Humboldt-Universität zu Berlin - Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Nordeuropa-Institut

Henrik-Steffens-Vorlesungen im Wintersemester 2008/2009

Vom 1. Oktober 2004 bis zum 30. März 2009 war Herr Prof. Dr. Helge Høibraaten Inhaber der Henrik-Steffens-Gastprofessur.  Studentische Mitarbeiterin war Katharina Bock.

 

Di
14.
Okt. 2008

Was heißt und zu welchem Zweck ist man norwegisch? Mit einem Blick auf das Semesterprogramm.

Prof. Helge Høibraaten

Humboldt-Universität zu Berlin

 

 

Di
21.
Okt. 2008

Den norske velferdsstaten: sosialdemokratisk eller politisk-kulturelt felleseie?

Prof. Stein Kuhnle

Universität Bergen und Hertie, School of Governance, Berlin

Stein Kuhnle ist Norwegens wichtigster Forscher auf dem Gebiet der Forschung über den Wohlfahrtsstaat, insb. das skandinavische Modell, mit einer beispiellos umfassenden Produktion. (Siehe z.B. Nanna Kildal und Stein Kuhnle (Hrsg.): Normative Foundations of the Welfare State: The Nordic Experience (2005) - auch komparativ im Hinblick auf andere Länder. (Zu Deutschland vgl. Christof Schiller und Stein Kuhnle: "Modell Tyskland" under ombygging: mot en stille systemendring?", Tidsskrift for velferdsforskning, 2007.) In seinem Vortrag nimmt er Ausgangspunkt in der berühmten Aussage des redegewandten Politikers Einar Førde aus den 80´er Jahren: "Wir sind alle Sozialdemokraten." Ob das noch gilt im Zeitalter der angeblich liberalistisch gesinnten norwegischen "Fortschrittspartei? Kuhnle meint, der norwegische Wohlfahrtsstaat sei, parteipolitisch gesehen, hauptsächlich ein Gemeinschaftseigentum, das die Sozialdemokraten nicht wirklich für sich alleine reklamieren können. Er wird das belegen mit Beispielen aus Geschichte und Gegenwart.

Di
28.
Okt. 2008

Forestillinger om det nasjonale i norsk arkitektur 1800-1930

Dr. Mari Lending

Hochschule für Architektur und Design, Oslo

 

Norsk arkitekturhistorie er teppelagt med forestillinger om det nasjonale. Dette nasjonale blir vanligvis fortolket som om det skulle dreie seg om noe særegent norsk. Det nasjonale er imidlertid en fullt og helt internasjonal konstruksjon, som har preget refleksjonen over bygningskunsten siden romantikken. Dr. Mari Lending diskuterer forekomster av det nasjonale i norske arkitekturtekster og viser i hvilken grad det nasjonale i mindre grad peker mot noe antatt og essensielt norsk, men snarere i retning av det partikulære, det stedegne, det klimatisk og materielt betingede, og kanskje mer enn noe er utrykk for en ubønnhørlig klassisismekritikk.

 

Mari Lending ist M.A. der Literaturwissenschaft, ist in Architekturgeschichte promoviert worden und arbeitet an der Hochschule für Architektur und Design Oslos an einem Forschungsprojekt zu Architekturausstellungen und zu Architektur im Museum. Sie hat sich seit langem als Literatur- und Architekturkritikerin betätigt und gab neulich das Buch Omkring 1900. Kontinuiteter i norsk arkitekturtenkning (Um 1900. Kontinuitäten des norwegischen Architekturdenkens) aus.

Di
4.
Nov. 2008

Deutschland 1968 zwischen Aufruhr und Terror - mit norwegischen Augen gesehen

Prof. Dr. Øyvind Foss

Universität Stavanger

Foss, "der rote Pastor", war in den 60´er Jahren Student in Heidelberg und Berlin, war Teilnehmer an den Ereignissen in Berlin im Frühling 1968, hatte ein Verhältnis zu "Terrorist" Jan-Carl Raspe bis die Geister sich damals schieden, war in den siebziger Jahren Studentenpfarrer an der Universität Heidelberg in derselben Kirche wie die Söhne des Hanns-Martin Schleyer, der im "deutschen Herbst" 1977 liquidiert wurde nach den Selbstmorden (u.a. Raspes) in Stammheim. Er hat sehr viele Bücher geschrieben, auch zwei sehr bekannte über seine deutschen Erfahrungen, zuletzt ein Buch über Auschwitz, die Wissenschaft und die Kirche.

 

Espen Søbye,Oslo, gibt einen kurzen Beitrag in norwegischer Sprache:

Hvorfor ble RAF´s forlegger svensk?

Søbye, Autor mehrerer bekannter Biographien, liest am Montag 3.11.2008, 20 Uhr im Buchladen "Schwarze Risse", Gneisenaustrasse 2a (Mehringhof-Kreuzberg) 10961 Berlin, aus seinem Buch Kathe - deportiert aus Norwegen. Eine akribisch recherchierte Biographie eines in Auschwitz umgekommenen norwegischen Mädchens, Schülerin einer bekannten Schule in Oslo. Das Buch ist ein wichtiger literarischer Teil der beginnenden norwegischen Aufklärung des Schicksals der Juden unter der Besatzungszeit, einschließlich der norwegischen Verantwortung.

Di
11.
Nov. 2008

Der norwegische Luther

Prof. Dr. Inge Lønning

Universität Oslo

 

ls der katholische norwegische Erzbischof 1537 Trondheim verließ und Norwegen den Rest der Autonomie gegenüber Dänemark verlor, war Martin Luther kein Norweger. Er kam von oben herab durch den dänischen König - die weltliche Obrigkeit, nicht durch die reformatorischen Schriften und durch Gutenbergs neues Verbreitungsmedium. Sodann aber wurde die Bevölkerung langsam fundamental transformiert in Glaubenssachen. Die Autorität für den deutschen und norwegischen Luther ist zweifelsohne der Theologe Inge Lønning. Lønning, nicht ohne rhetorische Kraft, ist auch Parlamentsabgeordneter und hat seit Jahren verschiedene leitende Funktionen im Parlament, war Rektor der Universität Oslo 1985-1995, Vize-Vorsitzender der konservativen Partei, und Leiter der norwegischen Bewegung für Mitgliedschaft in der Europäischen Union. Er ist auch Leiter der Deutsch-Norwegischen Gesellschaft. Er schreibt über seinen Vortrag:

 

"500 Jahre nach der Reformation ist Martin Luther in der Konstitution Norwegens - zwar nur in adjektivischer Form (die evangelisch-lutherische Religion, § 2) - noch beim Namen aufbewahrt. Wie erklärt sich diese erstaunliche Beständigkeit in der Weiterführung der Tradition des konfessionellen Staates, und welche Verbindung hat, im Kontext des 21. Jahrhunderts - der Begriff "evangelisch-lutherische Religion" zur historischen Person und zum Werk Martin Luthers?"

Di
18.
Nov. 2008

Edvard Munchs Nietzsche-portrett som vendepunkt i hans verk

Prof. Dr. Rune Slagstad

Hochschule Oslo


Edvard Munch ist tief von der Gestalt und den Ideen Friedrich Nietzsches beeinflußt worden, schon in den 1890´er Jahren, den Jahren seines Berliner Durchbruchs. In den Jahren 1905 und 1906 hielt er sich viel in Thüringen und Weimar auf, vor allem um ein Portrait Nietzsches zu malen. Nietzsche war schon tot, aber der Kultus um ihn herum hatte schon begonnen - wobei die Stadt Weimar, Nietzsches Schwester Elisabeth und Munch-Förderer Harry Graf Kessler, die dort wohnten, sehr wichtig waren. Rune Slagstad wird das Portrait u.a. als wichtigen Punkt in der Wende Munchs vom Maler der Seele zum Maler des Körpers interpretieren.

Slagstad gab 1998 das Buch De nasjonale strateger aus - eine Ideen- und Politikgeschichte Norwegens die, trotz seines großen Umfangs, ein beispielloser Verkaufserfolg wurde, dazu sehr viel und zum Teil kontrovers diskutiert wurde und große Bedeutung erlangt hat. Es ist eine große, polemische aber nicht nur polemische, Erzählung. Slagstad ist auch sonst sehr bekannt für seine polemisch-intellektuellen Einsätze. In einer Woche publiziert er nun 1000 Seiten unter dem Titel: Sporten. En idéhistorisk studie (Der Sport. Eine ideengeschichtliche Studie). Dort gibt es u.a. ein Kapitel mit dem Titel "Munchs kropp" (Munchs Körper).

Di
25.
Nov. 2008

Ruth Maiers dagbok – en jødisk flyktning i Norge

Jan Erik Vold
 
 

Gerade ist das Tagebuch von Ruth Maier auf deutsch (dva) in einer großen Startauflage erschienen (englische und französische Übersetzungen werden folgen) – und somit zum Teil in der Originalsprache, denn die junge Frau, die in Norwegen von 1939 bis 1942 lebte, sodann verhaftet und in Auschwitz ermordet wurde, war Österreicherin, Tochter des Generalsekretärs der Postgewerkschaft, der neun Sprachen sprechen konnte. Sie ist nach Norwegen gefahren, um den Nazis zu entkommen, hat dort das Abitur gemacht, wurde Freundin, ja Geliebte der Norwegerin Gunvor Hofmo, die später zu einer der größten Lyrikerinnen Norwegens wurde. Das Trauma des Verlustes der Freundin wurde zu einem großen Drama des Lebens dieser Lyrikerin, bei der die Tagebücher überlebten, sie verbrachte lange Jahre in psychiatrischen Anstalten.

Jan Erik Vold, selbst einer der großen Lyriker Norwegens (ein berühmter Titel: Die fröhliche Version der Mutter Gutherz. Ja), ist seit langem auch ein wichtiger Deuter der norwegischen Lyrik, und schrieb vor einigen Jahren eine akribisch recherchierte, bewegende, inspirierte Biographie Gunvor Hofmos. Jetzt hat er das Tagebuch von Ruth Maier herausgegeben und umfassend über das Leben dieser blitzgescheiten, bedeutenden jungen Frau geschrieben, die in die Falle geriet.

Di
2.
Dez. 2008

Climate, Energy and Peace: Climate Change as Opportunity

Dr. Stein Tønneson

Director of the International Peace Research Institute, Oslo


Tønneson will discuss the relationship between climate change, energy security and the political economy of the Middle East. Climate change requires a sharp reduction in the use of coal and oil, and drastically improved energy efficiency plus increased use of renewable sources of energy or the development and implementation of technologies reducing or eliminating greenhouse gas emissions from the use of fossiel fuels. Concerns for national energy security favour coal and nuclear power. A fluctuating oil price, partly driven by political developments around the Gulf, makes it difficult to generate massive long term investments in alternative forms of energy. Does the combination of financial crisis, a new US president, and an upcoming climate summit in Copenhagen represent an opportunity to launch new global policies for climate, energy and a stable Middle East? Tønnesson's discussion of these issues is based on a chapter in a fortcoming book edited by Gunnar Fermann: Political Economy of Energy in Europe (Berliner Wissenschaftverlag, 2009.). He has done extensive research into South-Asian Politics. Tønneson heads a large and famous Norwegian research institute founded in 1959 by Johan Galtung.

Di
9.
Dez. 2008

Zwei Universitätsgründungen - Berlin 1810, Christiania 1811

Prof. Dr. John Peter Collett

Universität Oslo


Die erste norwegische Universität in Christiania (jetzt Oslo) wurde 1811 gegründet, nur ein Jahr nach der Gründung der Friedrich-Wilhelm-Universität zu Berlin. Die berühmte "Humboldtsche Universität" ist gewöhnlich als Modell aller modernen Universitäten angesehen worden, und es wird oft vermutet, dass die Norwegische Universität wie eine bloße Nachahmung der Berliner Universität angelegt wurde. Die Norwegische Universität wird in der Historiographie hauptsächlich als eine bedeutende Institution für nationale Unabhängigkeit – politisch und kulturell – angesehen. Es wird deswegen meistens übersehen, dass die Christiania Universität auch als eine reformierte Universität mit bedeutenden Ansprüchen an Originalität und Modernität angelegt war, und dass die norwegischen Ambitionen, die Universität zu reformieren sich nicht nur von den preußischen Universitätsplänen unterschieden, sondern auch teilweise zu den Berliner Reformen in direktem Widerspruch standen, so wie diese z.B. von Wilhelm von Humboldt formuliert worden waren.

 

John Peter Collett ist Professor der neueren Geschichte an der Universität Oslo. Er ist dort Direktor des Forums für Universitätsgeschichte und gehört zu den Verfassern einer mehrbändigen Universitätsgeschichte, die zur 200jahrfeier der Universität Oslo im Jahr 2011 herausgegeben wird.

Di
16.
Dez. 2008

Den norske Freud eller: psykoanalysen i Norge

Prof. Dr. Siri Gullestad

Universität Oslo


Psykoanalysen fikk allerede fra slutten av 1920-tallet en sterk posisjon i Norge, innen akademia så vel som innen klinikk og kulturliv. Hvordan forklare psykoanalysens intellektuelle innflytelse? Foredraget presenterer Harald Schjelderup som "Den norske Freud" og diskuterer den utforming psykoanalysen fikk i Norge under innflytelse bl.a. fra Wilhelm Reich. Psykoanalysens rolle i 1930 årenes kulturkamp belyses. Foredraget drøfter også psykoanalysens stilling i Norge i dag - som forståelsesmåte og som behandlingsform. Gullestad er professor i klinisk psykologi og praktiserende psykoanalytiker. Tidligere president i Norsk psykoanalytisk forening. Hun har gitt ut flere bøker, bl.a. "Å si fra. Autonomibegrepet i psykoanalysen" (1992) og i samarbeid med Bjørn Killingmo: "Underteksten. Psykoanalytisk terapi i praksis" (2005). Gullestad har også publisert psykoanalytiske studier av litterære verk (Henrik Ibsen og Sigurd Hoel).

Di
6.
Jan. 2009

Nordic Uniqueness in the Middle Ages? Political and literary Aspects

Prof. Dr. Sverre Bagge

Universität Bergen


Sverre Bagge leitet das Centre for Medieval Studies der Universität Bergen. Er hat eine große Anzahl Untersuchungen zur mittelalterlichen Geschichte publiziert, u.a. Society and Politics in Snorri Sturlusons Heimskringla. Was there a particular Nordic civilisation in the Middle Ages? There are two possible candidates for such a characterisation: (1) The unique literary culture of Iceland and (2) "The Scandinavian model", with egalitarianism, democracy, welfare and peace. This latter is a modern phenomenon, but may possibly have its origins in earlier periods, even back in the Middle Ages. From this point of view, the discussion of the Scandinavian model may form part of a wider discussion of the uniqueness of Europe, which has also been traced back to the Middle Ages. Although there may be some arguments for such an interpretation, there are stronger arguments for a cultural uniqueness, particularly in the case of Iceland, based on the saga literature. In the lecture, I shall therefore mainly focus on two characteristic features of this literature, compared to Latin historiography in Scandinavia as well as in the rest of Europe: visualisation and the analysis of political conflicts.

 

Der Vortrag wird in englischer Sprache gehalten und in deutscher Sprache kommentiert von Prof. Dr. Julia Zernack, Frankfurt a.M.

Di
13.
Jan. 2009

Das Werk Marianne Gullestads zwischen den Himmelsrichtungen - einige Vorüberlegungen

Prof. Helge Høibraaten
 Humboldt-Universität zu Berlin

 

 

Do + Fr
15. / 16.
Jan. 2009

Symposium

Marianne Gullestad and the Social Anthropology of Norway
 

Marianne Gullestad (1946-2008) hat mit einer Reihe von Untersuchungen, die mindestens von der Kitchen-Table Society (1984) in einem Vorort Bergens bis zu norwegischen Missionsbildern aus Kamerun (Picturing Pity, 2007) reichen, die eigene Gesellschaft dem "exotischen", in Norwegen sehr starken Fach der Social Anthropology erschlossen. Sie ist manchmal auf Kritik gestoßen, am Stärksten durch ihr nicht nur kritisches, sondern über das eigene Land im Prozess der heutzutage weltweiten gegenseitigen Durchdringung der Kulturen ruhig reflektierendes, erwägendes Buch Det Norske sett med nye øyne (2002), das dennoch zu einer Sturmflut der öffentlichen Auseinandersetzungen führte.

Tagungssprachen: englisch und norwegisch. Alle Interessierten sind herzlich willkommen. Für das Symposium am Freitag erbitten wir um Anmeldung bei katharina.bock@student.hu-berlin.de.

Zwei Nachrufe:

http://www.dagbladet.no/kultur/2008/03/14/529691_html http://blogs.nyu.edu/projects/materialworld/2008/03/marienne_gullestad_19462008_1_html

Do
15.
Jan. 2009

Im Rahmen des Symposiums zu: Marianne Gullestad and the Social Anthropology of Norway

Unlocking the Norwegian collective mind: Marianne Gullestad and Scandinavian anthropology

Prof. Thomas Hylland Eriksen

Universität Oslo


Der Vortrag von Hylland versucht eine Einführung das Werk Marianne Gullestads, wie es sich als Anthropologie des Alltagslebens der eigenen (norwegischen) Gesellschaft entwickelt, in Büchern wie Kitchen-Table Society (1984), Kultur og Hverdagliv (1989), The Art of Social Relations (1992) und Everyday Life Philosophers (1996), zu geben, ohne das letzte Jahrzehnt zu behandeln. Gullestad wollte, als Repräsentant einer ”exotischen” Wissenschaft (die als Wissenschaft der archaischen Gesellschaften entstand), das Norwegische anthropologisch beschreiben, aber gerade ohne es zu ”exotisieren”. Ihre Vorgehensweise stieß bei Fachkollegen in Norwegen auf Widerstand.

Fr
16.
Jan. 2009

Symposiums zu: Marianne Gullestad and the Social Anthropology of Norway

10 Uhr
 Kurze einleitende Worte: Prof. Helge Høibraaten


10.05-10.50 Uhr
 Prof. Tord Larsen, Naturwissenschaftlich-technische Universität Norwegen, Trondheim: Antropologisk og missiologisk gjenstandsdannelse. Refleksjoner rundt Gullestads "Picturing Pity (Misjonsbilder)" (2007)Danach Diskussion.

 
11.15 Uhr
 Kaffeepause

 
11.30-12.00 Uhr
 Prof. Lisbeth Holtedahl Universität Tromsø En pige på rejse i det hjemlige og det globale. Erfaringer fra samarbejd med Marianne Gullestad i Kamerun og Tromsø Danach Diskussion bis 13 Uhr.

 
13-15 Uhr
 Lunch

 
15.00 Uhr
 Prof. Jan Terje Faarlund Universität Oslo Om Marianne Gullestads egenart som forsker

 
15.15-16.00 Uhr
 Prof. Marianne Elisabeth Lien Universität Oslo Marianne Gullestad and the Emergence of Norden as an Anthropological region Danach Diskussion.

 
16.45 Uhr
 Kaffepause

 
17.00-17.30 Uhr
 Prof. Ida Hydle, NOVA Oslo, und Universität Tromsø Om antropologisk forvalting av språk og dialog, og debatten etter Marianne Gullestads bok "Det Norske sett med nye øyne." Liegt vor als Publikation, wird vorgestellt mit einigen Begleitreflexionen. Bekommen kann man das Paper durch eine Emailanfrage an Katharina Bock. Danach Diskussion.

 
18.00 Uhr
 Kaffeepause

 
18.10-18.30 Uhr
 Prof. Helge Høibraaten, Humboldt-Universität: Marianne Gullestad mellom himmelretningene: noen bemerkninger som innledning til sluttdiskusjon Danach Diskussion.

 
19 Uhr
 Ende

  

Eingeladene DiskutanInnen sind:

Helga Hernes, Oslo, Nestorin der norwegischen Frauenforschung

Anne Trine Kjørholt, Direktorin, Norsk Institutt for barneforskning, Trondheim

Prof. Halvor Moxnes, Universität Oslo

Frida Holsten Gullestad, MA, Journalistin

Di
20.
Jan. 2009

Die Ökonomie des Hungers. (A)moral und (Ohn)macht in Knut Hamsuns Roman "Hunger"

Prof. Stefanie von Schnurbein

Humboldt-Universität zu Berlin


Knut Hamsun gilt gleichzeitig als avantgardistischer Erneuerer der modernen Romanliteratur wie als politisch reaktionärer, dem Nationalsozialismus ungebührlich nahe stehender Autor. Häufig wird versucht, den Konflikt zwischen diesen Positionen zu entschärfen, indem die frühen Romane Hamsuns als literarische Neuerungen gefeiert, die späteren Texte hingegen als politisch problematische Texte gelesen werden. Zum Auftakt des Hamsun-Jahres 2009 wird der Versuch unternommen, den international wirkungsmächtigen Debütroman des Autors einmal nicht nur als Manifest literarischer Erneuerung, sondern auch als einen Text zu lesen, der Aussagen über soziale und politische Fragen macht. Hierfür werden die Hungerthematik und damit auch Fragen nach Körperlichkeit und Geschlecht im Roman im ökonomischen Diskurs kontextualisiert.

Di
27.
Jan. 2009

How to balance ethics, culture, and money: Norway's experience with (enormous) petroleum wealth

Dr. Henrik Syse

International Peace Research Institute (PRIO), Oslo


Norway found offshore oil 40 years ago and thereby embarked on a journey of wealth - and of challenges. As income grew and not everything was spent, Parliament decided in the early 1990s to save its petroleum income for future generations, and spend only the interests on its petroleum-related savings. This has resulted in a fund of significant proportions, with assets of more than 225 billion Euros, even after the recent financial turmoil. From 2005, this fund has also used its ownership rights as a shareholder actively, and the first to head this ownership work for the fund was a moral philosopher, Dr. Henrik Syse. With this lecture, Dr. Syse will share with us his reflections on and experiences with handling such an amount of wealth. He is also Senior Researcher at The Norwegian Institute for Peace Research. He has, among many others things, published an important historical study in Natural Law, Religion, and Rights (South Bend, 2007), and a debating book on the theme of just war: Rettferdig krig?; Oslo 2003. He is the son of the (not least) witty former Norwegian prime minister Jan Syse (he edited, with his brother and his mother, Ta ikke den ironiske tonen - tanker og taler av Jan P. Syse (Oslo 2003)), and is capable of handling a joke himself. In 2007, he was chosen a "Young global leader" by the World Economic Forum in Davos.

Präsentation zum Download

Di
3.
Feb. 2009

Die neueste Debatte über den norwegischen Widerstand 1940-45. Bericht eines Engagierten

Prof. Helge Høibraaten

Humboldt-Universität zu Berlin


Der 3.2. wurde als Termin meiner Abschlussvorlesung bestimmt. Aber einige Leute sagten, der Termin würde nicht passen, und so habe ich die Vorlesung über "Nordische Angst", die ich plane, auf Do., 12.2., 16 Uhr in Raum 3.231 (Henrik Steffens) verlegt, wohl wissend, dass dann wiederum andere nicht können und ein Privatissimum nicht ausgeschlossen ist. Es komme, wer kann und Lust hat! Als eventuellen Ersatz biete ich aber am 3.2. eine erste Abschlussvorlesung an:

Ich bespreche eine Debatte, die kurz vor Weihnachten vom Publizisten Erling Fossen vom Zaun gebrochen wurde und hohe Wellen geschlagen hat und während der Ferientage dann durch einen brandneuen Film über den "Widerstandshelden" Max Manus begleitet wurde. Die Debatte ist sehr umfangreich und komplex gewesen, hatte aber auch ihre sehr prinzipiellen Seiten: so bestritt Fossen ziemlich vorbehaltlos die Legitimität von Widerstand durch Gewalt, sofern nicht damit realistisch ein Krieg gewonnen werden könne. Ein anderes wichtiges Thema war die Frage nach einer komplexeren Behandlung der Besatzungsgeschichte Norwegens, die aus mehr Geschichten – nicht bloß der "volkspädagogischen" Hauptgeschichte – und auch mehr Alltag bestehen soll. Nun ist die Forschung damit seit langem befasst – beileibe nicht nur die Erforschung der Verhaftung der Juden durch die norwegische Polizei. Dahinter steckte auch die Frage, ob nicht die "Majoritätstriumphgeschichte" zugunsten der "Minoritätsleidensgeschichte" etwas zurücktreten solle, damit nationale Versöhnung erreicht werden könne. In einer Debatte mit 300-400 Zuschauern am 9.1., wurde diese Frage von unberechtigterweise diskriminierten Kindern ehemaliger Mitglieder der Partei Quislings eindringlich gestellt, was aber auch nicht neu ist. Neu ist wohl u.a., dass sich die Nach-68er-Generationen stark mit dieser Frage beschäftigen – an dem Diskussionsabend nahm die ganze Altersspanne von 18 bis 90 Teil. Die Diskussionen sind im Ganzen sehr polemisch und kontrovers verlaufen. Der Vortragende, kein Experte, musste am 9.1. neutral sein, weil er die Diskussion leitete, wird aber am 3.2. Stellung nehmen bei gleichzeitigem Versuch, die anderen Stimmen zu verstehen.

Mi
4.
Feb. 2009

Henrik Steffens in seinen deutschen Netzwerken

Marit Bergner, M.A.

Doktorandin in Geschichte, Freie Universität Berlin


Henrik Steffens (*1773 in Stavanger, † 1845 in Berlin) war ein bedeutender Kulturvermittler zwischen Skandinavien und Deutschland und wird als „Norwegens erster Botschafter in Deutschland“ bezeichnet. Er war Naturphilosoph, Universitätsgelehrter in Dänemark und Preußen, politischer Schriftsteller und Literat. 1798–1801 lernte er bei einem mehrjährigen Forschungsaufenthalt in Deutschland führende deutsche Romantiker wie Novalis, Goethe, Schiller, Schelling und Schleiermacher kennen. Wie er, ein bis dahin unbekannter Norweger, Kontakt zu den bekanntesten Personen des deutschen Geistesleben herstellte, führte und pflegte, wie er in seinen deutschen Netzwerken agierte, ist Inhalt des Vortrags. Zugleich interessiert die Frage, ob Steffens ein Intellektueller war. linie

Di
10.
Feb. 2009

10 Jahre Henrik-Steffens-Professur - Bestandsaufnahme mit Blick auf die kommenden Zehn

Die Henrik-Steffens-Professur wurde 1998 von der norwegischen Regierung für zehn Jahre gestiftet, 2008 fortgeführt für weitere zehn. Die Professur soll zur Entwicklung und Vertiefung der wissenschaftlichen Zusammenarbeit von Norwegen und Deutschland in den Bereichen der Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften beitragen, außerdem norwegische Kultur in Deutschland und umgekehrt vermitteln.

Der erste Inhaber der Professur war der Historiker und Willy Brandt-Preisträger Einhart Lorenz (1.4.1999–30.9.2000), der zweite der ehemalige Professor für ästhetische Kommunikation und Leiter des norwegischen Museums für moderne Kunst Jan Brockmann (1.10.2000–30.9.2004), der dritte ist der Philosoph Helge Høibraaten (1.10.2004–31.3.2009). Am 1.4.2009 tritt dann die Historikerin Jorunn Sem Fure als erste Frau die Professur an. Sie ist mit einer Arbeit über Erfahrung und Erinnerung der Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten nach 1945 promoviert worden, und hat die offizielle Geschichte der Universität Oslo zur Zeit der deutschen Besatzung (Universitetet i kamp 1940-45, Oslo 2007) geschrieben. Die Inhaber werden in einem Panel sitzen mit Prof. Dr. Bernd Henningsen, Direktor und Gründungsdirektor des Nordeuropa-Instituts.

Nach der anschließenden Diskussion wird zu einem Umtrunk im Nordeuropa-Institut vor dem Henrik-Steffens-Raum (3.231) aus Anlass des bevorstehenden Endes der Lehrtätigkeit Helge Høibraatens als Steffens-Professor eingeladen. linie

Do
12.
Feb. 2009

Nordische Angst

Prof. Helge Høibraaten

Humboldt-Universität zu Berlin


Der Norden: die ewig-jungen Völker des Ursprungs und der kräftigen Gegen-Modernität? Die Völker des Lichtgebets (Fidus) und der Mitternachtssonne? Modern abgewandelt: Carl Larssons Idylle, die Hygiene, die Solidarität, der Sozialstaat?

Der Norden: war das aber nicht auch Dunkelheit, Ungepflegtheit, Schmutz, Knappheit, Hungersnot, Gefängnis, Hölle, Todeslager der Nacht und des Nebels – jenseits aller Romantik des Novalis?

Die nordische Angst: Damit meint man den deutschen Expressionismus – also im Ursprung: Edvard Munchs Angstschreibild und seine Bilder der Melancholie. Man könnte auch meinen: Heideggers "helle Nacht des Nichts der Angst" und der Freiheit als Entscheidung. Munch verhält sich zu Nietzsche, Heidegger besonders zu Kierkegaards Philosophie der Angst, der Dämonie und des Ernstes.

In dieser Abschlussvorlesung konzentriere ich mich zunächst auf diese vier. Zugleich versuche ich, Kierkegaards Philosophie ins Verhältnis zum deutschen Idealismus und zur romantischen Naturphilosophie zu setzen. Dabei geht es nicht so sehr um Hegel wie um Schelling und Steffens, die auch Philosophen der Angst des Lebens waren. Hier kann man – das ist das Überraschendste, auch für einen eingefleischten Habermasianer – am sensibelsten vom blutjungen Jürgen Habermas lernen.