Humboldt-Universität zu Berlin - Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Nordeuropa-Institut

Konferenzen

Geschichte der Nordeuropa-Forschung im deutschen Sprachraum (Workshop, 1.–3. Juli)

Seit Jahrhunderten beschäftigen sich deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit dem Norden. Zu einer Disziplin wurde die Nordische Philologie (Nordistik/Skandinavistik) im Laufe des 19. und vor allem des 20. Jahrhunderts. Mit der Institutionalisierung der Nordistik, Finnlandkunde und weiterer verwandter Fächer im 20. Jahrhundert begann die Nordeuropa-Forschung, sich zu diversifizieren und war einer Reihe politischer Herausforderungen ausgesetzt. Debatten wie die Auseinandersetzung mit der Landeskunde führten zu einer Erweiterung des Fachs.

Eine Reihe von Untersuchungen zu einzelnen Personen, Instituten und Teilaspekten liegt vor, doch wiederholt sind zahlreiche Desiderate auf dem Gebiet der Fachgeschichte der deutschsprachigen Forschung und Lehre über Nordeuropa bemängelt worden. Mit diesem Workshop, zu dem Ralph Tuchtenhagen und Jan Hecker-Stampehl vom Nordeuropa-Institut eingeladen hatten, wurde ein erster Versuch unternommen, die Aufarbeitung der Fachgeschichte der »Nordeuropa-Forschung« voranzubringen. Im Workshop wurde vor allem auf Schlaglichter disziplinärer Entwicklungen und auf die Geschichte einzelner Skandinavistik- und Fennistik-/Finnougristik-Institute im deutschsprachigen Raum eingegangen. Der Workshop diente ferner als Ausgangspunkt für die Erarbeitung eines Handbuchs der Geschichte der deutschsprachigen Nordeuropa-Forschung, das 2013 im Druck erscheinen soll. Auf dem Workshop wurde zu folgenden Themen gesprochen:

  • Zur Geschichte der skandinavischen Forschungen an der Universität Breslau 1811–1945 (Józef Jarosz, Wroclaw)
  • Nordistik im Kaiserreich: Auswertung des Briefwechsels Gustav Cederschiöld (Lund und Göteborg) an Hugo Gering (Kiel) (Birgit Hoffmann, Hans Fix-Bonner, Greifwald)
  • Popularisierung nordischer Mythologie um 1900: Zur Rolle von populärem Wissen in der Wissenschaftsgeschichte (Jennifer Baden, Zürich)
  • Zur Geschichte der Schwedisch-Lektorate an deutschen Hochschulen (Andreas Åkerlund, Uppsala)
  • Nordistik zwischen 1919 und 1945 in Deutschland (insbesondere zum Dritten Reich) und einige Anmerkungen zur Fach- und Wissensgeschichte des »Nordens« (Sønke Myrda, Berlin)
  • Skandinavistik transnational? Frédéric-Guillaume/Friedrich-Wilhelm Bergmann und die (Un-)Möglichkeit einer vergleichenden Philologie außerhalb des nationalen Paradigmas (Thomas Mohnike, Strasbourg)
  • Der Norden in der Gelehrtenwelt der deutschen Romantik (Alexander Muschik, Großhansdorf)
  • Das Nordische Institut in Greifswald 1918–1945 (Marco Nase, Bonn)
  • Zur Geschichte der Kölner Skandinavistik (Lea Baumgarten, Köln)
  • Entwicklungslinien der Nordistik an der Humboldt-Universität zu Berlin in der DDR-Zeit und der Nachwendezeit (Jan Hecker-Stampehl, Berlin)
  • Der Umbruch in der Greifswalder Skandinavistik nach der »Wende« (Carola Häntsch, Greifswald)
  • Zur Geschichte der österreichischen Skandinavistik (Matthias Langheiter-Tutschek, Berlin/Graz)
  • Skandinavistik in der Schweiz – eine Skizze (Simone Ochsner, Basel)
  • Geschichte der Göttinger Skandinavistik (besonders zu Wolfgang Lange) (Frederik Moche, Göttingen)
  • Die Anfänge der wissenschaftlichen Fennistik an der Universität Dorpat im 19. Jahrhundert (Ralph Tuchtenhagen, Berlin)
  • Forschungstraditionen der deutschsprachigen Fennistik im Spiegel ihrer Qualifikationsarbeiten (Marko Pantermöller, Greifswald)
  • Deutsch-finnische sprachwissenschaftliche Forschung in Deutschland und Finnland: Geht traditionellen Forschungsrichtungen die Puste aus? (Michael Szurawitzki, Siegen)
  • Das Finnisch-Ugrische Seminar in Hamburg und sein Leiter Wolfgang Veenker (Ralf Müller, Hamburg)
  • Geburt, Leben, Agonie und Tod der Fennistik und Finnougristik in Berlin. Ein Nachruf (Szilárd Tóth, Tallinn)
  • Die deutsche staatsrechtliche Forschung zum Verhältnis zwischen Finnland und Russland in der Autonomiezeit (Vesa Vares, Turku)
  • Zur Geschichte der deutsch-finnischen Historikerseminare (Seppo Hentilä, Helsinki/Dörte Putensen, Rostock)
  • »Politische« Hansehistoriographie – Deutschland nach 1955 (Elisabeth Reich, Göttingen)

 

The Public Sphere after July 22: Freedom of Expression in the Age of online Politics (Internationales Symposium, 5. Dezember)

Die politische Öffentlichkeit ist online. Durch interaktive Information und dezentralisierte Kommunikation ist die Position politischer Eliten herausgefordert, in Demokratien ebenso wie in Diktaturen. Doch sind die Erfahrungen der Länder, die bezüglich der Internetauslastung weltweit führend sind, nicht nur positiv. In den nordischen Ländern, den Niederlanden und den USA ist ein Erstarken rechtspopulistischer Strömungen zu beobachten, und nun dieser schreckliche terroristische Akt, verübt von einem norwegischen Aktivisten des »dunklen Webs« des »Gegen-Djihads«. Was sind die Potentiale und Nachteile, Verheißungen und Gefahren, die der fortschreitende Wandel von Demokratien zu digitalen Plattformen mit sich bringt?

Mit dieser Frage befasste sich eine internationale Konferenz, die am 5. Dezember im Auditorium der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität stattfand. Sie wurde von Kjetil Jakobsen (Henrik-Steffens-Professor am Nordeuropa-Institut) in Kooperation mit der norwegischen Stiftung »Fritt ord« organisiert und durch die Königlich-Norwegische Botschaft in Berlin unterstützt.
Es referierten und diskutierten:

  • Peter R. Neumann (International Centre for the Study of Radicalization and Political Violence, Kings College London)
  • Joseba Zulaika (Center for Basque studies, University of Nevada)
  • Jostein Gripsrud (Institutt for informasjons- og medievitenskap, Universitetet i Bergen)
  • Hartmut Wessler (Universität Mannheim)
  • Bernd Henningsen (Nordeuropa-Institut)
  • Kjetil Jakobsen (Nordeuropa-Institut)
  • Torkel Brekke (Universitetet i Oslo)
  • Stefanie von Schnurbein (Nordeuropa-Institut)

Das komplette Programm ist zu finden unter: http://www.ni.hu-berlin.de/aktuelles/termine/tagung-5-12.11