Humboldt-Universität zu Berlin - Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Nordeuropa-Institut

forum NORDEUROPA Sommersemester 2007

Mit forum NORDEUROPA will das Nordeuropa-Institut der Humboldt-Universität zu Berlin ausgewählte Vorträge über die Universität hinaus einem größeren Publikum zugänglich machen.

Im gesellschaftlichen und politischen Diskurs Europas, nicht zuletzt Deutschlands, gilt der Norden häufig als Modell und Vorbild. Dennoch stehen der Norden und Europa sowohl in der Forschung als auch in der öffentlichen Diskussion häufig isoliert nebeneinander; Forschung im und über den Norden findet oft ohne Einbeziehung der europäischen Perspektive statt, umgekehrt fehlt vielfach das Bewusstsein dafür, dass die nördlichen Perspektiven sehr wohl etwas zu europäischen Fragen und Problemlösungen beitragen können.

Im Norden wird inzwischen zunehmend nach den Verbindungen und Verflechtungen der Region mit dem übrigen Teil des Kontinentes gefragt. Man spricht über den Norden in Europa statt über den Norden und Europa. Damit einher geht ein neues Verständnis der Region. Neben dem klassischen Nordeuropa mit Island, Dänemark, Norwegen, Schweden und Finnland ist zunehmend eine Erweiterung des Raumkonzeptes zu beobachten, das die Perspektive nach Osten eröffnet und die Ostseeregion einbezieht. Diesen Forschungsstrategien hat sich auch seit längerem das Nordeuropa-Institut geöffnet.

Mit der Vortragsreihe forum NORDEUROPA sollen die Verbindung zwischen dem Norden und Europa hergestellt und solche Themen einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, die für das gesamte Europa von Bedeutung sein können. forum NORDEUROPA ist als Plattform für die Präsentation von aktuellen nordeuropäischen Fragen gedacht, wobei die Betonung auf europäisch liegt. Die nördlichen Dimensionen, die die Vortragenden in ihren Beiträgen aufzeigen, sollen gleichzeitig europäische Perspektiven eröffnen. Die Themen decken die ganze Bandbreite aktueller kulturwissenschaftlicher Fragestellungen ab.

Die Veranstaltungen finden am Nordeuropa-Institut, Hegelplatz 2, 10117 Berlin statt.
Beginn: 18.15 Uhr
 

 

Di
24.
Apr. 2007

Foundations and Thinktanks in Finland

Christoffer Grönholm

Helsinki

Dag-Hammarskjöld-Vorlesung

Christoffer Grönholm has been director of the SFV foundation in Finland since 1987. SFV or Svenska Folkskolans Vänner, is a foundation primarily committed to strengthening the position of the Swedish speaking minority in Finland by promoting Swedish as a language of instruction and learning. Christoffer Grönholm has a background as lecturer, docent and professor of political science, and has remained an active member of the political science community also over the last two decades. He has initiated one of the think tanks currently working in Finland. In his lecture at the Nordeuropa-Institut, he will focus on the role of foundations and think tanks in Finland, a topic of obvious interest also beyond the Finnish context.

Mi
2.
Mai 2007

Swedish Identity and European Integration

Guri Hjeltnes

Stockholm

Dag-Hammarskjöld-Vorlesung

Kjell Goldmann became Professor of Political Science at Stockholm University in 1978. He is a member of the Royal Swedish Academy of Sciences and the Royal Swedish Academy of War Sciences. His current research is mainly about the dynamics of internationalisation and its implications for nation-states and democracy, with a focus on European politics and the European Union. At the Nordeuropa-Institut he will outline to what extent Swedish policy on Europe can be seen as national rather than ideational or situational. He will furthermore discuss prevailing Swedish values and role conceptions and tentatively apply what can be seen as features of Sweden's identity to the issues of EU enlargement, the Common Agricultural Policy, the Euro, the constitutional treaty and the Common Foreign and Security Policy.

Di
8.
Mai 2007

Volksabstimmung als demokratisches Verfassungselement: Deutschland und Norwegen im Vergleich

Carsten Schymik

Berlin

Henrik-Steffens-Vorlesung

Norwegen und Deutschland bilden einen merkwürdigen Kontrast. Auf der einen Seite steht Norwegen, das im Laufe seiner 100jährigen Geschichte ein halbes Dutzend nationaler Volksabstimmungen abgehalten hat, nicht zuletzt über die EU, und dies obwohl Volksabstimmungen im norwegischen Grundgesetz mit keinem Wort geregelt sind. Auf der anderen Seite steht Deutschland, das im Hinblick auf direktdemokratische Partizipation eine der reichsten Verfassungstraditionen Europas aufweist, wo jedoch seit über 50 Jahren keine nationale Volksabstimmung mehr stattgefunden hat und wo eine Volksabstimmung über die EU nahezu undenkbar wäre. Die Vorlesung erörtert diesen deutsch-norwegischen Kontrast und zeigt dadurch grundlegende Probleme von Volksabstimmungen im nationalstaatlichen und europäischen Kontext auf. Von Dr. Carsten Schymik, Mitarbeiter am NI, erschien 2006 Europäische Anti-Föderalisten. Volksbewegungen gegen die Europäische Union in Skandinavien.

Do
10.
Mai 2007

Dänemark und die europäische Verfassungskrise - eine andere Zeitzone?

Lykke Friis

Universität Kopenhagen

Georg-Brandes-Vorlesung

Das europäische Projekt steckt immer noch in der Krise. Traditionell wird Dänemark als ein europa-skeptisches Land angesehen. Stimmt diese These, und welche Rolle wird Dänemark in der kommenden Regierungskonferenz einnehmen? Die Politikwissenschaftlerin und Vize-Rektorin der Universität Kopenhagen, Lykke Friis, wird dafür argumentieren, dass Dänemark sich wegen der im Edinburgh-Abkommen von 1994 festgelegten Vorbehalte in einer speziellen europapolitischen Zeitzone befindet.

In Zusammenarbeit mit der Kgl. Dänischen Botschaft

Di
15.
Jul. 2007

Nordic Orientalism

Elisabeth Oxfeldt

Oslo

Henrik-Steffens-Vorlesung

The talk is based on my book Nordic Orientalism - Paris and the Cosmopolitan Imagination 1800-1900 (2005). The question asked is how the Orient has functioned as a Scandinavian "other" during the 19th century. As it turns out, the relationship between the Nordic and the Oriental differs from that pertaining to Europe and the Orient described by Edward Said in Orientalism (1978). Denmark especially tended to import Orientalism as a French fashion in order to establish a Parisian, cosmopolitan national identity during the first half of the century. With Peer Gynt, the Norwegian playwright Henrik Ibsen captured the effect of increased contact with the "real" Orient in the second half of the century. My focus will be on Norwegian literature from the second half of the century. I will read works by Ibsen and Knut Hamsun ("Dronningen av Saba", I Æventyrland and "Under Halvmånen") in light of other Orientalist discourses such as the World Exhibit in Paris in 1867, new spaper correspondences and Orientalist fin-de-siècle paintings.

Di
22.
Mai 2007

Stiftungen in Norwegen, Deutschland und Europa: Innovation und Unruhestifter oder Establishmentpflege und Elitismusförderung?

Erik Rudeng, Ulrich Brömmling

Oslo/Berlin

Henrik-Steffens-Vorlesung

Was sind Stiftungen? "Die gute Tat der toten Hand"? Oder aktives Eingreifen in die Welt von jungen Bürgern? Die Fragen auf diesem Gebiet sind viele, und die zwei Beiträgen werden sowohl die Lage in Norwegen wie auch in Deutschland und im übrigen Europa vorstellen. Erik Rudeng ist Direktor der norwegischen Stiftung Freies Wort (Fritt Ord) und ehemaliger Leiter des norwegischen Volksmuseums. Ulrich Brömmling, M.A., hat Skandinavistik in Berlin und Norwegen studiert und ist Stiftungsberater, Journalist, Kommunikationsberater. Die Beiträge werden in deutscher und englischer Sprache gehalten.

Mi
23.
Mai 2007

The Bonfire of the Nordic Legacies: The Unavoidable, Unnecessary and Unforgivable

Ulf Lindström

Norrtälje

Dag-Hammarskjöld-Vorlesung

Ulf Lindström received his doctorate from Umeå universitet (Sweden) in 1983 and has since been teaching and researching at Umeå universitet, Universitetet i Bergen (Norway) and Åbo akademi (Finland). He has published several books about such,diverse issues as the development of political parties in Eastern Europe, scandinavian worker's movements and scandinavian fascism. At the Nordeuropa-Institut he will explore what is commonly known as the Nordic exceptionalism, or Sonderweg, and offer an inventory of the three fields of public policy to which he tributes a "relative decline". He will further discuss the reasons for this alleged decline in the Nordic legacies with a focus on institutions and leadership.

Sa
9.
Jun. 2007

Langen Nacht der Wissenschaften

 

Angehörige des Nordeuropa-Instituts präsentieren auf der Langen Nacht der Wissenschaften in Ausstellungen und Vorträgen ihre Projekte:
 

Präsentationen Finnisch in 20 Minuten: Ein Schnupperkurs zum Mitmachen
FOR:N Forschungsgruppe: Nordeuropäische Politik
NORDEUROAforum: Zeitschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur – Online-Ausgabe
Nordeuropa-Quiz: Testen Sie Ihr Wissen über den Norden!
norrøna: Zeitschrift für Kultur, Geschichte und Politik der nordischen Länder. Herausgegeben von Studierenden
Pejo Schimpfen für den Schulunterricht: Lernsoftware über den Gebrauch von Schimpfwörtern bei Jugendlichen

Vorträge
18:00 Das Nordeuropa-Institut
18.30 Kunst als Handlung und Ereignis
19.00 Ein Fall von ›Asthma‹ - Das Schwedenbild bei Bertolt Brecht
19.30 Skandinavische Kunst im Bild - ein Medienportal
20.00 Der Norden und der Orientalismus
21.00 Wieviel Pippi braucht die Gesellschaft?
21.30 Deutsche und nordische Baltikumspolitik
22.00 Kollektive Identitäten im Norden
22.30 Pejo - Schimpfen für den Schulunterricht

Mo
18.
Jun. 2007

 

Pär Nuder

Swedish Minister of Finance 2004-2006, Member of the Riksdag, Vice-spokesman Budget Committee

Gemeinsam mit dem Stockholmer Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung lädt das Nordeuropa-Institut herzlich zur Dag-Hammarskjöld-Vorlesung im forum NORDEUROPA ein:

In the early 1990s, Sweden experienced its deepest recession since the thirties. In a couple of years public debt doubled, unemployment tripled and the public deficit increased tenfold, the budget deficit was the largest in the OECD area. Today the country has become a reference for successful financial and economic policy; it ranks among the top players in international indices. Sound public finances go along with low unemployment and inflation. Captialism and high taxes, competitive industries and strong trade unions, a flourishing private sector and a high quality public service characterize the Swedish economy.
How was this performance possible in a decade of neo-liberal dominance in economic discourse and politics in most parts of the globe? What where the strategic political decisions behind the success story? How relevant is the Swedish experiences for other countries? Is the Swedish model sustainable in times off ongoing globalization?
In cooperation with the Nordic Office of the Friedrich Ebert Foundation in Stockholm, the Department for Northern European Studies presents with Pär Nuder one of the architects of the Swedish success. Mr. Nuder has accompanied and shaped the process in prominent government positions since the early 90s.

Im Anschluss lädt die Friedrich-Ebert-Stiftung zu einem Imbiss.

Vortrag als mp3 Datei

Di
26.
Jun. 2007

In Quest of a Democratic Social Order: The Americanization of Norwegian Social Scholarship 1918-1970

Fredrik Thue

Oslo

Henrik-Steffens-Vorlesung

Der Historiker Fredrik Thue gab als sehr junger Mann 1997 eine Studie über die Entwicklung der norwegischen Sozialforschung nach dem zweiten Weltkrieg heraus, die unter anderem die interessante, aber selektive Rezeption von Themen der Frankfurter Schule untersuchte, die in der großen Untersuchung von Adorno et. al. über The Authoritarian Personality (1950) zum Ausdruck kam. Jetzt hat er eine umfassende Habilitationsschrift vorgelegt, die das Thema unter dem Blickwinkel der Amerikanisierung untersucht - ein auch für die deutsche Nachkriegssituation wichtiges Thema. Er schreibt über seine Schrift und seinen Vortrag:

"The group which in 1950 founded the Institute for Social Research in Oslo had gathered around the seminars of philosopher Arne Næss during the war. A combined interest in the theory of science and practical philosophy invigorated the group. During the occupation the group increasingly turned toward the practical problems of postwar society, exploring the possible social and political implications of Næss' "radical empiricism". The new social sciences were embraced as possible answers to these questions, and, more generally, as means of modernizing and democratizing the Norwegian university system - a system supposed to be too historically dependent on "German" academic traditions. I have studied the interplay between three dimensions within the postwar transatlantic "acculturation" in the social sciences:
- First, how "society" was modeled as an object of scientific cognition and professional action
- Second, the ways in which social research was institutionalized
- Third, how the social sciences were construed as a way of solving 'rationally' the conflict between liberal and socialist political values.

This "meta-political" dimension was highly important to the pioneer generation of Norwegian social research. Why were some elements of the early postwar American program in sociology, social psychology, and political science embraced and creatively adapted to the study of Norwegian society, while others were ignored, rejected, or misunderstood? To what extent did this reflect typical schisms between "American" and "European" social thought? Focusing particularly on these disciplines' models of society and their underlying 'meta-political' intensions, I will discuss this problem with special regard to three incipient fields in Norwegian social research in the 1950s: political sociology, industrial research, and gender studies."

Der Vortrag wird auf Englisch gehalten.