Humboldt-Universität zu Berlin - Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Nordeuropa-Institut

Wissenschaftliche Projekte – Jahresbericht 2005

Ikke bare laks og pølser. Nicht nur Lachs und Würstchen.
Norsk-tyske forbindelser mellom hundre år. Hundert Jahre deutsch-norwegische Begegnungen.

Die friedliche Auflösung der schwedisch-norwegischen Union im Juni 1905 war ein bedeutendes Ereignis nicht nur in der skandinavischen, sondern auch in der europäischen Geschichte — der Prozess der Bildung moderner Nationalstaaten war in Skandinavien damit abgeschlossen. Dieses 100-jährige Jubiläum der Unabhängigkeit Norwegens war Anlass, die kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Norwegen und Deutschland, zwischen Norwegern und Deutschen zu dokumentieren.

Eingebettet in eine Serie von Veranstaltungen — den weit gefächerten „deutschen Kulturtagen in Norwegen" — sollte unser Projekt vor allem ein bilaterales sein: Die Zusammenarbeit von norwegischen und deutschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, von Museumsfachleuten und von Kulturvermittlern. Bereits im Jahr 2003 hatten Prof. Dr. Bernd Henningsen, Ulrich Brömmling, M.A., und Frauke Stuhl, M.A., die Arbeit aufgenommen. Ulrich Brömmling verließ das Projekt und an seine Stelle trat Anfang 2005 Jan Hecker-Stampehl, M.A., als studentische Hilfskraft arbeitete Katharina Pohl mit, Juliane Kläring und Michael Dressel waren als Praktikanten beteiligt.

Zum einen planten wir eine modularisierte, flexible Ausstellung über die 100-jährige norwegisch-deutsche Begegnungsgeschichte, die am 25. Oktober 2005 im Norwegischen Technikmuseum in Oslo realisiert und durch Bundeskanzler Gerhard Schröder und den norwegischen Ministerpräsidenten Jens Stoltenberg eröffnet wurde. Als Wanderausstellung konzipiert, wird sie nach zwei weiteren Stationen in Norwegen (Bergen und Trondheim) ab Herbst 2006 in Berlin, Leipzig und voraussichtlich in Hamburg zu sehen sein.

Zum anderen sollte es einen Ausstellungskatalog geben, der von der Berliner Arbeitsgruppe produziert wurde: Die deutsch-norwegische Geschichte der letzten 100 Jahre war zu analysieren und die bilateralen Perspektiven der Zukunft aufzuzeigen. Der Begriff „Begegnungsgeschichte" soll dabei darauf hinweisen, dass wir nicht allein auf Politik, Wirtschaft, Gesellschaft oder Kultur abheben, sondern eine möglichst umfassende Gesamtschau darbieten wollen. Mehr als 100 norwegische und deutsche Autorinnen und Autoren, genau genommen 64 deutsche und 59 norwegische, zeichnen in 165 Beiträgen die 100 Jahre deutsch-norwegischer Begegnungen in vielen Facetten nach. Zusammen mit norwegischen und deutschen Experten, etwa den Professoren Jan Brockmann und Einhart Lorenz, wurden die Themen für das Buch gesammelt, ausgewählt und aufeinander abgestimmt. Ursprünglich als Ausstellungskatalog gedacht, ist das Buch über den Zeitraum hinweg und dank der Qualität der Beiträge zu einem umfassenden, die Ausstellung begleitenden Werk geworden, welches die traditionellen, die modernen, die altbekannten, die neuen und die unerwarteten Themen der deutsch-norwegischen Begegnungsgeschichte aufgreift —damit ist das Buch zu einem Nachschlagewerk im besten Sinne geworden. Dieses Begleitbuch erschien im Oktober 2005 und liegt in deutscher und norwegischer Sprache vor.

Damit geht wieder ein sehr spannendes Projekt am Nordeuropa-Institut zu Ende, aber wir hoffen, dass die Fährte weiter verfolgt und die Spur aufgenommen wird. Trotz der Themenfülle des Buches gibt es noch zahlreiche Leerstellen: Was wissen wir beispielsweise von den Beziehungen zwischen der DDR und Norwegen oder den gemeinsam erfahrenen Kalten Krieg?