1953. Die Vorlesung wurde von etwa 25 Teilnehmern besucht, das Hauptseminar von 15. Im Rahmen der Vorlesungen fanden zwei Gastvorträge statt, nämlich von Prof. Dr. Helmut Müssener (Stockholm) über das künstlerisch-literarische Exil in Schweden und von Dr. habil. Michael Scholz über die Remigration in die SBZ.
Während des Wintersemesters werden folgende Lehrveranstaltungen angeboten und durchgeführt:
- Vorlesung Geschichte der Arbeiterbewegung und Arbeiterschaft in Norwegen und Schweden,
- Übung: Geschichte der Juden und des Antisemitismus in Norwegen und Schweden,
- Institutsseminar (Heinrich-Steffens-Vorlesungen) Neuere Forschungen in Norwegen und Schweden.
Die Vorlesung wird von ca. 15 Studenten besucht, die Übung von 25 und das Institutsseminar von 20 bis 30 Zuhörern, von denen ein Teil aus dem außer-universitären Bereich kommt (Botschaften, Journalisten).
Im Rahmen der Übung wurde am 6.11. ein ganztägiges deutsch-norwegisches Studentenseminar durchgeführt, in dem Osloer Examenskandidaten des Lehrstuhlinhabers folgende Vorlesungen bzw. Referate hielten:
- Matha Gjernes: Det jødiske samfunn i Oslo frå 1880 til 1920 [Die Jüdische Gemeinde in Oslo von 1880 bis 1920]
- Synne Corell: Norges mottak av jødiske flyktninger (displaced persons) like etter den andre verdenskrig [Norwegens Aufnahme jüdischer Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg]
- Kristin Brattelid: Mikal Sylten og „Nasjonalt Tidsskrift“ [Mikal Sylten und die „Nationale Zeitschrift]
- Vibeke Kieding: Sionismen i Norge [Zionismus in Norwegen]
- Jan Skartveit: Wilhelm Reichs eksil i Norge [Wilhelm Reichs Exil in Norwegen]
- Olaf Kyrre H: Rimstad: Tyske eksilaviser og jødeforfølgelsene i Tyskland [Deutsche Exilzeitschriften und die Judenverfolgungen in Deutschland]
- Karin Stokke: Østjødiske innvandrere [Ostjüdische Einwanderer]
Eine Betreuung der Osloer Studenten findet weiterhin statt und der Lehrstuhlinhaber hat mehrere Wochenendseminare mit seinen Examenskandidaten in Oslo durchgeführt. Während des Aufenthalts in Berlin nahmen sie an Veranstaltungen des Nordeuropa-Instituts teil und besuchten Institutionen wie das Zentrum für Antisemitismusforschung und einige das Moses-Mendelssohn-Institut.
Eine weitere Studentengruppe des Fachs West-Europakunde an der Universität Oslo besuchte Berlin im April 1999, hörte Vorlesungen zur europäischen Geschichte und nahm am norwegischen Konversationsunterricht des Nordeuropa-Instituts teil.
1.2. Heinrich-Steffens-Gastvorlesungen
Im Rahmen des Institutsseminars (Heinrich-Steffens-Vorlesungen) wurden außer einer Vorlesung des Lehrstuhlinhabers folgende Veranstaltungen durchgeführt:
- Prof. Gro Hagemann (Oslo): Kjønnshistorie som nasjonalhistorie. Refleksjoner omkring bokprosjektet „Med kjønnsperspektiv på norsk historie“ [Geschlechtergeschichte als Nationalgeschichte. Reflexionen über das Buchprojekt „Geschlechterperspektive auf die norwegische Geschichte“]
- Stipendiat cand.philol. Anders Jølstad (Oslo): Skandinavisk-tysk økonomisk-militærpolitisk integrasjon [Die skandinavisch-deutsche wirtschaftlich-militärpolitische Integration]
- Forsker cand.philol. Trond Bergh (Oslo): Arbeiderbevegelsen og den kalde krigen. Overvåkningsprosjektet [Arbeiterbewegung und Kalter Krieg. „Das Überwachungsprojekt“
- Dr.philos. Hans Otto Frøland (Trondheim): Normaliseringen av de tysk-norske relasjoner etter 1945 [Die Normalisierung der deutsch-norwegischen Beziehungen nach 1945]
- Kulturminister a.D. Turid Birkeland (Oslo): Multikulturell kulturpolitik i Norge. Utfordringer og perspektiver [Multikulturelle Kulturpolitik in Norwegen. Herausforderungen und Perspektiven
- Prof. fil.dr. Nils Runeby (Uppsala): Kulturarv och livsform. En tolkning av Sverige under Andra världskriget [Kulturerbe und Lebensform. Eine Interpretation Schwedens während des Zweiten Weltkriegs]
- Stipendiat cand.philol. Arve T. Thorsen (Oslo): Religion og nasjonalisme i Tyskland og Frankrike under Første verdenskrig [Religion und Nationalismus in Deutschland und Frankreich während des Ersten Weltkriegs]
Das Kolloquium wird ein der zweiten Hälfte des Wintersemesters weitergeführt mit u.a. Prof. Terje Halvorsen (Lillehammer), Prof. Helge Rönning, Prof. Öystein Sörensen, Prof. Helge Pharo und Prof. Anne-Lise Seip (alle Oslo).
Diese Gastvorlesungen und das Deutsch-norwegische Studentenseminar wurden in Norwegisch bzw. Schwedisch durchgeführt und vom Institut und den Studenten als wertvolle Ergänzung auch sprachlicher Art betrachtet.
Über diese Vorlesungen hinaus wurden weitere Gastvorlesungen norwegischer Historiker vermittelt und Kontakte zwischen Gästen aus Norwegen und deutschen Institutionen geknüpft, u.a. mit dem Historischen Institut der Humboldt-Universität, dem Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin, dem Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung der Technischen Universität Berlin, dem Historischen Institut der Universität Greifswald.
2. Eine Auswahl meiner externen Tätigkeiten
Der Lehrstuhlinhaber hat Gastvorlesungen und Vorträge in der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, der Universität Oslo, der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung und bei der Historischen Kommission der SPD in Bonn gehalten. Für 1999 hat er folgende Veröffentlichungen vorzuweisen:
- Tyske flyktninger i Norge etter 1933 og deres betydning i Tyskland etter 1945, in: Jarle Simensen (red.): Tyskland-Norge. Den lange historien (Oslo 1999)
- Deutsche Flüchtlinge in Norwegen und ihre Bedeutung in Deutschland nach 1945, in: Jarle Simensen (Hrsg.): Deutschland-Norwegen. Die lange Geschichte (Oslo 1999)
- Willy Brandt, in: Norsk Biografisk Leksikon (Oslo 1999)
Der Lehrstuhlinhaber hat das Buch „Deutschland-Norwegen. Die lange Geschichte“, zu dessen Herausgebergruppe er gehörte, gemeinsam mit dem norwegischen Ministerpräsidenten Kjell Magne Bondevik während dessen Besuchs in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt.
Der Lehrstuhlinhaber hat sich besonders darum bemüht, den Welthistorikerkongress, der im August 2000 in Oslo stattfindet, bekannt zu machen. Er hat weiter das von ihm bei der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) angeregte Vorhaben, die Willy-Brandt-Ausstellung der FES im Rahmen des Historikerkongresses und des 1000-Jahr-Jubiläums der Stadt Oslo in der norwegischen Hauptstadt zu zeigen, weiter verfolgt. Die Ausstellung wird vom Mai bis August 2000 mit einer Erweiterung, für die der Lehrstuhlinhaber mit verantwortlich ist, im Osloer Rathaus gezeigt.
Der Lehrstuhlinhaber ist mitbeteiligt an der 10-bändigen „Berliner Ausgabe“ der Schriften von Willy Brandt, die von der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung herausgegeben wird. Er hat dabei die Verantwortung für 2 Bände, die die Jahre 1928 bis 1947 umfassen. Der erste Band (1940-1947) wird im September 2000 erscheinen und in Berlin von Bundeskanzler Schröder und dem Lehrstuhlinhaber der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Gemeinsam mit der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung wird er im Februar 2000 ein internationales Seminar mit dem Titel „Willy Brandt – Perspektiven aus den Exiljahren“ durchführen.
An Funktionen des Lehrstuhlinhabers können genannt werden: Er ist Mitglied des Jahrbuchs „Arbeiderhistorie“ (Oslo), Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des „NordeuropaForums“, Mitglied der Ratgebenden Gruppe der Jüdischen Gemeinde Oslo für das Holocaust-Zentrum an der Universität Oslo und Vorstandsmitglied von Norsk Forening mot Antisemittisme.
Abschließend kann genannt werden, daß der Lehrstuhlinhaber wiederholt vom Norwegischen Rundfunk, den Tageszeitungen „Aftenposten“ und „Nationen“ (beide Oslo) und der Wochenzeitung „Magasinet“ (Oslo) über seine Funktionen an der Humboldt-Universität, die „Berliner Ausgabe“ der Schriften Brandts, das deutschsprachige Exil und die Holocaust-Forschung interviewt worden ist.
Berlin, den 7.12.1999
Prof. Dr. Einhart Lorenz