Humboldt-Universität zu Berlin - Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Nordeuropa-Institut

Religion und Modernität in den skandinavischen Literaturen von 1850 bis in die Gegenwart

22.–23.2.2024
Humboldt-Universität zu Berlin, Nordeuropa-Institut

Organisation:
Prof. Anna Bohlin (Universitetet i Bergen)
Dr. Dörte Linke (Humboldt-Universität zu Berlin)

Zwischen 1850 und der Gegenwart entwickeln sich die Länder Nordeuropas, die lange Zeit in hohem Maße von den evangelisch-lutherischen Staatskirchen geprägt waren, zu einigen der säkularisiertesten Länder der Welt. Gleichzeitig lässt sich allerdings beobachten, dass das Christentum in literarischen Texten weiterhin sehr produktiv wird. Zeiten des Umbruchs, wie der Übergang in die Moderne, und der Krisen, beispielsweise die beiden Weltkriege und auch die aktuelle Klimakrise, führen in der Literatur zu einer intensiven Auseinandersetzung mit und Aktualisierung von Religion, innerhalb der diese nicht nur kritisch befragt, sondern auch literarische Neuentwürfe von Religion vorgelegt werden. Dieser Zusammenhang von Christentum und Modernität wurde in der skandinavischen Forschung noch nicht eingehend erforscht - insbesondere nicht in einer komparatistischen Perspektive, die die verschiedenen Länder Nordeuropas in den Blick nimmt. Oft wird das Christentum einseitig als ein Festhalten an der Tradition dargestellt und dabei nicht berücksichtigt, wie vielfältig die literarische Auseinandersetzung mit Religion und Theologie und literarische Neuentwürfe derselben sind.

Im geplanten Workshop wollen wir uns daher der Frage widmen, wie Religion im Zusammenhang mit dem Nachdenken über gesellschaftliche Entwicklungen, Lebensphilosophien, Geschlechterverhältnisse und andere Themen fruchtbar gemacht wird. Wir schließen mit diesem Workshop an aktuelle größere Forschungsvorhaben innerhalb der deutschsprachigen Skandinavistik an, die die Abkehr und Transformation von Religion (Projekt Säkularisierung erzählen. Studien zu Anfang und Ende des Säkularisierungsnarrativs in der skandinavischen Literatur 1900/2000, Joachim Schiedermair, LMU München) und die Ästhetik des Protestantismus in Skandinavien in verschiedenen Medien (Projekt der Universitäten Freiburg (Joachim Grage), Basel (Lena Rohrbach) und Straßburg (Thomas Mohnike)) fokussieren. Weiterhin referieren wir auf ein interdisziplinäres Forschungsprojekt an der Universität Oslo zu Jerusalem in den Kulturen Skandinaviens ca. 1100-1920, aus dem die Anthologie Tracing the Jerusalem Code (Band 1–3, de Gruyter 2021) hervorging. Unser Workshop will die Ergebnisse dieser Projekte und anderer Forschung in den skandinavischen Ländern weiterentwickeln, indem die Funktion des Christentums in literarischen Formulierungen von Modernität beleuchtet wird.

Der Workshop wird vom 22.–23.2. 2024 am Nordeuropa-Institut der Humboldt-Universität zu Berlin stattfinden. Er wird von der Sprach- und literaturwissenschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin sowie von der norwegischen Henrik-Steffens-Professur gefördert.