Humboldt-Universität zu Berlin - Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Nordeuropa-Institut

Humboldt-Universität zu Berlin | Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät | Nordeuropa-Institut | STUDIUM | KVV | ws9798 | Nordeuropa-Institut: Lehrveranstaltungen Ältere Skandinavistik WS 1997/98

Ältere Skandinavistik
Lehrveranstaltungen Wintersemester 1997/98


Die dänische und schwedische Literatur des Mittelalters

Hartmut Röhn/ Julia Zernack, Mi 14–16, MOS 101 (VL 07 223)

Mit der sogenannten altnordischen Überlieferung und – in weitaus geringerem Maße – mit lateinischen Texten haben die skandinavischen Länder einen eigenständigen Beitrag zur Literatur des europäischen Mittelalters geleistet. In der Forschung steht freilich die dänische und schwedische Überlieferung der Epoche etwas im Schatten der westnordischen, d. h. norwegisch-isländischen Literatur. Die Gründe hierfür liegen in der Überlieferung selbst – z. B. darin, daß der Anteil des Lateinischen in Dänemark und Schweden größer ist als in Norwegen und Island – und in ihrer stärkeren Abhängigkeit von kontinentalen Traditionen. Auch ideologie- und forschungsgeschichtliche Gesichtspunkte haben, vor allem in Deutschland, zu dieser Marginalisierung beigetragen. Das Dalbybog (11. Jh.), ein Evangeliar aus dem Augustinerkloster Dalby in Schonen, gilt als das älteste erhaltene Buch des Nordens. Die Illustration (fol. 26v) zeigt den Evangelisten Matthäus beim Ausmalen einer Initiale. Die Vorlesung wird in die mittelalterliche Überlieferung Dänemarks und Schwedens und ihren soziokulturellen Kontext einführen. Dabei wird sich ein literaturgeschichtlicher Überblick mit exemplarischen Interpretationen ausgewählter Zeugnisse abwechseln.

Teilnahmevoraussetzungen bzw. -hinweise: Die Vorlesung steht Studierenden des Grund- wie Hauptstudiums offen.
Zur Vorbereitung geeignet: Preben Meulengracht Sørensen: Die skandinavischen Sprachen und Literaturen. In: Propyläen Geschichte der Literatur: Literatur und Gesellschaft der westlichen Welt. 2. Band: Die mittelalterliche Welt 600–1400. Berlin 1982, S. 280–309.


Snorri Sturluson: Gylfaginning

Hartmut Röhn, Di 14–16, MOS 101 (SP 07 224)

Der Kurs richtet sich in erster Linie an Studierende, die eine Einführung in die altisländische Sprache bzw. in das Altnordische erfolgreich abgeschlossen haben und die dort erworbenen Sprachkenntnisse durch die Beschäftigung mit einem Quellentext zu einem thematisch abgegrenzten Bereich vervollkommnen möchten. Gelesen und interpretiert werden Textauszüge aus einem wesentlichen Teil von Snorri Sturlusons (1179–1241) Poetiklehrbuch Edda (sog. "Jüngere" oder "Prosa-Edda"), der sog. Gylfaginning (Die Täuschung Gylfis), der als mythologischer und mythographischer Text zugleich geeignet ist, mit einer wichtigen Quelle zur nordischen Mythologie und Religionsgeschichte bekannt zu werden.

Teilnahmevoraussetzungen bzw. -hinweise: Der Kurs steht Studierenden des Grund- wie Hauptstudiums offen; erwartet werden Altisländisch-, Altnordischkenntnisse mindestens auf dem Niveau eines erfolgreich abgeschlossenen Einführungskurses.
Textgrundlage: Snorri Sturluson: Edda. Gylfaginning og Prosafortellingene av Skáldskaparmál. Utg. av Anne Holtsmark und Jón Helgason. København (usw.) o. J. (verschiedene Auflagen).


Einführung in die volkssprachige Literatur Islands und Norwegens im Mittelalter

Hartmut Röhn, Di 16–18, MOS 101 (GK 07 225)

Der Kurs wird über die Lektüre und Interpretation ausgewählter repräsentativer Texte (in Übersetzungen) eine Einführung in die wichtigsten Gattungen der mittelalterlichen norwegischen und isländischen Literatur bieten und auch einen kursorischen Überblick über die Geschichte dieser Literatur vermitteln. Im Mittelpunkt wird die gemeinsame Erarbeitung eines angemessenen Textverständnisses stehen, wobei wir auch auf die Klärung und Bestimmung der wichtigsten Gattungsmerkmale, die Entstehungs– und Überlieferungsbedingungen und das historisch-soziale Umfeld der Texte eingehen. Kenntnisse der altisländischen Sprache werden nicht vorausgesetzt.

Leistungsnachweis: Aktive Teilnahme, Referat/Hausarbeit.
Literatur: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden gebeten, die folgenden drei Reclam-Bändchen anzuschaffen: Edda: Götterlieder (RUB 781). – Edda: Heldenlieder (RUB 7746). – Die Saga von Gisli Sursson (RUB 9836). – Die grundlegende Literatur zum Themenbereich ist – mit erläuternden Kommentaren – zu finden in: S. Gippert, B. Laursen, H. Röhn: Studienbibliographie zur älteren Skandinavistik. Leverkusen 1991 (= Berliner Beiträge zur Skandinavistik; 1).


Hagiographische Texte

Hartmut Röhn, Mi 10–12, MOS 104 (HS 07 226)

Hagiographische Texte (die sog. Heiligensagas) stellen einen umfangreichen Überlieferungszweig der altwestnordischen Prosaliteratur dar. Sie sind ganz überwiegend Übersetzungen bzw. Bearbeitungen kontinentaler, meist lateinischer Vorlagen. Als bedeutender Zweig der europäischen christlichen Tradition haben diese Texte lange Zeit hinter der Beschäftigung mit vermeintlich genuin "nordischen" Prosagattungen zurückstehen müssen; von Bedeutung für die Entwicklung der altwestnordischen Prosaliteratur sind sie aber schon deshalb, weil ihre Entstehung teils bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht und die frühen Zeugnisse der Gattung damit zeitlich vor den ältesten erhaltenen Zeugnissen der Íslendinga- und Konungasögur liegen. Wir werden im Seminar einen Überblick über den augenblicklichen Stand der Forschung zu dieser Textgruppe erarbeiten und uns mit repräsentativ ausgewählten Texten eingehender beschäftigen.

Teilnahmevoraussetzungen bzw. -hinweise: Abgeschlossenes Grundstudium, gute Altnordischkenntnisse, gründliche Lektüre der Quellentexte. Leistungsnachweis: Aktive Teilnahme, Referat/Hausarbeit. Zur Vorbereitung geeignet: Einen ersten Überblick über die Gattung, das Textkorpus und wesentliche Sekundärliteratur gibt: Kurt Schier: Sagaliteratur. Stuttgart 1970, S. 121–127. Vgl. weiter: Hans Bekker-Nielsen: Legender – Helgensagaer. In: Ders. (u. a.): Norrøn Fortællekunst. København 1965, S. 118–126 (mit wichtiger weiterführender Literatur).


Die Tristrams saga ok Ísöndar im europäischen Kontext

Anne Heinrichs, Fr 10–12, n. V. (CO 07 227)

Der norwegische König Håkon Håkonarson (1217–1263) leitete eine Europäisierung seines Reiches ein, die sich nicht nur politisch, sondern auch kulturell vollzog. So wurde auf Geheiß des Königs der altfranzösische "Roman de Tristan" von dem Mönch Robert im Jahre 1226 ins Altnordische übersetzt, wobei er die höfische Versdichtung in eine Prosafassung übertrug. Unter dem Titel Tristrams saga ok Ísöndar ist diese Übersetzung nur in altisländischen Manuskripten erhalten und hat auch in der altisländischen Literatur weitere Spuren hinterlassen. Sie bildet den Ausgangspunkt des Kolloquiums. Ihre Herkunft aus dem anglonormannischen Kulturbereich, Theorien über den irischen Ursprung und schließlich die beiden mittelhochdeutschen Bearbeitungen von Eilhart von Oberge und Gottfried von Straßburg sind die weiteren Themen. Neben Textvergleichen ausgewählter Kapitel, in denen besonders die Liebesproblematik unter dem Stichwort "Amor hereos" im Blickpunkt stehen wird, soll der Aspekt der höfischen Kultur als einer gesamteuropäischen Erscheinung eine Rolle spielen.

Teilnahmevoraussetzungen bzw. -hinweise: Anmeldung in der ersten Sitzung des Wintersemesters (MOS 104). Bis dahin wird eine Liste der Editionen und der wichtigsten Sekundärliteratur zur Verfügung stehen.


"Tutorium Mediävistik"

Hartmut Röhn/ Julia Zernack, Di 10–12, MOS 104 (CO 07 228)

Das "Tutorium Mediävistik" hat erstmals im Sommersemester 1997 stattgefunden. Seinerzeit haben wir die Veranstaltung mit dem nachstehenden Text angekündigt. Wir setzen das Tutorium in diesem Semester mit neuen thematischen Schwerpunkten fort; neue Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind herzlich willkommen! über unsere Arbeit im vergangenen Semester können Sie sich anhand der Protokolle informieren, die die Studierenden über die einzelnen Sitzungen angefertigt haben. Das "Tutorium Mediävistik" ist keine Lehrveranstaltung im üblichen Sinn, die zu einem bestimmten Themen- oder Problemzusammenhang für die Dauer eines Semesters stattfindet. Es ist auch kein herkömmliches Tutorium, das eine einzelne Lehrveranstaltung ergänzt. – Was ist es dann? Das "Tutorium Mediävistik" soll Studierenden, die das Fachgebiet Skandinavistische Mediävistik als einen ihrer Studienschwerpunkte gewählt haben, über mehrere Semester hinweg als studienbegleitendes Forum zur Verfügung stehen: Hier sollen in offener und teilweise auch selbstorganisierter Form Fragen und Probleme des Studiums (wie Studienorganisation, Arbeitsformen, Arbeitsorganisation, Themenwahl, Recherche, Schwerpunktsetzungen im Studium [...]) gemeinsam mit den Lehrkräften, aber auch selbständig in Kleingruppen besprochen und nach Möglichkeit gelöst werden. Das Tutorium bietet neben Plenumssitzungen die Gelegenheit zur Gruppenarbeit, zu Einzelgesprächen, aber auch zu Wochenendseminaren, die größere Themenzusammenhänge behandeln – je nach Bedarf und Entscheidung im Tutorium.

Teilnahmevoraussetzungen bzw. -hinweise: Wer kann am "Tutorium Mediävistik" teilnehmen? Alle Studierenden des Faches, die mindestens eine der für den Fachteil obligatorischen Lehrveranstaltungen (SP Altisländisch bzw. GK Volkssprachliche Literatur [...]) mit Erfolg besucht haben und im laufenden Semester an einer weiteren Lehrveranstaltung der Mediävistik teilnehmen. Die Teilnahme von Studierenden höherer Semester ist ausdrücklich erwünscht [...].


Änderungen vorbehalten (Stand: 27. Mai 1997)

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