Humboldt-Universität zu Berlin - Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Nordeuropa-Institut

Kulturwissenschaft
Lehrveranstaltungen Wintersemester 1998/99


Landeskunde Dänemark

Bernd Henningsen, Di 10–12, UNI 3, 209 (VL 07 237)

Konzipiert für Hörer aller Stufen, wird mit der Vorlesung eine Einführung in Geschichte, Politik, Gesellschaft und Kultur Dänemarks aus sozialwissenschaftlicher Sicht angeboten. Das Schwergewicht liegt bei den heutigen Problemen: Welches sind die wirtschaftlichen Ressourcen, welches die politisch-institutionellen Bedingungen der dänischen Gesellschaft? Behandelt werden also neben der Landesgeschichte die politischen Institutionen, die Verfassung und ihre Geschichte, die Wirtschaft, die Beziehungen zu den übrigen Ländern des Nordens, das besondere Verhältnis zu Deutschland, die europäische Verflechtung.

Literatur: Dansk politik under forandring 1945–1985. Et forskningsinitiativ fra et af Statens Humanistiske Forskningsråd. København 1987. – Fonsmark, Henning: Historien om den danske utopi. Et idépolitisk essay om danskernes velfærdsdemokrati. 3. Aufl., København 1990. – Jacobsen, Jørgen Vestergaard, Poul Risager: Det politiske system i Danmark. Konflikt eller harmoni. 2. Aufl., Herning 1982. – Krantz, Olle: Die skandinavischen Länder. Schweden, Norwegen, Dänemark und Finnland von 1914 bis 1970. Stuttgart 1980 (=Handbuch der europäischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte). – Petersson, Olof: Die politischen Systeme Nordeuropas. Eine Einführung. Baden-Baden 1989 (= Nordeuropäische Studien; 5). – Wenzel, Rüdiger: Das Parteiensystem Dänemarks. Entwicklung und gegenwärtige Struktur. Neumünster 1982 (=Skandinavistische Studien; 16).


Skandinavische Geschichte

Thorsten Nybom, Di 14–16, DOR 24, 403 (VL 07 238)

Wird auch der Schwerpunkt mit dieser Vorlesung auf die neueste Zeit gelegt, so soll doch eine Gesamtübersicht zur nordeuropäischen Geschichte gegeben werden – insbesondere auch im Verhältnis der nordischen Länder zu Deutschland und Europa.

Teilnahmevoraussetzungen: Für Hörer aller Stufen und Fächer, Vorkenntnisse (skandinavische Sprachen) sind nicht erforderlich.


Methodologie des Stoffgebietes: Kulturwissenschaft/Geschichte

Thorsten Nybom, Mo 16–18, MOS 101 (UE 07 239)

Der Geschichtswissenschaft wird oft der Charakter einer vollwertigen "Wissenschaft" streitig gemacht, immer wieder sehen sich deshalb Historiker gezwungen, den Wissenschaftscharakter ihrer Arbeitsbereiche in Theorie und Methode nachzuweisen. Theoretische Konjunkturhochs lösen sich dabei ab mit -tiefs. In diesem Kurs werden wir im wesentlichen Texte aus der deutschen, angloamerikanischen sowie französischen Theoriedebatte lesen und diskutieren. Im auf methodische Diskussionen zielenden Teil hingegen werden wir uns fast ausschließlich mit skandinavischen Texten und Beispielen beschäftigen. Beide Teile stellen hohe Anforderungen an die Lesebereitschaft, besonders aber der erste Teil: In ihm werden wir Textauszüge, die zum größten Teil in einem "Reader" in der Bibliothek gesammelt sein werden, lesen und besprechen. Sie werden nicht in einem Referat vorgestellt, gute Textkenntnisse aller Teilnehmenden sind deshalb unabdingbare Voraussetzung für eine sinnvolle Arbeit im Seminar! Die methodischen Beispiele im zweiten Teil können anhand von Referaten besprochen werden.

Teilnahmevoraussetzungen: Für Studierende nach der "neuen" HU-Studienordnung abgeschlossene Zwischenprüfung, für alle anderen Interessierten gute Lesefähigkeiten in einer skandinavischen Sprache, Lese- und Diskussionsbereitschaft
Einführende Literatur: Friedrich Nietzsche: Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben. U. a. Zürich 1984 (1874). – Marc Bloch: Apologie der Geschichte oder Der Beruf des Historikers. München 1985 (1949). – Edward Hallett Carr: Was ist Geschichte? Stuttgart 1963. – Georg G. Iggers: Neue Geschichtswissenschaft. München 1978. – Jürgen Kocka: Sozialgeschichte. Göttingen 1977. – Rolf Torstendahl, Thorsten Nybom: Historievetenskap som teori, praktik, ideologi. Uppsala 1988. – Stellan Dahlgren, Anders Florén: Fråga det förflutna. En introduktion till modern historieforskning. Lund 1996. – Ottar Dahl: Grunntrekk i historieforskningens metodelære. Oslo 1976.


Dokumente der Revolte? Schwedische Filmgeschichte(n) um 1968

Reinhold Wulff/ Patrick Vonderau, Mi 16–20 (14tgl.), MOS 101 (UE 07 240)

Die Beschäftigung mit Spiel- und Dokumentarfilm wurde im Fachteil Kulturwissenschaft schon öfters erprobt, aber bisher noch nicht systematisch geübt. Der Kurs bietet Skandinavisten die Gelegenheit, Lehrmeinungen zur Analyse, Geschichte und Theorie des Films auf ein konkretes Thema anzuwenden. In bezug auf ein bestimmtes historisches Moment – Schweden um 1968 – wird dabei zu erkunden sein, welche Rolle Filme für die Beantwortung kulturwissenschaftlicher Fragestellungen spielen können. So läßt sich u. a. anhand von Vilgot Sjömans zweiteiligem Kinospielfilm Jag er nyfiken – gul (1967) – Jag er nyfiken – blå (1968) untersuchen, inwiefern dieser Film neben anderen Quellen und Hilfsmitteln der Landeskunde über die Entstehung und den Hintergrund gesellschaftlicher Anschauungen Aufschluß zu geben vermag. Noch 30 Jahre nach 1968 macht Sjömans Mischung aus fiktivem Plot und faktualen Formen des Fernsehdokumentarismus 'neugierig' auf die Gesellschaftsdebatten dieser Jahre. Doch wie läßt sich diese Produktion kulturhistorisch auswerten? Beachtet werden muß hier in jedem Fall, was Dai Vaughan die 'duale Natur' des Films genannt hat, nämlich seine Eigenschaft, zur gleichen Zeit record und language, photographische Aufzeichnung und eigene (Kunst-)Sprache zu sein.

Teilnahmevoraussetzungen: Abgeschlossenes Grundstudium.
Literaturhinweise zur Einführung: David Bordwell u. Kristin Thompson: Film Art. An Introduction. International Edition. New York/LondonTokyo: McGraw-Hill, 1993 (4. Auflage). – Tytti Soila: Sweden. In: Dies., Astrid Söderbergh Widding u. Gunnar Iversen (Hrsg.), Nordic National Cinemas. London/New York: Routledge, 1998 (= National Cinemasseries), S. 142–232.


Den svenska välfärdsstaten 1880–1980

Thorsten Nybom, Mo 10–12, MOS 101 (GK 07 241)

Vid sidan om välfärdsstatens socio-ekonomiska huvuddrag, i ett historiskt perspektiv, kommer kursen framför allt att ägnas välfärdsstatens allmänideologiska/kulturella fundament och determinanter. Dessutom kommer den genompolitiserade pågående diskussionen kring den skandinaviska välfärdsstatens „fall" att analyseras i termer som „mytologisering vs. demonisering" och „konstruktivism vs. antirationalism".

Teilnahmevoraussetzungen bzw. -hinweise: Erfolgreich abgeschlossener Sprachkurs 2 bzw. gleichwertige Sprachkenntnisse, aktive Teilnahme, Bereitschaft zur Übernahme eines Referats. Kursen kommer att avhållas påsvenska men även intresserade med (passiva) kunskaper i skandinaviska språk är välkomna att deltaga. – Litteratur meddelas senare.
Leistungsnachweis: Anfertigung einer schriftlichen Hausarbeit.


De politiske systemer i Norden (Die politischen Systeme Nordeuropas)

Kazimierz Musial, Do 14–16, MOS 101 (GK 07 242)

Kursets formål er at give deltagere en generel indsigt i de politiske spilleregler i de nordiske lande. Herunder diskuteres der først og fremmest de tre skandinaviske lande, dvs. Danmark, Norge og Sverige, mens analysens omfang mht. Island og Finland bliver bestemt af deltagernes interesse og ønsker. Der bliver behandlet emner som dækker både aktører og strukturer i den politiske beslutningsproces. Vi skal tage vores udgangspunkt i de politiske systemers juridiske grundlag, dvs. forfatninger, lovgivningsprocedurer og administration. Påden basis skal vi analysere valg og valgprocedurer, partier, parlamenter og regeringsformen. Endeligt skal vi rette vores opmærksomhed mod den politiske kultur og politisk deltagelse med særlig vægt påmassemedier, interesseorganisationer og retspleje. Enhver analyse af et politisk system kan ikke være fuldstændig uden at sammenligne det med andre systemer. Derfor skal kurset ikke kun koncentrere sig om en sammenligning af ligheder og forskelle inden for Norden, men det europæiske og det internationale perspektiv skal løbende inddrages i kursets problematik.
Literatur: Henningsen, Bernd: Der Wohlfahrtsstaat Schweden. Baden Baden: Nomos, 1986. – Ismayr, Wolfgang (Hrsg.): Die politischen Systeme Westeuropas. Opladen: Leske & Budrich, 1997. – Peterson, Olof: Die politischen Systeme Nordeuropas. Baden Baden: Nomos, 1989.

Teilnahmevoraussetzungen: Erfolgreich abgeschlossener Sprachkurs 2 bzw. gleichwertige Sprachkenntnisse, aktive Teilnahme, Bereitschaft zur Übernahme eines Referats.
Leistungsnachweis: Aktive Teilnahme, Referat und schriftliche Hausarbeit.


Die schwedisch-norwegische Union 1814–1905

Reinhold Wulff/Stefan Gammelien, Fr 10–12, MOS 101 (GK 07 243)

Im Kieler Frieden von 1814 wurde Norwegen Schweden zugesprochen, doch noch bevor Schweden das gewonnene Territorium in Besitz nehmen konnte, hatte sich Norwegen eine eigene Verfassung gegeben und den dänischen Statthalter Prinz Christian-Fredrik zum König gewählt. Carl XIII. konnte die Vereinigung der beiden Königreiche unter seiner Krone erst nach kurzem militärischem Intermezzo durchsetzen, mußte aber die freiheitliche 'Eidsvollverfassung' respektieren. Dieser Umstand bildete 70 Jahre später – nach mehreren gescheiterten Unionsrevisionskomitees und wachsenden Spannungen zwischen den Unionsländern – den Ausgangspunkt für die Einführung des Parlamentarismus in Norwegen und in dessen Folge zur Aufkündigung der Union im Jahr 1905. Im Kurs werden – neben der Einführung in Arbeitsweisen und Hilfsmittel – die grundlegenden Entwicklungslinien beider Länder im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert (u. a. Neutralität, Skandinavismus, Industrialisierung, Auswanderung, Parlamentarisierung) nachgezeichnet.

Teilnahmevoraussetzungen: Erfolgreich abgeschlossener Sprachkurs 2 bzw. gleichwertige Sprachkenntnisse, aktive Teilnahme, Bereitschaft zur Übernahme eines Referats mit Vorlage eines Quellen- oder Thesenpapiers. Dieses ist vor der jeweiligen Sitzung mit einem der Kursleiter zu besprechen und wird in der Bibliothek in einem Ordner für alle Teilnehmenden zur Verfügung gestellt.
Leistungsnachweis: Anfertigung einer schriftlichen Hausarbeit zum Referatsthema (Abgabetermin bis zum Vorlesungsbeginn Sommersemester 1999).
Literatur: Andgren, Sigfrid; Bergsgård, Arne: Unionens undergrävande 1871–1900. In: Mjeldheim, Leiv (Hrsg.): Norsk historie 1814–1905. Bergen 1975, S. 135–154. – Carlsson, Sten; Rosén, Jerker: Svensk historia II. Tiden efter 1718. Stockholm 1961. – Norges historie. Bd. 10, 11 und 12; hrsg. von Knut Mykland. – Thomasson, Carl-Gustaf: Sverige– Norge. In: Svensk uppslagsbok. Malmö 1958, Bd. 28, S. 466–472.


Stadt-Bilder in der Ostsee-Region: Texturen/Inszenierungen/Imaginationen

Bernd Henningsen, Di 16–18, MOS 104, (HS 07 244)

Spätestens seit der Lübecker Hanse steigen die Städte der Ostsee-Region zu Trägern und Akteuren von Politik, Wirtschaft und Kultur auf; die gemeinsame hansische Vergangenheit hat zudem ein architektonisch relativ einheitliches Bild der Ostsee-Städte erbracht. Es stellt sich daher die Frage, ob die heute vielbeschworene "Ostsee-Identität" nicht eine vorwiegend von den Städten geprägte Identität ist. Es soll anhand unterschiedlicher Materialien und Medien (Literatur, Film, Werbung etc.) untersucht werden, welche Vorstellungen man von der Stadt/Metropole rund um die Ostsee (einschließlich Berlin und Hamburg) hat, welche städtischen Selbst- und Fremdbilder produziert/reproduziert wurden, ob sie sich veränderten. Besonders spannend werden diese Fragen, wenn man sich vor Augen führt, daß sich die Organisation von Stadt, daß sich Stadtpolitik etwa seit den siebziger Jahren dieses Jahrhunderts radikal verändert hat (die Wirklichkeit unprovozierter Gewalt, die Festivalisierung der Stadt, Ghettoisierung und Gentrifizierung, die (Groß-)Stadt als außenpolitischer Akteur usw.).

Teilnahmehinweise und -voraussetzungen: Erwartet wird aktive und regelmäßige Teilnahme, Referat und Hausarbeit. Referatthemen sollten rechtzeitig vorbesprochen werden.


Schweden zwischen Revolution und Restauration/Carl XIV. Johan

Reinhold Wulff, Fr 14–16, MOS 101 (HS 07 245)

In diesem Hauptseminar werden wir uns mit der Geschichte Schwedens zwischen 1772 und 1866 beschäftigen, vom Ende der sog. „Freiheitszeit" bis zur Einführung eines Zweikammerparlaments und damit der Ablösung des Vierständesystems. Im Mittelpunkt dieser Periode steht die Person Carl XIV. Johan, der Begründer der Bernadotte-Dynastie auf dem schwedischen Thron. In ihm verkörpern sich die gegensätzlichen Züge der Epoche zwischen reaktionärer, restaurativer und revolutionärer Politik: Ins Land geholt als bürgerlich-fortschrittlicher Hoffnungsträger, erwies sich Jean-Baptiste Bernadotte als Thronfolger und dann König sehr schnell als konservativ denkender Herrscher. Aber es soll im Hauptseminar keine Personengeschichte getrieben werden: In historischer Perspektive werden wir Carl Johans Handeln in die Entwicklungstendenzen seiner Zeit einordnen: Vom Staatstreich Gustav III., mit dem die „demokratische" Freiheitszeit endete, über die bürgerliche „Revolution" von 1809 bis zu den Diskussionen über eine Verfassungsänderung werden wir innenpolitische, geistig-philosophische sowie außenpolitische Brüche und Kontinuitäten herauszuarbeiten versuchen.

Teilnahmevoraussetzungen bzw. -hinweise: Abgeschlossenes Grundstudium, Bereitschaft zu regelmäßiger und aktiver Teilnahme sowie zur Übernahme eines Referats.
Leistungsnachweis: Regelmäßige, aktive Teilnahme und Übernahme eines Referats sowie Anfertigung einer Hausarbeit bis zum Beginn des nächsten Semesters für einen benoteten „Schein".
Literaturhinweise: Die entsprechenden Kapitel aus den Handbüchern zur schwedischen Geschichte sowie: Clemens Amelunxen: Jean-Baptiste Bernadotte. Marschall Napoleons – König von Schweden. Köln 1991. – Arthur E. Imhof: Bernadotte. Französischer Revolutionsgeneral und schwedisch-norwegischer König. Göttingen 1970. – Jörgen Weibull: Carl Johan och Norge 1810–1814. Lund 1957.


Kolloquium zu Nord-/Osteuropastudien (Baltic Sea Area Studies)

Bernd Henningsen/Manfred Kerner, Mi 18–20 (14tgl./1), MOS 104 (CO 07 246)

Der Kurs steht Studierenden in der Abschlußphase ihres Fachstudiums (Skandinavistik, Sozialwissenschaften, Osteuropastudien o. ä.) offen. Es sollen in erster Linie im Entstehen begriffene Examensarbeiten diskutiert werden. Erwartet wird also die Vorstellung eines eigenen Projektes bzw. die selbständige Auseinandersetzung mit neuester Fachliteratur. Es besteht auch Gelegenheit, aktuelle Entwicklungen zu diskutieren, dazu werden Gäste eingeladen.


Die kulturelle Konstruktion von Gemeinschaften im Modernisierungsprozeß: Schweden–Deutschland

Bernd Henningsen, Mi 18–20 (14tgl./2), MOS 104 (CO 07 247)

Das Kolloquium ist Forum des schwedisch-deutschen kulturwissenschaftlichen Forschungsprojektes und dient der regelmäßigen Kommunikation mit Forschungsstudierenden und Gästen.


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