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Humboldt-Universität zu Berlin | Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät | Nordeuropa-Institut | STUDIUM | KVV | ws0001 | Nordeuropa-Institut: Lehrveranstaltungen Ältere Skandinavistik WS 2000/2001

Ältere Skandinavistik
Lehrveranstaltungen Wintersemester 2000/2001

 

Einführung in die altisländische Sprache

ANDREAS VOLLMER/
SOFFÍA GUNNARSDÓTTIR

SP 52 212

Mi 14-17

MOS 103

Isländisch? Seltsamer Wortschatz, Sonderzeichen, abenteuerliche Aussprache, Grammatik bis zum Abwinken. Stimmt alles ein wenig, aber doch nicht ganz. Altisländisch? Abwegig. Stimmt noch weniger, eigentlich gar nicht. Bei aller Fremdheit des Isländischen ist es nicht nur mit den anderen skandinavischen Sprachen eng verwandt, auch die Nähe zum Deutschen ist sehr groß, wenn man genauer hinschaut, und entsprechend öffnet sich der Blick für die anderen skandinavischen Sprachen wie auch die eigene. Die tiefe historische Dimension lässt das Isländische ganz fern scheinen - und doch ist es ganz nah, denn in kaum einer anderen europäischen Sprache ist die Vergangenheit so lebendig wie hier, die kulturelle Überlieferung so eng mit der sprachlichen Form verknüpft. In diesem einführenden Kurs soll vor allem eine grundlegende Lesefähigkeit anhand von leichteren altisländischen Prosatexten verschiedener Gattungen entwickelt werden. Er wird die dazu erforderliche Basisgrammatik und den Basiswortschatz vermitteln (beide decken sich im Kernbereich weitgehend mit der Gegenwartssprache), aber auch in die Handhabung der wichtigsten Hilfsmittel einführen, um so die selbständige Lektüre von Texten leichten bis mittleren Schwierigkeitsgrades zu ermöglichen. Gleichzeitig werden wir immer wieder den Brückenschlag in die Gegenwart unternehmen, wo in Zeiten von veraldarvefur (World Wide Web), farsími (Handy) und tölvupóstur (e-mail) noch immer "archaische" und doch auch wieder ganz gewöhnliche veislur (Feste) gefeiert werden.

Arbeitsgrundlagen im Kurs sind: Übungstexte (werden vervielfältigt zur Verfügung gestellt). - Hartmut Röhn: Erläuterungen zur Grammatik des Altisländischen. 4. Auflage. Berlin 1996 (Typoskriptdruck - wird zur Verfügung gestellt). Leistungsnachweis: Aktive Teilnahme, Abschlussklausur. Zur Vorbereitung geeignet: Elias Wessén: Die nordischen Sprachen. Berlin 1968. - Einar Haugen: Die skandinavischen Sprachen. Eine Einführung in ihre Geschichte. Hamburg 1984. (In beiden Büchern besonders die Kapitel zum Isländischen/Altisländischen.) - Magnús Pétursson: Isländisch. Eine Übersicht über die moderne isländische Sprache mit einem kurzen Abriß der Geschichte und Literatur Islands. Hamburg: Buske 1978. 

 

Hauksbók als Kompilation

IRINA ENDERS

UE 52 213

Fr 10-12

MOS 101

In diesem Semester werden wir uns mit der gesamten Hauksbók beschäftigen, nachdem wir im Sommersemester 2000 eine Saga aus dieser Handschrift gelesen haben. Das Ziel des Kurses ist, sich mittels Lektüre einzelner Textauszüge mit der Problematik der mittelalterlichen Kompilation vertraut zu machen. Das Buchwesen des Mittelalters - für sich schon ein spannendes Thema - kann an diesem konkreten Beispiel sehr gut erläutert werden. Die Vielfalt der Texte in der Hauksbók zeigt exemplarisch die typischen Vorgänge bei der Kompilierung einer Handschrift, und die Kompilatoren des Buches haben ab und zu deutliche Spuren ihrer kompilatorischen und revidierenden Tätigkeit hinterlassen. Uns stehen in der Hauksbók Auszüge aus verschiedenen Texten zur Verfügung, z. B. Landnámabók, Völuspá, Weltgeschichte, Traktate. Wir werden uns auch gerne über die Möglichkeiten der Publikation altisländischer Literatur unterhalten, wobei auch Interessenten für die freiwillige Übersetzung der Texte gesucht werden. Teilnahmevoraussetzungen: Altisländischkenntnisse; Bereitschaft, längere Texte in altisländischer Sprache vorzubereiten. Leistungsnachweis: Regelmäßige Teilnahme, Mitarbeit, Übernahme eines Referates. 

 

Rezeption der Nordistik in Deutschland während des 18. Jahrhunderts

ANNE HEINRICHS

UE 52 214

Fr 10-12

MOS 106

In den zwei vorangehenden Semestern wurden die Studenten des Fachs in die Wissenschaftsgeschichte der Nordistik in Deutschland eingeführt. Da die Berliner Universität und damit zeitlich der Beginn des 19. Jahrhunderts die Ausgangspunkte waren, soll in dieser Übung auf die bahnbrechende Entwicklung der Nordistik im 18. Jahrhundert zurückgegriffen werden. Sie reicht von Johannes Keysler über Gottfried Schütze bis zu Friedrich David Gräter und schlug auch Dichter wie Klopstock, Gerstenberg und Herder in ihren Bann. Teilnahmehinweise: Auch Studenten der Germanistik sind willkommen. Zur Vorbereitung sei hier nur auf das Buch von Leopold Magon: Ein Jahrhundert geistiger und literarischer Beziehungen zwischen Deutschland und Skandinavien. Dortmund 1926, hingewiesen. Eine Liste weiterer Primär- und Sekundärliteratur wird in der Übung vorgelegt. 

 

Die altisländische poetologische und grammatische Literatur

JURIJ KUSMENKO

HS 52 215

Do 14-16

MOS 104

Eine besondere Einstellung der Isländer zur eigenen Sprache und Poesie im Mittelalter, die bis heute erhalten geblieben ist, hat sich darin geäußert, dass die Isländer eins der ersten Völker Europas waren, das schon im Mittelalter eine eigene sprachwissenschaftliche und poetologische Tradition hatten. In den sogenannten altisländischen grammatischen Abhandlungen werden die Probleme der Schaffung eines eigenen isländischen Alphabets, die phonetische Analyse des Isländischen sowie die Sprache und die Versmaße der altisländischen Dichtung behandelt. Die Probleme der poetischen Form stehen auch im Mittelpunkt der jüngeren Edda von Snorri Sturluson. Warum ist die Reflektion über die eigene Sprache und Dichtung in Island viel älter als im übrigen Europa (mit Ausnahme Irlands)? Welche Besonderheiten weist diese altisländische Tradition auf? Welche Quellen hat sie? Im welchem Verhältnis steht sie zur damaligen europäischen sprachwissenschaftlichen Tradition? Auf solche Fragen versuchen wir, im Seminar zu antworten. Im ersten Teil des Kurses werden die entsprechenden altisländischen Texte gelesen und analysiert. Im zweiten Teil stehen Referate im Mittelpunkt. Teilnahmevoraussetzungen: Grundkenntnisse im Altisländischen. 

Leistungsnachweis: Aktive Teilnahme, Referat und Hausarbeit. Literatur zur Einführung: Holtsmark, A.: En islandsk scholasticus fra det. 12. århundre. Oslo 1936. - Hreinn Benediktson: The first grammatical treatise. Reykjavík 1972. - F. Rascellà: The so-called Second Grammatical Treatiase. Firenze 1982. - Ólsen Björn Magnusson: Den tredje og fjerde grammatiske afhandling i Snorres Edda. København 1884. - Finnur Jónsson: Edda Snorra Sturlusonar. København 1931 (oder eine andere Snorra-Edda-Ausgabe mit Háttatal). - Möbius, Th.: Háttatal Snorra Sturlusonar. Hrsg. von Th. Möbius. 1881. - Tranter, S.: Clavis Metrica: Háttatal, Háttalykill and the Irish Metrics Tracts. Basel 1997.

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