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Neuere Skandinavische Literaturen
Lehrveranstaltungen Wintersemester 1999/2000


Die Professur für Neuere skandinavische Literaturen ist im Wintersemester 1999/2000 leider nicht besetzt, auch nicht vertretungsweise. Es werden aber dennoch ausreichend literaturwissenschaftliche Lehrveranstaltungen angeboten. U.U. kann dieses Angebot bis zum Semesterbeginn sogar noch erweitert werden. Die Abnahme von Prüfungen im Fachteil Literaturwissenschaft ist in jedem Falle gewährleistet.


August Strindbergs Dramen

Walter Baumgartner

VL 52 256

Mi 14–18 (14-tgl.), ab 27.10.

JÄG 10/11, 006

"Der sinnfälligste Fehler Strindbergs, Mystik, Aberglaube, Paranoia eingeschlossen, nimmt es an Lebenstüchtigkeit mit jeder Sechzig-Zentimeter-Panzerplatte auf" (Alfred Döblin). Angesichts der Lebenstüchtigkeit Strindbergscher Provokation bis heute sollen die befremdenden Eigenschaften seiner Dramen nicht als "Fehler", sondern als kalkulierte, zumindest aber textintentional wirksame innovatorische Sinnvermittlungsstrategien analysiert werden – als thematische wie formale Verfremdung! Aber was hat es auf sich mit Strindbergs berüchtigtem Frauenhass? Er selbst hat ihn als rein methodische Versuchseinstellung bezeichnet.

Strindberg hat uns also nicht wegen seiner eventuellen persönlichen Idiosynkrasien, sondern als Kritiker der oskarianischen (wilhelminischen) Gesellschaft und als Erneuerer des Dramas zu beschäftigen.

Es soll dargestellt werden, welchen literatur- und sozialhistorischen Herausforderungen er sich stellte, welche idealtypische Funktion seinen Strategien zukommt und – rezeptionshistorisch – was sie tatsächlich beim Publikum bewirkten. "Wir wollen gerade die Fäden sehen, die Maschinerie, die Schachtel mit dem doppelten Boden untersuchen, den Zauberring anstecken, um die Naht zu finden, in die Karten gucken, um zu ermitteln, wo sie gezinkt sind" (Vorwort zu Fröken Julie).

Zur Anschaffung: Manfred Pfister: Das Drama. Theorie und Analyse. UTB 580. – Peter Schütze: August Strindberg. Reinbek bei Hamburg 1990 (= rowohlts monographien 383). – Olof Lagercrantz: August Strindberg. Frankfurt a. M. 1980.

Walter Baumgartner ist Professor für Neuere skandinavische Literatur am Nordischen Institut der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald.


Holbergs Komödien im europäischen Kontext

Alexandra Bänsch

UE 52 257 Do 12–14 MOS 101

In dieser Übung soll es um die Annäherung an das Spezifische der dänischen Aufklärung anhand der Analyse von vor allem Holbergs Komödien gehen. Die Konstitution der dänischen bürgerlichen Öffentlichkeit wird dabei vergleichend in den europäischen Kontext gestellt. Der Kurs bietet die Möglichkeit, sich in die Methodik der Dramenanalyse einzuüben.

Teilnahmebedingungen: Übernahme eines Referates.

Literaturhinweise: Manfred Pfister: Das Drama. München 1988. – Erik A. Nielsen: Holbergs komik. Kopenhagen 1984.


Zeitgenössische Reflexionen des Stummfilms
in der skandinavischen Literatur

Stephan Michael Schröder

UE 52 258

Mi 16–18

MOS 101

Die Geschichte des Films ist auch eine Geschichte der ästhetischen wie journalistischen Reflexion von Autoren über den Film. In dieser Übung soll thematisiert werden, wie in den skandinavischen Literaturen von 1897 bis zum Ende des Stummfilms (ca. 1930) über das neue, erfolgreiche Massenmedium reflektiert wurde. Hierzu sollen ausgewählte Texte gelesen werden, wie vor allem dänische, aber auch schwedische Schriftsteller in der Tagespresse sowie in ihren ästhetischen Schriften auf die Herausforderung des Films reagiert haben. War der Film eine Bedrohung ihrer postulierten kulturellen Hegemonie und/oder wurde er als Herausforderung verstanden? Gibt es signifikante Unterschiede in der Reflektion des Stummfilms in den verschiedenen Ländern, und wie sind diese gegebenenfalls zu erklären?

Teilnahmehinweis: Der Kurs findet seine Fortsetzung in mehreren Veranstaltungen zum skandinavischen Stummfilm im Sommersemester 2000.

Literaturhinweise: Zu Semesterbeginn wird die für den Kurs zu lesende Textauswahl in einem Aktenordner zum Fotokopieren bereitgestellt werden.


"Niemand weiß, was ein Mensch ist." Lars Gustafsson auf den Spuren des Ichs und des Universums

Stephan Muschick

GK 52 259

Do 14–16

MOS 101

Auf geradezu ideale Art und Weise eignet sich das Werk des in den USA lebenden schwedischen Autors Lars Gustafsson (geboren 1936), Studierenden der skandinavistischen Literaturwissenschaft im Grundstudium exemplarische Einblicke in die Breite des Faches zu liefern. Auf der Basis der Vielfalt seines Werkes (Lyrik, Prosa, Essays etc.) lassen sich verschiedene Zugangsweisen zu literarischen und nichtliterarischen Texten erlernen und erproben. Das Netz intertextueller Bezüge und die - stets unterhaltsame - Verarbeitung philosophischen und politischen Gedankenguts machen den Autor zu einem spannenden Objekt eines Literaturstudiums, das neben der exakten Lektüre des einzelnen Textes auch dessen Einbettung in literatursoziologische und gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge berücksichtigt.

Eine erste Recherche zu Gustafssons Gesamtwerk (durchaus als Ferienlektüre geeignet!) ist über www.libris.kb.se möglich.

Diskussion der Themen und Referatvergabe in der ersten Sitzung am 28. Oktober. Herzlich willkommen!


Deutsch-skandinavische Schnittstellen –
Politik, Gesellschaft und Literatur.
Das Beispiel skandinavischer Großstadtromane in der deutschen Kinder- und Jugendliteratur

Bernd Henningsen/ Rüdiger Steinlein

HS 52 066

Di 16–18

MOS 303

Die skandinavische KJL bildet mit zahlreichen Übersetzungen nicht nur der Bücher Astrid Lindgrens einen integralen Bestandteil der deutschsprachigen KJL. In jüngster Zeit finden v. a. die Romane von Inger Edelfeldt, Peter Pohl oder Mats Wahl mit ihren ausgeprägten Großstadtbezügen, ihrer spannenden Mischung aus sozialkritischem und psychologischem Realismus in Deutschland große Aufmerksamkeit. Sie zeigt sich v. a. in der Verleihung des renommierten Deutschen Jugendliteratur-Preises 1996 an Wahl für seinen Stockholm-Roman Winterbucht. Ähnliches gilt für Peter Pohls Jugendromane (Jan, mein Freund, Dt. JL-Preis 1990; Nennen wir ihn Anna, Auswahlliste zum Dt. JL-Preis 1992; Du fehlst mir, du fehlst mir, Dt. JL-Preis 1995). Edelfeldts hierzulande vieldiskutierter Frauenroman Kamalas Buch, 1986, spielt ebenfalls in Stockholm.

Ein weiteres interesseweckendes Thema für dieses Seminar ist die wachsende Aufmerksamkeit, die in nahezu allen geistes- und sozialwissenschaftlichen Teildisziplinen seit einiger Zeit für "die Stadt" zu beobachten ist. So soll im Rahmen dieses interdisziplinären Hauptseminars am Beispiel von kinder- bzw. jugendliterarischen Werken den Besonderheiten, v. a. der offensichtlich erfolgreichen ‚Modernität‘ des skandinavischen Großstadtdiskurses, aber auch seiner Vorgeschichte und seinen Gegenströmungen (z. B. bei Elsa Beskow oder Astrid Lindgren) im Kontext der skandinavischen/schwedischen Sozial- und Politikgeschichte nachgefragt werden.

Leistungsnachweis: Aktive Teilnahme, Referat und Hausarbeit.


Skandinavistische Literaturwissenschaft

HS 52 260

entfällt


Skandinavistische Literaturwissenschaft

CO 52 261

entfällt


Skandinavische Lyrik im Zeitalter des Barock

Thomas Mohnike

TU 52 295

Mo 14–16

MOS 104

Das A und O der Literaturwissenschaft ist natürlich die Literatur. Lesen allein macht aber noch keine Wissenschaft. Ich möchte deshalb in diesem Tutorium in die grundlegenden Methoden, Ansätze und Hilfsmittel der Literaturwissenschaft einführen. Und dies an einem wenig beachteten, aber doch sehr interessanten Beispiel: der Lyrik des Barockzeitalters.

Gerade für die Entwicklung der Lyrik war das 17. Jahrhundert in mancherlei Hinsicht entscheidend: Die "Neue Poesie" brachte Sonett und Trochäus, Alexandriner und Metapher, Emblem und all die anderen Begriffe und Inhalte nach Skandinavien, die noch weit bis ins 20. Jahrhundert die Literatur prägen sollten und wohl auch weiterhin noch prägen. Gleichzeitig wurden die Staaten und Reiche in ganz Europa neu strukturiert, man gründete Kolonien in Übersee, Druckereien werden in bis dahin unbekannten Umfang eröffnet, die ersten Zeitungen entstehen, und die Rolle der Literatur in der Gesellschaft wird neu bestimmt.

Gleichzeitig ist jedoch gerade die skandinavische Literatur dieser Epoche in weiten Bereichen noch sehr wenig erforscht. Deshalb ist sie für uns ein idealer Gegenstand um zu erlernen: Wie kommt der Literaturwissenschaftler (oder sein weibliches Pendant) an sein Material? Wie analysiert er es? Wie ordnet er es in literaturgeschichtliche Zusammenhänge? Was ist das überhaupt, ein "literaturgeschichtlicher Zusammenhang"?

Angedacht ist eine Exkursion zur Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel, die die größte Sammlung von Drucken des 17. Jahrhunderts in Deutschland beherbergt, wahrscheinlich zusammen mit der Bibliothekswissenschaft.

Erforderlich sind Grundkenntnisse in den skandinavischen Sprachen und die Bereitschaft, sich – wenn nötig – mit einem Wörterbuch durch die sprachlich nicht immer einfachen Primärtexte durchzuarbeiten. Übersetzungen bzw. Übersetzungshilfen werde ich jedoch bereitstellen. Und: Viele Skandinavier haben im 17. Jahrhundert auch auf deutsch gedichtet.

Ich werde bis Ende September einen Semesterapparat einrichten und in den Ordner einen vorläufigen Semesterplan legen.


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