Humboldt-Universität zu Berlin - Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Nordeuropa-Institut

Ola Hansson - Antisemitismus und Kritik an der Moderne.

Das geistige Klima im deutschen Kaiserreich um die Jahrhundertwende


Die Großstadt Berlin muß den schwedischen Autor Ola Hansson (1860&173;1925) bei seiner Ankunft im März 1890 überwältigt haben. Die Stadt wächst und wuchert zu dieser Zeit ins Unermeßliche; soziales Elend auf der einen und kaiserlicher Prunk auf der anderen Seite treffen als unüberwindliche Gegensätze aufeinander. Die konservative Politik des entlassenen Otto von Bismarck, die Sozialistengesetze und der Kulturkampf gegen die Katholiken verbinden sich mit der imperialen Politik des neuen Kaisers Wilhelm II.
Nach dem Berliner Antisemitismusstreit von 1879, in dessen Verlauf der Historiker Heinrich von Treitschke das Schlagwort "Die Juden sind unser Unglück" formuliert hatte,1 schossen politische Parteien und Gruppierungen aus dem Boden, die ihrer Unzufriedenheit mit Politik, Wirtschaft und Kultur in antisemitischen Parolen Ausdruck verliehen. Diese Bewegung, deren Ursachen in erster Linie in der sozialen, ökonomischen und politischen Krise der bürgerlichen Gesellschaft zu suchen sind, erreicht Anfang der neunziger Jahre einen Höhepunkt.2 Die offizielle Aufnahme des Antisemitismus in das Programm der Konservativen Partei im Jahre 1892, deren Angehörige sich vor allem aus ostelbischen Junkern zusammensetzte, sind Ausdruck der starken judenfeindlichen Stimmungen in Berlin zur Zeit Wilhelms II.3 Die herausragende Figur des Antisemitismusstreits, der Berliner Hofprediger Adolf Stoecker (1835&173;1909), und seine 1878 gegründete Christlich-Soziale Arbeiterpartei fanden für ihre Ideen Unterstützung in weiten und alle Schichten umfassenden Kreisen.
Stoeckers Bedeutung für den modernen Antisemitismus in Deutschland ist kaum zu überschätzen, besaß er doch gleichermaßen Einfluß auf die Massen wie auf die Spitzen der preußischen Gesellschaft. Stoecker und Treitschke, miteinander bekannt, waren es, die kraft ihrer Ämter und Persönlichkeit durch ihr öffentliches Auftreten den Antisemitismus aus der Sphäre der Vulgarität erhoben, ihn gesellschafts- und hoffähig werden ließen und ihm so erst die Möglichkeit eröffneten, ein Faktor von erheblicher politischer und sozialer Bedeutung zu werden.4
Der Antisemitismus, der sich seit den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in Deutschland manifestiert, ist weder eine Fortsetzung der Tradition überlieferter Judenfeindschaft, noch deren bloße Umbildung: Er ist anders &173; 'modern'. Der moderne Antisemitismus ist postemanzipatorisch und entzündet sich an den Folgen der Emanzipation, die er teilweise, wenn nicht ganz rückgängig machen will. Er ist säkular und gibt sich 'wissenschaftlich', was sich darin äußert, daß er sich nicht mehr in erster Linie auf den Religionsunterschied bezieht, sondern auf die Herkunftsgemeinschaft 'Volk' oder/und zunehmend auf die zuerst soziale, dann biologische Kategorie der 'Rasse'. Anderssein als die Mehrheit der Nation wird schärfer denn je zu einem sozio-kulturellen Problem stilisiert.
Durch den Aufstieg der Juden zur bürgerlichen Gleichberechtigung im Zeichen des Liberalismus und ihrer entsprechenden Akkulturation im Rahmen der jüdischen Emanzipation (1869/71 in Deutschland bzw. 1870 in Schweden vollendet) schienen sowohl in Deutschland als auch in Schweden anti-jüdische Einstellungen und anti-jüdisches Verhalten klar auf dem Rückzug zu sein. In den nächsten dreißig Jahren sollte diese Entwicklung durch die mentalen und ökonomischen Schwierigkeiten, die durch eine rasante industrielle Entwicklung und ihre sozialen Folgen ausgelöst wurden, jedoch einen fundamentalen Rückschlag erleiden.5
Historiker des modernen Antisemitismus haben dessen Neuartigkeit ausnahmslos in Begriffe gefaßt, die über das normale politische Vokabular hinausgehen. Die Suche nach einer umfassenderen Konzeptionalisierung spiegelte die Tatsache wider, daß man sich der Komplexität und Bedeutsamkeit der Thematik bewußt wurde &173; und dies umso mehr, je deutlicher der Zusammenhang zwischen Antisemitismus und anderen Ideen und Einstellungen sich offenbarte. George Mosse hat die geistigen Zusammenhänge zwischen Antisemitismus und Rassismus, völkischen Vorstellungen und aggressivem Nationalismus herausgearbeitet. Er warnt wiederholt davor, den Antisemitismus isoliert zu betrachten, und betont, er sei vielmehr Teil der allgemeinen Geistesgeschichte gewesen.6 In seinem Buch "Kulturpessimismus als politische Gefahr" hat Fritz Stern die Vorstellungen von der geistigen Umwelt des Antisemitismus in Deutschland von 1870 bis 1933 durch die Beispiele Paul Lagarde, Julius Langbehn und Moeller van den Bruck erweitert. Danach hing der Antisemitismus nicht nur mit Rassismus und völkischem Nationalismus zusammen, sondern mit einem ganzen Komplex, den er "Kulturpessismus" nennt. Seine Analyse gilt nicht einem rationalen System von Ideen, sondern einer generellen Weltanschauung. Stern zeigt, daß die Juden zum "Symbol der modernen Welt" geworden sind und der Antisemitismus mit einer Vielzahl modernitätsfeindlicher Einstellungen und der Sehnsucht nach der vorindustriellen Vergangenheit einhergeht. Diese Weltanschauung, die sich in der deutschen Kultur der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts herausbildete, fand gemäß Stern in der sog. "Deutschen Ideologie" ihren Ausdruck; in einer radikal antimodernen Mentalität, die von Liberalismus, Parlamentarismus, Kapitalismus und Sozialismus nichts wissen wollte; in dem sehnsüchtigen Verlangen nach einer längst entschwundenen Welt. Zu ihr gehörte eine Reihe politischer Auffassungen, darunter die Ablehnung der Demokratie und der Ruf nach Wiederherstellung einer 'völkischen Gemeinschaft' in Harmonie und Gerechtigkeit.7 In der einen oder anderen Weise ging diese Ideologie stets mit dem Antisemitismus Hand in Hand. Der Antisemitismus fügte sich als ein passendes Element in eine komplexe und facettenreichen Kultur ein. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war er zum "kulturellen Code" geworden.8 Das Bekenntnis zum Antisemitismus wurde zu einem Signum kultureller Identität, der Zugehörigkeit zu einem spezifischen kulturellen Lager. Man drückte dadurch die Übernahme eines bestimmten Systems von Ideen und die Präferenz spezifischer sozialer, politischer und moralischer Normen aus. Die im deutschen Kaiserreich lebenden und agierenden Zeitgenossen, zu denen auch Ola Hansson von 1890 bis 1910 zählte, lernten diese Botschaft zu entschlüsseln. Sie wurde Bestandteil ihrer Sprache, ein vertrautes und handliches Symbol.
Was in den siebziger Jahren in politischer Leidenschaft geschmiedet worden war, wurde in den neunziger Jahren zur Selbstverständlichkeit. In dem früheren Zeitraum wurde der Antisemitismus mit echtem Haß gepredigt; gegen Ende des Jahrhunderts wurde er zum Bestandteil einer ganzen Kultur, zu einem ständigen Begleiter des aggressiven Nationalismus und Anti-Modernismus.9 Die Judenfrage war zum Symbol des 'Kampfes' zwischen zwei politischen Richtungen, zwei Tendenzen des Denkens, zwei Kulturen erhoben worden. Die Fronten des Konflikts waren klar, und man mußte entweder die Emanzipation in toto oder den Antisemitismus in toto akzeptieren. Wie ein antisemitischer Standpunkt im Wilhelminischen Deutschland praktisch eine anti-emanzipatorische Position und Widerstand gegen die unterschiedlichen Bekundungen des modernen sozialen und politischen Freiheitsringens bedeutete, so bedeutete die Ablehnung des Antisemitismus das Eintreten für Emanzipation, und zwar nicht allein für die der Juden, sondern für die der Gesellschaft insgesamt.
Durch diese Polarisierung und Erstarrung der Fronten war es deshalb nationalistischen, staatstragenden Patrioten auch möglich, die Juden für alle &173; vermeintlich negativen &173; Erscheinungen der Moderne verantwortlich zu machen. Den Bösewicht sah man gewöhnlich im 'Juden', der immer häufiger als die Verkörperung der Modernität, die man eigentlich bekämpfte, hingestellt wurde. Nicht nur der Liberalismus, die Parlamentarisierung und Demokratisierung, auch die Verstädterung, der Kapitalismus und der Sozialismus wurde den Juden angelastet. Die Freisetzung des Individuums aus der ständisch organisierten Gesellschaft war den Antisemiten unheimlich. Sie wollten zur Vergangenheit zurückkehren und ersehnten eine neue Gemeinschaft, deren Angehörige wieder den alten Idealen und Institutionen treu und in der die Gegensätze der Moderne aufgelöst und harmonisiert sein würden.
Ola Hansson ist bei seiner Ankunft in Berlin ideologisch bereits vorbereitet und erweist sich für die adaptive Versuchung der "Deutschen Ideologie" äußerst anfällig.

Grundlagen von Hanssons Denken

Am 7. Februar 1890 verläßt Ola Hansson gedemütigt Schweden über Frankreich und die Schweiz in Richtung Berlin, um sein weiteres Leben bis auf kurze Unterbrechungen an verschiedenen Orten im Ausland zu verbringen. Anlaß zu dem Aufbruch waren die glücklose Aufnahme und die vernichtenden und beleidigenden Kritiken zur Gedichtsammlung Notturno (1885) und Novellensammlung Sensitiva amorosa (1887). Ingvar Holm bewertet Hanssons Ausreise als zwangsläufige Folge von dessen persönlicher und literarischer Entwicklung im Herbst/Winter 1888/1889, in deren Verlauf Hansson die Bekanntschaft mit August Strindberg und dem Werk Friedrich Nietzsches (1844&173;1900) machte.10
Die Bedeutung der Lektüre Nietzsches für seinen Bildungsgang Anfang 1889 hält Hansson im Brief an Viktor Rydberg vom 21.3.1892 fest:
Zu dieser Zeit lernte ich zwei Geister kennen: Poe und Nietzsche. Mit ersterem lebte ich eine recht lange Zeit meines Lebens &173; wurde von etwas frei, das sicher mit dem besten von mir vermischt war. [...] Ich stand frei und fühlte eine neue Kraft in mir, eine Kraft, die nichts mit sich anzufangen wußte. Da kam Nietzsche!11
Die Beschäftigung mit Nietzsche sollte der Grundlage von Hanssons Dichtung der Jahre 1885&173;1888, dem Determinismus, eine Wendung verleihen. Die Machtlosigkeit des Individuums in einem mechanisch wirkenden Ursachenzusammenhang, die in den Novellen von Sensitiva amorosa zu finden ist, weicht einem Persönlichkeits- und Geniekult in Hanssons Essayistik nach 1889.12 Verneint Hansson in den Schicksalsnovellen noch eine Einheitlichkeit des Individuums und den freien Willen des Menschen, werden 'Persönlichkeit', 'Individualität', 'Souveränität des Ich' im Übergang von Hanssons achtziger Jahre-Arbeiten zu den Artikeln der neunziger Jahre zu tragenden Termini. Die literarische Konsequenz dieser Entwicklung wird ein bis zum äußersten getriebener Subjektivismus. Holm unterstreicht zu Recht die Kontinuität in Hanssons Entwicklung und die Subjektivität, mit der dieser sich Nietzsches Philosophie zu eigen machte; als System bedeutete diese weniger denn als Ausgangspunkt zu einem eigenen Ideengebäude.13
Hanssons Bekanntschaft mit Hippolyte Taines (1828&173;1893) Werk, der anderen wichtigen Inspirationsquelle, reicht zurück in das Jahr 1887.14 Er knüpft an das Einleitungskapitel über die Nationalcharaktere in Taines Histoire de la littérature anglaise (1863) an, welches später hinsichtlich der Rezeption von Langbehns Blut-und-Boden-Lehre von Bedeutung wird. Von Taines Methode, jedes soziale Phänomen und jede geistige Entwicklung als Resultat der Wirkungsfaktoren Rasse, Milieu und Moment zu erklären, übernimmt Hansson am stärksten das Milieu und die Rasse als Determinanten.15
Als zweiter deutscher Autor, der auf Hanssons geistige Entwicklung den bedeutendsten Einfluß ausübt, ist Julius Langbehn (1851&173;1907) und sein Werk Rembrandt als Erzieher. Von einem Deutschen (1890) zu nennen. In dem Aufsatz Schädlicher Einfluß von 1893 bekennt Hansson, daß er seine 'Geistesbefreier' und 'Geistesbefruchter' in Deutschland gefunden habe: "Nietzsche, Böcklin, und &173; horribile dictu &173; Rembrandt als Erzieher."16 Langbehn liefert Hansson die Ingredienzien für seine pangermanische Utopie. Wie bei Nietzsche trifft Hansson auch hier auf die Themen Individualität und Subjektivität.
Aus den Ideen der drei Autoren entwickelt Hansson ein eigenes Gedankengebäude, mit dessen Hilfe er die literarische Entwicklung Skandinaviens der achtziger Jahre bewertet und kritisiert. Als Zielscheibe dient ihm Georg Brandes, der die Dichtung des Naturalismus maßgeblich beeinflußt hatte. Ola Hansson verbindet dabei seine Gesellschafts- und Modernitätskritik mit antisemitischen Vorurteilen, die er unter Berufung auf die drei genannten Autoren Taine, Nietzsche und Langbehn ideologisch unterfüttert.

Nietzsches Übermensch und Persönlichkeitskult

Ola Hansson lernt Nietzsches Werk unter Vermittlung von Georg Brandes und August Strindberg Ende 1888 kennen, ohne daß er den Gedanken Nietzsches vorerst große Bedeutung beimißt. Das Nietzsche-Fieber erreicht seinen Höhepunkt erst im März 1889 nach der Lektüre von Also sprach Zarathustra.17 Im Aufsatz Friedrich Nietzsche und der Naturalismus von 1891 schreibt Hansson über Zarathustra:
Er kann über allem stehen, über der Moral, über sich selbst, und von oben nieder auf alle Ziele sehen. [...] Er ist die Persönlichkeit par préférence, einzig und allein Persönlichkeit, für den alles zur eigenen Persönlichkeit wird: Welt, Kunst, Wissenschaft, Moral.18
Zarathustra als Figur und Lehrmeister wird Exponent des Persönlichkeitskultes bei Ola Hansson. Der Autor verleiht seiner Bewunderung für Nietzsches Philosophie erstmals 1889 in der Wiener Zeitschrift Unsere Zeit und 1890 in Ur dagens krönika mit En framtidssiare. En essay öfver Friedrich Nietzsche Ausdruck.19 Darin postuliert er, daß die großen Persönlichkeiten in zwei Gruppen eingeteilt werden können: auf der einen Seite diejenigen, die die Ideale der vorangegangenen Generation vollenden oder abschließen; auf der anderen Seite diejenigen, welche neue Ideale formulieren und der geistig-moralischen Entwicklung neue Bahnen weisen. Nietzsche gehöre zur zweiten Gruppe; er sei ein Weissager und Prophet, der das Zukünftige und Kommende durch Intuition antizipiere. (SS 10, 126)
Hanssons Essay ist eine enthusiastische Darstellung von Nietzsches Ideen. Für eine kritische Würdigung fehlt ihm die Distanz. Im Sinne Zarathustras beschreibt er Nietzsche als den Nomaden, der durch die Gefilde der Wissenschaften streift. Der deutsche Philosoph ist der Bote des Kommenden. Betrachtete Hansson bis zu diesem Zeitpunkt die Dichtung im Anschluß an Taine und die Naturalisten als ein Produkt des Zeitgeistes im allgemeinen und der Individualität20 eines Dichters als Interpret seiner Zeit im besonderen &173; so ist er nach Nietzsches Lektüre von einem anderen Dichterideal erfüllt: Der Dichter als der große Einsame, die 'unzeitgemäße' Persönlichkeit; der Dichter als Wegweiser im Sinne von Nietzsches Dichterideal.
Der Titel der Essaysammlung Tolkare och Siare spiegelt den Bruch zwischen Taines und Nietzsches Kunstauffassung wider. 'Tolkare' sind zweitrangige Dichter, die dem Geistes- und Gefühlsleben ihrer Zeit Ausdruck verleihen, 'Siare' hingegen sind die wahren Dichter, deren Werke in die Zukunft weisen und die kommenden Existenzformen vorwegnehmen. Nietzsche ist in diesem Sinne ein Prophet, der jeglicher Zeitgebundenheit enthoben ist. Hippolyte Taine, J. S. Mill und Charles Darwin, als Exponenten zeitgebundenen 'gallischen' und englischen Denkens, huldigen dagegen dem Ideal einer nüchternen, faktischen und engstirnigen Verstandeserkenntnis als der ausschließlichen Quelle der Wahrheitsfindung (SS 10, 125). Diese 'rassencharakteristische' Denkart, nämlich Erkenntnis durch Beobachtung, laufe dem deutschen Wesen zuwider. Französischem und englischem Rationalismus stehe eine deutsche Mystik entgegen, der Hansson mit Verweis auf Nietzsche eine Überlegenheit attestiert. Aus diesem Grund antizipiere Nietzsche auch das Kommende, das Zukünftige durch Intuition, was ihn zum Propheten prädestiniere: "[...] er ist der tiefgründigste aller modernen Geister, und zugleich ist er der subjektivste unter ihnen".21 (SS 10, 174)
Die Gegenüberstellung von französisch/englischer Rationalität und deutscher Mystik verweist auf Hanssons Beschäftigung mit den Ideen von Julius Langbehn während der Niederschrift des Nietzsche-Essays. Mit der Rezeption von Nietzsche verabschiedet sich Hansson von der sozialen Dichtung der achtziger Jahre und wendet sich einer 'aristokratischen', antidemokratischen Analyse der Gesellschaft zu. Nietzsches Philosophie hingegen begründet nicht Hanssons Hinwendung zur Ideologie des Pangermanismus und das Abgleiten in Antisemitismus und Judenhaß. Daß Nietzsche Antisemiten und Antisemitismus verachtete und deshalb mit seiner Schwester Elisabeth Förster-Nietzsche wegen ihrer Verbindungen zum antisemitischen Kreis um Richard Wagner in dauerhaftem Streit lag, nimmt Hansson nicht zur Kenntnis.22 Nietzsches Werk liefert keinen Ausgangspunkt für Judenhaß und Judenausgrenzung. Erst durch die Überlagerung von dessen Werk mit Langbehns Blut-und-Boden-Mystik vollendet Hanssons sein eigenes Denksystem, das wie eine Metaideologie Hanssons weiteres literarischen Schaffen und seine zukünftige Essayistik bestimmen wird.

Pangermanisches Programm &173; Langbehns Rembrandt als Erzieher

In dem politischen und geistigen Klima Berlins der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts schließt Hansson Bekanntschaft mit dem Werk, das für seine geistige und literarische Ausformung den bedeutendsten Einfluß gewinnt. Begeistert schreibt er am 25.3.1890 aus Berlin an seinen Bruder Nils: "Willst du ein deutsches Buch lesen, das fast magnetensicher auf die Entwicklungsrichtung zielt, so wähle 'Rembrandt als Erzieher', [...] ein aufkeimendes Nietzscheanisches Samenkorn!"23
Hanssons Beschäftigung mit Taine und Nietzsche und die einseitige Adaption von deren Gedanken endet in der begeisterten Aufnahme von Julius Langbehns pangermanischem Evangelium. Immer wiederkehrende Begriffe wie "Stammesgefühl", "Bauerninstinkt" und "Erdgeist24 sind wörtliche Übersetzungen Hanssons aus Langbehns Buch. Hanssons Rezension von Rembrandt als Erzieher25 in Ur dagens krönika aus dem Jahre 1890 liegen Taines Vorstellungen der Bedeutung von Milieu und Rasse, wenn auch in Hanssons spezieller Ausdeutung, zugrunde. Holm bewertet in seiner Analyse von Hanssons literarischem Schaffen dessen Umgang mit Taines Histoire de la littérature anglaise folgendermaßen: "Die Umweltlehre kann in der Form, wie sie Ola Hansson verwendet, rein parodistische Züge annehmen."26
Rembrandt als Erzieher war in den neunziger Jahren, wie man heute sagen würde, ein Kultbuch. Bereits ein Jahr nach Erscheinen hatte das Buch 25 Auflagen in 66.000 Exemplaren erreicht, und Ende des Jahrhunderts gelangte die 84. Auflage auf den Markt.27 Ola Hansson pries das Buch denn auch als "das Hohelied des Pangermanismus"28. (SS  10, 259)
Durchgängige Themen in Hanssons Rembrandt-Essay sind Individualität, Subjektivität und Mystik. Durch seine starke Individualität und seine tiefe Verankerung im Lokalen, dem 'Stammesgefühl', wird Rembrandt die Verkörperung des 'germanischen Ideals'. Der Maler ist das Sinnbild des Künstlers, der dem 'germanischen Volk' zum Vorbild gereiche. Deutschland müsse von einer Periode der sterilen Wissenschaft einer Kunstperiode entgegenstreben, in der die natürliche Genialität wegleitend werde. Gegen die 'plebeijischen' Wissenschaften, repräsentiert durch kleinliche Akademiker und geprägt durch die Unfähigkeit zu ganzheitlichem Denken, setze Langbehn die 'aristokratische' Kunst. Wissen könne angeeignet werden, geistige Größe, die Genialität hingegen sei angeboren, stelle Langbehn fest und unterstreiche dadurch die Überlegenheit des Angeborenen über das Erworbene. Mystizismus verwandele Wissenschaft in Kunst:
Die Intuition ist nicht nur nutzbringend, sondern unentbehrlich für die höchste wissenschaftliche Produktion; aber die Intuition ist ein mystisches Element; und es wäre gut, wenn man mehr als bislang in der Wissenschaft dieses mystische Element betonte und ausweitete. Der Mystizismus ist der dunkle Grund, der die Wissenschaft in Kunst verwandelt. Es hat keinen Sinn, sich von diesem Wort abschrecken zu lassen; der Mystizismus ist Kindersinn, auf das Weltall gerichtet; und was das Spezialistentum trennte, kann er wieder vereinen.29 (SS 10, 266)
Gegen die trockene 'Verstandeskultur' setze Langbehn die fruchtbare 'Instinktkultur'. Folge die 'germanische Rasse' ihrem 'Instinkt', werde sie sich gleichsam göttlich gelenkt in der anbrechenden Kunstperiode finden und der Welt Erneuerung unter 'germanischer Vorherrschaft' bringen. Diese Aufgabe umfasse aber nicht nur Deutschland, sondern auch Deutschlands 'äußere Stämme' Holland, England und Skandinavien. Hansson verkündet in seinem Aufsatz:
Germania muß all ihre Kinder um sich sammeln; das ist die beste Staats- und Geistespolitik; das ist Familienpolitik: Amsterdam, London, Hamburg, Kopenhagen, Stockholm, Kristiania sind die gewaltigen Elemente einer elektrischen Batterie, [...] mittels welcher der deutsche Geist, wenn er es ernstlich will, die Welt in Bewegung setzen kann.30 (SS 10, 274)
Seine Begeisterung und den pathetischen Glauben an die pangermanische Idee teilt Hansson in einem Brief vom 7.2.1891 seinem Bruder Nils mit:
Ich glaube, daß das, was nun den Weg alles Vergänglichen nimmt, das gallische, französische, das Allgemein-Menschliche der Revolution ist, und daß das, was nun kommt, das volkspsychologisch-räumlich reiche, warme, individuelle, konkrete Wesen ist. Der germanische Geist komme zur Herrschaft; und ich &173; gleich dem Verfasser des "Rembrandt" &173; glaube, daß es derjenige Zweig der Rasse ist, der um die südliche Ostsee wirkt und wohnt: Schonen, Dänemark, Norddeutschland, die sich mitten in der feinstkultivierten Keimzelle befinden, fruchtbar ist sie wie das Meer, an dem sie wohnt. Es ist eine Nation, nicht politisch, aber volkspsychologisch. Was ist der Nordschwede, was ist der Preuße, was ist der Süddeutsche gegen diese Rasse!31
Der Pangermanismus beruht auf der ausschlaggebenden Bedeutung, die Hansson der 'Rasse' zuschreibt: "[...] die Harmonie des Rasseinstinkts sollte einziges und festes Fundament und Regulativ der Außenpolitik sein. [...] Das Stammesblut, der Stammesinstinkt sollten einzige Instruktion der Diplomatie sein."32 (SS 10, 281) Die 'Rasse' wird zur Grundlage des Staatsaufbaus und zur Legitimation der Außenpolitik erklärt, woraus sich ergeben soll, daß die Völker, die zur 'germanischen Rasse' zählen, sich zusammenzuschließen hätten. "Zwischen Deutschland und Skandinavien schlägt die Rassenverwandtschaft eine Brücke", schreibt Hansson 1890 an Strindberg,
persönlich fühle ich mich mit Deutschland mit weit tieferen Banden verbunden als denen, die im Bewußtsein einer überlegenen Kultur gesponnen werden. In Frankreich fühlte ich mich als Fremder, innerlich abgestoßen; in Deutschland wie unter Blutsverwandten [...].33
Strindberg reagiert auf Hanssons Begeisterung für Langbehns verführerisch-verleitende Heilsverkündigung äußerst zurückhaltend. In seinem Brief vom 12. Mai 1891 an Hansson schreibt Strindberg:
Wer hat das Rembrandt-Buch geschrieben? Ich meine: ein Bismarckfreund. 1: [...] ein direkt von Bismarck inspirierter, da das Buch äußerlich unscheinbar ist. 2: ein alter prähistorischer Konservativer, der den Demokratismus der Konservativen schon seit 1848 haßt.34
Die Bewertung des Buches setzt sich im gleichen spöttischen Stil mit der Behauptung, Langbehn habe von Nietzsche abgeschrieben, und der Bezichtigung Langbehns, er sei ein Speichellecker Bismarcks, fort. Der Brief schließt mit: "Paßt mir nicht!"35
Ola Hanssons sich zusehends steigender Antisemitismus muß als Konsequenz seiner pangermanischen Neigung gesehen werden. Da die Germanen angeblich einen Verbund bilden, muß das Nicht-Germanische ausgeschlossen werden. "Persönlichkeit und Rassebewußtsein gehören untrennbar zusammen"36, schreibt Hansson. Das physische und psychische Empfinden für die 'eigene Rasse' könne nicht unterdrückt, sondern müsse als 'Urkraft' bejaht werden:
[...] derjenige, der eine feine und reine Persönlichkeit besitzt, kann nicht vermeiden, die Berührung mit einer ausgeprägten Persönlichkeit einer anderen Rasse als eine physische und psychische Kühle zu empfinden, oft als ein physisches und psychisches Unbehagen; es ist ein Gefühl, das die eine oder andere lohnende Verwandtschaft aufweist mit der Gleichgültigkeit oder Antipathie, die sich zwischen den Geschlechtern findet.37 (SS 10, 285)
Wenn das 'Gallische' schon als dem 'Germanen' wesensfremd beschrieben wird, so soll sich das 'Jüdische' gar als die vollständige Negation des 'Germanischen' erweisen. Der Antisemitismus, meint Hansson, sei nicht in erster Linie eine Frage von äußeren, kulturellen Unterschieden zwischen 'Juden' und 'Germanen', sondern er sei von einem tieferen Gegensatz geprägt. Es handele sich dabei vielmehr um "ein rein physiologischer Widerspruch, ein instinktiver Widerspruch"38 (SS 10, 280). Wegen dieses 'naturgegebenen Grundes' sei es absurd und töricht, daß sich Gegner des Antisemitismus fänden, denn diese beurteilten das Phänomen aufgrund oberflächlicher und flüchtiger Beobachtung der Erscheinung. Der Antisemitismus sei weder eine politische noch eine konfessionelle Frage, die durch rationale Argumentation gelöst werden könne, sondern eine Frage einer im Innern der germanischen Seele wirkenden Kraft:
Wer in Deutschland lebt, stellt schnell fest, daß alle Parteien, alle Berufe und gesellschaftlichen Klassen ein anderer Antisemitismus durchzieht, welcher sich selten und unfreiwillig offenbart, der aber der einzige Antisemitismus ist, mit dem die Zeit und die Entwicklung rechnen müssen: dem des Instinkts. Und dieser ist und bleibt unbezwingbar. An ihn rühren keine Doktrinen, und die Entwicklung kann ihn nur entwickeln, stärken, ihn verwandeln von Instinkt zu Bewußtsein. Da er selbst die uranimalische Persönlichkeit der Germanen ausmacht, die physiologische Basis der Stammesindividualität, &173; ist er eines mit dieser, entwickelt sich und stirbt mit dieser.39 (SS 10, 279)
Hansson formuliert den Antisemitismus als eine gesetzmäßige Naturkraft. Sein Aufruf gipfelt darin, die 'instinktive' Aversion der Germanen gegen die Juden zum Bewußtheitszustand zu entwickeln. Die Verquickung des Überlebens der 'germanischen Stammesindividualität' mit instinktivem Antisemitismus ist die äußerste Konsequenz von Hanssons Denken. Die physiologischen Unterschiede zwischen den Menschenrassen drücken sich dabei angeblich im Physischen aus: "[...] Der Geruch des Juden ist dem Germanen zuwider, so daß viele von der Rassenprägung verfeinerte Germanen keiner jüdischen Frau nahekommen, daß viele germanische Ärzte bei der Niederkunft einer jüdischen Frau nicht assistieren können."40 (SS 10, 280)
Ola Hansson hat durch die Übernahme pangermanischen und völkisch-rassischen Gedankengutes den Judenhaß auf die Spitze getrieben. Seine Herkunft von einem alten schonischen Bauerngeschlecht macht ihn geneigt für eine politische und kulturelle Erneuerung durch die Bauernschaft im Sinne Langbehns. Die eingesessenen, selbstbewußten Bauern repräsentieren nach Hanssons Meinung die 'germanische Rasse' in ihrer reinsten Form. Das entwurzelte Judentum wie das hektische Stadtleben werden antithetisch gegen die über Jahrhunderte hinweg mit der Scholle verbundenen Bauern gesetzt:
Und parallel zur Bauernbewegung verläuft der Antisemitismus. Bauerngeist ist Heimatgeist; die Erdgeister behalten immer und überall, in der Politik nicht weniger als im geistigen Leben, das Recht und das letzte Wort. [...] Der Bauer ist sozial gesehen eine aristokratische Erscheinung: der wahre Bauer sitzt als Patriarch und König auf seinem Hofe; er repräsentiert wie der Künstler das Stammesblut, die Urerde, die Individualität; der Bauer und der Künstler sind Zwillinge, welche miteinander stehen und fallen. Die Herrschaft des Bauerntums muß gegen die fluktuierenden und destruktiven Tendenzen der Großstadtmassen gestärkt werden.41 (SS 10, 271)
Als Erklärung für solche bauernromantische Äußerungen, die auch Hanssons im Ausland geschriebene Autobiographie Resan hem (1892) wie ein roter Faden durchziehen, gibt Holm Hanssons Heimweh und Sehnsucht nach Skåne an.42 Dieser Erklärungsansatz ist nicht von der Hand zu weisen. Zur Erhellung der Antithese 'Bauernapologie versus Antisemitismus' ergeben sich daraus aber keine Anhaltspunkte. Hansson glaubt, durch den Rückgriff auf das Bauerntum dem deutschen Ideal einer Instinktkultur gegen die jüdische Verstandeskultur zum Durchbruch verhelfen zu können, denn "germanische Kunst, der Erdgeist und Rasseninstinkte sind Synonyme"43 (SS 10, 275). In Bezug auf Georg Brandes44 läßt Hansson seiner Abneigung gegen den jüdischen Kultureinfluß auf das germanische Skandinavien freien Lauf. Der Geist 'fremder Rassen' dominiere das skandinavische Geistesleben. Hansson fordert eine Abkehr von dem reinen Vernunftsdenken und die Hinwendung zu einer Kultur des Ichs, des 'Stammesinstinkts' und des 'Erdgeistes':
In Übereinstimmung mit diesem Kulturideal könnten das Wesen der Dichtung und das Ziel des Skalden nicht bestehen: "Probleme zur Sprache bringen"; sondern es gilt für die einzelne Persönlichkeit, sich selbst so tief zu erfahren, daß sie die nationalen und Rassenablagerungen durchdringt, aus welchen die ewigen kulturellen Hauptadern hervorquellen.45 (SS 10, 276)
Das im Bauerntum gründende neue Kunstideal werde die Wertlosigkeit der äußeren Welt sichtbar machen und den Schwerpunkt aller Betrachtung ins Subjektive und innere Leben überführen, wo allein das absolut Einzigartige entspringen könne. Das 'kostbare Juwel' der pangermanischen Idee werde die skandinavische Kulturentwicklung befördern und von dem jüdischen Kulturregiment befreien. Die reiche skandinavische Kultur der siebziger und achtziger Jahre hätte noch erfolgreicher sein können,
wenn ihn nicht rassenfremde Einflüsse von der Wurzel an verzerren. [...] Es war der Geist einer anderen Rasse, die das germanische Skandinavien während der letzten zwanzig Jahre dominierte; es ist an der Zeit, wieder ganz man selbst zu werden.46 (SS 10, 284)
Welche andere Rasse er im Sinne hatte, darüber ließ Hansson seine Leserschaft nicht im unklaren.

Der Jude Brandes als Zielscheibe antisemitischer Zeitkritik

Der apologetische Nietzsche-Aufsatz drückt nicht nur Hanssons Hinwendung zu einer Genie- und Übermenschenideologie aus, sondern bildet auch den Beginn der Auseinandersetzung mit Georg Brandes, in deren Verlauf Hansson regelmäßig auf Brandes' jüdische Herkunft abzielt. Daß Brandes als einziger Kritiker 1887 lobende Worte für Sensitiva amorosa gefunden und Hansson im Hause Brandes die Bekanntschaft mit seiner späteren Frau Laura Marholm geschlossen hatte, konnte das Zerwürfnis nicht verhindern. Anlaß dazu bildete Brandes' Plagiatsvorwurf Hanssons Nietzsche-Essay betreffend, denn dieser war ihm bei der Veröffentlichung auf dem deutschen Markt zuvorgekommen.47 Bereits im Juli 1889 hatte Brandes Laura Marholm ein Manuskript zur Übersetzung ins Deutsche zugesandt, das aber erst nach mehrmaligem Nachfragen &173; gemäß Brandes' Urteil in schlechter Übersetzung &173; Ende November 1889 wieder in seinem Besitz war. Unterdessen hatte Ola Hansson seinen Aufsatz über Nietzsche in Unsere Zeit publiziert.48 Der Plagiatsvorwurf ist unberechtigt, doch fand sich Ola Hansson durch die Versäumnisse seiner Frau in eine unangenehme Situation gebracht.49 Arne Widell führt Ola Hanssons Antisemitismus und dessen Rassenideen, die kurz danach durch die pangermanische 'Erdgeistlehre' untermauert werden sollten, wesentlich auf dieses Zerwürfnis zurück.50 Verletzte Eitelkeit mag Auslöser für die Benutzung antisemitischer Stereotype in der Auseinandersetzung Hansson/Brandes gewesen sein. Konstituierend für die Art der Konfliktaustragung zwischen dem Schriftsteller und dem Literaturkritiker aber waren Hanssons Ideen vom Übermenschen und der Bestimmtheit des Individuums durch die Rasse. Brandes ist wegen seiner jüdischen Herkunft das Objekt von Hanssons antisemitischen Ausfällen, nicht deren Ursache.

Tre rosor &173; Jüdischer Diabolus sexualis

Als erste literarische Reaktion auf das Zerwürfnis mit Brandes schreibt Ola Hansson im Januar 1890 die Novelle Tre rosor.51 Die Hauptperson in der Novelle ist ein norddeutsches Bauernmädchen,52 welches das Lebensumfeld ihrer Familie verläßt, in die Stadt zieht und nach gescheiterter erster Ehe eine Beziehung mit einem Juden eingeht, was nach der tendenziösen Logik von Hanssons Narration so vom Lesenden verstanden werden soll, daß sie sich mit ihm einläßt. Hansson sorgt dafür, daß bereits die Ankunft in die Stadt den Lesenden nichts Gutes ahnen läßt. Als Fremde unter Fremden, anonymisiert und atomisiert in einer 'Umgebung des Lasters', geht das Mädchen die Ehe mit einem alternden Schriftsteller ein, der ihr Geschlechtsleben nicht befriedigen kann. Die Ehe scheitert. Darauf erliegt sie dem Brautwerben des jüdischen Kaufmanns; das Mädchen in ihrer Unschuld vermag sich der Galanterie nicht zu widersetzen. Instinktiv verspürt es aber, ohne den Grund des Unbehagens intellektuell erfassen zu können, daß in dieser Verbindung etwas nicht stimmt. Der Erzählerkommentar klärt den Leser über die Ursache auf:
[...] dieser Gegensatz ist wie der zwischen Feuer und Wasser, zwischen Öl und Wasser, nämlich der Gegensatz von seinen und ihren Rasseninstinkten. Ich glaube, daß der Rasseninstinkt die tiefste aller Wurzeln für Feindschaft und Antipathie darstellt; und kann ein krasserer Rassengegensatz gedacht werden als der eines Sohnes vom dunklen Stamm Israels und einer Tochter des blonden Geschlechts der Teutonen? [...] vielleicht war ihr rein animalisches Wesen sogar in diesem Augenblick so stark, daß sich die Antipathie geradezu anfühlte wie ein schleimiger Wurm, eingesperrt ins Allerinnerste der Seele.53 (SS 5, 54f.)
Der Verbindung zwischen den durch ihre 'Rassenzugehörigkeit' fundamental verschiedenen Ehepartnern ist kein Glück beschieden. Während das teutonische Bauernmädchen in der ausländischen Stadt ein kümmerliches Dasein fristet, fühlt sich ihr Ehemann im urbanen Milieu und im Kreise seiner jüdischen Verwandten wohl: "Das Milieu, in welches er hier seine Frau einführte, war für sie unter zwei Gesichtspunkten fremd: ein jüdisches Geschlecht und eine fremde Nationalität"54 (SS 5, 55). Die Einsamkeit erdrückt sie, die Lebenslust verläßt sie. Ihr Mann hingegen verführt, lediglich um der sozialen Vorteile willen, eine Jüdin und versucht im Verein mit seinen jüdischen Verwandten seine Frau zur Scheidung zu drängen, damit er selbst in der Gesellschaft als schuldfrei gilt:
Er benutzte die Guerilla-Methode &173; er und seine Sippe, welche ihm beistand im Kampf gegen diese einsame Frau. [...] Vor Wut über die Verletzung hatte sie sich zuerst aufgebäumt wie eine Löwin; aber genauso wenig, wie eine Löwin etwas gegen die beweglichen Insekten der Luft, welche um sie schwirren, auszurichten vermag, genauso wenig konnte sie etwas gegen diese Feinde ausrichten, welche, ohne sichtbar zu werden, ihr Blut und ihren guten Ruf durch tausend verborgene Einstiche fortsogen.55 (SS 5, 56)
'Wie Fliegen' saugen die Juden das Blut aus der 'geschwächten, wehrlosen Frau', die bereits durch den Aufenthalt in der Stadt ihrer Wurzeln im Marschland der norddeutschen Tiefebene beraubt wurde. Die Kritik an den Zuständen in der Großstadt, dem entwurzelten, naturfernen Leben bringt der Erzähler in ursächlichen Zusammenhang mit den Juden. Sie fühlen sich wohl in dem 'moralischen Unrat', der ihr 'Lebenselement' zu sein scheint. Den wendigen, weltmännischen und doch 'verschworenen' Juden kann die Frau nichts entgegenhalten. Erst eine wundersame Bekanntschaft mit einem fremden Kavalier bedeutet den Wendepunkt in ihrem Leben und führt zu ihrer seelischen Genesung. Innere Befreiung und 'Reinigung' werden ihr zuteil; der 'blonde Germane' erhebt sie über den 'Schmutz' ihrer nächsten Umgebung:
Es war ein Lebewesen, nun plötzlich wiederauferstanden zum Leben, welches diesen blonden Riesen liebte, einen Ableger des Typs, den die Dichter der alten Sagas den Helden der nordischen Vorzeit verliehen. Es war das Bauernmädchen vom Marschland, die urgermanische Frau, das Naturkind, das nun seine anemonenblauen Augen aufschlug [...].56 (SS 5, 59)
Dieses einmalige Erlebnis überdauert den Augenblick als Erinnerung in Form dreier getrockneter Rosen. Diese verleihen der Frau die Kraft, ihr Schicksal an der Seite ihres jüdischen Mannes ergeben zu tragen. Der blonde Held hebt sie über die Niedrigkeit des gemeinen Lebens hinaus. Den 'Wesensgegensatz' zwischen dem 'schwarzen Stamm' der Juden und dem Geschlecht der blonden Teutonen zeigt Hansson exemplarisch an der gescheiterten Ehe. Das stille Einvernehmen, entsprungen aus der 'Rassenverwandtschaft' zwischen dem blonden Heros und dem Bauernmädchen, läßt die Frau den moralischen Sieg über die 'jüdische Verschwörung' davontragen. Das entwurzelte Landmädchen hat zu seinen Wurzeln zurückgefunden und sich vom 'jüdischen Gift' befreit:
Sie kämpfte sich voran zum Sieg mit dieser einzigen Waffe: drei Rosen, welche ihr den Glauben eines Mannes an sie bedeuteten und die sie dadurch aus einem totengleichen Dämmerschlaf zurück ins Leben riefen &173; das Wesen, das ihr ursprüngliches war, aber unter fremden Giften geruht hatte: das Bauernmädchen aus dem Marschland, die urgermanische Frau, eine Tochter des blonden Geschlechts der Teutonen.57 (SS 5, 66)
Mit der Novelle Tre rosor hat Ola Hansson den thematischen Rahmen abgesteckt, in dem er sich literarisch und ideologisch bewegen wird: Blut-und-Boden-Ideologie, Germanen- und Bauerntum.

Skandinavischer Naturalismus als jüdische Verirrung

Ola Hansson bringt seine anschließende Essayistik über Literatur, insbesondere über den Naturalismus, regelmäßig mit Georg Brandes als dem Verantwortlichen für den mangelhaften geistigen und kulturellen Zustand in Skandinavien in Zusammenhang. Im November 1889 schreibt Hansson an Strindberg, daß er beabsichtige, eine Sammlung kritischer Essays über Brandes, Jacobsen, Strindberg und Garborg für den deutschen Buchmarkt zu schreiben. Das Resultat ist die Reihe Das junge Skandinavien, deren Brandes&173;Aufsatz im März 1890 in der Freien Bühne erscheint.58 Der Aufsatz mit dem schwedischen Titel Den nya riktningen (Georg Brandes) wird durch eine Erinnerung an Brandes' Vorlesungen Anfang der siebziger Jahre eingeleitet, welche nach Hanssons Ansicht einen Wendepunkt und Neuanfang für die Entwicklung der skandinavischen Literatur bedeutet haben. Wie ein Sämann des Geistes sei Brandes über den Norden gewandelt und die Samen, die er ausgestreut habe, blühten in den Werken der achtziger Jahre. Brandes' Grundgedanke sei es gewesen, demokratische und oppositionelle Literatur in der Tradition des 18. Jahrhunderts zu produzieren. Die Dichter hätten sich um Brandes wie um einen Häuptling geschart und auf ihre Fahnen die Losung: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit geschrieben. Von J.S. Mill habe man die Schlagworte politische Freiheit, Frauenemanzipation und altruistische Moral entlehnt (SS 11, 79). Auf die kurze Würdigung von Brandes' Verdiensten folgt schon hier eine scharfe Kritik der Folgen dieses Aufbruches aus der Perspektive der Lehre Nietzsches. Hansson beklagt die demokratische Nivellierung in allen Gesellschaftsbereichen: "Die starken Geister, die echten Begabungen, die ausgeprägten Persönlichkeiten zog man herab auf den gleichen Rang wie den Durchschnitt von Hinz und Kunz."59 (SS 11, 11). Dafür sei im wesentlichen Brandes verantwortlich. Brandes' großer Einsatz zugunsten der nordischen Kultur sei die Einführung Nietzsches gewesen.60 Er habe den Propheten der 'Umwertung aller Werte', der eine Vorherrschaft des Starken über die Sklavenkaste der Schwachen, Kranken, Verkrüppelten und der Hilfsbedürftigen postuliert habe, nach Skandinavien geführt:
[...] dieser 'radikale' Aristokrat, der alle großen Freiheitsbewegungen der Völker der Geschichte zu Sklavenaufständen degradiert. [...] die Millionen der Nationen sind bloß dazu da, ein paar Mal in jedem Jahrhundert die große Persönlichkeit hervorzubringen.61 (SS 11, 13)
Bis auf die Bewertung der Demokratie stimmt Hansson mit Brandes' Linie überein. In der Fortsetzung jedoch greift Hansson Brandes an und bezeichnet dessen Werk Hovedstrømninger als Ausdruck 'jüdisch-abstrakten' Denkens: Durch das dänische Nationaltemperament erhielt er seine feminine Geschmeidigkeit. [...] Von seinen jüdischen Vorvätern leitet sich sein intellektueller Scharfblick her, seine wertende Skepsis, seine federnde, elastische Hartnäckigkeit. [...] Das Wechselspiel von Abstammungs- und Umgebungseinfluß hat in diesem Manne einen Heros wie wenige in der Kultur des Nordens hervorgebracht.62 (SS 11, 14f.) Brandes' Eigenschaften leitet Hansson im Sinne von Taines Theorie von Herkunfts- und Milieueinflüssen ab. Dem zweifelhaften Vermögen, europäische und skandinavische Kultur durch die jüdische Herkunft verknüpfen und verschmelzen zu können, stellt Hansson die Uneinheitlichkeit des 'jüdischen Wesens' entgegen, welches sich in Brandes' Arbeit manifestiere. Das jüdisch-abstrakte Denken, die jüdische Verliebtheit in die dialektische Behandlung philosophischer Ideen, die Heerscharen skandinavischer Dichter in ihren Bann gezogen, sie aber nicht an Brandes habe binden können, sei der Grund für die Vereinsamung des dänischen Gelehrten an der Schwelle zum neuen Jahrzehnt. (SS 11, 19)
Die Kritik an Brandes' Stellung und dessen Einfluß auf die skandinavische Literatur führt Hansson in der Artikelserie Skandinavische Litteratur 1890 fort.63 Brandes sei nicht nur Urheber der problemdebattierenden Literatur der achtziger Jahre, sondern Verantwortlicher des an Objektivität appellierenden Naturalismus. Hansson weist auf die literarischen Verwirrungen der achtziger Jahre hin und kritisiert sowohl die schematisierende Problemdichtung als auch die seelenlosen Wirklichkeitsschilderungen. Die neue Strömung der neunziger Jahre werde aber von der großen Persönlichkeit und dem damit einhergehenden Subjektivismus ausgehen und damit die Kehrseite von Brandes' objektivem Naturalismus sein:
Und der feste Mittelpunkt, um den alle diese Träume schweben [...] ist die souveräne Persönlichkeit, die alle äußere Wirklichkeit nur als ein Instrument gebraucht &173; sie ist die Trägerin eines Subjektivismus, der so stark ist, daß er eine neue Farbe über die Dinge breitet. [...] ein Individualismus, der so tief ist, daß ein Volk, eine Rasse, zum Selbstbewußtsein in solch einem einzelnen Repräsentanten erwacht. (ES 4, 23)
Brandes aber werde Nietzsches Geist nicht erfahren können. Die einzigartige Bedeutung Nietzsches müsse dem Autor von Hovedstrømninger zwangsläufig verschlossen bleiben:
Dafür gehört er durch Sympathie-, Charakter- und Seelendisposition zu intim mit jener Schönlitteratur zusammen, die in einer rationalistischen und verstandesmässigen Weltanschauung und demokratischen Tendenzen fusst. Er kann mit seinem geschmeidigen Verstand das neue Ideal wie alle anderen erfassen; aber was hilft es, daß die Stimme Jakobs Stimme ist, wenn die Hände Esaus Hände sind. (ES 4, 24)
Die Aufsätze Den nya riktningen und Skandinavische Litteratur sind als Vorbereitungsarbeiten zu dem großen Essay Materialismen i skönlitteraturen von 1892 zu bewerten.64 Die Schrift bildet den Höhepunkt von Hanssons Naturalismuskritik, die seine Wissenschafts- und Materialismusfeindlichkeit offenbart. Erneut findet sich hier eine scharfe Polemik gegen Brandes als Begründer und Repräsentant des skandinavischen Naturalismus. Hansson beginnt seinen Essay mit der Vorhersage einer Zeitenwende in der menschlichen Kultur vom nüchternen 19. zum mystischen 20. Jahrhundert. Ausgangspunkt der Misere des 19. Jahrhunderts sei die französische Revolution des 'gallischen dritten Standes' gewesen, die den gemeinen Mann an die Macht gebracht und schädliche Einflüsse gezeitigt habe:
&173; Gleichheitsprinzipien bezüglich von Klassen und Geschlecht, der Kosmopolitismus, die Herrschaft der Massen, die Judenbörse, die Millionenstädte, das Proletariat, die Theorie von einer objektiven Dichtung, die Spezialisterei in der Wissenschaft, der Widerwillen gegen die Persönlichkeit und die Subjektivität.65 (SS 2, 292)
Hansson beklagt die Degradierung der Menschheit zu einer einzigen homogenen Masse, einer Ansammlung namenloser Existenzen, einem ununterscheidbaren Grau in Grau. Folge dieser Entwicklung sei die 'Entwurzelung der Rassen' aus ihrer angestammten 'Heimaterde'. Die zeitgenössische Philosophie und Dichtung sei vom gleichen Geist durchdrungen: "[...] der naturwissenschaftliche Materialismus und der objektive Naturalismus [...] haben beide ihre Grundprinzipien und ihre raison-d'être aus dieser Weltanschauung"66 (SS 2, 293). Zu begrüßen seien deshalb die Gegenströmungen zu Materialismus und Naturalismus. Der Antimaterialismus in Form von psychophysiologischer Mystik sei gegen die Naturwissenschaften gerichtet wie sich ein Antinaturalismus in der Dichtung gegen den Naturalismus geltend mache. Wie Materialismus und Naturalismus dem französischen Geist entsprungen seien, so seien Antimaterialismus und Antinaturalismus, deren höchster Ausdruck Nietzsches philosophische Erzeugnisse und das Buch Rembrandt als Erzieher bildeten, genuin 'germanisch'. (SS 2, 293f.)
Hansson bezieht eine antiliberale und antidemokratische Position. Naturwissenschaftlicher Materialismus und objektiver Naturalismus haben nach seiner Meinung 'abgewirtschaftet'. Die Reduzierung des Individuums, insbesondere des Dichters, auf ein bloßes Rädchen im mechanischen Wirkungszusammenhang habe im literarischen Schaffen zu einer Verflachung und Mittelmäßigkeit geführt, an der Brandes maßgeblich beteiligt gewesen sei. Was Brandes gepredigt habe, nämlich "Probleme zur Diskussion [zu] stellen"67, sei eine 'gallische Pflanze', die zur Akklimatisierung in die nordgermanische Erde verpflanzt worden sei (SS 2, 296). In früheren Jahrhunderten sei der Dichter ein mit den Werkzeugen der Inspiration ausgestatteter Heiliger gewesen, in den achtziger Jahren aber sei er durch Brandes zum Handwerker unter Handwerkern 'verkommen'. Damals seien die Dichter einer Berufung, ihrem 'Instinkt' gefolgt (SS 2, 297). Der Naturalismus habe als höchstes Prinzip, alle Phänomene durch Anschauung verstandesmäßig zu erklären. Die Naturalisten und ihre Förderer hätten aber nicht erkannt, daß die Individualität und Persönlichkeit den echten Dichter ausmachten, der die Erscheinungen subjektiv und organisch statt objektiv und mechanisch erkläre:
Das skaldische Vermögen liegt außerhalb der Sphäre der materialistischen Weltanschauung, [...] es gibt eine andere Welt als die, welche wir mit unseren Sinnen wahrnehmen, und die sich uns in anderen Formen als dieser mitteilt.68 (SS 2, 299 u. 317)
Hansson behauptet, daß Materialismus und Naturalismus von Brandes in der Literaturkritik zum Prinzip erhoben und zu Leitbildern wurden. Zusammen mit Taine habe er die naturwissenschaftlichen Methoden der Erkenntnisfindung auf die Literaturkritik übertragen. Der Unterschied zwischen Taine und Brandes bestehe aber darin, daß der Franzose eine männliche Intelligenz besitze, mit der er sein Material in ein System gebracht habe, während der Jude Brandes nur eine weibliche Intelligenz habe, "[...] die mitten im Material steht, es zusammensetzt und wieder zerschlägt"69 (SS 2, 324). Brandes ist in Hanssons Augen die Verkörperung der Ungereimtheiten innerhalb des Naturalismus, die dieser kaschierend Objektivität nenne. Das vernichtende Urteil über Brandes faßt Hansson folgendermaßen zusammen:
Die sogenannte Objektivität ist gleichbedeutend mit Charakterlosigkeit, dem Fehlen eines Persönlichkeitszentrums, und sie kann nur erreicht werden durch ein plebejisches Auslöschen dieses Ich, welches jedes Individuum mit Selbstachtung instinktiv mit Fug und Stolz geltend macht. Als Folge ist auch Brandes' Charakter peripherisch geworden.70 (SS 2, 327)
Hanssons Demokratie- und Wissenschaftsfeindlichkeit, seine Klage über die Nivellierungstendenzen und sein Antiliberalismus treten in dem Aufsatz klar zutage. Die Zeitkritik, in diesem Zusammenhang innerhalb der Literatur und Kultur, fußt auf einem Gedankengebäude, welches die Bestimmtheit des Individuums durch die Rasse als Ausgangspunkt nimmt. Hansson bringt die Seelenlosigkeit der Gegenwart mit Kategorien wie 'gallisch' und 'jüdisch' in Verbindung, die einer germanisch mystischen Zukunft weichen müssen. Dem Konnex romanisch-jüdischer als Antithese zu germanischer Kultur bleibt Hansson zeitlebens verhaftet.

Pangermanismus als Handlungsprogramm

Was Hansson in seinem Rembrandt-Essay in der Theorie über Bauern geschrieben hatte, beabsichtigte er in Skåne als Programm in die Tat umzusetzen. Der Bauernstand sollte gegen die unruhigen und destruktiven Tendenzen der Großstadtmassen gestärkt werden. Den politischen Machtkampf in Europa sollten die skandinavischen Bauern auf ihre ureigenste Weise ausführen:
Dort oben hatte ein Stand seit Urgedenken sich als doch zuletzt einzig freier bewährt: die Bauern. [...] während sich jetzt auf dem Kontinent die sozialen Kämpfe zu 'einer Kräfteverschiebung zwischen Großkapitalisten und Proletariat zuspitzen, sollte diese Frage dort oben auf andere Weise gelöst werden'.71 (SS 7, 383)
Hansson sieht seine Rolle darin, durch Bauerndichtung und durch die Herausgabe einer Bauernzeitschrift das kulturelle Verständnis der Bauern zu heben und damit die Ursprünglichkeit der Landbevölkerung zu bewahren. In einem Essay von 1894 hält er den Ausgangspunkt seiner Ideen von 1890/91 fest:
Im Klassengegensatz Bürger-Bauern liegt der Grund, daß der schöne Entwurf der neunordischen Renaissance und Bauernkultur in der Ausführung ein Torso geblieben ist. Das Bürgerliche wollte das Bäuerliche kneten &173; nach Idealen, die sich das Bürgerliche über das Bäuerliche gemacht hatte &173;, das Bäuerliche [...] empfand die Unzulänglichkeit [...] und der Drang des Klasseninstinkts, sich aus sich selbst heraus zu formen, wurde übermächtig. (ES 5, 130)
Die Bauernkultur sollte also organisch aus dem 4. Stand herauswachsen und nicht von den Bürgern aufgepfropft sein. Anfang Februar 1891 schreibt Hansson aus der Schweiz einen aufschlußreichen Brief an seinen Bruder Nils, der nach Hanssons Plänen bei seiner Rückkehr nach Skåne in dem pangermanischen Feldzug eine Schlüsselposition einnehmen sollte:
Dies ist der Gewinn meines Ausflugs auf den Kontinent. Diese Herzenswärme, die Tiefe, der volkspsychologische Gedanke haben mich ergriffen, &173; ein Prozeß vieler Stadien: Umgang mit Juden, Leben in einem gallischen Milieu, "Rembrandt als Erzieher". [...] Ich will zurück nach Hause, nicht nur körperlich, sondern mit allem von mir. [...] In dem natalen Mittelpunkt, wo ich selbst stehe, will ich mich auch bewegen, Wärme geben und empfangen, Impulse, Leben. Es ist der 'Erdgeist', dem es zum Ausdruck zu verhelfen gilt, zu einem Bewußtsein von sich selbst, zu seiner kulturellen Mission. [...] Ich glaube, daß es der erste Schritt wäre, eine Zeitschrift zustande zu bringen, eine billige Monatsschrift für den Bauern.72
Die im Brief genannte Monatszeitschrift sollte Artikel über das Bauernleben in verschiedenen europäischen Ländern, Naturgedichte, populäre naturwissenschaftliche Aufsätze und Portraits berühmter Bauernpolitiker enthalten. Die politische Ausrichtung umreißt Hansson folgendermaßen:
[...] anti-bourgeois, anti-semitisch, anti-amerikanisch; positive Bestätigung des Volksempfindens = popularisierte Volkspsychologie. Man muß es sich angelegentlich sein lassen, daß die Mitarbeiter so weit als möglich bäuerlicher Abstammung sind. Denn Bourgeois ist Bourgeois und Bauer ist Bauer; Kolonist und Eingeborener.73
Die für Bauern, über Bauern und von Bauern geschriebene Zeitschrift sollte sich dezidiert gegen das Bürgertum und Juden richten. Daß Hansson sich damit auch ein Forum für eigene Veröffentlichungen schaffen wollte, ist anzunehmen. Auf die tragische Kluft zwischen Hanssons Anspruch, Bauern- und Volksdichter zu sein, und das Unverständnis, auf das er in der breiten Bevölkerung stößt, haben Ekelund und Holm aufmerksam gemacht.74
Der Brief an Nils Hansson vereinigt ein Chaos von Schwärmerei, Langbehn&173;Spekulationen, praktischen Handlungsanweisungen und literarischem Volksbildungsideal. Die Ansammlung von Langbehns verworrenen Ideen, die in Hansson wirksam sind und die er verwirklichen will, verdichtet sich im Brief an Hans Larsson vom 9. Februar 1891:
Mir scheint, daß in einer solchen Tätigkeit wie der von mir gedachten mehr als genug liegt, mein und dein Leben zu erfüllen. Es gibt wohl auch andere Bauernstudenten, die in unserer jüdisch-gallisch-theoretisch-demokratischen Zeit unberührt den individualistisch-aristokratischen Erdgeist beibehalten haben, welcher doch, alles in allem, unser aller kultureller raison d'être ist, unsere Lebensgrundlage, unsere Geschichte und unsere Zukunft. Eigene Seele, Volksseele, Stammesseele usw. &173; um mit dem Autoren von "Rembrandt als Erzieher" zu sprechen &173; ein Buch [], das mich aus dem kosmopolitischen hypnotischen Traum weckte.75
Die hochfliegenden Pläne, die Hansson in seiner Korrespondenz mit Schweden formulierte, sind bei seiner Rückkehr nach Skåne 1891 wie weggeblasen. Die Hoffnung, in der Heimat zur Ruhe zu kommen und ein Auskommen zu finden, wird abgelöst von der Enttäuschung über die Abgeschiedenheit in Skåne: "Skurup wurde nicht die Pflanzschule des Erdgeistes, sondern eine Filiale des Europa, dem das Ehepaar Hansson entfloh mit ihrem Aufbruch aus Paris und Berlin."76 Hansson hatte sich schönen Träumen von der Heimat hingegeben. Mit der Realität findet er sich nicht zurecht. Am 26.3.1891 wollte sich das Ehepaar Hansson dauerhaft in Skåne niederlassen. Bereits am 4.7.1891 verläßt es Schweden wieder in Richtung Berlin. Die 'Verwurzelung in der Heimaterde', die Hansson gefordert hatte und fördern wollte, kann er für sich selbst nicht einlösen. Das Spannungsverhältnis zwischen Anspruch und Realität entwickelt sich zu einem starken seelischen Konflikt.

Vereinsamung und Verfolgungsängste

Das Ehepaar Hansson-Marholm läßt sich in Friedrichshagen vor den Toren Berlins nieder. Das Dorf hatte bereits durch die Schriftsteller Bruno Wille, Wilhelm Bölsche und die Gebrüder Hart Berühmtheit erlangt, die 1892 durch den zeitweiligen Zuzug von Strindberg noch zunehmen sollte. Strindbergs Aufenthalt in Berlin, der durch Hanssons Vermittlung und Unterstützung erst ermöglicht wird, verändert die eigene Situation grundlegend.77 Hansson hatte sich in Deutschland und insbesondere in Berlin nicht nur einen Namen, sondern auch einen Freundeskreis geschaffen, der durch das Zerwürfnis zwischen Laura Marholm und Strindberg zerstört wird. Strindbergs Dominanz entzieht Hansson einflußreiche Bekannte und Freunde, die er nicht mehr zurückgewinnen kann. Die Wirkung Strindbergs auf Laura Marholms psychisches Befinden ist verheerend. Holm bewertet Laura Marholms Brief vom 11.6.1893 an Arne Garborg, in dem sie über die Strindberg-Episode berichtet, folgendermaßen:
Der Brief [...] weist einen allgemeinen Mangel an Balance auf. Ein paranoides System ist auf dem Wege. Es hieße die Bedeutung der Strindbergepisode gewaltsam zu übertreiben [...], die allein ausgereicht hätte, eine völlig gesunde Person zum Paranoiker werden zu lassen. Aber vermutlich war sie eine wesentliche Ursache dafür, daß Laura Marholm, die früher die gesündere der Eheleute Hansson war, nun statt dessen die Impulse für krankhafte Vorstellungen gibt.78
Am 1.4.1893 verlassen die Hanssons Berlin und ziehen an den Schliersee in Bayern, wo sie zwölf Jahre bleiben. 1898 treten beide &173; wie Langbehn auch &173; zum Katholizismus über. Diese Periode markiert den Verlust des Kontaktes zur Muttersprache und zum schwedischen Publikum. In der Isolation in Bayern gerät er in immer tiefere Vergessenheit. Während dieser Zeit vollzieht sich ein fortschreitender Prozeß psychischer Erkrankung, dem beide Ehepartner unterworfen sind.79
1909/10 tritt Hansson noch einmal mit Aufsätzen aus Frankreich in Göteborgs Handels- och Sjöfartstidning und Aftontidning in Erscheinung. Durch die Publikation der Aufsätze in zwei großen Zeitungen werden diese einem breiteren schwedischen Publikum zugänglich und rechtfertigen damit eine genauere Analyse von Hanssons Beurteilung französischer Verhältnisse.80 Der Umstand, daß eine liberale und eine radikalsozialistische Zeitung Hanssons antifranzösische und antisemitische Reiseberichte drucken, dürfte weniger Beleg für eine prodeutsche Stimmung in Schweden als vielmehr Ausdruck der Unbedarftheit sein, mit welcher am Vorabend des Ersten Weltkrieges über Rasse und deren Merkmale spekuliert und mit Akzeptanz seitens der Leserschaft über alle politischen Lager hinweg gerechnet werden konnte. Im Plauderton bezieht Hansson Stellung zu politischen, sozialen und kulturellen Fragen aus der Perspektive des deutschfreundlichen Beobachters. Hanssons Essays geraten für heutige Leser zu einem Zeugnis dafür, mit welcher Selbstverständlichkeit über Völker und Rassen geurteilt wurde. Die gesamte Aufsatzreihe steht unter der Prämisse des unumgänglichen und notwendigen Kampfes Rasse gegen Rasse. Im Ausgang dieser Auseinandersetzung werde sich die 'Lebenstüchtigkeit' und der 'Lebenswert' der einzelnen Völker manifestieren: "Die politischen und sozialen Fragen unserer Zeit sind eine Rassenfrage. Ihr sozialer und politischer Kampf ist ein Rassenkampf. Der Hintergrund und der Inhalt sind in allen Ländern die gleichen: das Recht der einen Rasse gegenüber der Gewalt der anderen."81 (SS 16, 105)
Mit diesem geistigen Rüstzeug unternimmt Hansson einen Streifzug durch das Europa von 1910 und beurteilt die Zukunftschancen der verschiedenen europäischen Völker. Er bleibt dem Axiom des Rassenkampfes apodiktisch verhaftet. Programmatisch exemplifiziert Hansson seine Ansicht am deutsch-französischen Antagonismus, wobei der jungen, aufstrebenden germanischen eine dekadente, romanisch-'verjudete' Rasse gegenüberstehe. Die Mittelmäßig- und Mattigkeit des französischen Bürgers spiegele sich in der nivellierenden Staatsform der 3. Republik wider, die ihrerseits wiederum den mediokren Franzosen hervorbringe. Hansson holt zu einer maßlosen Kritik am französischen politischen System aus. Die Republik als Staatsform sei nicht fähig, adäquat und effizient zur Problemlösung sozialer und politischer Fragen beizutragen. Eine kleine Advokatenclique bereichere sich am Staat, die Republik sei die 'Hure der Politiker':
République, fille publique. [...] Alles gehört dem Staat bis hin zum Monopol auf die unvermeidlichsten Bedürfnisse der kleinen Leute [...] und l'état begreift die res publica als eine Mühle, die Geld für den Großmeister Manitou mahlen muß, Geld mahlen aus den Taschen des Volks.82 (SS 16, 127f.)
Hansson führt seine Fundamentalkritik an der politischen Klasse, die für alle üblen Erscheinungen des Lebens in Frankreich Verantwortung trage, weiter. Das Regierungssystem, gepaart mit der Passivität des französischen Nationalcharakters, zerfresse den fundamentalsten aller Instinkte: den Geschlechts- und Selbsterhaltungstrieb. Hansson stellt den Geburtenrückgang in Frankreich als natürlichen und zwangsläufigen Ausdruck der dekadenten französischen Gesellschaft dar. Tiefste Ursache aller dieser Erscheinungen sei dabei die Degeneration durch Vermischung der Rassen.
Als Beleg für den Niedergang Frankreichs führt Hansson in Übereinstimmung mit seinem Glauben an die Überlegenheit des nordischen Menschen die unter Clemenceau vorgenommene Verlagerung politischer Institutionen und Verwaltungen nach Südfrankreich an. Daraus könne nichts Gutes erwachsen, denn dieses Gebiet sei durch semitische Invasionen geprägt. Der phönizisch-jüdische Einfluß in Frankreich manifestiere sich in den Freimaurerlogen:
[...] deshalb finden wir sogar heute unter den vielfältigen aufgewerteten oder modifizierten Formen den alten phönizischen Kult von Moloch und Astarte in den Freimaurerlogen wieder, welche unter jüdischer Führung stehen, zweifellos gleichsam seit Beginn einer jüdischen Kult- und Geschäftsphantasie entsprangen.83 (SS 16, 121)
In raffinierter Weise verbindet Hansson seine Kritik an Sittenzerfall, politischer Lähmung und Korruption im Staatsapparat mit jüdischer Einwanderung und Freimaurerei. Durch Geheimbünde sei es Juden gelungen, Einfluß in den höchsten Kreisen zu gewinnen und so den Bestand Frankreichs zu gefährden. Unter Verwendung abstruser, bis an mittelalterliche Vorstellungen reichende Stereotypen suggeriert er eine 'jüdische Verschwörung', die nicht nur Frankreich an den Abgrund geführt habe, sondern die jüdische Bevölkerung zu den wahren Mächtigen im Lande mache. In den jüdischen Freimaurerlogen verbinde sich französisches Wesen und jüdisches Geheimwissen: "Es gibt eine Spur steriler Grausamkeitslust und unreflektierten Blutdurstes, den man anderswo nicht findet und der den Eindruck alter religiöser Vorstellungen vermittelt, die ins Blut gegangen und zur zweiten Natur geworden sind [...]."84 (SS 16, 121)
Diese im Verborgenen tätigen Logen haben ihr zersetzendes Gegenstück in der offen zur Schau gestellten Unverschämtheit der Juden im Pariser Ghetto: "[...] Bis dicht heran ans Hôtel-de-Ville gibt es einen ganzen semitischen Staat mit ca. 10.000 Einwohnern."85 In den letzten Jahren hätten sich die Juden immer weiter ausgebreitet, russisch-polnische Juden seien hinzugekommen; israelitische Araber hätten eine neue Kolonie gegründet:
Dieses ganze semitische Durcheinander bildet gegenwärtig einen Staat im Staate im Ganzen. Dieser bekümmert sich genauso wenig um die einfachsten hygienischen Gebote wie um die Vorschriften der polizeilichen Organe. Er verdrängt die einheimische Bevölkerung, welche er ebenso ungestraft tyrannisiert wie er ungestraft die Polizei an der Nase herumführt.86 (SS 16, 123)
Hansson phantasiert das Gespenst der unkontrollierbaren jüdischen Ausbreitung, welche sich jeglicher Aufsicht der staatlichen Behörden entziehe. Das überbevölkerte, 'schmutzige' Ghetto werde zur Stadt in der Stadt, welches die polizeiliche Ordnung gefährde. Ehrbare Arbeit finde sich nicht in diesem 'Unrat', nur Diebstahl und Verbrechen: "Man schachert zum Schein [...] aber es ist überhaupt nicht die Rede von Arbeit oder löbliche Gewerbe; die Mehrzahl lebt von Diebstahl und allerhand Hehlerei, streunt in den Cafés umher, prügelt sich auf den Straßen, greift friedliche Passanten an."87 (SS 16, 123f.)
Die vermeintliche Bedrohung, die von kriminellen Juden ausgehe, steigert Hansson durch die Darstellung der Machtlosigkeit der Polizei, gegen diese 'Elemente' vorzugehen, denn die verbrecherischen Juden genössen Protektion von höchster Stelle. Die Theorie, daß die Regierung mit den Juden unter einer Decke stecke bzw. von diesen manipuliert und beherrscht werde, führt Hansson aus:
Wenn die Polizei tatsächlich den Unruhestifter faßt, wird dieser regelmäßig nach ein paar Tagen aufgrund einer unerklärlichen Protektion von höherer Regierungsstelle wieder freigelassen und amüsiert sich dann damit, sich dem langen Gesicht des Polizisten zu präsentieren und ihn offen zu verspotten.88 (SS 16, 124)
Die Behauptung eines Komplottes von unterwanderter Regierung im Verbund mit unverschämten Juden gegen gutwillige, aber machtlose französische Beamte rührt an tiefste Ängste vor einer jüdischen Weltherrschaft in der Bevölkerung. Hansson befestigt durch seine Aufsätze die Furcht vor einem alles zersetzenden Judentum, das sich schleichend der staatlichen Schaltstellen bemächtige und dem man nur noch, wenn es nicht schon zu spät sein sollte, mit äußerster Härte begegnen könne, nämlich im Kampf der Eingeborenen gegen die fremde Rasse: "[...] Das französische Volk im eigentlichen Sinne ist durch die dritte Republik genauso wenig Herr im eigenen Lande geworden wie durch die große Revolution hundert Jahre zuvor."89 (SS 16, 125)
Wie in allen untersuchten Texten erweist sich Hansson auch hier als kleinbürgerlicher Rassist. Der Begriff Rasse und die angeblich damit verbundenen angeborenen und unveränderlichen Rasseeigenschaften sind für den Autor Grundpfeiler seines Gedankengebäudes. Die Rassenideologie ist der Ausgangspunkt für die Vorurteilshaftigkeit gegenüber Juden und den Rückgriff auf antisemitische Stereotype in Hanssons Zeit- und Kulturkritik. Die 'jüdische Rasse' wird zum Gegensatz, ja zur Negation der 'germanischen Rasse' erklärt. Die völlige geistige Auslieferung an eine Rassenideologie verunmöglichte es Hansson, zu einer Neubewertung des Judenbildes zu gelangen.
Als Verfechter und Anhänger von Rassentheorien frönte Hansson einem modernen Antisemitismus, was sich in der Rezeption des damals aktuellen Autors Langbehn manifestiert und als "kultureller Code" ideologisiert. Ein Antisemit wie Hansson, der der verlorenen Größe des Bauernstandes nachtrauert, glaubt Grund zu haben, Juden zu hassen, weil sie seiner Meinung nach Liberale, Kapitalisten, Revolutionäre, Sozialisten und Skeptiker sind &173; Träger des zersetzenden Geistes, eine Gefahr für das Abendland und die christliche Moral. 'Der Jude' ist für Hansson Ursache und Inbegriff für alles, was er für Mißstände seiner Zeit hält: Demokratisierung und Liberalisierung, Moderne und Urbanität.
Die bürgerliche Gesellschaft der Jahrhundertwende war Hansson zutiefst zuwider; indem er die Juden attackierte, denunzierte er die Rationalität der Wissenschaft, die intellektuelle und akademische Welt, den Kapitalismus, die Nivellierung der Schichten, die Errungenschaften der Aufklärung, kurz: die Emanzipation der Gesellschaft insgesamt. Umgekehrt brachte er alle, von ihm durchgehend als negativ empfundene, Erscheinungen der Moderne mit der jüdischen Bevölkerung in Verbindung, obwohl in Deutschland der jüdische Bevölkerungsanteil nie über ein Prozent (in Schweden gar lediglich 0,1 Prozent) betrug.
Hanssons Aufsätze und Essays sind Ausdruck eines verunsicherten Menschen, der das Heil und die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft mit den Begriffen Rasse, Nation und Germanentum suchte und für sich persönlich in Skåne zu finden hoffte. Die verzweifelte Suche war vergeblich. Ola Hansson starb 1925, seelisch zerrüttet, in einem kleinen Dorf am Bosporus in der Türkei.

Literaturverzeichnis

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Eklund, Torsten (Hg.): August Strindbergs brev 1858&173;1912. 18 Bde. Stockholm: Bonniers, 1948&173;1993.

Hansson, Ola : Efterlämnade skrifter i urval. 5 Bde. Hälsingborg: o. Verl., 1928&173;1931.

&173;&173;&173;&173;&173;&173;&173;: Samlade Skrifter. 17 Bde. Stockholm: Tiden, 1919&173;1922.

Holm, Ingvar: Ola Hansson. En studie i åttitalsromantik. Lund: Gleerup, 1957.

Janz, Curt Paul: Nietzsche. Eine Biographie. 3 Bde. München, Wien: Hanser Verlag, 1978/1979.

Mosse, George L.: Die Geschichte des Rassismus in Europa. [= Towards the Final Solution. A History of European Racism, 1978]. Übers. v. Elfriede Burau u. Hans Günter Holl. Frankfurt a.M.: Fischer Taschenbuch, 1990 (= Fischer Taschenbuch; 10237).

Nipperdey, Thomas: Deutsche Geschichte 1866&173;1918. 2 Bde. 3. Aufl. München: Verlag C. H. Beck, 1995.

Rohrbacher, Stefan, u. Michael Schmidt: Judenbilder. Kulturgeschichte antijüdischer Mythen und antisemitischer Vorurteile. Reinbek: Rowohlt, 1991 (= rowohlts enzyklopädie; 498).

Rürup, Reinhard: Emanzipation und Antisemitismus. Studien zur "Judenfrage" der bürgerlichen Gesellschaft. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1975 (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft; 15).

Stern, Fritz: Kulturpessimismus als politische Gefahr. Eine Analyse nationaler Ideologie in Deutschland. [= The Politics of Cultural Despair, 1961]. Übers. v. Alfred P. Zeller. Bern, Stuttgart, Wien: Alfred Scherz Verlag, 1963.

Volkov, Shulamit: Jüdisches Leben und Antisemitismus im 19. und 20. Jahrhundert. München: Verlag C. H. Beck, 1990.

Widell, Arne: Ola Hansson i Tyskland. En studie i hans liv och diktning åren 1890&173;1893. Uppsala: Lundequistska bokhandeln, 1979 (= Skrifter utgivna av Litteraturvetenskapliga institutionen vid Uppsala universitet; 9).

Die Zukunft. 14.1.1893.

Ur dagens krönika. 11&173;12, 1890.

Das Magazin für die Litteratur des In- und Auslandes. 17.5.&173;20.9. 1890.

Populär-vetenskapliga Afhandlingar. Stockholm 1892.


Fußnoten

1. Walter Boehlich (Hg.): Der Berliner Antisemitismusstreit. Frankfurt a.M.: Insel-Verlag (= Sammlung Insel; 6), 1965, 10.

2. Reinhard Rürup: Emanzipation und Antisemitismus. Studien zur "Judenfrage" der bürgerlichen Gesellschaft. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1975, (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft; 15).

3. Stefan Rohrbacher u. Michael Schmidt: Judenbilder. Kulturgeschichte antijüdischer Mythen und antisemitischer Vorurteile. Reinbek: Rowohlt, 1991 (= rowohlts enzyklopädie; 498), 341f.

4. George L. Mosse: Die Geschichte des Rassismus in Europa [= Towards the Final Solution. A History of European Racism, 1978]. Übers. v. Elfriede Burau u. Hans Günter Holl. Frankfurt a.M.: Fischer Taschenbuch, 1990 (= Fischer Taschenbuch; 10237), 179f.

5. Thomas Nipperdey: Deutsche Geschichte 1866&173;1918. 2 Bde. 3. Aufl. München: Verlag C. H. Beck, 1995, Bd. 2, 289&173;310; Gunnar Broberg, Harald Runblom, Mattias Tydén (Hg.): Judiskt liv i Norden. Uppsala: Almqvist & Wiksell International, 1988.

6. Vgl. Mosse.

7. Fritz Stern: Kulturpessimismus als politische Gefahr. Eine Analyse nationaler Ideologie in Deutschland. [= The Politics of Cultural Despair, 1961]. Übers. v. Alfred P. Zeller. Bern, Stuttgart, Wien: Alfred Scherz Verlag, 1963.

8. Shulamit Volkov: Jüdisches Leben und Antisemitismus im 19. und 20. Jahrhundert. München: Verlag C. H. Beck, 1990.

9. Volkov, 33.

10. Ingvar Holm: Ola Hansson. En studie i åttitalsromantik. Lund: Gleerup, 1957, 137f.

11. Brief 21.3.1892, zit. nach Holm, 117. Schwed. Originaltext: "Vid denna tid lärde jag känna tvenne andar: Poe och Nietzsche. Med den förra levde jag ut en hel lång period af mitt lif, &173; blef fri från något, som säkerligen varit mängd med det bästa i mig. [...] Jag stod fri och kände något af en ny kraft i mig, en kraft som icke visste hvad göra af sig sjelf. Då kom Nietzsche!" Meine Übersetzung (wie auch im folgenden).

12. Zu Sensitiva amorosa vgl. Erik Ekelund: Ola Hanssons ungdomsdiktning. Stockholm: Schildt, 1930, 125&173;142.

13. Holm; über Kontinuität 117f., 121, 176; über Subjektivität 119f.

14. Holm, 223.

15. Über Taine und dessen Einfluß auf Hansson vgl. Holm, 223&173;232.

16. "Schädlicher Einfluß". In: Die Zukunft, 14.1.1893, 75&173;80.

17. Holm, 121.

18. "Friedrich Nietzsche und der Naturalismus". In: Die Gegenwart, Nr. 18&173;19, 2.&173;9.5.1891, zit. nach Ola Hansson: Efterlämnade skrifter i urval (Abk. ES). 5 Bde. Hälsingborg: ohne Verlag, 1928&173;1931, ES 4124. Schwed. Original: "Han kan stå öfver allt, öfver moralen, öfver sig sjelf, och se ofvanifrån ned på alla föremål. [...] Han är personligheten par préférence, blott och bart personlighet, för vilken allt blir hans egen personlighet: värld, konst, vetenskap, moral."

19. Ur dagens krönika. (1890:6), 417&173;438, zit. nach Ola Hansson: Samlade Skrifter, (Abk. SS). 17 Bde. Stockholm: Tiden, 1919&173;1922, SS 10, Tolkare och Siare, 124&173;175.

20. Zum Niederschlag von Taines Theorie auf Hanssons Prosa und Poesie vgl. Holm, 54&173;59.

21. Schwed. Original: "[...] han är den djupaste af alla moderna andar, emedan han är den mest subjektive ibland dem".

22. Zu Nietzsches Verhältnis zu Judentum und Antisemiten/Antisemitismus vgl. Curt Paul Janz: Nietzsche. Eine Biographie. 3 Bde. München, Wien: Hanser Verlag, 1978/1979, Bd. 2. 261ff.

23. Brief 25.3.1890, zit. nach Holm, 232. Schwed. Original: "Vill du läsa en tysk bok, som ungefär magnetsäkert pekar på utvecklingsrigtningen så rekvirera 'Rembrandt als Erzieher' [...] ett uppspirande Nietzscheanskt sädeskorn!"

24. Schwed. Begriffe: "stamkänsla", "bondeinstinkt" und "jordande".

25. "Boken om pangermanismen". In: Ur dagens krönika. Nr. 11&173;12, 1890, zit. nach SS 10, Rembrandt als Erzieher, 255&173;299.

26. Holm, 225. Schwed. Original: "Miljöläran kan ta sig rent parodiska uttryck i den konkreta tillämpning som Ola Hansson ger den."

27. Janz, Bd. 3, 91f.

28. Schwed. Original: "pangermanismens höga visa".

29. Schwed. Original: "Intuitionen är icke blott gagnelig, utan oumbärlig för den högsta vetenskapliga produktionen; men intuitionen är ett mystiskt element; och det vore bra, om man mera än hittils skett betonade och utsträckte detta mystiska element i vetenskapen. Mysticismen är den dunkla botten, som förvandlar vetenskapen i konst. Det är icke värt att låta sig skräma av detta ord; mysticism är barnasinne, riktat på världsalltet; och vad specialismen åtskilt, kan den åter förena."

30. Schwed. Original: "Germania har att samla alla sina barn omkring sig; det är den bästa stats- och andespolitiken; det är familjepolitik: Amsterdam, London, Hamburg, Köpenhamn, Stockholm, Kristiania äro de väldiga elementen i ett elektriskt batteri, [...] medels vilket den tyska anden, om han på allvar vill, kan sätta världen i rörelse."

31. Brief 7.2.1891, zit. nach Holm, 292. Schwed. Original: "Jag tror, att hvad som nu går all förgänglighets väg, det är den galliska, franska, revolutionens allmän-menskligheten, och att hvad som nu kommer är det folkpsykologiskt-lokalas rika, varma, individuella, konkreta väsen. Den germanska anden komme till herraväldet; och jag &173; liksom förf. till "Rembrandt" &173; tror, att det är den gren af rasen, som bygger och bor kring södra Östersjön: Skåne, Danmark, Nordtyskland, som sitter inne med det finast kultiverade lifsfröet, &173; fruktbar är den som det haf, hvari den bor. Det är en nation, icke politiskt, men folkpsykologiskt. Hvad är uppsvensken, hvad är preussaren, hvad är sydtysken emot denna ras!"

32. Schwed. Original: "[...] samstämmighet i rasinstinkten bör vara den yttre politikens enda och fasta bas och regulativ. [...] Stamblodet, staminstinkten bör utgöra diplomatiens enda instruktion."

33. Briefe 27.4.1890 u. 11.12.1890, zit nach Holm, 249 bzw. 252. Schwed.Originale: "Mellan Tyskland och Skandinavien slår rasfrändskapen brygga" u. "personligen känner jag mig fäst vid Tyskland med vida djupare band än dem som spinnas af medvetandet om en öfverlägsen kultur. I Frankrike kände jag mig som främling, innerligt antipatisk; i Tyskland som bland köttsliga fränder [...]".

34. Torsten Eklund (Hg.): August Strindbergs brev 1858&173;1912. 18 Bde. Stockholm: Bonniers, 1948&173;1993, Bd. 8. 266, Brief 12.5.1891. Schwed. Original: "Hvem har skrifvit Rembrandt-boken? Så tror jag: en Bismarcksvän. 1: [...] en direkt af Bismarck inspirerad, ty boken är ytterligt knepig. 2: en gammal förhistorisk konservativ som gått och hatat de konservativas demokratism ända sedan 1848."

35. Schwed. Original: "Duger inte för mig!"

36. Schwed. Original: "Personligheten och raskänsla hör oskiljaktigt samman".

37. Schwed. Original: "[...] den som äger en fin och ren personlighet, kan icke undgå att känna beröringen med en utpräglad personlighet av annan ras såsom en fysisk och psykisk kyla, ofta såsom ett fysiskt och psykiskt obehag; det är en känsla, som synes äga en eller annan lönlig frändskap med den av likgiltighet eller antipati, vilken förefinnes mellan könen."

38. Schwed. Original: "en rent fysiologisk motsats, en instinktmotsats".

39. Schwed. Original: "Den som lever i Tyskland konstaterar strax, att genom alla partier, alla yrken och samfundsklasser löper en annan antisemitism, vilken sällan och ofrivilligt röjer sig utåt, men som är den enda antisemitismen, som tiden och utvecklingen har att räkna med: instinktens. Och den är och blir obetvinglig. På den rå inga doktriner; och utvecklingen kan bara utveckla även den, stärka den, förvandla den från instinkt till medvetenhet. Ty den utgör själva den uranimaliska personligheten hos germanen, stamindividualitetens fysiologiska bas, &173; den är ett med denna, utvecklas och dör med denna."

40. Schwed. Original: "[...] judens lukt är motbjudande för germanen, att mången av rasprägeln förfinad german icke kan komma en judisk kvinna nära, att mången germansk läkare inte kan assistera vid en judisk kvinnas nedkomst."

41. Schwed. Original: "Och jämsides med bonderörelsen löper antisemitismen. Bondeande är hemlandsande; jordandarna behålla alltid och överallt, i politiken icke mindre än i det andliga livet, rätten och sista ordet. [...] Bonden är socialt sett en aristokratisk företeelse: den äkta bonden sitter som patriark och kung på sin gård; han representerar liksom konstnären stamblodet, urjorden, individualiteten; bonden och konstnären äro tvillingsföreteelser, vilken stå och falla med varandra. Bondedömet måste stärkas gentemot de fluktuerade och destruktiva tendenserna hos storstadsmassorna."

42. Zur Beurteilung von Resan hem (SS 7) vgl. Holm, 316&173;382.

43. Schwed. Original: "germansk konst, jordanden och rasinstinkter äro synonymer".

44. Ausführlich zu Hanssons Angriffen auf Brandes als jüdischem Intellektuellen siehe unten: Der Jude Brandes als Zielscheibe antisemitischer Zeitkritik.

45. Schwed. Original: "I överensstämmelse med detta kulturideal kunde diktningens väsen och skaldens syfte icke bestå: att "sätta problem under debatt"; utan det gäller för den enskilda personligheten att förnimma sig själv så djupt, att den därigenom tränger ända ned till de nationella och rasavlagningar, uti vilka de eviga kulturella huvudådrorna framvälla."

46. Schwed. Original: "[...] om icke rasfrämmande inflytelser snedvridit den ända ifrån roten. [...] Det har varit andra rasers ande, som dominerat i det germanska Skandinavien under de sista tjugu åren; det är på tiden att helt bli sig själv igen."

47. Georg Brandes: Levned. 3 Bde. København: Nordisk Forlag, 1905&173;1908, Bd. 3. 271ff.

48. Zur Auseinandersetzung vgl. Arne Widell: Ola Hansson i Tyskland. En studie i hans liv och diktning åren 1890&173;1893. Uppsala: Lundequistska bokhandeln, 1979 (= Skrifter utgivna av Litteraturvetenskapliga institutionen vid Uppsala universitet; 9), 14ff; Holger Ahlenius: Georg Brandes i svensk litteratur till och med 1890. Stockholm: Bonniers, 1932, 336&173;348; Susan Brantly: The Life and Writings of Laura Marholm. Basel, Frankfurt a.M.: Helbing & Lichtenhahn, 1991 (= Beiträge zur nordischen Philologie; 21), 64&173;100.

49. Über den Vergleich der beiden Aufsätze und Hanssons Entlastung vom Plagiatsvorwurf siehe Ekelund, 189f.

50. Widell, 15.

51. Zuerst auf Deutsch 1891 in Berlin erschienen unter dem Titel Alltagsfrauen. Ein Stück moderne Liebesphysiologie. Zit. nach Tre rosor. In: Tidens kvinnor, SS 5, 50&173;67.

52. Zur Identifizierung von Georg und Gerda Brandes als Modelle für die Figuren vgl. Widell, 63f.

53. Schwed. Original: "[...] denna motsättningär som den emellan eld och vatten, emellan olja och vatten, nämligen motsättningen mellan hans och hennes rasinstinkter. Jag tror, att rasinstinkten är den djupaste av alla rötter till fiendskap och antipati; och kan en bjärtare rasmotsats tänkas än den emellan en son av Israels mörka stam och en dotter av teutonernas blonda släkte? [...] måhända har hennes rent animaliska väsen även i detta ögonblick varit så starkt, att antipatien endast kändes såsom en slemmig mask, instängd i själens allrainnersta."

54. Schwed. Original: "Den miljö, i vilken han här införde in hustrun, var för henne i tveggehanda måtto främmande: en judisk släkt och en främmande nationalitet".

55. Schwed. Original: "Det var guerilla-metoden han nyttjade, &173; han och hans släkt, vilken stod honom bi i kampen mot denna ensamma kvinna. [...] Hon hade först rest sig som en lejonhona, i ursinne över såren; men lika litet som lejonhonan förmår något mot luftens rörliga insekter, vilka kretsa omkring henne, lika litet kunde hon något som helst uträtta gent emot dessa fiender, vilka utan att synes tappade hennes blod och hennes goda rykte bort genom tusen dolda sugspröt."

56. Schwed. Original: "Det var en varelse, som nu plötsligt stod återuppstånden till livet, vilken älskade denne blonde jätte, en avläggare av den typ, som diktarne bruka giva åt de nordiska fornsagornas hjältar. Det var bondflickan från Marschlandet, den grundgermanska kvinnan, naturbarnet, som nu slog upp sina anemonablåa ögon [...]."

57. Schwed. Original: "Hon kämpade sig fram, till seger med detta enda vapen: tre rosor, vilka tolkat en mans tro på henne och som därigenom manat upp ur en dödlik dvala tillbaka till livet den varelse, som var hennes ursprungliga men som sövts under främmande gifter: bondflickan från Marschlandet, grundgermanska kvinnan, en dotter av teutonernas blonda släkte."

58. Zit. nach SS 11, Det unga Skandinavien.

59. Schwed. Original: "De starka anderne, de äkta begåvningarna, de utpräglade personligheterna, drog man ner till lika rang med genomsnittet av Per och Pål."

60. Zu Brandes' Vorlesungen über Nietzsche und dessen Bedeutung für die Verbreitung von Nietzsches Werk in Europa vgl. Janz, Bd. 2. 566&173;569 u. 584&173;590.

61. Schwed. Original: "[...] denne 'radikale' aristokrat, vilken degraderar till slavupplopps historiens samtliga stora folkliga frihetsrörelser. [...] nationernas miljoner äro blott till för att frambringa den stora personligheten ett par gånger i varje seklet."

62. Schwed. Original: "Av det danska nationaltemperamentet fick han sin feminina smidighet. [...] Från hans judiska förfäder härleder sig hans intellektuella skarpblick, hans prövande skepsis, hans fjädrande elastiska hårdnackenhet. [...] Det växlande spelet av härstamnings- och omgivningsinflytanden har i denne man frambragt en heros som få i nordens kultur."

63. "Skandinavische Litteratur". In: Das Magazin für die Litteratur des In- und Auslandes. 17.5.&173;20.9.1890, zit. nach ES 4, 19&173;64.

64. "Materialismen i skönlitteraturen". In: Populär-vetenskapliga Afhandlingar. Stockholm: 1892, zit. nach SS 2, 287&173;334.

65. Schwed. Original: "&173; likhetsprinciperna med avseende på klasser och kön, kosmopolitismen, massherraväldet, judebörsen, miljonstäderna, proletariatet, teorien om en objektiv diktning, specialisteriet inom vetenskapen, avogheten emot personligheten och subjektiviteten."

66. Schwed. Original: "[...] den naturvetenskapliga materialismen och den objektiva naturalismen [...] ha bäggedera hämtat sin grundprincip och sitt raison-d'être från denna världsåskådning".

67. Schwed. Original: "att sätta problem under debatt".

68. Schwed. Original: "Den skaldiska förmögenheten ligger utanför den materialistiska världsåskådningens sfär; [...] det finns en annan värld än den som vi uppfatta med våra sinnen och som meddelar sig till oss i andra former än denna."

69. Schwed. Original: "[...] som står mitt inne bland sitt material, sätter samman och slår sönder".

70. Schwed. Original: "Den s.k. objektiviteten är liktydig med karaktärslöshet, brist på personlighetscentrum, och kan endast ernås genom ett plebejiskt utplånande av detta jag, vilket varje individ med självaktning instinktivt med behov och stolthet gör gällande. Till följd därav har ock Brandes' karaktäristisk genomgående blivit periferisk."

71. Schwed. Original: "Däruppe hade ett stånd sedan urminnes tider härdat sig såsom det dock alltid tillsist fria: bönderna [...] medan nu på kontinenten dem sociala striden tillspetsas till en '[...] omvältning mellan storkapitalisterna och proletariatet, skulle denna fråga däruppe kunna lösas på ett annat sätt'.

72. Brief 7.2.1891, zit. Holm, 291f. Schwed. Original: "Detta är vinsten af min kontinentaltripp. Sjelfva det hjertevarma, djupet, i den folkpsykologiska tanken har gripit mig, &173; en process genom många stadier: umgänge med judar, lif i ett galliskt miliö, "Rembrandt als Erzieher". [...] Jag vill tillbaka hem, icke bara med kroppen, men med allt i mig. [...] I den natala midtpunkt, der jag sjelf står, vill jag äfven röra mig, ge och mottaga värme, impulser, lif. Det är 'jordanden', som det gäller att förhjelpa till uttryck, till sjelfmedvetenhet, till des kulturmission. [...] Jag tror, att första steget vore att få en tidskrift till stånd, en billig månadsskrift för bonden."

73. Holm, 302. Schwed. Original: "[...] anti-bourgeois, anti-semitisch, anti-amerikanisch; positive Bestätigung des Volksempfindens = popularisierte Volkspsychologie. Man muß es sich angelegentlich sein lassen, daß die Mitarbeiter so weit als möglich bäuerlicher Abstammung sind. Denn Bourgeois ist Bourgeois und Bauer ist Bauer; Kolonist und Eingeborener."

74. Ekelund, 25ff.; Holm, 305ff.

75. Zit. nach Holm, 310. Schwed. Original: "Det förefaller mig, som om i en sådan verksamhet som den af mig påtänkta låge mer än nog för att fylla mitt och ditt lif. Det fins väl också andra bondstudenter, som i vår judiskt-galliskt-teoretiskt-demokratiska tid ännu bibehållit oberörd inom sig den jordandens individualistiskt-aristokratiska instinkt, hvilken dock, när allt kommer omkring, är allas vårt kulturella raison d'être, vår lifsbasis, vår historia och vår framtid. Egensjäl, folksjäl, stamsjäl o.s.v. &173; för att tala med författaren till 'Rembrandt als Erzieher' &173; en bok [...] den väckt mig ur den kosmopolitiska hypnotiska sömnen."

76. Holm, 312. Schwed. Original: "Skurup blev inte jordandens plantskola utan filial till det Europa som makarna Hansson flytt bort från vid uppbrottet från Paris och Berlin."

77. Über das Verhältnis Strindberg-Hansson 1892/93 vgl. Gunnar Brandell: Strindberg. Ett författarliv. 4 Bde. Stockholm: Alba, 1983&173;1989, Bd. 2. 283&173;313; Holm, 201&173;209.

78. Holm, 207f. Schwed. Original: "Brevet [...] visar allmän brist på balans. Ett paranoiskt system är på väg. Det vore att våldsamt överdriva Strindbergsepisodens betydelse [...] att den ensamt skulle ha gjort en fullt frisk person till paranoiker. Men att [...] döma har den varit en verksamt bedragende orsak till att Laura Marholm, som tidigare varit den sundare av de båda makarna Hansson, nu i stället blir den som ger impulsen till sjuka föreställningar."; Brantly, 64&173;100.

79. Zur Psychopathie und der psychiatrischen Beobachtung ab 1900 durch Mediziner vgl. Holm, 397&173;406.

80. Gedruckt in SS 16, Dagbok i Frankrike, 95&173;260.

81. Schwed. Original: "Vår tids sociala och politiska frågor är en rasfråga. Dess sociala och politiska kamp är en raskamp. Bakgrunden och innebörden äro i alla länder detsamma: den ena rasens rätt gent emot den andra rasens våld."

82. Schwed. Original: "République, fille publique. [...] Allt tillhör staten ända till monopolet på småfolkets oundgängligaste förnödenheter [...] och l'état uppfattar res publica såsom en kvarn, som har att mala pengar åt stormästar Manitou, mala pengar ur folkets fickor."

83. Schwed. Original: "[...] därför återfinna vi ännu i dag under mångahanda tillhöijda eller modifierade former den gamla feniciska kulten av Moloch och Astarte i frimurarlogerna, vilka stå under judisk överledning, liksom de från början tvivelsutan framsprungit ur en judisk kult- och geschäftsfantasi."

84. Schwed. Original: "Där finns en not av steril grymhetsglädje och oreflekterad blodtörst, som man icke finner annorstädes och som gör intrycket av gamla religiösa föreställningar, vilka övergått i blodet och blivit andra naturen [...]."

85. Schwed. Original: "[...] Bis dicht heran ans Hôtel-de-Ville gibt es einen ganzen semitischen Staat mit ca. 10.000 Einwohnern."

86. Schwed. Original: "Hela denna semitiska röra bildar numera tillsammans en stad i staden. Den bekymrar sig lika litet om hygienens enklaste bud som om polismyndigheternas föreskrifter. Den uttränger den inhemska befolkningen, vilken den lika ostraffat tyranniserar som den drager polisen ostraffat vid näsan."

87. Schwed. Original: "Man schackrar för synes skull [...] men det är icke alls tal om arbete eller lovlig näring; flertalet lever av tjuvnad och allehanda fuffens, stryker omkring på kaféerna, slåss på gatorna, angriper fredliga fotgängare."

88. Schwed. Original: "När polisen verkligen häktar orostiftaren, blir denne regelbundet efter ett par dagar lössläppt igen på grund av oförklarlig protektion från högre regeringshåll samt roar sig med att presentera sig inför polismannens långa näsa och öppet driva med honom."

89. Schwed. Original: "[...] Det franska folket i egentlig mening har lika litet genom den tredje republiken blivit herre i eget land som genom den stora revolutionen hundra år förut."


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