Humboldt-Universität zu Berlin - Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Nordeuropa-Institut

Disputationen 2006

Johanne Ostad
Disputation am 6. Juni (Betreuerin: Antje Hornscheidt)
Dissertation: Zweisprachigkeit bei Kindern mit Down-Syndrom 

Gegenstand der Promotion ist es, aus linguistischer Sicht die Frage zu beantworten, ob und wie es für ein Kind mit Down-Syndrom möglich ist, mit zwei (oder mehr) Muttersprachen aufzuwachsen. Wenn eine zweisprachige Erziehung schon für normal entwickelte Kinder häufig als eine Herausforderung angesehen wird, so stellt sich die Situation für ein Kind mit Down-Syndrom, das in einer multikulturellen Familie aufwächst, ungleich schwieriger dar. Neben den Vorbehalten bezüglich der sprachlichen Entwicklung sind zusätzliche Faktoren wie der Umgang mit der Behinderung an sich und die Einstellung des Umfelds zur geistigen Behinderung entscheidend für die Gesamtentwicklung des Kindes und die natürlichen Umgangsformen in der Familie.
Die Berechtigung einer negativen Einstellung zur Zweisprachigkeit bei Kindern mit Down-Syndrom ist in keiner Weise durch wissenschaftliche Untersuchungen als haltbar untermauert. In der Promotion wird daher an authentischem Sprachmaterial aus linguistischer Perspektive untersucht, welchen Einfluss die zweisprachige Erziehung bei Kindern mit Down-Syndrom auf ihre Sprachentwicklung ausübt.

 

Marta Reuter
Disputation am 16. Februar (Betreuer: Bernd Henningsen)
Dissertation: Networking a Region into Existence? Dynamics of Civil Society Regionalization in the Baltic Sea Area 

The process of the transnationalization of civil society that seems to be taking place worldwide has led many observers to draw conclusions about the imminent emergence of a 'global civil society'. Similarly, in cross-border regions such as the Baltic Sea area, where this process has acquired a certain specific geographical dimension, references are frequently made to the development of a 'regional civil society'. There is however little clarity as to what the concept of a regional civil society actually entails, as well as to the nature of the dynamics that determines the process of civil society regionalization.
The aim of this thesis is to shed light on certain aspects of this process through a case study of cross-border non-governmental cooperation in the Baltic Sea area. However, as neither the body of theory concerned with civil society as such, nor the numerous approaches to the study of regionalism are equipped to deal with the regional dimension of civil society activity, I propose here a new conceptual model that might help make sense of the empirical evidence and give a comprehensive picture of the studied phenomenon.

 

Sophie Wennerscheid
Disputation am 7. Dezember (Betreuerin: Stefanie von Schnurbein):
Gestäupt, gehetzt, zum äußersten getrieben’ — Überlegungen zu einer Poetik des Leidens in der skandinavischen Literatur im Anschluss an Søren Kierkegaards Figur des Märtyrers

Dissertation: Das Begehren nach der Wunde. Zum Wechselspiel von Schrift, Selbst und Männlichkeit im Werk Søren Kierkegaards

 

Die Dissertation diskutiert, inwieweit die Unmöglichkeit vollständiger Selbsttransparenz als konstitutiver Bestandteil menschlicher Subjektivität aufzufassen ist. Material der Untersuchung bildet das Werk Søren Kierkegaards, da Kierkegaard als Vordenker einer pluralistisch strukturierten (Post-) Moderne die Brüchigkeit und Ambivalenz des Subjekts nicht nur philosophisch reflektiert, sondern er die „Abgründigkeit der Existenz” über das Medium Literatur als „wundenförmige” sichtbar gemacht hat. Wundenförmig aber ist die Existenz des Einzelnen zu nennen, da sie als nicht-identische immer in einer schmerzhaften Spannung zu sich selbst ausgestaltet wird. In der Disputation wurde der Fokus der Fragestellung auf das Werk August Strindbergs erweitert und so grundsätzliche Überlegungen zur poetologischen Relevanz singulärer Leidenserfahrung angestellt.