Humboldt-Universität zu Berlin - Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Nordeuropa-Institut

Humboldt-Universität zu Berlin | Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät | Nordeuropa-Institut | STUDIUM | KVV | ws9900 | Nordeuropa-Institut: Lehrveranstaltungen Ältere Skandinavistik WS 1999 /2000

Ältere Skandinavistik
Lehrveranstaltungen Wintersemester 1999/2000


Überlieferungsgeschichte und Buchkultur
des skandinavischen Mittelalters

Hartmut Röhn

VL 52 232

Mi 12–14

MOS 101

Die Vorlesung wird einen Einblick in die Grundzüge der handschriftlichen Überlieferung der altnordischen Literatur geben und den westnordischen (Island, Norwegen) wie ostnordischen Bereich (Dänemark, Schweden) gleichermaßen behandeln. Sie wird über die Grundlagen und Voraussetzungen der Buchkultur (Träger, Auftraggeber, Schriftgeschichte, materielle Bedingungen etc.) ebenso orientieren wie über die regional unterschiedlichen Schwerpunkte der Überlieferung und deren wesentliche Inhalte.

Teilnahmevoraussetzungen: Die Vorlesung steht Studierenden des Grund- wie Hauptstudiums offen.

Zur Vorbereitung geeignet: Laetitia Boehm: Das mittelalterliche Erziehungs- und Bildungswesen. In: Propyläen Geschichte der Literatur, 2. Bd., S. 143–181. – Uwe Jochum: Kleine Bibliotheksgeschichte. Stuttgart 1993 (= Reclams Universalbibliothek; 8915) – Wolfgang Milde: Artikel: Bibliothek. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 2. Aufl., Band 2 (1976), S. 502–510.


Einführung in die altisländische Sprache

Hartmut Röhn

SP 52 233

Mi 14–17

MOS 103

In diesem Kurs soll die Fähigkeit zur Lektüre leichterer altisländischer Prosatexte entwickelt werden. Er wird die dazu erforderlichen grammatischen und sprachhistorischen Kenntnisse vermitteln, aber auch in die Handhabung der wichtigsten Hilfsmittel (Glossare, Wörterbücher, Grammatiken) einführen, um so die selbständige Lektüre von Texten leichten bis mittleren Schwierigkeitsgrades zu ermöglichen. Als Übungstexte lesen wir Auszüge aus leichteren Texten verschiedener Prosagattungen (s. u.).

Arbeitsgrundlagen im Kurs sind: Übungstexte (werden vervielfältigt zur Verfügung gestellt). – Hartmut Röhn: Erläuterungen zur Grammatik des Altisländischen. Berlin 41996 (Typoskriptdruck – wird zur Verfügung gestellt). – F. Ranke, D. Hofmann: Altnordisches Elementarbuch. Berlin 1967 (u. ö.) (Slg. Göschen – auch als Ausleihexemplar in der Bibliothek vorhanden).

Leistungsnachweis: Aktive Teilnahme, Abschlußklausur.

Zur Vorbereitung geeignet: Elias Wessén: Die nordischen Sprachen. Berlin 1968. – Einar Haugen: Die skandinavischen Sprachen. Eine Einführung in ihre Geschichte. Hamburg 1984. (In beiden Büchern besonders die Kapitel zum Isländischen/Altisländischen.)


Wissenschaftsgeschichte der Berliner Nordistik/Skandinavistik

Hartmut Röhn

UE 52 234

Di 10–12

MOS 104

Die Geschichte des Faches ist ein relativ wenig bearbeiteter und erforschter Bereich. Dennoch ist sie von erheblichem Interesse, weil sich vor allem im 20. Jahrhundert und besonders in Deutschland Germanenideologie und Fachwissenschaft verhängnisvoll und folgenreich verquickten. Die Folgen wirken immer noch nach: im Kanon behandelter Themen, im Methodischen, in der Forschungsliteratur des Faches. Insofern verbinden sich bei diesem Thema (fach-) geschichtliche mit aktuellen Fragestellungen in vielfältiger Weise.

Um das Arbeitsfeld pragmatisch und handhabbar einzugrenzen, soll sich die Übung zunächst mit der Geschichte des Berliner Faches befassen. Dies ist auch sachlich angemessen, weil die Berliner Fachvertreter an der Friedrich-Wilhelm-Universität (deren Nachfolgeinstitution die Humboldt-Universität ist) explizit oder implizit den Anspruch auf "Meinungsführerschaft" im Fach erhoben und ihn anscheinend, wenigstens teilweise, auch durchsetzen konnten.

Die Voraussetzungen für die Bearbeitung des Bereiches sind gut: Die Berliner Bibliotheken (darunter unsere eigene Bibliothek) dürften die bislang vorliegenden Arbeiten zur Wissenschaftsgeschichte der Skandinavistik und Germanistik einigermaßen lückenlos enthalten; im Universitätsarchiv der Humboldt-Universität und in den Berliner Dependancen des Bundesarchivs steht reichhaltiges Primärquellenmaterial zur Verfügung, das zu großen Teilen noch wenig bearbeitet ist.

Bei entsprechend erfolgreichem Verlauf der Übung ist geplant, die Arbeit an diesem vielschichtigen und weitläufigen Thema im Sommersemester 2000 in einem Hauptseminar fortzusetzen. Die Mitarbeit in dieser Übung wäre insofern eine geeignete Vorbereitung auch für die Teilnahme am Hauptseminar.

Teilnahmevoraussetzungen: Die Übung steht Studierenden des Grund- wie Hauptstudiums offen, eine gewisse Vertrautheit mit Quellenarbeit und im kritischen Umgang mit Fachliteratur ist jedoch wünschenswert.

Zur Vorbereitung geeignet: Klaus von See: Barbar, Germane, Arier. Die Suche nach der Identität der Deutschen. Heidelberg 1994 (daraus besonders die Aufsätze Nr. 1, 2, 3, 7, 8, 12). – Ders.: Die Altnordistik im Dritten Reich. In: Die Skandinavistik zwischen gestern und morgen. Bestandsaufnahme und Zukunftsperspektiven eines ‚kleinen Faches‘. Hrsg. von Bernd Henningsen und Rainer Pelka. Schleswig 1984 (= Schriftenreihe der Akademie Sankelmark, N. F., H. 59) [in veränderter Fassung mit Quellenangaben auch in: Jahrbuch für Internationale Germanistik 15,2, (1984), S. 8–38]. – Ders.: Deutsche Germanenideologie. Vom Humanismus bis zur Gegenwart. Frankfurt/M. 1970. – Hermann Engster: Germanisten und Germanen. Germanenideologie und Theoriebildung in der deutschen Germanistik und Nordistik von den Anfängen bis 1945 in exemplarischer Darstellung. Frankfurt/M. usw. 1986 (= Texte und Untersuchungen zur Germanistik und Skandinavistik; 16). – Julia Zernack: Geschichten aus Thule: Íslendingasögur in Übersetzungen deutscher Germanisten. Berlin 1994. (= Berliner Beiträge zur Skandinavistik; 3)


Lektüre altnordischer Texte: Ausgewählte Þættir

Irina Enders

UE 52 235

Mi 10–12

MOS 103

Durch gemeinsames close reading ausgewählter þættir – in sich geschlossener, kürzerer Erzählungen – soll in diesem Kurs vor allem die Lektüre norröner Prosa geübt werden. Das besondere Augenmerk wird denjenigen þættir gelten, die als >Erzählungen in Erzählungen< konzipiert oder überliefert sind. Sie weisen als charakteristisches Merkmal einen Erzählrahmen auf und beziehen einen Teil ihres Sinnpotentials aus ihrer Position als >Texte im Kontext<. Umgekehrt hat der inserierte þáttr Einfluß auf die Bedeutungsstruktur des umgebenden Textes. Die daraus entstehende intertextuelle Situation wollen wir im Vergleich verschiedener Beispielen erörtern und interpretieren.

Teilnahmevoraussetzungen: Altisländisch-Kenntnisse; Bereitschaft, längere Texte in altisländischer Sprache vorzubereiten und ein Referat zu übernehmen.

Leistungsnachweise: Regelmäßige Teilnahme, Mitarbeit, Übernahme eines Referats (mit schriftlicher Ausarbeitung).


Einführung in die volkssprachliche Literatur Islands und Norwegens im Mittelalter

Hartmut Röhn

GK 52 236

Di 16–18

MOS 101

Der Kurs wird über die Lektüre und Interpretation ausgewählter repräsentativer Texte (in Original und Übersetzungen) eine Einführung in die wichtigsten Gattungen der mittelalterlichen norwegischen und isländischen Literatur bieten und auch einen kursorischen Überblick über die Geschichte dieser Literatur vermitteln. Im Mittelpunkt wird die gemeinsame Erarbeitung eines angemessenen Textverständnisses stehen, wobei wir auch auf die Klärung und Bestimmung der wichtigsten Gattungsmerkmale, der Entstehungs- und Überlieferungsbedingungen und das historisch-soziale Umfeld der Texte eingehen.

Teilnahmevoraussetzungen bzw. –hinweise: Abschluß SP 2 sowie Kenntnisse des Altisländischen entsprechend dem Abschluß der Einführung in die altisländische Sprache.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden gebeten, die folgende Reclam-Ausgabe anzuschaffen: Die Saga von Gisli Sursson (RUB 9836).

Leistungsnachweis: Aktive Teilnahme, Referat und Hausarbeit.

Zur Vorbereitung geeignet: Die grundlegende Literatur zum Themenbereich ist – mit erläuternden Kommentaren – zu finden in: Stefan Gippert, Britta Laursen und Hartmut Röhn: Studienbibliographie zur Älteren Skandinavistik. Leverkusen 1991 (Berliner Beiträge zur Skandinavistik; 1). Eine ergänzende Literaturliste wird zu Anfang des Semesters verteilt und erläutert.


Die Barlaams ok Josaphats saga im Vergleich
mit den mittelhochdeutschen Fassungen

Anne Heinrichs

CO 52 237

Fr 10–12

n. V.

Dieser romanhaften Heiligenlegende liegt eine indische Sammlung über Buddhas Leben zugrunde. Sie wurde etwa im 6. Jh. christianisiert, bewahrte aber weitgehend das indische Kolorit. Die europäischen Fassungen basieren auf einer griechischen Übersetzung aus dem Georgischen, die im Mittelalter wiederum ins Lateinische übertragen wurde. Auf dieser Grundlage entstanden die Bearbeitungen in den europäischen Volkssprachen des Mittelalters. Wir lesen Teile aus der gut erhaltenen altnorwegischen Saga und stellen besonders die sogenannte "Religionsdisputation" in den Mittelpunkt, in der die heidnischen Religionen charakterisiert und abqualifiziert werden. Der Vergleich mit dem Epos von Rudolf von Ems Barlaam und Josaphat wird dabei besonders instruktiv sein.

Teilnahmehinweise: Die Texte werden in Kopien zur Verfügung gestellt, da die Ausgaben schwer zugänglich sind. Bei den Teilnehmern werden gute Kenntnisse des Altnordischen vorausgesetzt. Erwünscht sind Kenntnisse des Mittelhochdeutschen und besonders natürlich auch die Teilnahme von Germanisten. Eine telefonische Anmeldung unter der Nummer 8328585 wird erwartet.


Gesamtübersicht
Nordeuropa-Insitut