Humboldt-Universität zu Berlin - Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Nordeuropa-Institut

forum NORDEUROPA SoSe 2008

Mit forum NORDEUROPA will das Nordeuropa-Institut der Humboldt-Universität zu Berlin ausgewählte Vorträge über die Universität hinaus einem größeren Publikum zugänglich machen.

Im politischen und kulturellen Diskurs Europas, nicht zuletzt Deutschlands, gilt der Norden häufig als Modell und Vorbild. Dennoch stehen der Norden und Europa sowohl in der Forschung als auch in der öffentlichen Diskussion häufig isoliert nebeneinander; Forschung im und über den Norden findet oft ohne Einbeziehung der europäischen Perspektive statt, umgekehrt fehlt vielfach das Bewusstsein dafür, dass die nördlichen Perspekti-ven sehr wohl etwas zu europäischen Fragen und Problemlösungen beitragen können.

Im Norden wird inzwischen zunehmend nach den Verbindungen und Verflechtungen der Region mit dem übrigen Teil des Kontinentes gefragt. Man spricht über den Norden in Europa statt über den Norden und Europa. Damit einher geht ein neues Verständnis der Region. Neben dem klassischen Nordeuropa mit Island, Dänemark, Norwegen, Schweden und Finnland ist zunehmend eine Erweiterung des Raumkonzeptes zu beobachten, das die Perspektive nach Osten eröffnet und die Ostseeregion einbezieht. Diesen Forschungsstrategien hat sich auch seit längerem das Nordeuropa-Institut geöffnet.

Mit der Vortragsreihe forum NORDEUROPA sollen die Verbindung zwischen dem Norden und Europa hergestellt und solche Themen einer interessierten Öffentlichkeit zu-gänglich gemacht werden, die für das gesamte Europa von Bedeutung sein können. forum NORDEUROPA ist als Plattform für die Präsentation von aktuellen nordeuropäischen Fragen gedacht, wobei die Betonung auf europäisch liegt. Die nördlichen Dimensionen, die die Vortragenden in ihren Beiträgen aufzeigen, sollen gleichzeitig europäische Perspektiven eröffnen. Die Themen decken die ganze Bandbreite aktueller kulturwissenschaftlicher Fragestellungen ab.

Prof. Dr. Bernd Henningsen
Institutsdirektor

Die Veranstaltungen finden am Nordeuropa-Institut, Hegelplatz 2, 10117 Berlin statt.
Beginn: 18.15 Uhr
Es besteht die Möglichkeit, sich in den E-Mail-Verteiler des forum NORDEUROPA eintragen zu lassen.
 

 

Fr
18.
Apr.
2008

Democratic Institutions in Decline?

Prof. Dr. Torbjörn Bergman

Universität Umeå

 

Di
22.
Apr.
2008

Der norwegische Protestantismus im europäischen Vergleich

Prof. Dr. Tarald Rasmussen

Universität Oslo

Ziel der Vorlesung ist es, die komparative Eigenart des norwegischen Protestantismus skizzenhaft darzulegen. Das norwegische Luthertum ist seit der Reformation eng mit dem dänischen Luthertum verbunden. Dänemark-Norwegen gehörten zu den streng lutherischen Gebieten Europas, wo die "zweite Reformation" schnell zurückgewiesen wurde. Das norwegische Luthertum unterscheidet sich aber gleichzeitig in mehrfacher Hinsicht markant von dem Dänischen. Besonders wichtig ist dabei die unterschiedliche Beziehung zwischen Protestantismus und Nation (Eigenherrschaft) in den zwei Ländern: Während Luthertum und Nation in Dänemark seit der Reformation eng mit einander verknüpft waren, ergibt sich für Norwegen hier ein ganz anderes Bild. Das ist nicht nur zur Zeit der Reformation, sondern auch im 19. Jahrhundert deutlich der Fall.

Di
29.
Apr.
2008

The Tenacity of Identity Politics in Norway: From Unabashed Lutheran Monopoly to Post-Lutheran Hegemony Light?

Prof. Dr. Tore Lindholm

Universität Oslo

Norway´s Lutheran State Church, a central part of Norwegian national identity, is being challenged. A question at present publicly debated, is this: Once various constitutional provisions pertaining to the Church of Norway are removed or diluted, should Norway’s constitution of 17th May 1814 be augmented to enounce a value foundation of the Norwegian state in terms of Norway’s “Christian and humanist tradition”?
Similar public controversies arise from a forthcoming revision of the Christian object clause (“kristne formålsparagraf”) in the laws regulating Norway’s system of mandatory public education, and from a Judgment of the European Court of Human Rights which in effect instructed Norway to revise its mandatory religious education subject “Kristendoms-, religions- og livssynskunnskap.”
Public controversies in all three fields are far from new. What is peculiar for the situation as of Spring 2008 is that on each of these three issues constitutional and legislative resolutions are pending, simultaneously. Lindholm will show how the issues, each in its way, all interrelate as stuck in the mire of Lutheran-State-Church-rooted identity politics. He will also ask why Lutheran identity still matters: what is the force of tradition, even when in ruins?

Vortrag im PDF-Format

Di
6.
Mai
2008

Ideologische Kontroversen in der norwegischen Sprachentwicklung seit 1800

Prof. Dr. John Ole Askedal

Universität Oslo

Mitte des 16. Jh. war die alte norwegische Schriftsprache praktisch ausgestorben und wurde infolge der lutherischen Reformation und der Provinzialisierung Norwegens innerhalb der Union mit Dänemark durch das geschriebene Dänisch abgelöst. Die gesprochene norwegische Volkssprache spaltete sich in zahlreiche Dialekte auf. Nach der Auflösung der Reichsunion mit Dänemark 1814 wurde der Wunsch nach einer eigenständigen norwegischen Schriftsprache laut, auch wenn zunächst am eingebürgerten geschriebenen Dänisch festgehalten wurde. Als mögliche Strategien für das Schaffen einer einheimischen norwegischen Schriftsprache kamen ein kreativer Rückgriff auf das Altnorwegische (P.A. Munch), die Aufnahme spezifisch norwegischer Sprachelemente und -muster in die dänische Schriftsprache (Knud Knudsen) und die Verschriftlichung gesprochener norwegischer Volkssprache (Ivar Aasen) in die Diskussion. Die letztere Strategie wurde zunächst um die Mitte des 19. Jh. von Ivar Aasen erfolgreich verwirklicht, das von ihm geschaffene „Landsmål“ – heute „Nynorsk“ bzw. „Neunorwegisch“ – vermochte sich aber nicht als Landessprache durchzusetzen.
Das 20. Jahrhundert stand im Zeichen offizieller Sprachplanungsinitiativen und Sprachreformen (1907, 1917, 1938, 1959), denen zwei übergeordnete Zielsetzungen zugrunde lagen: zum einen die Umgestaltung der ursprünglich dänischen Schriftsprache – ab ca. 1900 Riksmål, ab 1929 „Bokmål“ genannt – durch die zunehmende Inkorporierung von Zügen verschiedener Varietäten des gesprochenen Norwegisch sowie zum anderen die Amalgamierung des Nynorsk und des Bokmål zu einer norwegischen Gemeinsprache – „Samnorsk“. Die „Samnorsk“-Bestrebungen stießen auf erheblichen Widerstand in der Bevölkerung und wurden 1981 zum Teil rückgängig gemacht; 2005 wurde die Amalgamierungspolitik vom norwegischen Storting endgültig aufgegeben.
Im Vortrag werden die Hauptzüge dieser Entwicklung vorgestellt. Es werden verschiedene praktische Auswirkungen der offiziellen Sprachpolitik anhand von ausgewählten Beispielen aufgezeigt und die gegenwärtige Lage der beiden offiziellen Varietäten Bokmål und Nynorsk unter Bezugnahme auf die neuesten Entwicklungen zur Diskussion gestellt.
Abschließend werden ausgehend vom Begriff ‚kulturelle Alteritätsdimension‘ die verschiedenen ideologischen Perspektiven und Standpunkte zusammengefasst, die den fast zwei Jahrhunderte andauernden nationalsprachlichen Diskurs in Norwegen zunächst hervorgerufen, dann immer wieder neu belebt haben und heute noch beleben.

Di
6.
Mai
2008

Die Berliner Republik

Dr. Carl Tham

Botschafter des Königreiches Schweden in Berlin, a.D.

Carl Tham ist eine prominente Person schwedischer Politik und Kultur und gehörte als Minister verschiedenen früheren Regierungen an. Von 2002 bis 2006 war er schwedischer Botschafter in Deutschland. Seine Erfahrungen und Eindrücke der Berliner Republik hat er nach seiner Rückkehr aus Deutschland in Buchform zusammengefasst. Das Buch Berliner Republik: enad, splittrad, europeisk liegt in schwedischer Sprache vor und ist eine Skizze zukünftiger Herausforderungen deutscher Politik auf und der möglichen Folgen für Schweden und Europa.
Carl Thams Vortrag bietet dem deutschsprachigen Publikum eine Gelegenheit, dieses, sein Deutschlandbild kennen zu lernen.

Di
20.
Mai
2008

Continental Comparisons: The EU & the US

Prof. Dr. Ulf Lindström

Åbo Akademi, Universität Tromsø

The first European union was founded in America in 1787; the second European union was founded by America, by the European Recovery Act of 1948 (commonly known as the Marshall Plan). Finally, the Europeans pulled their act together in Rome in 1957. Why is it that American thinking has so much infuence on Europe; while institutional infuence is quite limited? What can we (Europeans) expect from extrapolating American development onto the European scene? What, if anything, is attractive and what is to be avoided?

Di
22.
Mai
2008

Estonia and Europe, 1923-1934.Regional approaches for European unification

Pauli Heikkilä

Historiker an der Universität Turku und derzeit Stipendiat am Institut für europäische Geschichte Mainz

The first World War resulted in both numerous independent states and intensified the plans for European unification. This presentation deals with the Estonian discussion on the unification during the inter-war period as a national question: finding the Estonian place in Europe. The reasons to oppose or promote the unification can be divided into diplomatic, economic and cultural dimensions. The latter was emphasised more in Estonia than anywhere else. Accordingly, the promoters (such as Kaarel Robert Pusta and Jaan Tõnisson) cherished the idea of European solidarity as the ultimate reason for unification. The opponents (for example Harald Tammer) considered national identities too weak – at least for the moment – to engage into unification. Additionally, the discussion had a strong regional aspect: the practical cooperation among the Baltic states was either presented as a model for the rest of Europe or it showed the futility of international unification.

Di
10.
Jun.
2008

Sicherheitsstrategie der USA für den Ostseeraum und Missile Defense (Polen)

Karsten Voigt

Koordinator für die deutsch-amerikanische Zusammenarbeit im Auswärtigen Amt

Ostseegespräch der Forschungsgruppe Nordeuropäische Politik (FOR:N)

Der Streit um das geplante amerikanische Raketenabwehrsystem zeigt, dass die Ostseeregion für die USA wieder in das politische Bewusstsein rückt. Das Verhältnis zu Russland, welches bisher große Vorbehalte gegen das Raketenschutzschild geäußert hat, ist angespannt. Darüber hinaus bleibt aber auch die Frage nach der Bedeutung für die gesamte Ostseeregion. Welche Gesamtstrategie verfolgen die USA im Hinblick auf den Ostseeraum? Damit zusammen hängt die Frage nach der Wahrnehmung dieser Region in den USA. Steht die erfolgreiche Einbindung Russlands im Vordergrund oder welche anderen Ziele verfolgen die USA im Ostseeraum? Und wie wird der Streit um die geplant Ostseepipeline auf amerikanischer Seite wahrgenommen? Diese und weitere Fragen sollen in einer offenen Diskussion mit Karsten Voigt erörtert werden.

Karsten Voigt ist seit 1999 Koordinator für Koordinator für die deutsch-amerikanische Zusammenarbeit im Auswärtigen Amt. Er hat Skandinavistik, Geschichte und Germanistik in Kopenhagen, Hamburg und Frankfurt studiert. Herr Voigt war von 1976-1998 Mitglied des deutschen Bundestages und 1983-1998 außenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion.

Di
14.
Jun.
2008

Die 8. Lange Nacht der Wissenschaft

 
 

Nordische Entdeckertour am Hegelplatz

Gleich hinter dem Hauptgebäude lädt das Nordeuropa-Institut ein, Sprachen, Kultur und Geschichte Skandinaviens kennenzulernen. Es gibt Schnupperkurse in Schwedisch, Finnisch, Isländisch und Samisch, Ausstellungen, Hörspielkino und vieles mehr. Auf der Wiese vor dem Haus wird rund um einen Mittsommerbaum ein buntes Familienprogramm geboten. Kinder werden Forscher und Pippi Langstrumpf kürt sie zu Junior-Professoren. Eine Verschnaufpause gibt es in der Astrid-Lindgren-Hütte mit Geschichten aus dem Lügenkoffer.

Wissensinsel der Sinne Geisteswissenschaften setzen ihre Kompetenzen ein, um Forschungsergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit zu vermitteln. Schauen Sie den Feldforschern über die Schulter, hören Sie die Stimmen der Vergangenheit, schmecken Sie das Wasser der Ostsee.
bis 23.00 Uhr, Foyer

Du nicht! Wir schon! – Über das Dabei-, Mitgemeint- und Anderssein in Skandinavien und Europa Finden Sie heraus, warum in Skandinavien die Lehrerinnen abgeschafft wurden und warum es problematisch sein könnte, eine Satellitenschüssel zu kaufen. Testen Sie, ob Sie schon morgen die dänische StaatsbürgerInnenschaft beantragen können.
bis 23.00 Uhr, Foyer

Pippi will Professor werden! Ihr auch? Pippi Langstrumpf kann sich nicht entscheiden, ob sie lieber Seeräuber oder eine feine Dame werden will. Oder ist eine Junior-Professur etwas für sie? Löst verschiedene Aufgaben und Ihr findet es heraus. Auf der Wiese vor dem Haus wird rund um einen Mittsommerbaum ein buntes Familienprogramm geboten.
bis 23.00 Uhr, Foyer und Hegelplatz

Finnisch, Schwedisch, Isländisch und Kildin-Saamisch in 20 Minuten Góðan daginn! Sie möchten wissen, wie man köttbullar oder smörgåsbord richtig ausspricht und endlich den IKEA-Katalog verstehen? Wir bringen es Ihnen bei!
MITMACHKURSE: bis 23.00 Uhr rotierend alle 30 Min., Foyer

Weitere Informationen finden Sie hier!

Di
1.
Jul.
2008

A Norwegian´s Rediscovery of the German Economic Tradition from the Thirty Years War to the Twentieth Century

Prof. Dr. Erik Reinert

Technische Universität Tallinn, Norwegisches Institut für strategische Studien (NORISS), Oslo

Der Wirtschaftswissenschaftler, Publizist und ehemalige Unternehmer Erik Reinert hat in den letzten Jahrzehnten an der Rehabilitation einer Tradition des ökonomischen Denkens gearbeitet, die, ihm zufolge, in der Renaissance den entscheidenden Ausgangspunkt hatte – im Begriff des wissenssuchenden, unternehmerischen und produktiv-innovatorischen Individuums, das sich gleichwohl für das Gemeinwohl und den Staat einsetzt. Seine Arbeit an dem von ihm getauften „Other Canon“ ist gegen neoklassische Theorie gerichtet und politisch gegen den Neoliberalismus und die Politik der Weltbank. Seine Polemik ist zum Teil auf harte Kritik gestoßen, auch von Forschern, die sich mit dem skandinavischen Sozialstaatsmodell identifizieren. Sein Buch How Rich Countries Got Rich and Why Poor Countries Stay Poor (2007), hat aber auch viel Lob geerntet und befand sich 2007 auf Bill Clintons Nachttisch. Er und seine Mitarbeiter haben in einer Reihe von Arbeiten insbesondere zur deutschen Tradition – zentrale Namen sind Leibniz, List, Roscher, Schmoller und die Historische Schule, Nietzsche, Sombart und Schumpeter – eine interessante Rekonstruktionsarbeit, auch in publizistisch-kritischer Sicht, begonnen. Davon, und von seinem Engagement, wird er berichten.

Di
2.
Jul.
2008

Reflections on the Conceptual History of 'Europe'

Prof. Dr. Mats Lindberg

Universität Örebro