Humboldt-Universität zu Berlin - Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Nordeuropa-Institut

Humboldt-Universität zu Berlin | Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät | Nordeuropa-Institut | STUDIUM | KVV | ws9697 | Nordeuropa-Institut: Linguistik im Wintersemester 1996/97

Linguistische Lehrveranstaltungen
im Wintersemester 1996/97

In der Beschreibung der angebotenen Lehrveranstaltungen werden folgende Abkürzungen verwendet:
  • CO - Kolloquium
  • HS - Hauptseminar
  • UE - Übung
  • EX - Exkursion
  • PS - Proseminar
  • VG - Vorlesung mit Gesprächsanteil
  • GK - Grundkurs
  • SP - Sprachkurs
  • VL - Vorlesung

Die Einordnung und Anerkennung der einzelnen Lehrveranstaltungen im Rahmen der jeweiligen Studienordnung von Freier Universität bzw. Humboldt-Universität ist mit den Lehrenden rechtzeitig abzusprechen.


Einführung in die skandinavische Sprachgeschichte / Hans-Jürgen Hube
VG 07 254 / Do 10-12 / MOS 101

Diese Vorlesung bietet einen Überblick über die Herkunft der nordischen Sprachen, die Zusammenhänge zwischen den germanischen Einzelsprachen, die Tochtersprachen u. ä. Wie gliedert man die nordischen Sprachen? Welche anderen Sprachen werden in Skandinavien gesprochen? Weiter werden chronologisch die verschiedenen Etappen in der Geschichte der Einzelsprachen wie Runenschwedisch, Klassisches Altschwedisch, Jüngeres Altschwedisch, Älteres Neuschwedisch, Jüngeres Neuschwedisch etc. dargestellt. Untersucht werden schließlich auch Begriffe wie Altnordisch, Altnorwegisch, Altdänisch usw. Hierbei werden phonetische, grammatische und lexikalische Veränderungen dargestellt. Die Abschnitte der Sprachentwicklung im Norden werden im Zusammenhang mit der kulturellen und politischen Entwicklung gesehen. Wie eng sind schließlich die genetischen Beziehungen zwischen den skandinavischen Sprachen und dem Hochdeutschen? Es wird in einige Lautgesetze und typische Charakteristika der nordischen Einzelsprachen eingeführt, und es geht um die sogenannte "nordische Sprachgemeinschaft", um die "Semikommunikation" und "Mehrsprachigkeit" in Skandinavien.

Teilnahmevoraussetzungen und -hinweise: Grundkenntnisse in einer skandinavischen Sprache sind empfehlenswert.

Literatur: E. Haugen: Die skandinavischen Sprachen. Eine Einführung in ihre Geschichte. Hamburg 1984. - E. Wessén: Die nordischen Sprachen. Berlin 1968 (=Grundriß der germanischen Philologie; 4). - H.-J. Hube: Skandinavische Sprachgeschichte. Berlin: HUB, 1993 (Ms.).


Verstehensprobleme in zwischenmenschlicher Kommunikation / Antje Hornscheidt
PS 07 255 / Do 12-14 / MOS 104

Kommunikation ist eine komplexe Handlung, die unseren Alltag grundlegend bestimmt. Verstehen ist Ziel sprachlicher Kommunikation. Der Verstehensbegriff hat erst in jüngerer Zeit Bedeutung für die Linguistik bekommen, durch ihn wird der Schwerpunkt von der Produktion hin zur Rezeption verschoben. Die Ursachen des Nichtgelingens von Kommunikation, des Auftretens von Verstehensproblemen, sind komplex. Darüber hinaus wird zu klären sein, wann in einer Kommunikation überhaupt von Verstehen gesprochen wird, wer dies beurteilt. Wir werden im Seminar soziale, kulturelle und geschlechtsspezifische Faktoren analysieren und die Anwendbarkeit verschiedener linguistischer Beschreibungsmodelle diskutieren. Das Seminar ist eine Einführung in die Inhalte und Methoden der linguistischen Diskursanalyse. Voraussichtlich werden wir mit Videoaufzeichnungen arbeiten.

Literatur: Wird zu Beginn des Seminars genannt.

Teilnahmevoraussetzungen: Bereitschaft zur aktiven Mitarbeit und Vorbereitung.

Leistungsnachweis: Übernahme einer Stundenvorbereitung und Hausarbeit zum Thema.


Wortbildung der nordischen Sprachen / Hans-Jürgen Hube
PS 07 256 / Di 12-14 / MOS 101

Im lexikologischen Vergleich erschließen sich neue Einsichten über das Wesen der nordischen Sprachen von heute. Es geht um Grundfragen der nordischen Lexikologie in diachroner Sicht. Die Teilnehmer können sich weitere Kenntnisse über phonologische, grammatische und lexikalische Veränderungen aneignen, lernen eingangs auch sog. "Lautgesetze" kennen: Akzentverhältnisse, Apokope, Umlaut, Ablaut, wie wirkten Vokal- und Konsonantenveränderungen, was versteht man unter der "nordischen Brechung" usw. Durch das Bearbeiten lexikologischer Grundfragen werden historisch entstandene Wortbildungsmuster erkannt und systematisiert, Begriffe wie Derivation und Komposition, Prä- und Suffixentlehnungen beleuchtet. Systematisch wird vorwiegend auf die Wortbildung der Substantive, Adjektive, Verben und Adverbien eingegangen. Der sich verändernde nordische Wortschatz wird betrachtet: Wikinger-, Missions- und neuer Stadtwortschatz im allgemeinen sowie z. B. Entlehnungen aus fremden Wortschätzen, besonders aus dem Romanischen oder Niederdeutschen; darüber hinaus aber auch wort- und kulturgeschichtliche Zusammenhänge.

Teilnahmebedingungen: Grundkenntnisse in einer nordischen Sprache (mindestens entsprechend SP 1).

Leistungsnachweis: Aktive Teilnahme, Referat und Hausarbeit.

Literatur: G. Bergman: Kortfattad svensk språkhistoria. 3 Aufl., Stockholm 1972. - R. Söderbergh: Svensk ordbildning. Stockholm 1971. - E.Wessén: Svensk språkhistoria. Ordbildningslära. 5. Aufl., Stockholm 1971. - W. Fleischer: Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache. Leipzig 1969. - H.-J. Hube: Nordische Wortbildung. Berlin: HUB, 1995 (Ms.).


Wie, wann und was ist Bedeutung? Ausgewählte Fragestellungen zur Semantik / Antje Hornscheidt
HS 07 257 / Mi 14-16 / MOS 104

Semantik ist Bezeichnung für die wissenschaftliche und/oder philosophische Untersuchung von sprachlichen Zeichenbedeutungen. In der Linguistik ist Semantik zwar stets als Theorie und Praxis der Bedeutungsanalyse verstanden worden, doch wurde dabei der Bedeutungsbegriff von der Warte unterschiedlicher Positionen jeweils verschieden bestimmt, und entsprechend wurden verschiedene Analyseverfahren entwickelt und angewendet. Neben unterschiedlichen Modellen der Wortsemantik finden sich auch Satz- und Textsemantik-Theorien. Anwendungsbezogene Aspekte der Semantik können z. B. in Gesetzesauslegungen und einer "Medialisierung der Wirklichkeit" ausgemacht werden. Hier stellt sich die Frage: Wie, wann und was ist Bedeutung? Was ist Wirklichkeit? Gibt es Universalismen? Diese Fragen werden wir im Seminar anhand von skandinavischen "Fallbeispielen" und vor dem Hintergrund verschiedener Semantiktheorien diskutieren. Die Anwendung theoretischer Modelle auf konkrete Fragestellungen und die Erarbeitung eines entsprechenden Forschungskonzepts dienen zugleich als vorbereitende Übung für eine empirische Abschlußarbeit.

Literatur: Wird zu Beginn des Seminars genannt.

Teilnahmevoraussetzungen: Linguistische Grundkenntnisse, abgeschlossenes Grundstudium, Interesse an aktiver gemeinsamer Arbeit.

Leistungsnachweis: Wissenschaftliche Anwendung einer semantischen Theorie auf ein Forschungsvorhaben (s. o.) innerhalb des Seminarrahmens.


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