Frauke Hillebrecht: Skandinavien - die Heimat der
Goten?
Der Götizismus als Gerüst eines nordisch-
schwedischen Identitätsbewußtseins
Die Überzeugung, der Norden sei das Ursprungsgebiet der sagenhaften
Goten, ist in Schweden seit König Gustav II. Adolf (1594-1632)
etabliert. Die Vorstellung, daß die Goten, nachdem sie aus
Skandinavien ausgewandert sind, sich fast die ganze bekannte Welt
unterworfen und dann ansehnliche Gebiete Europas bevölkert
hätten, wird seither als identitätsstiftend tradiert.
Unter König Gustav Adolf wird mit diesem Denkmodell ein Verständnis
des Nationalen offenbar, aus dem sich die Legitimität einer
Kategorisierung ableitet. Inwiefern stellt also diese Ideologie
die Basis einer Weltanschauung dar, die sich explizit auf Abgrenzung
stützt?
Seit Gustav Adolf dieses Konzept bewußt in sein politisches
Programm aufgenommen hat, stellt die nordische Gotenideologie,
der sogenannte Götizismus, ein nicht zu unterschätzendes
Element eines antithetischen schwedisch-skandinavischen Weltbildes
dar. Innerhalb dieses Denkmodells ist man bestrebt, das Ideal
einer autochthonen, unabhängigen und originären skandinavischen
Kultur zu verankern: Die nordische Geschichte soll wirkungsvoll
aufgewertet werden.1 Dies zu zeigen, ist Aufgabe
dieses Textes.
Die Konstruktion eines 'Nationalcharakters' aus der idealisierten
gotisch-germanischen Vorzeit sowie die ebenfalls ideologisch motivierte
und mit der Romantik einsetzende Schwärmerei für den
freien Erbbauern, den odalbonde, haben den unterschiedlichsten
Strömungen in der Geschichtsschreibung innerhalb des götizistischen
Rahmens die Grundlage für Versuche geboten, diese ideologischen
Vorstellungen auf nationaler Ebene und in einem kollektiven Gedächtnis
zu konsolidieren.2 Die zu enge Fassung des
Begriffes ist jedoch fragwürdig, denn somit würde jeglicher
Dissens oder Konflikt, also ein Divergieren vom Kollektiv, negiert
oder ausgeschlossen. Als eine Kategorie der (anfänglich oktroyierten)
Rezeption des Gotenmythos in einem nationalen Rahmen erachte ich
diesen Begriff jedoch als adäquat zu verankern. Solche Versuche
lassen sich explizit von der Mitte des 16. bis in das späte
19. Jahrhundert hinein verfolgen und bilden somit ein ideologiegeschichtliches
Kontinuum, das als 'roter Faden' einer Identitätsgeschichte
dienen kann und anhand dessen unterschiedliche Fragestellungen
in bezug auf nationale Bindungen in Skandinavien entwickelt werden
können.
Einheitsstiftend wirkt der Gotenmythos in Schweden auf Grund der
Verknüpfung von Historie, Mythologie und frei erfundenen
geschichtlichen Zusammenhängen, durch die eine historische
Legitimationsbasis bis ins Unendliche der Vorgeschichte hergestellt
werden soll. Durch die angenommene historische Konstanz wird ein
Konsens geschaffen, welcher auch geschichtliche Veränderungen
(relativ) unbeschadet und unverändert übersteht. Dieser
Konsens wird verstärkt durch die in Skandinavien mögliche
reale Erfahrung des Mythos: Runensteine, Gräber, Waffen und
ähnliche Relikte hypostasieren eine großartige Vergangenheit
und bewirken durch ihre Präsenz eine ständige Erinnerung
- sie modellieren und vergegenständlichen ein nationales
Gedächtnis.
Bezugspunkt für eine nationalistische Geschichtsschreibung
in Schweden ist die ausschließlich retrospektive Konstruktion
der Vergangenheit, wodurch eine progressive Ausgestaltung von
nationaler Identität gehemmt wird. Die von der götizistischen
Bewegung verfolgte Konzeption zur Durchsetzung eines kollektiven
Empfindens gewinnt in Schweden eine spezielle Ausprägung,
da hier eine neuzeitliche Gallionsfigur in bezug auf eine liberale
Tradition fehlt. Für die Nachbarländer Dänemark
und Norwegen hingegen bilden die Wikinger eine Quelle langer,
konstanter und international akzeptierter Historizität neben
neuzeitlichen Anknüpfungspunkten: der norwegischen Verfassung
von 1814 und dem Werk des Geistlichen und Universalgelehrten Nicolaus
Frederik Severin Grundtvig (1783-1872), welche eine gegenwartsbezogene
Basis für politische Auseinandersetzungen bilden.3
In den Nachbarländern Schwedens stellen die genannten Geschichtsbilder,
gepaart mit der Forderung nach zeitgemäßen politischen
Reformen, ein Denkmodell zur Verfügung, das eine fortschrittliche
Entsprechung zur rückblickenden götizistischen Strömung
in Schweden bildet. Gemeinsam ist den skandinavischen Ländern
jedoch die Bezugnahme auf exklusiv nordische Geschichtstopoi,
die identitäts- und kontinuitätsstiftend rezipiert werden.
Solche virulenten ideolo gischen Denkmodelle entspringen alle
der Vorstellung einer besonderen Herkunft der Bewohner Skandinaviens,
die auf diese Weise ein spezielles Bewußtsein evoziert.
Anhand der Untersuchung nationaler Ideologien in den skandinavischen
Ländern läßt sich so die Entwicklung einer Atmosphäre
der splendid isolation im Norden erkennen.
Die von der götizistischen Bewegung verfolgten Vorstellungen
und Tendenzen sind in sehr unterschiedlichen Formen manifest geworden,
so daß sich in der Gegenwart kein fester, einheitlicher
Begriff für das Götizistische bestimmen läßt.
Eine Darstellung wird aber durch die Rekursivität der götizistischen
Geschichtsschreibung erleichtert; sie bleibt im Norden praktisch
unberührt von europäischen Debatten. Nationale Bewegungen
lassen sich so im Norden eidetisch darstellen. Die klarer umrissenen
Dimensionen, innerhalb derer sich ein patriotisches Bewußtsein
in Skandinavien äußert, werden oft von Einzelnen oder
deutlich profilierten Gruppen getragen, deren ideologische Untermauerung
unmißverständlich offenbar wird.
Bedingt durch die immanente Wirkung und Rezeption des Götizismus
in Skandinavien wird der Terminus sehr breit verwendet: Er umfaßt
nationalistische Geschichtsschreibung, die Übertragung von
vermeintlichen altnordischen Attributen auf die Gegenwart ebenso
wie die ästhetische Untersuchung und Übersetzung von
Eddagedichten; alle Arten von Beschäftigung mit dem Altnordischen
werden mit diesem Wort umschrieben.4 Die Belegung
des Begriffes ist nicht auf die Reminiszenz an die Goten beschränkt,
sondern zur umfassenden Beschäftigung mit vorgeblich genuin
nordischen Eigenschaften erweitert worden. Das geschichtliche
Selbstverständnis im Norden wird von einem idealisierten
Bild der nordischen Vorzeit bestimmt, dessen Vorstellungen innerhalb
des Götizismus Veränderungen unterworfen und nur schwierig
in einem komplexen Milieu darstellbar sind.5
Ein grundsätzliches Element ist allen Einstellungen gemein:
Sie sind unauflöslich verknüpft mit der gewünschten
Abgrenzung gegen den Süden. Der Kontrast wird durch die späte
Christianisierung des Nordens noch verstärkt. Hier kann man
sich auf eine heidnisch-vorchristliche Herkunft beziehen, die
genuin und exklusiv nordisch ist und die auf "möglichst
unanstößige Weise dem übernationalen christlichen
Geschichtskonzept entgegengestellt" wird. Weil er sich auf
eine unbestreitbar exklusive Tradition berufen kann, gewinnt dieser
skandinavische Geschichtsmythos eine spezifische und durchschlagende
Wirkung.6
Der Mythos um die Goten hat einen nachweislich historischen Hintergrund:
den Überfall der gotischen Stämme auf das römische
Reich. Woher kommen diese Goten? Sowohl Römer wie auch Germanen
sind überzeugt, daß die Goten aus Skandinavien kommen.
Mit einiger Sicherheit läßt sich sagen, daß die
Kimbern, Teutonen und Haruden aus dem Norden der Jütischen
Halbinsel gekommen sind, die Ursprünge der Goten jedoch sind
nach wie vor umstritten. Sie werden von vielen Völkern als
ihre Vorfahren vereinnahmt. Die Goten haben nirgendwo in Mitteleuropa
ein Reich konstituiert, so daß sie sich früh in einen
Mythos auflösten. Dieser ist frei zugänglich - die Vorstellung
verselbständigt sich und die Goten werden zu den idealen
Helden in der europäischen Kulturgeschichte.7
Der Götizismus hat keinen schwedischen Ursprung; die Idee
ist vielmehr aus Mitteleuropa importiert: In Spanien ist diese
ideologisierende Geschichtsschreibung im 6. und 7. Jahrhundert
inventiert worden. Hier wünscht man eine leuchtende Vorzeit,
die gleichzeitig die Geschichte der Römer relativieren soll.
Bereits in der spätantiken Literatur finden sich zu diesem
Zweck Anknüpfungspunkte: die barbarischen Stämme - Skyten,
Geten und Goten - an der oströmischen Grenze werden hier
vermischt und zu einem Heldenvolk verklärt. Sie werden als
ein und dasselbe Volk betrachtet und in der Geschichtsschreibung
mit biblischen Prophezeiungen und historischen Phantasien gemischt.8
Dieses Verständnis der Goten ist sehr verbreitet, als der
Erzbischof von Ravenna, Jordanes, um 550 seine Geschichte der
Goten verfaßt, die unter dem Titel De origine actibusque
Getarum eine der wichtigsten Inspirationsquellen für
die zukünftige Geschichtsromantisierung darstellt. Die Arbeit
ist eine Zusammenfassung der verlorenen Gotengeschichte des Römers
Cassiodor, eines Senators Theoderichs des Großen. Jordanes
stellt Skandinavien in kopistenhafter Nachfolge Cassiodors nicht
nur als Ursprungsland der Goten, sondern auch als die officina
gentium, die vagina nationum, also als "Werkstatt
der Völker" und "Schoß der Nationen"
dar.9
Im 7. Jahrhundert nimmt Bischof Isidor von Sevilla, dem Mittelpunkt
des westgotischen Reiches, die Geschichte um die sagenhaften Leistungen
der Goten auf. Er führt sie auf den biblischen Magog - den
Sohn Japhets, der nach der Genealogie des Alten Testamentes Noahs
Sohn und Stammvater der kleinasiatischen und indogermanischen
Nordvölker sein soll - zurück. Für Isidor sind
Magog und got gleichbedeutend. Seither kann sich
in Spanien ein gotisches Nationalgefühl halten, das
auch durch die Herrschaft der Araber und die mühselige christliche
Rückeroberung nicht gebrochen wird.10
Bemerkenswert ist, daß der Götizismus kontinentaler
Prägung den Norden über die spanische Tradition erreicht
und nicht aus den schon in Skandinavien bekannten Heldensagenüberlieferungen
und Runeninschriften weiterentwickelt wird, sondern seine spezifische
Rezeption in Skandinavien durch die konkurrierenden Auffassungen
von Kirchenvertretern auf dem Konzil von Basel 1434 erfährt.
Hier erlebt der Götizismus nordischer Prägung seinen
eigentlichen Durchbruch. In einer Rede des Bischofs von Växjö,
Nicolaus Ragvaldi, die für die weitere Entwicklung der Konstruktion
einer großartigen Vorgeschichte Schwedens und ihre ideologischen
Begleiterscheinungen den Initialpunkt bildet, wird die Gotenideologie
einem europäischen Publikum bekanntgemacht. Bei seinem Auftritt
beim Reformkonzil fordert der Bischof als Vertreter des Unionskönigs
Erik von Pommern einen der ersten Plätze in der Versammlung
unter nachdrücklicher Berufung auf Jordanes und die von ihm
aufgestellte Behauptung, daß die Goten ursprünglich
in Skandinavien ansässig waren. Die Goten seien nach seiner
Auffassung tatsächlich aus Gothia, das heißt Gotaland
= Götaland gekommen. Aus Östergötland oder Västergötland
sind also die Goten ausgezogen, um die Welt zu erobern. Schweden
als Urheimat der Goten sei das Stammland aller übrigen Völker
und somit eines der ältesten und edelsten Völker der
Welt, wie Ragvaldi behauptet.11 Ein Standpunkt,
der für Unruhe sorgt, da der spanische Vertreter, Alfons
von Cartagena, ebenfalls einen ehrenvollen Platz beansprucht.
Auch er leitet die Herkunft der Spanier von den Goten ab und behauptet
dazu spitzzüngig, daß die gotischen Nachkommen in Spanien
edler seien als die nordischen Verwandten, da sie eben durch ihren
Auszug aus Skandinavien, die Begründung des Reiches in Spanien
und die Bekämpfung des Arianismus besonders ruhmvolle Teile
des Gotenvolkes seien. Weder der Botschafter Schwedens noch Spaniens
erhalten die gewünschten Plätze. Festzuhalten ist je
doch, daß durch Ragvaldis Rede die Aufmerksamkeit auf die
Vorstellungen des nordischen Götizismus gerichtet wird. Am
Rande wird ein politischer Nebeneffekt erzielt: Erik von Pommern
steht im europäischen Blickpunkt und kann von innenpolitischen
Schwierigkeiten im Rahmen der Kalmarer Union ablenken.12
Nach dem Konzil in Basel dauert es mehr als hundert Jahre bis
der schwedische Götizismus sich in Europa wieder Gehör
verschaffen kann. Mit dem Werk Historia de omnibus Gothorum
Sveonumque regibus (Geschichte aller Goten- und Svearkönige)
von Johannes Magnus, dem letzten katholischen Erzbischof von Schweden,
das sein Bruder Olaus 1554 postum in Rom veröffentlicht,
erlebt die These vom Auszug der Goten aus Schweden erstmals eine
breite öffentliche Wirkung. Die Ideen, die Nicolaus Ragvaldi
auf dem Konzil in Basel vertreten hat, werden hier erstmals gedruckt
publiziert. Neben der Präsentation von Königen seit
der Zeit Noahs - mit ungefähr zwei Dutzend erfundenen Herrschern
namens Karl und Erik - zielt das Werk auf eine Herabsetzung Dänemarks
durch die Darstellung des Landes als einer "götischen
Strafkolonie", einem Lager also für mißliebige
Schweden. J. Svennung bezeichnet Magnus als den "wohl unzuverlässigsten
von allen schwedischen Geschichtsschreibern, der gleichwohl den
längstdauernden Einfluß gehabt hat." Magnus will
mit seiner Geschichte einen Ausgleich schaffen für die Gesta
Danorum des Saxo Grammaticus, ein Werk, das dem Nachbarland
Dänemark schon lange als einheitsstiftendes Geschichtswerk
zur Verfügung steht.13 Saxo beabsichtigt
mit seinem Werk Die Taten der Dänen (vor 1222) die
Geschichte des Landes von den Anfängen bis zu seiner Gegenwart
möglichst homogen darzustellen. Passend zur Waldemar-Zeit,
in der Dänemark seine staatliche Funktion konsolidiert, hebt
Saxo den dänischen Nationalcharakter und die Eigenständigkeit
gegenüber den Nachbarländern hervor. Ein wichtiger Bestandteil
seiner Arbeit ist die Betonung alter Tugenden im Gegensatz zur
höfischen Kultur, die er während seiner Auslandsreisen
im Süden kennengelernt hat.
Mit dem Regierungsantritt Gustav II. Adolfs bricht eine Glanzzeit
für den Götizismus an: Für Gustav Adolf verbindet
sich mit dem Gotenmythos explizit die Suche nach einer Legitimation
seiner Macht, die durch den identitätsstiftenden Bezug auf
die Abstammung von den Goten fundamentiert werden soll. Die schwedischen
Siege im Dreißigjährigen Krieg und die beginnende Großmachtzeit
begünstigen dieses nationale Projekt. Das Eingreifen in den
europäischen Glaubenskrieg wird als Wiederkehr des Kampfes
zwischen Goten und Römern gefeiert, noch einmal werde Europa
von gotischen Kriegern heimgesucht. Hier verschmelzen Vorzeit
und Gegenwart zu einem einheitlichen Geschichtskonzept: Gustav
Adolf wird als gotischer Held und gleichzeitig als Werkzeug Gottes
im Kampf gegen den Papst bezeichnet.14 Zur
Regierungszeit Gustav Adolfs werden die Rezeption des Werkes von
Johannes Magnus und die Verbreitung der Ideologie des Götizismus
entscheidend gefördert - und verändert. Die Goten werden
zu Kulturträgern und nicht mehr als 'einfache und blutdürstige'
Barbaren dargestellt. Schweden erscheint jetzt als Wiege der Kultur
der Welt, das Land soll als Kulturstaat figurieren: Unter Gustav
Adolf wird großzügig in das Bildungswesen investiert.
Gleichzeitig werden die Bemühungen um eine Geschichtsschreibung
innerhalb eines götizistischen Rahmens intensiviert. Deren
mächtiges Finale bildet nach den grundlegenden Arbeiten zur
Vasazeit die Atlantica von Olof Rudbeck, die ab 1679 erscheint.15
Mit der Regierungszeit Gustav Adolfs setzt also realiter eine
götizistische Geschichtsschreibung ein. Man versucht eine
kulturelle, zivilisatorische Entsprechung zum Barbarenbild zu
entwickeln, um ein legitimistisches Dogma zu begründen.
Gustav II. Adolf ist in einer Atmosphäre aufgewachsen, die
von patriotischen Phantasien durch und durch gefärbt ist:
Schon für seinen Vater, Karl IX., dem auch Olaus Magnus sein
Buch gewidmet hat, war der Götizismus ein wichtiges Motiv
in der Politik. Gustav Adolf ist davon überzeugt, daß
die Historia de omnibus Gothorum Sveonumque regibus eine
wirklich glaubhafte Geschichte Schwedens darstelle und veranlaßt
deshalb eine schwedische Übersetzung. Der König setzt
entscheidende Komponenten dieser ideologisch bedingten Vorstellungen
als einheitsstiftendes und machtpolitisches Mittel schon kurz
nach seinem Regierungsantritt ein. Im Jahr 1617 läßt
er in Uppsala ein Turnier veranstalten, bei dem er selbst als
der legendäre Gotenkönig Berik kostümiert auftritt
und die Kämpfer mit folgenden vier Thesen zu motivieren versucht:
- Daß der alten Goten rechter Ursprung aus Schweden kommt.
- Daß die Schweden und Gotischen keiner anderen Nation an Mannestum, Tapferkeit und Treue weichen.
- Daß nicht Geld und Reichtümer, sondern ein männlich Herz, gute Kriegsdisziplin und Unverdrossenheit die rechten Mittel sind, ein Reich zu gewinnen und zu verteidigen.
- Daß das Königreich Schweden unüberwindlich ist für alle fremden und auswärtigen Mächte, wenn dessen Einwohner dem König treu und einträchtig und brüderlich sind.16
Die programmatischen Thesen künden von einer Denkweise, die
eben im Geiste des Götizismus dazu angelegt ist, eine ruhmreiche
Vergangenheit so zu beleben, "daß mit dem althergebrachten
Ehrbegriff der in der Gegenwart vorhandene Kleinmut gedämpft
und die Forderungen des Tages mit Hilfe der Geschichte überhöht
werden konnten."17 Auch Gustav Adolf
erkennt also die einheitsstiftende Wirkung des Gotenmythos und
nimmt sie wahr. Er sieht sich als König des ältesten
Volkes - und somit auch des ältesten Königtums - der
Welt. Gleichzeitig impliziert diese Rezeption des Götizismus
ein 'Wir-Gefühl' in dem noch jungen schwedischen Staat, das
in der Person Gustav Adolfs gipfelt. In ihm manifestiert sich
ein nationales Unabhängigkeitsgefühl, das zur Zeit des
Konfliktes mit dem Vasa Sigismund III. auf dem polnischen Thron
eine Demonstration und ein Ventil braucht.18
Auch Olaf Mörke sieht dem Gotenmythos während der Regierungszeit
Gustav Adolfs eine Wirkung immanent, die innerstaatlichen Zusammenhalt
und den Willen zur Behauptung bewirkt. Die Definition des entstehenden
Großmachtstaates erfolgt über eine "aggressive
Selbstbehauptung mit expansionistischer Tendenz".19
Dabei stützt sich der schwedische Staat in den Umwälzungen
des Dreißigjährigen Krieges auf einen Komplex von "Selbstdarstellungs-
und Selbstvergewisserungsmetaphern, in denen sich die politische
Beziehung zur Umwelt definiert"20 - die
Berufung auf die Abstammung von den großartigen Goten und
deren legendäre Eroberungszüge in Mitteleuropa.
Der Gotenmythos wird maßgeblich für eine Politik, mit
der ein schwedisches Bewußtsein begründet wird - Gustav
Adolf sieht sich selbst als königlicher Nachkomme des legendären
Volkes der Goten und legitimiert so seine politische Vorgehensweise:
Er erreicht die Loyalität der schwedischen Hocharistokratie,
obgleich er ihre alten, oligarchischen Ansprüche eingedämmt
hat. Gustav Adolf gelingt die Installation des Nationalstaates
auf dem Sockel eines Mythos - er hat Erfolg, indem er ein kollektives
Bewußtsein, ein organologisches Empfinden auch jenseits
von politischer Mitbestimmung einrichten kann. Die Politik Gustav
Adolfs stellt ein deutliches Beispiel für die Entwicklung
nationaler Identität in der frühen Neuzeit dar. Sie
[...] beruht auf der Bindung an gemeinsame Wertüberzeugungen, der Erinnerung an eine gemeinsame Geschichte und der Orientierung auf gemeinsame Ziele. Die Teilhabe an dieser Identität und die Verpflichtung auf ihre Werte ist es, die den Menschen zum Bürger und im Kriegsfall den Bürger zum Soldaten macht, denn die paradigmatische Form der Teilhabe an nationaler Identität ist die Opferbereitschaft. Nationalstaaten sind auf Kriege hin gerüstet. Sie entstanden im 16. Jahrhundert in einem internationalen Umfeld gegenseitiger Besonderungen und Bedrohungen.21
Gustav Adolf kann den Gotenmythos als gemeinschaftliche Anschauung
und historische Legitimation und das Eingreifen in den Dreißigjährigen
Krieg als gemeinsames Ziel sanktionieren. Die Gotenideologie wird
zum Werkzeug für eine identitätsstiftende nationale
Haltung, die 'von oben' betrieben wird. Sten Lindroth beschreibt
den Götizismus als eine "Volksbewegung gebildeter Menschen",22
da seine Inhalte nur von gelehrten Forschern und Gebildeten überhaupt
rezipiert oder entwickelt werden können. Gustav Adolf kann
durch seine Selbstdarstellung innerhalb des ideologischen Rahmens
des Gotenmythos ein schwedisches Bewußtsein schaffen, das
durch die Arbeit der Gelehrten als Basis eines kollektiven Gedächtnisses
verankert wird.
In der Folgezeit wird die Basis des Gotenmythos noch erheblich
verbreitert - mit der erwähnten Atlantica eller Manheim23
von Olof Rudbeck24 (1630-1702). Rudbeck tritt
als Universalgelehrter auf, der sein brei tes Wissen in einem
Werk verarbeitet, das einen Höhepunkt in der Chronologie
der götizistischen Vorstellungen darstellt. Mit dieser, immerhin
in vier voluminösen Bänden vorliegenden, jedoch leider
nie vollendeten Arbeit ist der Höhepunkt der Phantasien in
bezug auf die glorreiche Herkunft der Schweden erreicht. 1679
beginnt der Abdruck dieses Werkes des Uppsalienser Professors,
in dem er zahlreiche historische Ereignisse, Personen und Ortsnamen
zugunsten seiner These verändert oder frei erfindet. Der
Autor hat die Vorstellung, daß der Norden der Vorzeit der
älteste Staat der Welt und die Wiege aller Kultur gewesen
sei - Platons Atlantis ist für ihn mit Schweden identisch,
Alt-Uppsala wird zum Haupttempelplatz und gleichzeitig verlegt
er das Paradies der Bibel nach Schweden. Mit Hilfe abenteuerlicher
Konstruktionen gelingt ihm die Erklärung jeglicher Ereignisse
und Erscheinungen in Schweden, unter anderem übrigens das
Vorhandensein schwedischer Elefanten.25 Das
Land wird zur Quelle aller menschlichen Kultur, für Gesang
und Dichtkunst, für Astronomie und die Heilkunst. Das Schreiben
ist hier erfunden worden und auch die antiken Götter hatten
hier ihre angestammte Heimat.26 Schon bekannte
Mythen und Symbole anderer Völker benutzt Rudbeck, um eine
Chronik für die eigene Nation zu schreiben, die gleichzeitig
Bedeutung, Anciennität und Überlegenheit implizieren
soll.27 Schweden wird zum vollkommenen Reich
glorifiziert, der Autor verklärt die vorgeschichtliche Kultur
Skandinaviens zur ältesten Kultur der Menschheit überhaupt.
In Rudbecks Arbeit deutet sich schon die Verschiebung der Betonung
des Götizismus von der Verherrlichung der Goten und deren
Eroberungszügen in Europa zur Verklärung der altnordischen
Kultur an. Das Bild dieser Kultur beginnt sich zu wandeln, wozu
die Entdeckung der isländischen Literatur des Hochmittelalters
erheblich beiträgt, die im 17. Jahrhundert bekanntgemacht
und ediert wird.28
Otto Springer nennt Rudbecks Werk Ausdruck eines
verspäteten, chauvinistischen Humanismus, [...] der rasch aufgeblühten schwedischen Macht einen Adelsbrief aus ihren eigenen Annalen zu schreiben. Freilich, das Humanistische war jetzt nur noch äußere Tünche, man mißbrauchte meist klassisches Gedankengut als vermeintliche Stütze für bodenlose Behauptungen oder um überpatriotischen Wahnwitz zu legitimieren.29
Es scheint fragwürdig, ob das Werk tatsächlich so negativ
zu beurteilen ist. Zweifellos übertreibt Rudbeck mit seiner
Atlantica die Suche nach einer Legitimation für nordische
Überlegenheit, die Arbeit ist ein prägnanter Ausdruck
damaligen schwedischen Zeitgeistes. Sie ist aber - im doppelten
Sinne - ein phantastisches Machwerk. Schweden befindet sich auf
dem Höhepunkt seiner Macht und Rudbeck trägt augenscheinlich
viel dazu bei, dieser Macht ein ideelles Fundament und eine legitimistische
Stütze zu verschaffen. Nach dieser götizistischen Welle
im Gefolge der Vasakönige verliert diese ideologisch begründete
Weltanschauung für eine Zeit ihren Einfluß: die Reaktion
der Aufklärung auf den sogenannten Rudbeckianismus ist durchschlagend.
Zusammen mit dem Erlöschen der schwedischen Großmachtstellung
mit dem Tode Karls XII. wird den nationalen Phantasmagorien zunehmend
der Boden entzogen. Die aufklärerische Geschichtswissenschaft
des 18. Jahrhunderts nimmt den patriotischen Phantasien des Olof
Rudbeck die Spitze. Völlig in Vergessenheit gerät die
Beschäftigung mit den historischen Ursprüngen Skandinaviens
jedoch nicht: Kurzzeitig lebt die Glorifizierung der nordischen
Geschichte noch einmal mit den Nordiska Kämpadater
von Erik Julius Björner auf, einem Buch, das 1737 gleichzeitig
auf isländisch, schwedisch und lateinisch herausgegeben wird.
Björner schafft mit seiner Arbeit eine Verbindung zwischen
dem Götizismus des 17. Jahrhunderts und der Bewegung zu Beginn
des 19. Jahrhunderts. Aus seiner Sammlung isländischer Sagas
entnimmt Esaias Tegnér später die Anregung zu seiner
Frithiofs saga, einem der wichtigsten literarischen Stücke
der nordischen Renaissance. Andere Schriftsteller, wie zum Beispiel
Carl Jonas Love Almqvist, greifen auch noch später im 19.
Jahrhundert auf sein Buch zurück.30
In einer vergleichbaren Weise wirkt der Historiker Olof Dalin.
In seinem aufgeklärt-nüchternen Werk Swea Rikes Historia
(ab 1747 in vier Teilen erschienen) über die Geschichte Schwedens
hält er, ebenso wie ältere schwedische Historiker vor
ihm, an der Identifikation der Skandinavier mit den in den antiken
Quellen genannten Skyten fest, nimmt aber gleich im Vorwort deutlich
Abstand vom Rudbeckianismus des vorigen Jahrhunderts. Dalin beschreibt
die Skandinavier als ein kraftvolles, friedliches, rechtschaffenes
Hirtenvolk, das Honig ißt und Milch trinkt und mit einfachen
und ungekünstelten Sitten seine Traditionen wahrt. Diese
Idealisierung der Nordländer wird um die Jahrhundertwende
dankbar wieder aufgegriffen, ebenso wie die verklärende Bauerndarstellung
dieses Bild reproduziert, indem sie den nordischen Bauern als
direkten Erben und Hüter der Attribute, die der Wikingerzeit
zugeschrieben werden, betrachtet.31 Der Eindruck
von den, den alten Germanen auf natürliche Weise immanenten,
guten Sitten erfährt im 18. Jahrhundert eine weitreichende
Rezeption durch Montesquieu und dessen Werk De l'èsprit
des lois, 1748. Er versucht die Divergenz von Volkscharakteren
auf Grund der unterschiedlichen Klimate zu erklären und setzt
damit die Idee der Volksindividualität durch, deren schließliches
Resultat die romantische Volksgeistlehre ist. Montesquieu entwickelt
in seinem Werk Tacitus' Hypothese weiter, daß die Freiheit
in den Wäldern Germaniens zu Hause sei, daß sie ihren
Ursprung bei den skandinavischen Völkern habe - eine Behauptung,
die im Norden dankbar aufgenommen wird. Montesquieu selbst stützt
sich in seinem Buch allerdings schon auf Rudbeck, so daß
diese Auffassung quasi reimportiert wird. In Skandinavien eingeführt
wird Montesquieus Lehre vor allem durch den Schweizer Paul-Henri
Mallet, der 1752 von König Frederik V. als Professor nach
Kopenhagen berufen wird. In dessen Introduction à l'histoire
de Dannemarc werden 1755 einmal mehr die abgebrühten
nordischen Kämpfer verklärt. Mallet macht dadurch erstmals
ein breiteres europäisches Publikum mit der geschichtlichen
Kultur Skandinaviens bekannt und bildet damit die Grundanschauung
des Götizismus der "nordischen Renaissance".32
Wichtig ist für Mallet der Gegensatz zu den Römern,
die er als durch Luxus und Wohlstand verweichlicht und degeneriert
betrachtet, während sich im rauhen Norden die alten Sitten
noch lange erhalten hätten.33 Mallets
Werk hat direkte Auswirkungen auf den literarischen Götizismus,
der sich von Dänemark nach Schweden fortsetzt und sich vor
allem auf die isländische Literatur des Hochmittelalters
bezieht.34 Das Werk des Schweizers bildet
damit den Auftakt zur vorromantischen Suche nach einer Alternative
zu der klassischen Betrachtung des Menschen und dessen Subsumtion
unter Vernunftstreben und allgemeine Regeln.
Die romantische Beschäftigung mit der altnordischen Vorzeit
nimmt von Dänemark ihren Ausgang - bezeichnend für diese
Beschäftigung ist die Preisaufgabe der Universität in
Kopenhagen 1802: "Wäre es nützlich für die
schöne Literatur des Nordens, wenn man die alte nordische
Mythologie einführte und allgemein annähme anstelle
der griechischen?"35 Auch die akademische
Welt verschließt sich also nicht mehr der schwärmerischen
Beschäftigung mit dem nordischen Altertum. Zustimmend und
begeistert antwortet der junge Student Adam Oehlenschläger
(1779-1850). Er schafft mit seinem Gedicht Guldhornene
ein Jahr später den eigentlich literarischen Ansatz für
eine neue Welle ideologisch inspirierter Beschäftigung mit
der altnordischen Literatur. Hier wird die nordische Vorzeit in
einer Art Programmgedicht beschworen, das stilbildend für
den romantischen Götizismus in Skandinavien wirkt.36
Ähnlich bedeutsam ist N. F. S. Grundtvig mit seinem Werk
Nordens Mytologi eller Udsigt over Edda-læren for dannede
Mænd der ei selv ere Mytologer (1808), allerdings vorerst
begrenzt auf das dänische Kulturleben. Bestürzt darüber,
daß die Dänen selbst nach dem englischen Angriff auf
Kopenhagen keinen ausreichenden 'Kampfgeist' und vaterländischen
Ernst aufweisen, versteht er sich als Volkserzieher, der seine
Landsleute daran erinnert, daß sie einem nordischen Heldengeschlecht
angehören, das nun aus seinem nationalen Schlaf erweckt werden
müßte. In einer zweiten Auflage seines Buches, die
Grundtvig 1832 herausgibt, verstärkt er deutlich den agitatorischen
Charakter. Die Konfrontation der nordischen mit der südlichen
Welt nimmt den größten Platz ein.37
Grundtvig ist der Auffassung, daß die skandinavischen Völker
mit einer speziellen Berufung und einem Sendungsbewußtsein
ausgestattet sind, welche er auf ihre besondere Geschichte und
Abstammung zurückführt. Seine Wertschätzung der
nordischen Vorzeit wird vorbehaltlos auf Kosten der klassischen
humanistischen Bildung betrieben. Diese ist für ihn der Inbegriff
für Lebensfremdheit und Vergeistigung, beides
sind für ihn absolut negativ besetzte Begriffe.
Ein ähnliches Verständnis einer schwedisch-skandinavischen
Berufung auf Grund der fortdauernden Wirkmächtigkeit der
nordischen Vorzeit steht hinter der Gründung der Vereinigung
Götiska Förbundet (Der gotische Bund) 1811, mit
dem der Götizismus in Schweden einen deutlichen Ausdruck
erfährt. Dieser Verein macht sich die Etablierung eines organischen
nationalen Gefühls in Schweden zur Aufgabe. Er ist ein deutliches
Symptom für das einsetzende Streben nach einer nationalen
Identität, die jetzt die Bürger einbezieht. Erst mit
der beginnenden Romantik kann die Entdeckung einer Volksseele,
die an einer traditionsverhafteten Figur - dem Freibauern - festgemacht
wird, bahnbrechend wirken. Nach 1800 erfährt diese Weltanschauung
eine politische Konnotation, die sich später realpolitisch
auswirkt, das heißt, die Entdeckung eines Volksgeistes bleibt
in Skandinavien zeitlich auf die Romantik beschränkt. Er
geht auf eine 'stoische' Weise in ein neues Nationalgefühl
nach 1814 ein.38
Götiska Förbundet entsteht aus den geselligen Zusammenkünften
ehemaliger Studenten aus Uppsala in einer Kneipe in Stockholm,
die hier weiter das studentische Leben pflegen. Als man anfängt,
sich göter zu nennen, Met zu trinken, sich mit altnordischen
Namen anzusprechen und die Treffen als stämmor (Versammlung)
zu bezeichnen, ist das Ganze eigentlich ein Scherz, vorerst ohne
ernsten und tieferen Hintergrund.39 Die Stimmung
in Stockholm jedoch ist so überspannt, daß die politische
Realität dem neugegründeten Bund ein ideologisches Fundament
bereitet, dem er sich nicht entzieht oder entziehen kann. Besonders
nach der Inthronisation des neugewählten Kronprinzen, dem
aus Frankreich stammenden Karl XIV. Johann (1763-1844), mit dessen
Regierungsübernahme man große Hoffnungen besonders
auf die Rückeroberung Finnlands verknüpft, steigert
sich die nationalistische Stimmung in der Hauptstadt. Als statt
dessen jedoch Verhandlungen mit Rußland initiiert werden,
forciert dies nur eine kollektive Enttäuschung. Dem schwedischen
Nationalismus fehlt ein konkretes Ziel. Hier erklärt sich
die Suche nach Identität vor dem Hintergrund der subjektiv
empfundenen nationalen Unsicherheit. In diesem politischen Vakuum
entwickeln die götiska stämmor eine ernsthafte
Seite. Die Vereinigung Götiska Förbundet wird
offiziell gegründet. Zu den mehr oder minder engagierten
Mitgliedern des Vereins zählen unter anderem Erik Gustav
Geijer, Esaias Tegnér und H. P. Ling, die sich zwar nicht
zu einer gemeinsamen geistigen Haltung bekennen, aber darin einig
sind, im Land eine neue nationale Bewegung wecken zu wollen.40
Man erhofft sich die Belebung patriotischer Gefühle und eine
kollektive Stützung des Vaterlandes durch den Rekurs auf
die Ideale der 'gotischen' und altnordischen Vorzeit. Auch in
der später von Götiska Förbundet herausgegebenen
Zeitschrift Iduna verschwimmen die Grenzen im Hinblick
auf das bewunderte nordische Altertum: Neben Geijers Gedichten
Gustaf Eriksson, Carl den tolfte und Tegnérs
Prestvigningen und Nore findet sich eine Rezension
des Beowulf - diese Konfusion erfährt ihre Legitimation
1813 durch das Weglassen des Untertitels: "Eine Schrift für
den Liebhaber der nordischen Vorzeit", (m. Ü.). Die
Begrenzung auf die nordische Vorzeit wird ausgespart, um die nationale
schwedische Geschichte miteinbeziehen zu können.41
Ein treibender Initiator des Bundes ist der Sprach- und Altertumsforscher
Jakob Adlerbeth (1785-1844), der mit einer höchst 'götischen'
Aufgabe beschäftigt ist: Er übersetzt die dänische
Ausgabe der Prosa-Edda der Sprachwissenschaftler Rasmus Rask (1787-1832)
und Niels Mattias Petersen (1791-1862). Adlerbeth wird zum Sekretär
und 'Schriftführer' des Vereins gewählt, eine Aufgabe,
die er anscheinend mit Feuereifer verfolgt, wie sein Freund und
Kollege Geijer später in Berättelse om Götiska
förbundets stiftelse och verksamhet (1845) schreibt.42
Auf den engagierten Adlerbeth gehen die Formulierungen der Stiftungsurkunde
und der Statuten des Bundes zurück, die am 16. Februar 1811
auf der ersten offiziellen Versammlung angenommen werden:
Wir haben darum unser höchstes Ziel darin gefunden, den Geist der Freiheit, den Mannesmut und redlichen Sinn, wie er bei den Goten geherrscht hat, zu erneuern. Als ein wichtiges Mittel dazu dürfen wir keine Mühe scheuen, durch Forschen in der alten Geschichte und Sage des Nordens uns klarere Einsicht zu verschaffen in die Zeit, deren einfache Tugenden wir wieder herstellen wollen.43
Das Ziel eines einheitlichen schwedischen Empfindens soll durch
eine "literarisch-künstlerische Erneuerung des alten
Nordens" erreicht werden. Diese Thesen sollen eine Lebensweise
illustrieren, die der den südlichen Ländern unterstellten
genau entgegengesetzt sein soll, wo nach Auffassung des Götiska
Förbund verwahrloste Sitten und gekünstelte Kultur
herrschen. Augenscheinlich in Anlehnung an Montesquieu heißt
es in der Urkunde, daß ein Volk durch das Klima, in dem
es lebt geprägt wird. Daraus wird gefolgert, daß optimales
Leben im Norden ohne Störungen von außen möglich
sein muß, denn "Verderbnis und Laster kamen stets von
außen."44 Das heißt, erst
durch den Einfluß Südeuropas sei man im Norden von
den immanenten Traditionen abgerückt und degeneriert.45
So lautet das Credo des Vereins, der unter dieser Prämisse
sein Ziel festsetzt: die Herstellung eines einheitlichen Geistes
im Lande, der sich auf den Mythos des gotischen Ursprungs stützen
soll, welcher somit eine Renaissance seiner einheitsstiftenden
Funktion erlebt.
Elsa Norberg relativiert in ihrer Abhandlung über Götiska
Förbundet dieses Bild eines dünkelhaften, nationalistischen
Vereins: Nach ihrer Auffassung steht der Gotische Bund der revolutionären
Nationalpolitik in Frankreich erheblich näher als dem deutschen
romantischen nationalistischen Idealismus. Die Statuten des Vereins,
die einfache und ungekünstelte Persönlichkeiten verlangen,
ein Streben nach allgemeinem Wohlstand und unbedingte Vaterlandsliebe
fordern, sowie von absoluter Gleichberechtigung der Mitglieder
ausgehen, drücken ihrer Meinung nach den liberalen und gelehrten
Zug des Vereins aus, der damit eine deutliche progressive Kraft
in Schweden nach 1809 bilde.46 Eine Ansicht,
die hinsichtlich der Entwicklung mein Schweden durchaus ihre Berechtigung
hat, jedoch zur Zeit des aktiven Bestehens des Bundes anzuzweifeln
ist. Otto Springer qualifiziert im Gegensatz zu Elsa Norberg den
Götischen Bund als einen Ausdruck des primitiven und
klimatischen Chauvinismus des Nordens nach außen und des
politischen Konstitutionalismus nach innen, dem ein wahres konkretes
Ziel fehlt.47 Die Bewertung des Vereins erfolgt
aus völlig unterschiedlichen Perspektiven: Norberg sieht
die liberalen politischen Bestrebungen im Vordergrund, während
Springer den Bund grundsätzlich als Ausdruck nationalistischer
Intentionen bewertet. Der Verein scheint Zeit seiner Existenz
eine ambivalente Haltung gegenüber seiner selbstgestellten
Aufgabe bewahrt zu haben. Noch 1813 heißt es im Protokoll
einer Versammlung: "Wenn Met getrunken wurde, trat der unverkennbare
Ausdruck wahrer gotischer Gesinnung zu Tage."48
Beim Vergleich verschiedener Arbeiten über den götischen
Bund scheint die zwiespältige Haltung gegenüber der
nordischen Vorzeit durch: Geijer und Tegnér finden dort
ein Leitbild für neue identitätsstiftende Inventionen,
die allerdings auf Grund ihrer isolierten Position vorerst kaum
weitere Verbreitung haben finden können. Daß der Bund
überhaupt eine solche Position erreichen konnte, ist wohl
auch eher auf die illustren Mitglieder als die eigentliche Arbeit
des Vereins zurückzuführen. Die Rezeption in der zweiten
Hälfte des Jahrhunderts gesteht dem Bund sehr viel mehr Einfluß
zu, als er in der Zeit des Umbruchs der Napo leonischen Kriege
tatsächlich gehabt hat. So wird das spätere Jahrhundert
zu einer Zeit, in der sich die nordischen Ideen des Vereins sehr
viel stärker Bahn brechen als zur Zeit des aktiven Bestehens
des Bundes. Das heißt, der Götische Bund liefert mit
seiner Arbeit Ansätze, die erst später ernsthaft ausgearbeitet
und umgesetzt werden - so innerhalb des Skandinavismus und in
der Tradierung des Bildes des freien ungebundenen Bauern, des
odalbonde, des seit jeher unabhängigen schwedischen
Bauern, in dem die Mitglieder des Götiska Förbundet
traditionelle Freiheit, Selbständigkeit und Heimatverbundenheit
des schwedischen Volkes verkörpert sehen. Geijer schafft
in dieser Verbindung mit seinem Gedicht Odalbonde ein Muster,
in dem sich der konservative Wertebegriff in Schweden wie auch
die klassische, liberale politische Auffassung abbilden: Der odalbonde
verkörpert die organische und bodenständige Entwicklung,
wie auch den liberalen Ausdruck eines konstitutionellen Willens.49
Im Bild des freien Bauern manifestieren sich das Volk in seiner
Originalität und der Anspruch auf politische Mitbestimmung.
Den Anspruch versinnbildlicht das entscheidende Kriterium des
Bauern: Er arbeitet mit den Händen. Charakteristisch für
ihn sind traditionelle Gewohnheiten und deren selbstverständliche
Beibehaltung in bezug auf häusliche Bräuche, Trachten,
Denkweisen und den Gebrauch der Sprache. Von dem entfremdeten
Gebildeten unterscheidet er sich in erster Linie durch Kraft,
Stärke und Gesundheit.50 Geijer beschreibt
den Bauern als Träger der einfachen, menschlichen Wahrheit,
der aus der 'geschichtslosen', der natürlichen, unverbildeten
Zeit Eigenschaften in die Gegenwart transportiert und somit als
Ausdruck einer gewachsenen, natürlichen und autochthonen
Entwicklung vor einem selbstbestimmten politischen Hintergrund
erscheint: In ihm manifestiert sich nach götizistischer Auffassung
die 'wahre' Bildung.51 Die Darstellung eines
freien Mannes, des Bauern, die diesen als ausgeprägt erdverbundenen
Menschen mit einem besonderen Verständnis für die Natur
und einer sensitiven Heimatverbundenheit ausgestattet sieht, liefert
die Legitimation zu seiner Idealisierung. Die Verherrlichung garantiert
Bodenständigkeit, kulturelle Kontinuität und wirtschaftliche
Selbständigkeit durch die Einbindung in eine Gemeinschaft.
Der Bauer wird zu einer identitätsstiftenden und -bündelnden
Gestalt. Gleichzeitig erschließt der Rückgriff auf
den freien Erbbauern das Bild eines unabhängigen, selbständigen
Bürgers des 19. Jahrhunderts, der auf Grund dieser Kontinuität
das Recht auf eine eigenständige und unab hängige Existenz
genießt. Die nationale schwedische Geschichte soll so eine
freiheitliche Gesinnnung legitimieren. Auf dieser Basis kann sich
ein liberales Bewußtsein entfalten, das sich auch in dem
bekannten 'Abfall' Erik Gustav Geijers 1837 äußert.52
Die Rezeption des Bauern in einem historischen Kontext erschließt
einen neuen Umgang mit götizistischen Werten: Die Vorzeit
wird in der historischen Betrachtung und im Erleben der politischen
Umbrüche der Napoleonischen Kriege zu dem, was sie ist: Vorzeit
- ihre ideologische Rolle geht zuende.53 Die
Betonung liegt seither auf dem historisch greifbaren Bauern als
Träger einer nationalen Tradition.
Mit Geijers Gedicht Odalbonde verändert sich das Programm
des Götizismus in Schweden: Er manifestiert sich nun nicht
mehr in der reinen Verherrlichung der Königsreihen und Mystifizierung
einer imaginären historischen Epoche. Eine ähnliche
Wirkung genießt in Norwegen der Historiker Johan Ernst Sars
(1835-1917), der das Bauerntum als bewahrendes Element eines demokratischen
Fortschrittes stilisiert. Mit der behaupteten Kontinuität
vom vorwikingerzeitlichen freien Bauern bis zur Einführung
der bürgerlichen konstitutionellen Monarchie, die auch die
Hegemonie Dänemarks über Norwegen einschließt,
verhilft er dem norwegischen Staat zu einem liberaldemokratischen
Selbstbild.54
Von der Großmachtideologie wird das Interesse an der nordischen
Vorzeit verändert in ein fast revolutionäres demokratisches
Pathos. Es gilt nun nicht mehr, im Ausland sich Respekt zu verschaffen
mit Hilfe der Erinnerung an den gotischen Mythos, sondern die
Mitmenschen in Hinsicht auf das alte Vorbild zu verändern
und zu verbessern.
Geijer allegorisiert in seinem Gedicht die Auseinandersetzung
zwischen dem klassischen Altertum und der vermeintlich ursprünglichen
Haltung und Konstitution der germanischen Völker, das heißt,
antik gegen modern, klassisch gegen romantisch, südlich gegen
nördlich. Dieses antithetische Weltbild weist auf eine allgemein
skandinavische Komponente in der auch gegenwärtig rekursiv
gehaltenen Kulturpolitik. Das eindringlichste Beispiel für
diese Politik sind die skandinavischen Volkshochschulen, deren
Invention auf N. F. S. Grundtvig zurückgeht - und deren Etablierung
in Schweden einem götizistischen Rahmenprogramm unterworfen
wird.
Grundtvig sieht einen besonderen kulturellen Ursprung des Nordens
gegeben. Aus diesem Glauben heraus ficht er für eine Art
und Weise der Erziehung, die sich auf jeden Fall massiv vom humanistisch
inspirierten Kulturmodell unterscheiden und sich explizit auf
eine separate nordische Gelehrtheit berufen müsse. Das Wort
folkelig, das Grundtvig geprägt hat, drückt diese
Auffassung aus. Es charakterisiert ein besonderes mythisches Element
im Volk, eine spezielle, nicht reproduzierbare Klammer, die sich
im Stolz auf die eigene nationale Vergangenheit und ein darin
wurzelndes Selbstbewußtsein ausdrückt. In den von Grundtvig
aus dieser Motivation heraus vorgeschlagenen Volkshochschulen,
die jedem Menschen in Skandinavien frei zugänglich sein und
keinerlei Examenszwänge aufweisen sollen, müsse die
Folkelighed wieder geweckt und belebt werden. Aus diesem
Grund würde hier besonderer Wert auf den Gebrauch der Muttersprache
gelegt werden. Durch sie würde nach Grundtvigs Vorstellungen
die Folkelighed weitervermittelt, das heißt, in dieser
Schule würde eine möglichst genuine und ursprüngliche
Identität weitergegeben werden. Grundtvig ist ein Repräsentant
dänisch-skandinavischen Denkens, das durch seine Arbeit -
die Entwicklung und Formulierung der Folkelighed und ihrer
Institutionalisierung in den Volkshochschulen - den nordischen
Kulturbereich prägt. Die Idee der Folkelig højskole,
wie Grundtvig sie nennt, beschreibt nicht allein die Entstehung
einer Schule, sondern auch die Entstehung einer spezifisch nordischen
Lebensanschauung.55 Grundtvigs Wunschvorstellung
ist somit programmatisch für ein skandinavisches Kulturbewußtsein.
Dieses soll nach Grundtvigs Vorstellung in einem als Überbau
zu den nationalen skandinavischen Volkshochschulen konzipierten
Seminar instruiert werden. Heldenhafte, natürliche und sensitive
Emotionen, die ein an den Norden gebundenes Empfinden zu stimulieren
versuchen, sollen hier vermittelt werden. Die bewußte Installation
von - den Bewohnern Skandinaviens sowieso immanenten und selbstverständlichen
Attributen, die allerdings verwässert seien - begreift Grundtvig
als nationale und skandinavische Aufgabe. Die Hochschule soll
im geographischen Mittelpunkt Skandinaviens errichtet werden:
in Göteborg - der Burg der Goten. Schon der Name der Stadt
ist Programm. Die von Gustav Adolf an ihrem heutigen Standort
gegründete Stadt ist durch ihren Namen eng mit dem Götizismus
verknüpft. In dem Wunsch, diese Schule in der Stadt Göteborg
zu errichten, zeigt sich die ideelle Verbindung Grundtvigs mit
Schweden. Für Grundtvig ist der Gotenmythos interessant.
Er bekommt für ihn Bedeutung nicht auf Grund seiner nationalen
Symbolkraft für Schweden, sondern zur Legitimation der welthistorischen
Bestimmung des Nordens.56 Für Grundtvig
bilden eine dänische, eine norwegische und eine gotische
Seite die Schenkel eines historischen Triangels, wie er in der
Einleitung zu seiner Übersetzung des Beowulf sagt. Der Terminus
'schwedisch' sei in der Vergangenheit nicht bekannt gewesen, so
daß Grundtvig konsequenterweise in jenem Text 'gotisch'
synonym mit 'schwedisch' setzt. Nach seiner Auffassung ist in
Schweden die Folkelighed nicht zum Tragen gekommen. Das
Land sei sich seiner Bedeutung nicht bewußt, die ihm auf
Grund seiner großartigen Vergangenheit zukommt - was nach
Grundtvigs Aussage auch daran zu erkennen ist, daß das Land
weder einen Snorri noch einen Saxo hervorgebracht hat, der diesen
Ruf mit einer wissenschaftlichen Aura hätte umgeben können.57
Interessant ist deshalb seine Betrachtung Gustav Adolfs - des
Königs, der sich während seiner Regentschaft auf den
Gothenmythos stützt und ihn in sein politisches Programm
miteinbezieht. Grundtvig wünscht sich die Hochschule in Göteborg
als ein Ehrenmal für Gustav Adolf, den er als Kämpfer
der Reformation und als nordischen Menschen verklärt, der
schon rund 200 Jahre früher Ideen im Sinne Grundtvigs propagiert
hat - und dessen Weg nach Lützen er als eine Art Kreuzzug
nordischer Gesinnung nach Süden interpretiert. Da Gustav
Adolf vorgeschlagen hat, sich in den Schulen auf die Bibel und
auf Gesetzbücher als Unterrichtsmaterial zu beschränken
und so die Schulen von der "Lateinstreberei" zu befreien,
sieht Grundtvig hier einen frühen Protagonisten seiner Auffassungen,
der auf Grund seines Nimbus auch Schweden für ihn interessant
macht.58
Die ersten Folkhögskolor in Schweden, die auf Betreiben
von Landwirten 1868 im Süden des Landes gegründet werden,
sollen ohne jegliche politische Ausrichtung der Weiterbildung
der Bauern dienen. Durch geänderte Gesetzgebung und die Reform
1866, mit der der Vier-Stände-Reichstag zum Zwei-Kammer-Reichstag
umgewandelt wird, erhalten die Bauern größeren Einfluß
und brauchen aus diesem Grund eine bürgerliche Bildung -
so lautet eine gängige Erklärung für die Etablierung
der Schulen in Schweden. Die Begeisterung und nationale Erweckung,
die in Dänemark und Norwegen mit der Einrichtung der Schulen
verbunden ist, kommt in Schweden erst später zum Tragen.59
Die schwedische Volks hochschule betont die Entwicklung intellektueller
Fähigkeiten in der bäuerlichen Bevölkerung und
nimmt dadurch Abstand von der nationalen Begeisterung, die in
den beiden anderen skandinavischen Staaten vorherrschend ist.
Erica Simon sieht hier einen ursächlichen Zusammenhang zwischen
der Position der Bauern in der schwedischen Geschichte, das heißt,
ihrer unangefochten unabhängigen Stellung und ihrem Einsatz
für die Gründung der Volkshochschulen. Die Volkshochschulen
in Schweden stehen also nicht in einem Spannungsverhältnis
zur 'bürgerlichen' oder akademischen Kultur. Sich in einer
Art 'Kulturkampf' zu engagieren, wie ihn Bjørnstjerne Bjørnson
im Gefolge Grundtvigs propagiert oder ein skandinavisches Sendungsbewußtsein
zu etablieren, liegt völlig fern. Der bildungspolitische
Dilettantismus, wie man ihn in Schweden dem Grundtvigianismus
unterstellt, macht eine ähnliche Ausrichtung unmöglich.
Dem kulturellen und politischen Protest, von dem die Volkshochschulbewegungen
in Dänemark und Norwegen getragen werden, steht in Schweden
ein gesellschaftlicher Konsens gegenüber, der sich auf ein
Identitätsbewußtsein beruft, um das gerade in Norwegen
mit der Institution der Volkshochschule gerungen wird. Auf Grund
dieses Konsenses werden die Schulen in Schweden dem Programm des
Götizismus untergeordnet.60
Eine nationale Ausrichtung wird in Schweden später entsprechend
verstärkt, wie 1870 ein Vortrag von P. A. Gödecke, Direktor
von "Östergötlands folkhögskola" in Herrestad,
zeigt:
Es gibt wenige Dinge, die für eine Erweckung zu Leben und Kraft in einem Volk eher geeignet sind, als das Bewußtsein, eine Vorzeit, eine edle und herrliche Vorzeit gehabt zu haben. Die sich ausbreitende Kenntnis der Eddalieder hat stark dazu beigetragen, unser Vaterlandsgefühl zu kräftigen und in uns ein ursprünglicheres, nordisches Gemüt zu stiften.61
Die Vision einer antibürokratischen Schule in Verbindung
mit einer ausgeprägten Wertschätzung der nordischen
Kultur, die bewußt der gelehrten, lateinischen Bildung entgegengestellt
und in den Volkshochschulen vermittelt werden soll, stellt einen
wesentlichen Motivationspunkt für das neuerlich erwachende
Interesse am Altnordischen dar.
Dieses Interesse kulminiert in einer erneuten Welle götizistischer
Ideen in Schweden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert,
der nynordisk väckelse oder dem nygöticism.
Die Hauptkomponenten dieser Bewegung sind die folklighet
(im Sinne von Ursprünglichkeit) und die nordiskhet
- Synthese der neuzubelebenden nordischen Kultur, die den Schwerpunkt
auf eine neue Verbundenheit mit dem Vaterland legt, welche nur
aus dem Altnordischen wieder erweckt werden könne und ein
Echo in der altüberkommenen Sprache wie auch in der Lebensweise
der Bauern finden müsse. Mit der Figur des Bauern entsteht
die Vorstellung eines vollkommenen nordischen Menschen, der seit
Jahrhunderten an herkömmlichen Traditionen festhalte und
mit dessen Kraft diese Kultur wieder eine weitere Verbreitung
erfahren müsse.
Deutlichen Ausdruck gewinnen diese Bestrebungen bei dem Redakteur
der ausgeprägt liberalen Göteborgs Handels- och Sjöfartstidning,62
Sven Adolf Hedlund (1821-1900), sowie dem Schriftsteller Viktor
Rydberg (1827-1895), die zusammen in der Redaktion arbeiten. Mit
ihren nationalen und nordischen Ideen setzen sich Hedlund und
Rydberg für eine Wiederbelebung vermeintlich altnordischer
Sitten und Gebräuche ein. Sie verfolgen eine Neubelebung
der Ideale des Götizismus. Auch ihrer Ansicht nach wird die
Bevölkerung des Nordens durch ein besonderes Bewußtsein
geprägt, das sich auf der altnordischen Kultur aufbaut und
von dort auch sein spezielles Profil erhält. Diese Kultur
mache den Norden zu einer singulären Erscheinung, da kein
anderes Volk sich auf solch einen Fundus an historischer Legitimation
zu gegenwärtiger und historischer Größe berufen
könne. Die Bestrebungen der beiden Göteborger Redakteure
richten sich vorerst nur auf die Erziehung und Bildung der Menschen,
das heißt, die Übertragung der moralischen Eigenschaften,
die für sie mit der nordischen Vorzeit verbunden sind, auf
die Gegenwart. Diese Ambitionen werden dann auch auf die Forderung
nach einem politischen Selbstvertretungsrecht der Bevölkerung
ausgeweitet. Beide berufen sich in ihrer Arbeit auf N. F. S. Grundtvig
und dessen Bildungsideal. Mit dessen Gedankenwelt ist Rydberg
bereits während seiner Studienzeit in Lund bekannt geworden.
Er teilt Grundtvigs Glauben an eine mystische, sammelnde Macht
im Volk, an eine Volksseele. Die Wurzeln einer gemeinsamen Herkunft,
die Schweden, Norweger, Dänen, Engländer und (Nord-)
Deutsche verbänden, belegten diese Völker mit einer
historischen Aufgabe: dieser ihnen, durch ihre Abstammung immanente
Volksgeist verpflichte sie dazu, sich auf diesen Geist zu besinnen
und ihn zu neuem Leben zu erwecken, wie Rydberg in einem Zeitungsartikel
1874 schreibt.63
Auch wenn in diesem Artikel Engländer und Norddeutsche eingeschlossen
werden, ist Viktor Rydberg doch maßgeblich daran interessiert,
ein nordisches Kulturideal zu konstituieren, das entscheidend
auf der idealisierten Figur des odalbonde basiert:
[...] die Liebe zu den schwedischen Bauern. Im Vorhandensein einer zahlreichen, freien und selbstbewußten Landarbeiterklasse durch Jahrtausende hindurch, die edel in die Schicksale des Landes eingriff, liegt eine Auszeichnung für unser ganzes Volk und eine Sicherheit gegen umstürzlerische Bewegungen.64
Mit dieser Rede verleiht Rydberg dem politischen Aspekt des Götizismus
eine anschauliche Erklärung: Der unverbildete Verstand, der
den Bauern zugeschrieben wird, gilt als Schutz gegen jegliche
nicht dem Norden gemäße Veränderung und gleichzeitig
als Garant einer besonderen schwedischen Eigenart, die das Land
über andere hinaushebt.
Einen besonderen Beitrag leisten Rydberg wie auch Hedlund zur
ideologischen Untermauerung der skarpskytterörelse,
deren Konstituierung aus den virulenten götizistischen Tendenzen
in Schweden abgeleitet werden muß. Die Grundzüge dieser
Bewegung legt Rydberg im Prinzip schon 1859 vor, sie sind also
ein früher Auftakt der nynordisk väckelse. Die
Bewegung, die sich die allgemeine Bewaffnung des Volkes zum Ziel
nimmt, soll auch Ausdruck eines kollektiven Willens sein. Dessen
theoretische Denotation erörtert Rydberg in einer Artikelserie,
die vom 11.-18.10.1859 in der G.H.T. und im Nachhinein
auch in einer separaten Broschüre erscheint. Rydberg widmet
diese Broschüre den Bauern: "Wie kann Schweden seine
Selbständigkeit bewahren? Den schwedischen Bauern werden
diese Blätter vom Verfasser hochachtungsvoll zugedacht."65
Nach dem 1855 infolge des Krimkrieges unterzeichneten Novembertraktat,
mit dem die Westmächte das Territorium Schweden-Norwegens
garantieren, befürchten Hedlund wie Rydberg eine starke Einflußnahme
anderer Staaten auf die Union sowie eine Vereinnahmung des Landes
auf Grund der mangelnden Verteidigungsfähigkeit.
Sein Land gegen äußere Gewalt und Unterdrückung zu verteidigen ist die Pflicht eines jeden Mannes [...] Wenn diese Pflicht von einem Volk erkannt wird, wenn es bewußt und klar erkennt, daß niemand in der Stunde der Gefahr sich der Verteidigung des Vaterlandes entziehen kann, dann wird auch ein kleines Volk unüberwindlich werden, so wird eine Mauer aufgebaut werden vor der nationalen Selbständigkeit und der inneren Freiheit, die kein Feind zu übersteigen vermag. Die schwedischen Bauern besaßen dieses Bewußtsein schon immer und diesem haben wir zu danken, daß wir nun ein freies und selbständiges Volk sind.66
Hier werden die Kräfte des einigen Willens eines Volkes angemahnt,
das in seinem Zusammenhalt unbesiegbar wäre und auf Grund
seiner inneren Freiheit, die die Einmischung eines anderen Landes
nicht zulassen könne, auf ebenso effektive wie schlagkräftige
Weise jedes Eindringen einer feindlichen Ideologie verweigern
würde. Rydberg kommt hier auf den Bauern als personifiziertes
nationales Selbstverständnis zurück, dessen Selbstverständnis
in Verbindung mit patriotischer Eintracht bisher eine Vereinnahmung
Schwedens verhindert hätten.
Ein kleines Volk kann mit den großen Nationen nicht über den Unterhalt gewaltiger, stehender Heere einen Wettbewerb betreiben; früher oder später würde es zur Beute des Stärkeren, falls es nicht eine Verteidigungskraft besäße, die stärker wäre als alle feindlichen Armeen - eine ständige und geübte allgemeine Volksbewaffnung. Den schwedischen Bauernstand, Repräsentant eines edlen Volkes, betrifft es, sich darum zu bemühen.67
Die schwedischen Bauern, die hier als Kern eines edlen Volkes
verklärt werden, sollen als wendige und listige Gruppe trainierter
Krieger einer übermächtigen angreifenden Armee gegenübertreten
können und sich ihnen durch ihre Tatkraft und ihre mit Stolz
empfundene Pflicht zur Verteidigung des Landes als überlegen
erweisen. Die Bauern, die zur Verteidigung des Landes aufgeboten
werden, würden sich im Kampf durch ihre moralische, wie auch
physische und psychische Dominanz durchsetzen können und
so verdienterweise siegen. Rydberg wendet sich hier an die Bauern,
da sie nach seiner Auffassung noch nicht vom selben nationalen
Defätismus wie die bürgerlichen Klassen erfaßt
sind. Er spricht sie direkt an und ruft zur Einführung von
gymnastisch-militärischen Übungen auf, mit denen er
die Basis zu einer echten und wirksamen Landesverteidigung schaffen
will. Hedlund und Rydberg stimmen darin überein, die Be wegung
mit der Forderung nach einer durchgreifenden Demokratisierung
zu verbinden, da sich nur so ein freiheitlicher, nationaler Wille
entfalten würde, der dann wieder auf den Verteidigungswillen
wirken könne.68 Der schwedische Bauer,
der traditionelle Hüter 'urschwedischer' Eigenschaften in
Rydbergs Augen, soll zur Lösung des Problems der Verteidigung
und des mangelnden nationalen Geistes in Schweden beitragen, indem
er die ihm eigenen natürlichen Charaktereigenschaften in
einer staatstragenden Organisation frei entwickelt und damit dem
ganzen Volk zu einem neuen Selbstbewußtsein verhilft.
Diese Artikelserie nimmt Gedankengänge vorweg, auf die Rydberg
erst in den achtzehnhundertsiebziger Jahren im Rahmen seiner sprachpuristischen
Arbeiten zurückkommen wird. Hier beteiligt er sich maßgeblich
daran, ein nordisches Kulturideal zu konstituieren, das entscheidend
auf der idealisierten Figur des odalbonde basieren sollte:
[...] die Liebe zu den schwedischen Bauern. Im Vorhandensein einer zahlreichen, freien und selbstbewußten Landarbeiterklasse durch Jahrtausende hindurch, die edel in die Schicksale des Landes eingriff, liegt eine Auszeichnung für unser ganzes Volk und eine Sicherheit gegen umstürzlerische Bewegungen.69
Mit dieser Rede verleiht Rydberg dem politischen und demokratischen
Aspekt des Götizismus eine anschauliche Erklärung: tatsächlich
steht ja die skarpskytterörelse für das Wiederaufleben
eines Programms, in dem die Bauern im Rahmen der weit zurückzuverfolgenden
historischen Kontinuität und Tradition maßgeblich für
das Schicksal des Landes wären.
Deutlich wird diese götizistische Konnotation auch in den
Undersökningar i germanisk mytologi, einem Werk Rydbergs,
das zwischen 1886 und 1889 in zwei voluminösen Bänden
erscheint und mit dem er "mit implizitem dichterischen Gestaltungswillen
um den Aufriß einer germanischem Mythenepopöe von der
Welterschaffung bis zu den Ragnarök" bemüht ist,
wie Hans-Peter Naumann es ausdrückt.70
Aus weitgehend konstruierten Belegen, das heißt durch die
Identifikation von noch so entfernten Ähnlichkeiten, gelingt
es Rydberg, den autochthon-germanischen Ursprung des mythologischen
Komplexes herzustellen. Rydberg be zieht sich in diesem Werk auf
Grundtvigs altnordisch-moralisierende Ideale, er greift also noch
weiter aus, als es schon im ersten Viertel des Jahrhunderts die
götizistische Bewegung im Rahmen der Romantik getan hat,
die sich vorerst damit begnügt hat oder auf Grund mangelnder
Möglichkeiten damit begnügen mußte, für die
literarische Wiederbelebung der altnordischen Motive zu sorgen.
Wie Naumann sehr treffend formuliert, lautet Rydbergs Forderung,
daß "Skandinaviens Zukunft wieder an die nordische
Vorzeit angeschlossen werden müsse", dieser Rekurs wird
also mit deutlich politischen Vorzeichen versehen. Klar wird dies
auch in den Undersökningar, deren Kulturkritik sich
mit verstärkter antizivilisatorischer Tendenz offenbart.
Rydbergs verklärtes Germanenbild wird hier zu den negativen
Auswüchsen des Industriezeitalters in Beziehung gesetzt,
von wo aus Rydberg zur Rückbesinnung auf das germanische
Heidentum aufruft.71 Er sieht in dieser Zeit
die Basis für den Kampf der Skandinavier nach menschlicher
Vollendung, wie er auch in seinen Vorlesungen im Herbstsemester
1878 an der Hochschule in Stockholm zu erkennen gibt:
Dies geschah bei den Skandinaviern durch die Ausbildung von psychischen und physischen Kräften, durch das trotzige Vertrauen in die eigene Kraft, sich in den Zwisten des Lebens durchzusetzen, und durch das Gewinnen eines Mutes, der den Menschen erhöhte über sein wechselhaftes Schicksal und die Bitterheit des Todes.72
Die Bewohner Skandinaviens haben sich nach Rydbergs Auffassung
in den historischen Zeiten also die Fähigkeiten angeeignet,
mit denen sie sich im Leben besonders gut durchzusetzen wissen
und die aus dem den nordischen Völkern ureigenen Selbstvertrauen
entwickelt worden sind - Fähigkeiten, die der Schriftsteller
fortwährend verklärt und in seiner zeitgenössischen
Gesellschaft vermißt. Rydberg sieht in der Vergangenheit
Werte gegeben, die gegen die anstürmende 'wertfreie' Zukunft
bewahrt werden müssen. Der Autor leistet mit den Undersökningar
noch in den späten achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts
einen scheinbar wissenschaftlichen Beitrag zur Legitimierung der
nynordisk väckelse, die er vorher schon durch sein
schriftstellerisches Werk mitgeformt und getragen hat. Sverker
Ek, ehemaliger Literaturprofessor in Göteborg, vergleicht
die Undersökningar zwar mit der aufwendigen und ebenso
hypothetischen Atlantica, führt aber im gleichen Satz
an, daß "Rydberg uns hier zu den Quellen unseres Wesens
zurückgeführt hat [...]"73
Auch ein Göteborger Literaturprofessor des 20. Jahrhunderts
kann sich also von den götizistischen Tendenzen Rydbergs
nicht völlig lösen.
Der Götizismus, der sich über Jahrhunderte hinweg in
eindeutig zu verfolgenden Etappen manifestiert hat, kulminiert
im 19. Jahrhundert in einer breiten Rezeption, die erst durch
die neuen Massenkommunikationsmittel, das heißt die Zeitungen,
möglich gemacht wird. Auf diese Weise können patriotische
Anschauungen eine breite Öffentlichkeit erreichen, in deren
Bewußtsein somit erstmals die Frage verankert wird, inwieweit
ein identitätsstiftender Mythos überhaupt relevant ist.
[...] so wurde das 19. Jahrhundert zu einer Zeit, in der die 'Schwedisierung' Schwedens ernsthaft durchgesetzt wurde. Persönliche und nationale Identität wurden im Zusammenhang entwickelt. So kann man, mit einem Terminus Foucaults, sagen, daß die nationalen Eigenschaften in der Bevölkerung installiert wurden. Das heißt, daß etwas, das schon selbstverständlich vorhanden war, aus seinem alltäglichen Zusammenhang gerissen und zum Ziel einer speziellen Wissensproduktion gemacht wurde. Wenn die Menschen schon früher das traditionelle Leben ihrer Vorväter lebten, mußten sie nun erfahren, daß sie 'Schweden' waren, in dem sie genau dieses taten. Und dieses Gefühl des 'Schwedischseins' wurde nun mit einer Geschichte und einem Kontinuitätsbezug ausgerüstet [...] Die Wikingerzeit, die durch die götizistische Renaissance verstärkte Aufmerksamkeit genoß, wurde zum natürlichen Kontinuitätsstrang vereinnahmt.74
Der Götizismus als anerkannte und internalisierte Ideologie
- die sich selbst also nur schwierig als Ideologie verstehen kann
- erfährt so seine breiteste Akzeptanz in einer Form "mnemischen
Charismas", das seinen Höhepunkt im 19. Jahrhundert
erreicht - dem Zeitalter der "Traditionserfindung".75
Die Suche nach nationalen Traditionen, das Aufstellen von Nationaldenkmälern
dient der Legitimierung und Rechtfertigung des nationalen Bewußtseins.
In Schweden steht damit in Relation die Suche nach der Sicherung
einer kollektiven Identität, die jenseits der Geschichte
zu stehen scheint: Die Frage nach der Konstruktion des 'Wir' wird
in einen geschichtslosen Raum gehoben, der eine grenzenlose Kontinuität
sichern soll. Eben diese gedachte Kontinuität verhindert
jedoch auch (zumindest in der frühen Neuzeit) die öffentliche
Debatte über ein Königtum, das sich als gottgegeben
und mit einer natürlichen Existenzberechtigung ausgestattet
definiert. Der Götizismus dient hiermit also nicht nur als
Argumentationshilfe für Expansionsbestrebungen, sondern auch
als konstituierendes Element nach innen.
Der Nationalismus ist in jeder objektiven Betrachtung der Geschichte
älter als die Existenz eines nationalen Bewußtseins,
denn die Nation formiert sich ja in der Tat als Konsequenz eines
nationalistischen Selbstverständnisses.76
Die Erkenntnis, ein Nachkomme der legendären Goten zu sein,
wird so zu einer 'intellektuellen Voraussetzung' für die
Entwicklung eines schwedischen Staates. Der Götizismus wird
allerdings nicht nur als Voraussetzung zur Behauptung der Existenz
einer eigenen Nation gebraucht, sondern vor allem als Instrument
der Abgrenzung gegenüber anderen - im diesem Falle dem Süden.
Ein nordischer Habitus wird so mit dem Götizismus zur Stütze
eines immanenten Bewußtseins. Eine Definition Aleida Assmanns
der kollektiven Identität illustriert den Status dieses Bewußtseins:
Kollektive Identität ist auf dieser Stufe reflexiv und distinktiv geworden. Das bedeutet, daß die programmatische Ausgrenzung des Anderen in die Grundstruktur des Selbstbildes eingeht. Man muß den Anderen als anderen erinnern, um das Eigene als Differenz dazu zu markieren.77
Mnestisch stiftet die Gotenideologie in Schweden über gesellschaftliche
Kategorisierungen hinweg eine Kohäsion, die sich nachhaltig
als nationaler Bezugspunkt offenbart. Auf der Basis des Götizismus
entwickelt sich so ein Bewußtsein, daß zwar als nationalistisch
zu bezeichnen ist, dem aber seit der Romantik kein Expansionsstreben
mehr immanent ist. Nach einer ideologischen 'Welle' verlieren
die götizistischen Ideen gegen Ende des 19. Jahrhunderts
ihre Wirkmächtigkeit, das heißt, die ideologische Funktion
verlöscht. Seither drückt sich ein patriotisches Bewußtsein
in einer 'nationalen Reflexivität' aus, die die Kategorie
des kollektiven Gedächtnisses füllt und so dem Land
Schweden eine neuerliche, weltweite Rezeption als Prototyp eines
nationalen Identitätskonsenses verleiht.
Fußnoten
1: In Skandinavien haben sich zwei
unterschiedliche Bezeichnungen für den Bezug auf die Goten
durchgesetzt: Im 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts bezeichnet
man die gesamte Zeit vor der Einführung des Christentums
als götisk im Schwedischen und als gotisk im
Dänischen und Norwegischen. Die Bezeichnung Wikingerzeit
hat noch nicht existiert: neben götischer Zeit hat man auch
vom nordischen Altertum oder der mythischen Zeit gesprochen. S.
Jöran Mjöberg: Drömmen om sagatiden. Stockholm
1967, Bd. 1. 14f. Da die schwedischen Verhältnisse den Schwerpunkt
dieser Arbeit bilden, verwende ich die Bezeichnung Götizismus.
2: Maurice Halbwachs (1877-1945)
beschreibt in seiner Studie Das kollektive Gedächtnis.
Frankfurt/Main 1985, wie eine gemeinschaftliche Erinnerung einer
Gesellschaft oder einer Gruppe das Bild der vergangenen Geschehnisse
rekonstruiert, es bewahrt und zugleich den Erwartungen eingliedert,
die der Vergangenheit und der Gegenwart jeweils entgegengebracht
werden.
3: Arne Ruth: "The second new
nation". In: Daedalus. Bd. 113. 1984, 53-96.
4: S. a. Mats Malm: Minervas äpple.
Om diktsyn, tolkning och bildspråk inom nordisk göticism.
Stockholm 1996, 25.
5: Die Elemente dieser differierenden
Reminiszenzen an eine nordische Vorzeit hat Jöran Mjöberg
in der oben erwähnten Abhandlung Drömmen om sagatiden.
2 Bde. Stockholm 1967, detailliert dargestellt.
6: Klaus von See: "Das Nibelungenlied
- ein Nationalepos?" In: Joachim Heinzle u. Anneliese Waldschmidt
(Hg.): Die Nibelungen. Frankfurt/Main 1991, 50f.
7: S. Herwig Wolfram: Die Goten.
München 1990, 13ff.
8: Josef Svennung: Zur Geschichte
des Goticismus. Uppsala 1967, passim.
9: S. Klaus von See: "Vom 'edlen
Wilden' zum 'Volk der Dichter und Denker'. Die Anfänge der
Germanen-Ideologie". In: Ders.: Barbar Germane Arier -
Die Suche nach der Identität der Deutschen. Heidelberg
1994, 68.
10: Bo Grandien: Rönndruvans
glöd, Nygöticistiskt i tanke, konst och miljö under
1800-talet. Stockholm 1987, 27f.
11: Mats Malm: "Svensk göticism".
In: Folkets historia. Heft 3, 1993, 1.
12: Bo Grandien, 28.
13: Zum älteren Götizismus
besonders: Josef Svennung, hier bes. 82.
14: Sten Lindroth: "Der Gotizismus
und seine Bedeutung in der schwedischen Wissenschaft." In:
Studia Gotica. Die eisenzeitlichen Verbindungen zwischen Schweden
und Südosteuropa. Vorträge beim Gotensymposion in
Statens Historiska Museum. Stockholm 1970, 17.
15: Sten Lindroth, 17f.
16: Meine Übersetzung. OT:
"1. At the gamble Göthers rätte ursprung uthur
Swerige är. 2. At the Swenske och Göther icke wijke
någon annan Nation i Mandom/ Tapperhet och Trofasthet. 3.
at icke penningar och rijkedomar/ uthan ett manlighit Hierta/
godh Krijgsdisciplin och oförtrutenheet äre the rätte
medhel/ til att winne och försware ett Rijke. 4. At thet
Konungariket Swerige är oöffuerwinneligh emoot all Främmande
och Uthländsk macht/ när thes Inbyyggiare theras Konung
troghne och sin emilan eense och samhällighe äre.",
zit. n. Joh. Ax. Almquist: "Tornérspelet vid kröningen
1617. Ett bidrag till 1600-talets bibliografi." In: Donum
Grapeanum. Uppsala 1945, 5.
17: Günter Barudio: Gustav
Adolf - der Große. Frankfurt/Main 1982, 29.
18: S. a. Günter Barudio, 20.
19: Olaf Mörke: "Bataver,
Eidgenossen und Goten: Gründungs- und Begründungsmythen
in den Niederlanden, der Schweiz und Schweden in der frühen
Neuzeit" In: Mythos und Nation, Studien zur Entwicklung
des kollektiven Bewußtseins in der Neuzeit. Bd. 3. Hg.
v. Helmut Berding. Frankfurt/Main 1996, 107.
20: Olaf Mörke, 107f.
21: Aleida Assmann: "Identität
aus kulturwissenschaftlicher Sicht". In: Leviathan.
Heft 2, 1993, 245.
22: Sten Lindroth, 13.
23: Manheim (altisl.) = die
Welt; Rudbeck leitet dieses Wort von den ersten Schweden ab, die
er Man oder Mader nennt, so daß Manhem
als Synonym für Schweden erscheint. Snorri Sturluson, den
Rudbeck zur Stützung seiner These heranzieht, nennt Svithiod
Manheim. S. a. Erica Simon: Réveil national et
culture populaire en Scandinavie. Paris 1960, 284.
24: Rudbeck arbeitet als Professor
in Uppsala auf unterschiedlichsten Gebieten: Medizin, Physik,
Mathematik und später Botanik. Er beschäftigt sich unter
anderem intensiv mit der menschlichen Anatomie und entdeckt die
Bedeutung der Lymphgefäße.
25: Olaus Rudbeck: Atlantica.
Hg. v. Axel Nelson. Bd. 1. Uppsala 1937, 183.
26: Bo Grandien, 30.
27: Bernd Henningsen: "Mentalität,
Identität, Nationalität. Die Skandinavier auf der Suche
nach dem, was sie sind". In: Arbeiten zur Skandinavistik.
11. Arbeitstagung der deutschsprachigen Skandinavistik 8.-14.
August 1993 in Sigtuna. Münster 1994, 410.
28: Bo Grandien, 33.
29: Otto Springer: Die nordische
Renaissance in Skandinavien. Stuttgart 1936 (= Tübinger
germanistische Arbeiten; 22), 114. Dieses Buch stammt aus aus
der Zeit nach der nationalsozialistischen Machtergreifung. Diesem
Umstand ist bei der Lektüre Rechnung zu tragen. Nähere
Angaben über den Autor sind, bis auf die Tatsache, daß
dieser zur Zeit der Veröffentlichung in den USA lebt, wie
aus dem Vorwort hervorgeht, nicht bekannt.
30: Bo Grandien, 32f.
31: Elsa Norberg: "Geijer och
Göticismen". In: Ny illustrerad svensk litteraturhistoria.
Bd. 3. Stockholm 1967, 175ff.
32: Ein Begriff, den Anton Blanck
in seiner Arbeit Den nordiska renässansen i sjuttonhundratalets
litteratur. Stockholm 1911, als Bezeichnung für die im
18. Jahrhundert einsetzende literarische Rückbesinnung auf
die nordische Vorzeit eingeführt hat.
33: Klaus von See, 73.
34: Elsa Norberg, 175ff.
35: Meine Übersetzung. "Var
det gavnligt for Nordens skiønne Litteratur, om den gamle
nordiske Mythologi blev indfort og almindeligt antaget, istedet
for den Græske?", zit. n. Otto Springer, 58.
36: Ibid., 39ff.
37: Nicolai Frederik Severin Grundtvig:
Nordens mythologi eller Sindbilled-Sprog historisk-poetisk
utviklet og oplyst. København 1832.
38: Gerd Wolfgang Weber: "Nordisk
fortid som chiliastisk fremtid. Den 'norrøne arv' og den
cykliske historieopfattelse i Skandinavien og Tyskland omkring
1800 - og senere". In: E. Roesdahl u. P. Meulengracht Sørensen
(Hg.): The Waking of Angantyr. The Scandinavian Past in European
Culture. Århus 1996, 85f.
39: Elsa Norberg, 189.
40: Otto Springer, 140.
41: "en skrift för den
nordiska fornålderns älskare", zit. n. Elsa Norberg,
189.
42: Ibid., 189.
43: Zit. n. Otto Springer, 141.
44: Meine Übersetzung. "Förderfvet
och lasterna kommo alltid utifrån.", zit. n. Klaus
von See, 79.
45: Ibid., 79.
46: Elsa Norberg, 191.
47: Otto Springer, 142.
48: Meine Übersetzung. "Medan
mjödet dracks ådagalades det omisskännligaste
uttryck af en sann göthisk anda.", zit. n. Sven Cederblad:
"Från de 'drickande' Göternas stämmor".
In: Årsskrift för Modersmålslärarnas
Förening. Lund 1937, 48.
49: Otto Springer, bes. 105ff.
50: Gunnar Richardson: Kulturkamp
och klasskamp. Göteborg 1963, 143.
51: S. a. Jöran Mjöberg,
Bd. 2. 53.
52: Gerd Wolfgang Weber: "Die
schwedische Romantik (1810-1830)." In: Neues Handbuch
der Literaturwissenschaft. Europäische Romantik 3. Bd.
16. Wiesbaden 1985, 392.
53: Gerd Wolfgang Weber: "Nordisk
fortid som chiliastisk fremtid. Den 'norrøne arv' og den
cykliske historieopfattelse i Skandinavien og Tyskland omkring
1800 - og senere". In: E. Roesdahl u. P. Meulengracht Sørensen
(Hg.): The Waking of Angantyr. The Scandinavian Past in European
Culture. Århus 1996, 92.
54: Bernhard P. Falk: Geschichtsschreibung
und nationale Ideologie. Der norwegische Historiker Johan Ernst
Sars. Heidelberg 1991.
55: Erica Simon, passim.
56: C. P. O. Christiansen u. Holger
Kjær: Grundtvig, Norden og Gøteborg. København
1942, 101.
57: Erica Simon, 356ff.
58: Holger Begtrup: "Haandbog
i Verdenshistorien." In: Ders.: Grundtvigs udvalgte Skrifter.
Bd. 7. København 1904-1910, 656.
59: Erica Simon, bes. 568-586.
60: Erica Simon: "'- og solen
står med bonden op'. De nordiske folkehøjskolers
idéhistorie." Askov 1989, ab 112 passim.
61: Meine Übersetzung. "Det
gifves få ting, som äro mer egnade att blifva en väckelse
till lif och kraft hos ett folk, än medvetandet att hafva
egt en forntid, en ädel och härlig forntid. Så
har den alltmer vidgade kännedomen om Eddans sånger
kraftigt bidragit att stärka vår egen fosterlandskänsla
och fostra hos oss ett mer ursprungligt, nordiskt sinnelag.",
zit. n.: Allan Degerman: "Nygöticismen i folkhögskolan."
In: Ders.: Svenska folkhögskolan. Bd. 2. Uddevalla
1968, 98.
62: Im folgenden als G.H.T. gekürzt.
63: Jöran Mjöberg, Bd.
2. 53.
64: Meine Übersetzung. "[...]kärleken
till Sveriges bonde. I tillvaron genom årtusen af en talrik,
fri och själfägande jordarbetareklass, som frälsande
ingripit i landets öden, ligger ett adelsbref för hela
vårt folk, och en trygd mot samhällsomstörtande
ilar.", Viktor Rydberg: "Minnestal öfver C. W.
A. Strandberg. Inträdestal i Svenska Akademien 1877."
In: Ders.: Samlade Skrifter. Bd. 14. Stockholm 1899, 12.
65: Meine Übersetzung. Viktor
Rydberg: "Huru kan Sverige bevara sin sjelfständighet?
Sveriges Bondestånd tillägnas dessa Blad vördnadsfullt
av Författaren." In: Ders.: Samlade Skrifter.
Bd. 14. Stockholm 1899, 253-293.
66: Meine Übersetzung. "Att
värna sitt land mot yttre våld och förtryck är
hvar mans plikt [...] Då denna plikt blir insedd af ett
folk, då det med full medvetenhet fattar, att ingen må,
i farans stund, undandraga sig fäderneslandets försvar,
då blifver även ett litet folk oövervinnerligt,
då är där en mur ställd för både
dess nationella själfständighet och inre frihet, som
ingen fiende förmår överstiga. Sveriges allmoge
har alltid haft detta medvetande, och det är detta vi hafva
att tacka därför att vi ännu äro ett fritt
och själfständigt folk.", ibid., 254.
67: Meine Übersetzung. "Ett
litet folk kan icke täfla med stora nationer uti hållande
af väldiga stående arméer; det skulle sålunda
alltid förr eller senare blifva den starkares byte, om icke
det ägde en försvarskraft, som är starkare än
alla anfallsarméer, en vapenför och vapenöfvad
allmän folkbeväpning. Det tillhör Sveriges bondestånd,
representant för ett ädelt folk, att behjärta denna
stora angelägenhet.", ibid., 254.
68: Ibid., 272ff.
69: Meine Übersetzung. "[...]
kärleken till Sveriges bonde. I tillvaron genom årtusen
af en talrik, fri och själfägande jordarbetareklass,
som frälsande ingripit i landets öden, ligger ett adelsbref
för hela vårt folk, och en trygd mot samhällsomstörtande
ilar.", Viktor Rydberg: "Minnestal öfver C. W.
A. Strandberg. Inträdestal i Svenska Akademien 1877."
In: Ders.: Samlade Skrifter. Bd. 14. Stockholm 1899, 12.
70: Hans-Peter Naumann: "Viktor
Rydbergs 'Undersökningar i germanisk mytologi'". In:
Studien zur dänischen und schwedischen Literatur des 19.
Jahrhunderts. Hg. v. Oskar Bandle u.a., Basel 1976, 187f.
71: Hans-Peter Naumann, 194ff.
72: Meine Übersetzung. "Detta
skedde hos skandinaverna genom att utbilda de psykiska och fysiska
krafterna, genom det trotsiga förtroendet till den egna förmågan
att slå sig fram i livets strid, och genom vinnandet av
ett mod, som höjde människan övfer ödets växlingar
och dödens bitterhet.", zitiert in Sverker Ek: "Viktor
Rydbergs lyriska diktning." In: Minnesskrift till
Viktor Rydberg. Göteborg 1928, 112.
73: "Rydberg här fört
oss tillbaka till källorna i vårt väsen [...]",
zit. n. Hans-Peter Naumann, 191.
74: Meine Übersetzung. "[...]
så blev 1800-talet den tid då försvenskningen
av Sverige på allvar skedde. Personlig och nationell identitet
utbildades i en utrikat samverkan. Nu kan man, med en term lånad
från Foucault, säger att de nationella egenskaper installerades
i befolkningen. Det betyder att något som hade funnits där
tidigare som en självklarhet blev uttagit ur sitt vardagliga
sammanhang och gjort till föremål för speciell
vetandeproduktion. Om folk tidigare levt sina liv som förfäder
gjort, fick de nu veta att de nu var 'svenska' när de gjorde
just det. Och denna känsla av svenskhet utrustades med en
historia och med ett sammanhang [...]. Vikingatiden, som var uppmärksammad
i spåret på den göticistiska renässansen,
blev den naturliga kontinuiteten bakåt.", Försvenskningen
av Sverige. Hg. v. Billy Ehn, Jonas Frykman u. Orvar Löfgren.
Stockholm 1993, 136ff.
75: Eric Hobsbawm u. Terence Ranger:
The Invention of Tradition. Cambridge 1983.
76: Eric J. Hobsbawm: Nationen
und Nationalismus, Mythos und Realität seit 1870. München
1976.
77: Aleida Assmann, 244.
Literaturverzeichnis
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Assmann, Aleida: "Identität aus kulturwissenschaftlicher Sicht". In: Leviathan. 2, 1993, 238-253.
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Cederblad, Sven: "Från de 'drickande' Göternas stämmor". In: Årsskrift för Modersmålslärarnas Förening. Lund 1937, 36-50.
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Henningsen, Bernd: "Mentalität, Identität, Nationalität. Die Skandinavier auf der Suche nach dem, was sie sind". In: Arbeiten zur Skandinavistik. 11. Arbeitstagung der deutschsprachigen Skandinavistik 8.-14. August 1993 in Sigtuna. Münster 1994, 400-416.
Hobsbawm, Eric J.: Nationen und Nationalismus, Mythos und Realität seit 1870. München 1976.
Hobsbawm, Eric J. u. Terence Ranger: The Invention of Tradition. Cambridge 1983.
Lindroth, Sten: "Der Gotizismus und seine Bedeutung in der schwedischen Wissenschaft". In: Studia Gotica. Die eisenzeitlichen Verbindungen zwischen Schweden und Südosteuropa. Vorträge beim Gotensymposion in Statens Historiska Museum. Stockholm 1970, 12-19.
Malm, Mats: Minervas äpple. Om diktsyn, tolkning och bildspråk inom nordisk göticism. Stockholm 1996.
-------: "Svensk göticism". In: Folkets historia. Heft 3, 1993, 1-10.
Mjöberg, Jöran: Drömmen om sagatiden. 2 Bde. Stockholm 1967.
Mörke, Olaf: "Bataver, Eidgenossen und Goten: Gründungs- und Begründungsmythen in den Niederlanden, der Schweiz und Schweden in der frühen Neuzeit". In: Mythos und Nation, Studien zur Entwicklung des kollektiven Bewußtseins in der Neuzeit. Bd. 3. Hg. v. Helmut Berding. Frankfurt/Main 1996, 104-132.
Naumann, Hans-Peter: "Viktor Rydbergs 'Undersökningar i germanisk mytologi'". In: Studien zur dänischen und schwedischen Literatur des 19. Jahrhunderts. Hg. v. Oskar Bandle u.a. Basel 1976, 185-206.
Norberg, Elsa: "Geijer och Göticismen". In: Ny illustrerad svensk litteraturhistoria. Bd. 3. Stockholm 1967, 174-233.
Richardson, Gunnar: Kulturkamp och klasskamp. Göteborg 1963.
Rudbeck, Olaus: Atlantica. Hg. v. Axel Nelson. Bd. 1-4. Uppsala 1937-1947.
Ruth, Arne: "The second new nation". In: Daedalus. Bd. 113. 1984, 53-96.
Rydberg, Viktor: "Huru kan Sverige bevara sin sjelfständighet? Sveriges Bondestånd tillägnas dessa Blad vördnadsfullt av Författaren". In: Samlade Skrifter. Bd. 14. Stockholm 1899, 253-293.
-------: "Minnestal öfver C. W. A. Strandberg. Inträdestal i Svenska Akademien 1877". In: Samlade Skrifter. Bd. 14. Stockholm 1899, 1-41.
See, Klaus von: "Das Nibelungenlied - ein Nationalepos?" In: Die Nibelungen. Hg. v. Joachim Heinzle u. Anneliese Waldschmidt. Frankfurt/Main 1991, 43-110.
-------: "Vom 'edlen Wilden' zum 'Volk der Dichter und Denker'. Die Anfänge der Germanen-Ideologie". In: Barbar Germane Arier - Die Suche nach der Identität der Deutschen. Heidelberg 1994, 61-82.
Simon, Erica: "- og solen står med bonden op". De nordiske folkehøjskolers idéhistorie. Askov 1989.
-------: Réveil national et culture populaire en Scandinavie. Paris 1960.
Springer, Otto: Die nordische Renaissance in Skandinavien. (= Tübinger germanistische Arbeiten; 22), Stuttgart 1936.
Svennung, Josef: Zur Geschichte des Goticismus. Uppsala 1967.
Weber, Gerd Wolfgang: "Nordisk fortid som chiliastisk fremtid. Den 'norrøne arv' og den cykliske historieopfattelse i Skandinavien og Tyskland omkring 1800 - og senere". In: E. Roesdahl u. P. Meulengracht Sørensen (Hg.): The Waking of Angantyr. The Scandinavian Past in European Culture. Århus 1996, 72-119.
-------: "Die schwedische Romantik (1810-1830)". In: Neues Handbuch der Literaturwissenschaft. Europäische Romantik 3. Bd. 16. Wiesbaden 1985, 387-413.
Wolfram, Herwig: Die Goten. München 1990.
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