Der Held des Nordens? Sigurd/Siegfried und die Nibelungen im Norden | Sønke Myrda | ||
UE 52 235 | Do 16–18 | Georg
Brandes HP 2, 3.134 |
Was ist ein Held? Welche besonderen Eigenschaften und Taten mach(t)en den »klassischen«
Helden eines heroic age zum »Über«-Menschen, der in
Erzählungen, Epen, Romanen, Liedern etc. die Zeiten überlebt? –
Kultur- und literaturgeschichtlich gesehen ist der »Held« ein universales
Phänomen: Heldensage(n) und Heldendichtung(en) finden sich in nahezu allen
Kulturen und zu allen Zeiten. Germanische Heldendichtung verarbeitet
die Ereignisse des »germanischen heroic age«, der Völkerwanderungszeit.
Diese germanische (i. e. deutsche, englische, (alt?) nordische etc.)
Heldensage bildete lange Zeit einen thematischen »Eckpfeiler« der
Altnordistik.
Die größte Verbreitung und Beliebtheit unter allen germanischen Heldensagen
erlangten die Nibelungensagen – der stoffliche Komplex aus den
Geschichten von Sigurdr/Sigfrid (des »Drachentöters«) und den
Sagen vom Untergang der Burgunden. Zentraler Text ist das Nibelungenlied,
am umfangreichsten ist jedoch die nordische Überlieferung. Diese umfasst
Runeninschriften, Bilddenkmale, eddische Lieder, die Prosa-Edda, Sagas (v. a.
Þidreks saga und Volsunga saga), isländische rimur,
færingische Balladen usw.
Die Übung möchte einerseits einen möglichst breiten Überblick
über die vielfältige (alt-)nordische Nibelungenüberlieferung
sowie die Forschung zur germanischen Heldensage geben, andererseits sich auch
mit der Nibelungenrezeption der Neuzeit und der Konstruktion des nordisch-germanischen
Helden (und was ist eigentlich mit Heldinnen?) in der Wissenschafts- und Kulturgeschichte
beschäftigen – ist doch kaum ein Stoff immer wieder derart stark
zur nationalen (deutschen)
Identitätskonstruktion verwandt worden wie der Nibelungenstoff. Zur Eingrenzung
des umfänglichen, reichen Textmaterials (und wegen dessen zentralen Rolle)
liegt der Fokus der Betrachtung dabei auf der Figur des Sigurdr/Sigfrid und
seinen (jugendlichen) Heldentaten.
Teilnahmevoraussetzungen : Kenntnisse des Altisländischen entsprechend dem Abschluss des SP/GK Einführung in die altis-ländische Sprache.
Leistungsnachweis: Aktive Teilnahme und Referat.