Kann Sprache Garantin für die Richtigkeit eines Realitätsbezugs sein?
Kann Sprache auch Ursprung und Begründung dieses Realitätsbezugs sein?
Welches Verhältnis hat die Sprache zur uns umgebenden Wirklichkeit?
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Fokussierung auf Sprache als zugleich
realitätstragend und realitätsproduzierend.
Entwicklungslinie der Sprachphilosophie im 18./19. Jahrhundert.
wilhelm von humboldt [1767–1835]
Die Welt kann durch Sprache erschlossen werden.
Erlebnis und Erfahrung sind sprachlich verfaßt.
In der Sprache bringt der Mensch seine Welt zur Darstellung.
Die geistige Auffassungsweise der Welt ist sprachabhängig.
johann gottfried von herder [1744–1803]
Es gibt keine sprachunabhängige Vernunft oder Wahrnehmung der Welt.
ernst cassirer [1874–1945]
Es gibt keinen Dualismus zwischen Sprache und Welt.
Zwei Richtungen der analytischen Sprachphilosophie
zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Idealsprachliche
Richtung
Bertrand Russell [1872–1970]
Gottlob Frege [1848–1925]
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Ziel:
Klärung der philosophischen Sprache mit Mitteln der formalen Logik
›ordinary language philosophy‹
John Langshaw Austin [1911–1960]
Ludwig Wittgenstein [1889–1951]
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Ziel:
Klärung der philosophischen Sprache durch Analyse des umgangssprachlichen Gebrauchs entsprechender Begriffe
Wittgensteins Auffassung in den
»Philosophischen Untersuchungen.«
Sprache ist Sprachgebrauch.
Sprache ist Sprechen.
Bedeutung entsteht kontextabhängig im Sprachgebrauch,
denn:
Sprache und Gegenstandswelt sind voneinander getrennt
Herausbildung von Bedeutungen durch Sprachspiele
[Willkürlichkeit
der Zeichen]
Einordnung von Bedeutungen in Gebrauchskontext [Aufgabe der Grammatik]
Austin: performative und konstative Äußerungen
performative Äußerungen
[eine Handlung vollziehend]
- Stellen Vollzug einer Handlung dar
- Sind weder wahr noch falsch
relevant:
Erfolg oder Nicht-Erfolg
konstative Äußerungen
[etwas feststellend]
- Stellen eine Tatsache fest.
- Sind entweder wahr oder falsch.
relevant:
wahr oder falsch
Austins Sprechakttheorie.
lokutionärer akt
Inhalt des Gesagten. Etwas sagen.
von lateinisch ›loqui‹, sagen
phonetischer akt
Etwas aussprechen.
Äußern von Sprachlauten.
phatischer akt
Produktion von Wörtern und Wortketten in einer bestimmten grammatikalischen Ordnung.
rhetischer akt
Sich mittels der Sprache auf Nicht-Sprachliches beziehen.
illokutionärer akt
Die tatsächliche Handlung des Sagens.
perlokutionärer akt
Etwas durch das Gesagte erreichen.
[Überzeugen, Überreden, Abschrecken, Irreführen, Überraschen]
Das Verhältnis Sprache — Wirklichkeit.
Sprache ist unsere Brille für die Wirklichkeit
Sprache ist zugleich wie ein Gitter zwischen unserer Wahrnehmung und
der Wirklichkeit.
Sprache liegt nicht wie eine Glasplatte über der Wirklichkeit
Sprache ist keine symbolische Photokopie der sich darunter
befindlichen Realität
Reine Verweisfunktion der Sprache auf etwaiges Äquivalent
(Entsprechung) in der Realität ist nicht möglich.
Es gibt keine Äquivalente, die einen Sachverhalt in seiner
Gesamtheit identifizieren.