Kola-Sáami Documentation Project (KSDP): Linguistic and ethnographic documentation of the endangered Kola-Sámi languages – Wissenschaftliche Projekte 2010
Das von Michael Rießler und Jurij Kusmenko beantragte Projekt widmete sich der linguistischen Dokumentation der bedrohten saamischen Sprachen in Russland und wurde im Rahmen des DoBeS-Rogramms (Dokumentation bedrohter Sprachen) der VolkswagenStiftung finanziert. An verschiedenen Orten auf der Kolahalbinsel wurden Sprachaufnahmen durchgeführt. Diese wurden später transkribiert und mit Übersetzungen sowie weiteren Annotationen versehen. Die Sprachdaten werden zusammen mit den Annotationen im DoBeS-Archiv in Nijmegen aufbewahrt und stehen Forschern sowie der Sprachgemeinschaft zur Verfügung. Eine ausführliche Beschreibung des Projekts ist zu finden unter:
http://saami.uni-freiburg.de/ksdp/
Das Projekt begann im September 2005. Ursprünglich auf drei Jahre angelegt, wurde die Finanzierung des Projekts durch die VolkswagenStiftung insgesamt bis Januar 2011 verlängert. Die Fördersumme betrug 360.000 Euro.
Projektleiter war Jurij Kusmenko. Die Projektarbeit wurde von Michael Rießler koordiniert, der bis August 2008 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt angestellt war und sich danach als externer Mitarbeiter mit dem Dokumentationsprojekt beschäftigte. Je für ein Jahr arbeiteten außerdem Elisabeth Scheller und Kristina Kotcheva als wissenschaftliche Mitarbeiterinnen im Projekt. Als studentische Hilfskräfte beteiligten sich zu verschiedenen Zeiten Joshua Wilbur, Evgenya Zhivotova, Elena Karvovskaya und Anja Behnke. Saamische Assistentinnen im Projekt waren Anna und Nina Afanasyva aus Murmansk sowie Nadezhda Zolotuchina, Nina Sharshina, Svetlana Danilova, Ganna Vinogradova und Aleksandra Antonova aus Lovozero.
Neben dem Spracharchiv entstanden im Laufe des Projektes eine Reihe von innovativen linguistischen Arbeiten, darunter auch die Abschlussarbeiten der studentischen MitarbeiterInnen zur Silbenstruktur im Kildinsaamischen von Joshua Wilbur (M.A., Universität Leipzig, 2007), zur Nominalphrasenstruktur im Tersaamischen von Anja Behnke (M.A., Humboldt-Universität zu Berlin, 2010), zu Fokuspartikeln im Kildin- und Tersaamischen von Elena Karvovskaya (B.Sc., Universität Potsdam, 2010) sowie zur Verbflektion im Tersaamischen von Evgenya Zhivotova (M.A., Universität Leipzig, 2010). Die Liste aller Projektpublikationen findet sich hier:
http://saami.uni-freiburg.de/ksdp/EN/publications.html
Im Rahmen der Projektarbeit entstand die am Nordeuropa-Institut gemeinsam von Michael Rießler und Elisabeth Scheller herausgegebene Schriftserie Kleine saamische Schriften. Die ProjektmitarbeiterInnen beteiligten sich regelmäßig an Workshops und Konferenzen und sind in thematisch verwandten Netzwerken aktiv, z.B. poga – The Language Survival Network (www2.hu-berlin.de/poga/) und Saami Documentation and Revitalization Network (http://saamidocnet.uit.no/). Michael Rießler war auch Hauptorganisator und Mitantragsteller (mit Jurij Kusmenko und anderen) der von der Universität Kiel vom 1.–12. März 2010 in Bodø/Norwegen veranstalteten DoBeS Winterschool in Saami Language Documentation and Revitalization (http://www.linguistik.uni-kiel.de/sldr/).
Weitere (indirekte) Ergebnisse der Projektarbeit sind die erfolgreiche Beantragung und Durchführung eines verwandten Dokumentationsprojektes am Nordeuropa-Institut durch den ehemaligen studentischen Mitarbeiter Joshua Wilbur (siehe unten) und der Beginn einer praktischen Sprachrevitalisierung in einem durch Elisabeth Scheller, Nina Sharshina und anderen ehemaligen saamischen Projektmitarbeiterinnen in Lovozero geleiteten Sprachzentrum.
Auch wenn die Projektförderung ausgelaufen ist, wird die saamische Sprachdokumentation und linguistische Forschung durch Michael Rießler fortgesetzt. Dabei hat sich eine enge Kooperation zwischen KSDP, dem Zentrum für saamische Sprachtechnologie an der Universität Tromsø (Giellatekno) und dem von Joshua Wilbur am Nordeuropa-Institut durchgeführten Pite Saami Documentation Projekt ergeben.