Henrik-Steffens-Vorlesungen im Sommersemester 2006
Vom 1. Oktober 2004 bis zum 30. März 2009 war Herr Prof. Dr. Helge Høibraaten Inhaber der Henrik-Steffens-Gastprofessur. Studentische Mitarbeiterin war Marit Bergner.
Henrik-Steffens-Gastvorlesungen Sommersemester 2006
Humboldt-Universität zu Berlin
Das Programm des Semesters wird vorgestellt.
The Nobel Peace Prize
Direktor des Norwegischen Nobel-Institutes und Sekretär des Norwegischen Nobel-Komitees

Geir Lundestad ist auch Professor für Geschichte an der Universität Oslo und einer der leitenden norwegischen Historiker. Er hat viele Bücher über internationale Politik und insbesondere über Die Vereinigten Staaten und das Verhältnis zu Europa geschrieben. Berühmt wurde seine Wendung "Empire by Invitation" zum Verhältnis nach dem zweiten Weltkrieg. Der Vortrag wird in englischer Sprache gehalten, und wird die Geschichte und gegenwärtige Bedeutung des Friedenspreises zum Thema haben.
Eine "blonde Bestie" namens Peer Gynt. Rezeption und politische Instrumentalisierung von Ibsen im Dritten Reich.
Der Vortrag wird auf Deutsch gehalten.

Uwe Englert ist insbesondere durch seine eingehende Untersuchung zur Ibsen-Rezeption im Dritten Reich und zur Umgestaltung des Peer Gynt von Dietrich von Eckart, ”Deutschlands erster Nationalsozialist”, bekannt. In seinem Vortrag wird er auch auf Werner Egks Peer Gynt-Oper aus dem Jahre 1938 eingehen. (Magus und Rechenmeister. Henrik Ibsens Werk auf den Bühnen des Dritten Reiches, Tübingen und Basel 2001.)
Ibsen og det politiske.
Leiter des Zentrums für Ibsen-Studien der Universität Oslo und Professor für Nordistik in Oslo

Frode Helland hat die Studie Melankoliens spill. En studie i Henrik Ibsens siste dramaer (Oslo 2000) und eine Studie zur dramatischen Ironie in Peer Gynt publiziert, des weiteren u. a. eine Studie zu Henrik Wergeland. Er ist Mitherausgeber der Zeitschrift Agora. Sein Vortrag konzentriert sich auf zwei der wichtigsten Gegenwartsdramen Ibsens, Gespenster und Nora.
Der Standort des Erzählers, Faktum und Fiktion im Roman "Mors og Fars historie".
Hoem ist einer der bekanntesten lebenden norwegischen Verfasser, er hat 13 Romane, auch Lyrik und Schauspiele publiziert. Sein Durchbruch kam 1974 mit Kjærleikens ferjereiser (Fährfarten der Liebe, Wolfgang Butt Verlag.)

Sein letztes Buch ist eine Liebesgeschichte aus dem zweiten Weltkrieg, über einen Laienprediger und eine junge Frau, die ein Kind von einem deutschen Soldaten, der weiterziehen mußte, erwartete. Die Geschichte, die zugleich sehr nüchtern und doch bewegend geschrieben ist, ist auch eine Geschichte über seine Eltern. Für den Roman ist Hoem, der viele Literaturpreise bekommen hat, jetzt zum dritten Mal von Norwegen für den nordischen Literaturpreis nominiert worden. Der Vortrag wird sich mit der Frage beschäftigen , wie der Verfasser seine Erzählstimme benutzt hat, um den Leser darüber zu informieren, was dokumentarisch und nachprüfbar ist, und sodann was im Roman dichterisch gestaltet ist. Er meint dadurch dem modernen Leser entgegenzukommen – der Leser, der seine Unschuld verloren hat und sich nicht faszinieren läßt ohne die Frage zu stellen, was dokumentarisch wahr ist in einem historischen Roman.
Er dagens konstitusjonelle monarkier arkaiske institusjoner?
Universitetet i Bergen

Frank Aarebrot ist Professor am Institut für vergleichende Politik in Bergen. Seine Forschungsschwerpunkte sind Wahlanalysen, neue Demokratien (nicht zuletzt in Ost-Europa, auf diesem Feld hat er mit Dag-Hammarskjöld-Professor Sten Berglund zusammengearbeitet und publiziert, u. a. The Handbook of Political Change in Eastern Europe, 2. Ausgabe 2004, Edward Elgar), europäische Integration, und dazu noch die Vermittlung von Forschung. Er wird oft als Kommentator für politische Themen ins norwegische Fernsehen eingeladen.
Norge og Europa - nølende medspiller eller lykkeligst utenfor? (Norwegen und Europa - zögender Mitspieler oder glücklicher Außenseiter?)
Botschafter Norwegens in der Bundesrepublik

Bjørn Tore Godal ist einer der wichtigsten Politiker der sozialdemokratischen Partei Norwegens (Arbeiderpartiet) in den letzten Jahrzehnten gewesen. Der Vortrag wird auf Norwegisch gehalten.
Den unge Henrik Ibsen.

Der Historiker und Verfasser Ivo Figueiredo hat gerade den ersten Band (Henrik Ibsen, Mennesket, Aschehoug Verlag, Oslo 2006) einer umfassenden Ibsen-Biographie vorgelegt. Das Buch hat durchgehend sehr gute Rezensionen bekommen, und auch Diskussion ausgelöst, mit einem Beitrag des Verfassers Dag Solstad. Figueiredo hat auch u. a. eine preisgekrönte Biographie über J.B. Hjorth geschrieben (Fri mann. Johan Bernhard Hjort. En dannelseshistorie, Aschehoug Oslo 2002) - führendes Mitglied von Quislings Partei in den dreißiger Jahren, der aber aus der Partei austrat und gegen die deutsche Okkupation war, sodann in Deutschland interniert wurde, um nach dem Krieg zu einer wichtigen öffentlichen Person im Nachkriegs-Norwegen zu werden.
Der Streit über das neue Norwegische Nationalmuseum für Kunst, Architektur und Design.

Seit einem Jahr findet ein ziemlich harter Streit um Norwegens neues Nationalmuseum für Kunst, Architektur und Design statt. Der Vortrag wird diesen Streit präsentieren, zugleich aber die Frage diskutieren, wie solche nationale Institutionen ihre Aufgaben definieren und bewältigen sollen. Jan Brockmann war Professor für Ästhetik an der Technisch-naturwissenschaftlichen Universität Norwegens in Trondheim, sodann erster Leiter des Nationalen Museums für Gegenwartskunst in Oslo, und von 2000-2004 Henrik-Steffens-Professor am Nordeuropa-Institut. Der Vortrag wird auf Deutsch gehalten und findet im Felleshus der Nordischen Botschaften statt.
Tid og rom i Ibsens samtidsdramaer.

”Die Zeit wird hier zum Raum”, schrieb Wagner im Parsifal. Der Vortrag wird eine Reihe der zentralen Gegenwartsstücke Ibsens (u. a. ”Nora”, ”Gespenster”, ”Hedda Gabler”, ”Baumeister Solness”) im Hinblick darauf diskutieren, wie sich die Zeit zum Raum verdichtet (hvorledes tid stivner til rom) in diesen Stücken. Erik Østerud ist zuletzt Professor für nordische Literatur an der norwegischen Universität für Naturwissenschaft und Technologie in Trondheim gewesen, wo er auch ein Forschungsprojekt über Ästhetische Technologien leitete, nachdem er lange Zeit eine Professur an der Universität Aarhus in Dänemark innehatte. Er gehört zu den international bekanntesten norwegischen Literaturforschern, und hat eine große Anzahl wichtiger Studien zu Henrik Ibsen geschrieben. Eine größere Sammlung seiner Essays ist Theatrical and Narrative Space: Studies in Ibsen, Strindberg and J.P. Jacobsen, Aarhus University Press 1998.
Trygve Lie – der Aufbau-Generalsekretär der Vereinten Nationen.

Guri Hjeltnes ist Professorin für Journalistik am BI Norwegian School of Management in Oslo, und hat auch als Journalistin gearbeitet, sie ist vom Fach vor allem aber auch Historikerin. Sie hat eine Vielzahl Bücher zur Geschichte Norwegens während der deutschen Okkupation und danach geschrieben, u. a. eine Pionierarbeit zur vergleichenden Sicht auf den Alltag während des zweiten Weltkrieges, und vor allem ihre zwei großen Bände zur Geschichte der norwegischen Handelsflotte in dieser Periode. Für diese Bücher bekam sie 1998 den Sprachpreis des norwegischen Sprachrates. Ihre Arbeit über die norwegischen Seeleute hat sie zu langen Aufenthalten u. a. in New York geführt, wo sie auch in den letzten Jahren viel geforscht hat, weil sie an einer großen Biographie über Trygve Lie arbeitet, der der erste Generalsekretär der Vereinten Nationen war. Als sozialdemokratischer norwegischer Politiker mit Gewerkschaftshintergrund, kannte Lier die sowjetischen Politiker gut aus den dreißiger Jahren. Lie steht heute, was Bekanntheit angeht, im Schatten seines Nachfolgers Dag Hammarskjöld, was u. a. mit der schwierigen Zeit des entstehenden kalten Krieges zusammenhängt. Er war aber der Mann, der den materialen Aufbau und die Existenz von den Vereinten Nationen als kräftiger Politiker und Entrepreneur sichern half, vom New Yorker Waldorf Astoria Hotel aus. Der Vortrag wird auf Deutsch gehalten und findet im Felleshus der Nordischen Botschaften statt.
Ibsens "Kaiser und Galiäer", ideengeschichtlich betrachtet – u. a. im Blick auf die Idee des Dritten Reiches und deren Geschichte
Der Norden und der Süden: Ein Thema mit Variationen – Rückblick auf mein Antritts- Vorlesung als Steffens-Professor am 10.01.06 im Lichte des inzwischen Gelernten