Im Schatten der Sozialdemokratie.
Die Bedeutung der Kleinparteien in den politischen Systemen Norwegens und Schwedens
Die Parteiensysteme der skandinavischen Demokratien sind in Bewegung geraten. Das Ende der sozialdemokratischen Hegemonie in Norwegen und Schweden sowie die Krise des Wohlfahrtsstaates lassen die Schatten der beiden Arbeiterparteien kürzer werden und geben den Blick frei auf die Kleinparteien der beiden politischen Systeme. Die Kleinparteien sind nach den jüngsten Wahlen in Schweden und Norwegen endgültig aus dem Schatten der sozialdemokratischen Parteien herausgetreten, in dem sie über Jahrzehnte als stille Mehrheitsbeschaffer für die Arbeiterparteien oder als kurzfristige bürgerliche Alternativen ihren Bestand hatten.
Die beiden skandinavischen politischen Systeme weisen gegenüber den kontinentaleuropäischen Demokratien und ihren Kleinparteien der Grünen oder der Liberalen einige Besonderheiten auf. In Schweden und Norwegen sitzt neben den Sozialdemokraten auch jeweils eine sozialistische Partei im Riksdag bzw. Storting. In der politischen Mitte haben sich neben den Zentrumsparteien, den ehemaligen Bauernparteien, auch eigenständige christliche Kleinparteien etabliert. In Norwegen hat sich am rechten Rand des politischen Spektrums seit den Siebzigern zudem die neopopulistische Fortschrittspartei
als konstanter Faktor behauptet.
Die schlechten Ergebnisse der Arbeiterparteien in Norwegen und Schweden, die zunehmende Volatilität und die schwindende Bindungskraft der Parteiorganisationen sind eindeutige Zeichen dafür, daß die Kleinparteien künftig noch mehr an Bedeutung gewinnen werden. Aus kontinentaleuropäischer Sicht ist die Entwicklung in den beiden Demokratien nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Mitgliedschaften Schwedens in der EU bzw. Norwegens in der NATO von Interesse. Der vorliegende Band gibt einen kurzen Überblick über die Entstehung und Entwicklung der relevanten Kleinparteien der beiden Demokratien im Norden Europas.