Humboldt-Universität zu Berlin - Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Nordeuropa-Institut

LEHRANGEBOT DER ÄLTEREN SKANDINAVISTIK

Óláfs saga Tryggvasonar / Julia Zernack

UE 07 242 / Zeit: Di 14-16/ Raum: GL 903

Den Titel Óláfs saga Tryggvasonar tragen mehrere Werke des isländischen Mittelalters, die alle die Biographie des norwegischen Königs Óláfr Tryggvason (Regierungszeit: 995-1000) zum Inhalt haben: Die lateinisch geschriebene, aber nur in altnordischer Übersetzung erhaltene Óláfsvita des Oddr Snorrason vom Ende des 12. Jahrhunderts, Snorris Óláfs saga in der Heimskringla (erste Hälfte 13. Jahrhundert) und die Ende des 13. Jahrhunderts entstandene Kompilation der sogenannten "Großen" Óláfs saga Tryggvasonar. Obwohl die Texte "verwandt" sind, weichen sie in Darstellungsweise und Aussageabsicht zum Teil erheblich voneinander ab. Wir werden ausgewählte Passagen aus allen drei Sagas lesen und vergleichen, um so nicht nur ihre charakteristischen Unterschiede erkennen zu können, sondern auch die Frage in den Blick zu bekommen, in welcher Weise kontinentale Formen und einheimische Vorbilder aufgenommen und verarbeitet worden sind.

Teilnahmevoraussetzungen bzw. -hinweise: Abgeschlossenes Grundstudium und gute Kenntnisse des Altisländischen.

Literatur: Lars Lönnroth: Studier i Olaf Tryggvasons saga. In: Samlaren 84, Uppsala, 1963, S. 54-94.


Lektüre altwestnordischer Texte: Königsbilder in der Heimskringla / Julia Zernack

SP 07 243 / Zeit: Mo 14-16 / Raum: GL 903

Im Zentrum der Veranstaltung werden Übersetzungsübungen stehen, für die Passagen aus der Heimskringla, Snorris berühmter Geschichte der norwegischen Könige aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, ausgewählt werden. Dabei soll uns vor allem die Schilderung der Herrscher in diesem historiographischen Werk interessieren, und zwar im Hinblick auf die Frage, welche Funktion und welchen Stellenwert biographische Darstellungsprinzipien in der mittelalterlichen Geschichtsschreibung haben.

Teilnahmevoraussetzungen bzw. -hinweise: Erfolgreicher Abschluß des SP Einführung in die altisländische Sprache. Der Kurs richtet sich lt. FU-Studienordnung an Studierende der Älteren und Neueren Fachrichtung, die ihre Kenntnisse des Altisländischen in der Beschäftigung mit Quellentexten vertiefen möchten.

Leistungsnachweis: Für Studierende nach FU-Studienordnung: Abschlußklausur mit benotetem Schein.

Einführende Literatur: Diana Whaley, Heimskringla. An Introduction. London, 1991 (=Text Series; 8).


Einführung in die volkssprachliche Literatur Islands und Norwegens im Mittelalter I / Julia Zernack

GK/PS 07 244 / Zeit: Di 12-14 / Raum: GL 903

Die Veranstaltung wird neben einem kursorischen Überblick über die Geschichte der mittelalterlichen norwegischen und isländischen Literatur eine Einführung in ihre wichtigsten Gattungen bieten. Auf dem Wege der exemplarischen Interpretation ausgewählter Texte, die auch die Bedingungen ihrer Entstehung und Überlieferung, den soziohistorischen Kontext u. ä. berücksichtigt, sollen deren Hauptmerkmale erarbeitet werden. Der Kurs wird darüber hinaus einen ersten Einblick in die literarische Ästhetik des Mittelalters geben.

Teilnahmevoraussetzungen bzw. -hinweise: Kenntnisse der altisländischen Sprache werden nicht vorausgesetzt. Nach Maßgabe der Studienordnung der FU ist diese Veranstaltung obligatorischer Bestandteil des Grundstudiums für Haupt- und Nebenfachstudierende der Älteren Fachrichtung sowie für Hauptfachstudierende der Neueren Skandinavistik. Studierende, die nach der Studienordnung der HU studieren, können diesen Kurs als Proseminar besuchen.

Leistungsnachweis: Anfertigung eines Referats (mit Thesenpapier), das während des Semesters gehalten und in den Semesterferien schriftlich ausgearbeitet werden soll (Hausarbeit).

Literatur: Zur vorbereitenden Lektüre eignen sich folgende Titel: Preben Meulengracht Sørensen: Die skandinavischen Sprachen und Literaturen. In: Propyläen Geschichte der Literatur: Literatur und Gesellschaft der westlichen Welt. Bd. 2: Die mittelalterliche Welt 600-1400. Berlin, 1982, S. 280-309. - Klaus von See: Altnordische Literatur. In: Lexikon des Mittelalters, Bd. 1. München-Zürich, 1978, Sp. 479-486. - Klaus von See: Edda, Saga, Skaldendichtung. Aufsätze zur skandinavischen Literatur des Mittelalters. Heidelberg, 1981, S. 15-23. Weiterführende Literatur kann bequem über folgende Bibliographie erschlossen werden: Stefan Gippert, Britta Laursen, Hartmut Röhn: Studienbibliographie zur Älteren Skandinavistik. Leverkusen, 1991 (= Berliner Beiträge zur Skandinavistik; 1). Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden gebeten, folgende drei Reclam-Bändchen anzuschaffen: Edda - Götterlieder (RUB 781), Edda - Heldenlieder (RUB 7746), Die Saga von Gisli Sursson (RUB 9836).


Eddische Texte im Original und im Vergleich mit Übersetzungen von Herder bis Genzmer / Anne Heinrichs

HS 07 245 / Zeit: Mi 10-12 / Raum: GL 903

Der Schwerpunkt des Hauptseminars soll auf der Rezeptionsgeschichte ausgewählter Edda-Texte liegen, wie sie sich in deutschen Übersetzungen von der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts widerspiegelt. Es ist aber wichtig, das jeweilige Original nach dem heutigen Stand der Wissenschaft zu übersetzen und zu interpretieren. Als erstes Beispiel soll Baldrs draumar (Neckel-Kuhn, S. 277) dienen, das zum europäischen Kanon der altnordischen Poesie gehört - sieben Übersetzungen bzw. Nachdichtungen, davon drei deutschsprachige. Das weitere Vorgehen wird gemeinsam besprochen.

Leistungsnachweis: Aktive Teilnahme, Referat und Hausarbeit.


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