Humboldt-Universität zu Berlin - Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Nordeuropa-Institut

 

18. Arbeitstagung der deutschsprachigen Skandinavistik (ATDS)
am Nordeuropa-Institut
18.-21. September 2007

 
           
 
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Arbeitskreise
Stand: 1.3.2007

AK 8 Sprachkontakt und Sprachwandel in Nordeuropa

Michael Rießler/Ludger Zeevaert (Berlin/Hamburg)

Kontakt:
zeevaert@uni-hamburg.de

Schwerpunkt des Arbeitskreises ist der Kontakt zwischen Sprechern unterschiedlicher Sprachen in Nordeuropa und der damit verbundene sprachliche Wandel.

Sprachkontaktforschung hat in der deutschsprachigen Skandinavistik eine lange Tradition. Durch neue, interessante Forschungsansätze hat diese Forschungsrichtung bis heute nichts an ihrer Aktualität eingebüßt.
Im Fokus der deutschsprachigen Skandinavistik steht traditionell der Kontakt zwischen den skandinavischen Sprachen und dem Mittelniederdeutschen bzw. dem Hochdeutschen zwischen dem 13. und dem 17. Jahrhundert und hier insbesondere die Lehnwortforschung. Neuere For-schungen zum samisch-skandinavischen zum römisch-nordgermanischen Kontakt geben aber Anlass zu der Auffassung, dass kontaktinduzierter Sprachwandel in Skandinavien nicht nur eine Episode darstellt, sondern dass die Geschichte der nordeuropäischen Sprachen von Beginn an als eine Geschichte des sprachlichen und kulturellen Kontakts beschrieben werden muss.

Diese Entwicklung setzt sich bis in die Gegenwart fort und beschränkt sich keineswegs auf das skandinavische Festland. Die sprachlichen und kulturellen Auswirkungen der Globalisierung zeigen sich auch in den in-selnordischen Sprachen in den letzten Jahren immer deutlicher, gleichzeitig scheinen hier die Einflussmöglichkeiten von Politik und Bildungsinstitutionen durch die rasante Ausbreitung des Internets, das einen nahezu grenzenlosen Zugang zum weltweiten Informations- und Unterhal-tungsangebot ermöglicht, immer mehr zu schwinden, so dass auch auf den Färöern und auf Island der kulturelle Einfluss von außen nicht ohne Einfluss auf die Sprache bleiben wird.

Ein weiterer Faktor, der die skandinavische Sprachenlandschaft nachhaltig beeinflussen dürfte, ist die Integration einer großen Anzahl von Menschen mit nicht-skandinavischem Hintergrund in die skandinavischen Gesellschaften. Hier gibt es Anlass zu der Annahme, dass selbst in der dritten Migrantengeneration das Resultat nicht unbedingt eine völlige sprachliche Assimilation ist, sondern dass sich vor allem in den Randgebieten der Großstädte neue, kontaktbasierte Varietäten des Dänischen, Norwegischen und Schwedischen herausbilden, die ihrerseits wiederum Einfluss auf die Standardsprachen nehmen.

Ein weiteres interessantes, aber in der skandinavistischen Sprachwissenschaft bisher kaum in Betracht gezogenes Gebiet stellen die Kontakte zwischen den nordgermanischen und den finnougrischen Sprachen dar. Dieses Feld wurde traditionell der Finnougristik überlassen, deren Interesse hierbei vor allem den lexikalischen Entlehnungen aus den germanischen Sprachen ins Finnische oder Saamische gewidmet ist. Die Typologie von kontaktinduziertem Sprachwandel zeigt aber, dass sich in einer durch sprachliche Assimilierung und Sprachwechsel geprägten Kontaktsituation beide Kontaktsprachen gegenseitig beeinflussen können.

Wir laden interessierte Forscher und Forscherinnen dazu ein Fallstudien aktueller oder historischer Sprachkontaktsituationen sowie theoretische Arbeiten zu Mechanismen und zur Typologie von kontaktinduziertem Wandel in Nordeuropa vorzustellen.

Die Organisatoren des Arbeitskreises planen die Herausgabe eines thematischen Sammelbandes zu kontaktinduziertem Sprachwandel in Nord-europa. Um eine relativ zeitnahe Publikation zu gewährleisten, sollten die fertigen Beiträge bereits vor Beginn der Konferenz zur Begutachtung vorliegen. Um die Ergebnisse der Diskussion in die endgültigen Fassungen der Beiträge einfließen zu lassen, sind kleinere Änderungen an der endgültigen Fassung aber auch nach der Tagung möglich.

Vortragssprachen sind Deutsch, Englisch und die festlandskandinavischen Sprachen.

OBS: Neben diesem thematischen Arbeitskreis wird auf der 18. ATDS auch ein thematisch nicht weiter spezifizierten Arbeitskreis zur skandinavistischen Sprachwissenschaft stattfinden. Die beiden sprachwissenschaftlichen Arbeitskreise werden zeitlich aufeinander abgestimmt, so dass allen Interessierten die Teilnahme an beiden Arbeitskreisen möglich ist.

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