Humboldt-Universität zu Berlin - Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Nordeuropa-Institut

Exkursion 2014

Die deutsch-dänische Grenzregion zwischen Konflikt und Kooperation
(23.–28. Juni 2014)

2014 jährte sich der Preußisch-Österreichisch-Dänische Krieg von 1864 zum 150. Mal. Dies gab den Anlass, sich mit der Geschichte der deutsch-dänischen Beziehungen eingehender zu beschäftigen und das Spannungsfeld zwischen Konflikt und Kooperation auszuloten. Dabei wurde die Geschichte der deutsch-dänischen Grenzregion im weiteren historischen Kontext bearbeitet. Welche Rolle spielte die Region in der Wikinger- und später der Hansezeit? Wie kamen Schleswig und Holstein unter die Herrschaft der dänischen Könige und welche Stellung nahmen sie im dänischen Staatsgefüge im Laufe der Zeit ein? Wie entstand der Konflikt um die Region, der in den beiden Kriegen von 1848–1851 und 1864 kulminierte? Welche Folgen hatte das Trauma von 1864 für die dänisch-deutschen Beziehungen im 20. Jahrhundert? Und wie kam es trotz weiter anhaltender Spannung zur vielfach als vorbildhaft gepriesenen Kooperation in der Region? Auf der Exkursion wurden zentrale Erinnerungsorte in der deutsch-dänischen Grenzregion besichtigt, Institutionen der deutschen und dänischen Minderheiten beiderseits der Grenze besucht und Experten wie Aktivisten der deutsch-dänischen Kooperation getroffen.

Die Exkursion dauerte vom 23. bis 28. Juni 2014 und wurde mit drei Autos im Besitz der Humboldt-Universität durchgeführt (leider erwiesen sich zwei davon als kaum fahrbereit). Wir hatten uns im Umwelthaus Maasholm in Angeln, unweit der Ostsee, einquartiert, hatten ein Haus für uns allein und konnten uns in der großzügigen Küche hervorragend selbst verpflegen – mit ständig wechselnden Kochteams und unterschiedlichem, aber immer leckerem Essen – von Tacos bis Gemüseauflauf.

Das Arbeitsprogramm begann am Dienstag im Haithabu-Museum. Es schlossen sich Vorträge der Direktoren des Instituts für Schleswig-holsteinische Zeit- und Regionalgeschichte (Robert Bohn/Uwe Danker). Die historische Altstadt Schleswigs inklusive Dom wurde auf einem Spaziergang erkundet.

Am 25.6. stand der deutsch-dänische Grenzraum auch geographisch im Mittelpunkt. Auf Sønderborgs slott führte uns Inge Adriansen ein in die Sonderausstellung Mennesker i krigen – 1864. Am Nachmittag hielt Steen Bo Frandsen einen Vortrag an der Syddansk universitet zum Thema der öffentlichen Erinnerung an 1864 in Dänemark. Abgeschlossen wurde dieser Teil mit einem Rundgang durch das Historiecenter Dybbøl Banke und einem Rundgang über die Schanzen – bei herrlichem Sommerwetter.

Am 26.6. blieben wir in Flensburg und der näheren Umgebung. Der Bürgermeister der kreisfreien Stadt, Simon Faber vom SSW, empfing uns und stand für eine Diskussion über die politischen Entwicklungen im Grenzraum zur Verfügung. Frank Lubowitz vom Archiv der nordschleswigschen Volksgruppe traf uns im Rathaus und führte uns zum und über den Alten Friedhof (in diesem Fall im Nieselregen) und stellte dort vor Ort die Geschichte des Idstedt-Löwen dar. Anschließend begleitete er uns zum Akademiezentrum Sankelmark, wo uns Christian Pletzing über die Bildungsarbeit im Grenzraum informierte.

An diesem Abend wurde gegrillt – und in Maasholm das WM-Spiel USA gegen Deutschland gesehen.

Am Freitag beschlossen wir unser Programm mit der Fahrt in eines der Zentren Nordschleswigs, wir waren in Apenrade bei Frank Lubowitz in der Historischen Forschungsstelle und dem Archiv der deutschen Volksgruppe, anschließend in der Redaktion der Zeitung Der Nordschleswiger. Den Abschluss bildete an diesem Tag ein Besuch in der Højskolen Østersøen bei Matthias Langheiter-Tutschek u.a. Wir beschlossen den Teil mit einem Abschiedsessen dort.

Die Rückfahrt am Sonnabend nutzten wir zu einem sehr anregenden Besuch der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek in Kiel. Jens Ahlers und Maike Manske berichteten ausführlich über den Bestand der Bibliothek zu unserem Forschungsthema, führten durch die Ausstellung und erlaubten uns einen Blick in das Archiv. Ein runder Abschluss!

Die Rückfahrt bei starkem Regen entwickelte sich aufgrund des fragwürdigen technischen Zustands zumindest eines Autos als recht abenteuerlich. Aber alle kamen nach dieser sehr intensiven, ergebnisreichern Exkursion wohlbehalten wieder zu Hause an.