Humboldt-Universität zu Berlin - Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Nordeuropa-Institut

Exkursionen 2009

Landeskunde in neuem Licht. Kulturaustausch zwischen Berlin und Reykjavík.
Ein isländisch-deutsches Podcast-Projekt

(11.–18. Januar 2009)

Die Idee wurde im Sommer 2008 geboren. Hauptanliegen von Isländisch-Lektor Eiríkur Sturla Ólafsson (Nordeuropa-Institut, Berlin) und Annika Große (Lektorin für Deutsch an der Fakultät für deutsche Sprache, Kultur und Literatur der Universität Islands in Reykjavík) war es, durch neue Lernformen den Sprachunterricht noch interessanter zu machen und die Eigeninitiative ihrer ohnehin fleißigen und ideenreichen Studierenden beim Spracherwerb zu fördern. An beiden Universitäten wurde im folgenden Herbst- bzw. Wintersemester 2008 ein Kurs Podcast-Projekt: Landeskunde angeboten. Hier erforschten und diskutierten die 14 Isländisch- und sieben Deutsch-Studierenden verschiedene Themenbereiche der beiden Länder. In Reykjavík wurde Deutschland unter die Lupe genommen, während sich die Berliner mit Island auseinandersetzten. Aus Themen und Diskussionen entstanden dann Podcasts: http://isber.podspot.de/ Alles fand natürlich in der jeweiligen Fremdsprache statt. Behandelt wurden so unterschiedliche Themen wie Badekultur in Island, Isländische/Deutsche Klischees, Warum Deutsche Isländisch lernen oder Isländische Filme.

Wasserfall

Zu den Kursen gehörte jeweils eine Exkursion. Im November besuchten isländische Deutschstudierende ihre Kommilitonen am Nordeuropa-Institut, vom 11. bis 18. Januar revanchierten sich die Berliner mit einer Reise nach Island. Jeder kam bei einer Gastfamilie unter und musste in deren Sprache kommunizieren. Im Kurs, vor allem aber während der Island-Exkursion wurde viel Isländisch gesprochen. Die deutschen Studierenden konnten so ihre Kenntnisse der gesprochenen Sprache vertiefen. Sie erhielten damit eine einmalige Chance, sich ein bisschen vom Grammatikunterricht zu befreien und die bisher erworbenen Kenntnisse in der Praxis umzusetzen.

Auf den Exkursionen konnten alle Land und Leute gut kennen lernen. In Reykjavík besuchten die Berliner neben der Universität u. a. Museen, die isländische Handschriftensammlung, die deutsche Botschaft und das isländische Parlament Alþingi. Das Besondere an Island ist aber zweifelsohne seine Natur. Daher unternahm die Gruppe auch einen Tagesausflug nach Þingvellir, Geysir und Gullfoss.
Das Podcast-Projekt hat sich als sehr positiv erwiesen, was das aktive Lernen der isländischen Sprache und das Interesse der Studierenden am Land angeht. Es wird im Wintersemester 2009/10 fortgesetzt.

 

Migration und Integration in Dänemark und Schweden
(5.–11. Juni 2009)

Vom 5. bis 11. Juni fuhren Lill-Ann Körber, Katharina Löbel und Tomas Milosch gemeinsam mit 22 Studierenden des NI nach Kopenhagen und Malmö. Unter dem Motto Migration und Integration in Dänemark und Schweden wurden verschiedene Einrichtungen und Stadtteile be­sucht, die einen Blick in die praktische Seite der Migrationspolitik der skandinavischen Länder ermöglichte.

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Die Gruppe informierte sich am Institut für Eskimologie der Kopenhagener Universität über die Migration zwischen Dänemark und Grönland im Kontext von Kolonialismus und Postkolonialismus. Am Beispiel der Stadtteile Nørrebro, Vesterbro und Christiania konnte das teils friedliche, teils problematische Aufeinandertreffen unterschiedlicher Lebensformen im Spannungsfeld zwischen Migration und Gentrifizierung beobachtet werden.

Ein Highlight in Kopenhagen war das Treffen mit Tøger Seidenfaden, Chefredakteur der Zeitung Politiken, der anschaulich und spannend Ursachen und Folgen der sogenannten Mohammed-Krise erklärte. Am letzten Abend in Dänemark wurde die Exkursionsgruppe vom deutschen Botschafter Dr. Christoph Jessen zu einem Empfang in die Residenz der Botschaft eingeladen.

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In Malmö auf der anderen Seite der Öresundbrücke besuchte die Gruppe den Stadtteil Rosengård, der neben dem Stockholmer Rinkeby schon als Synonym für eine segregierende Stadtplanung mit entsprechenden negativen Auswirkungen auf die Integration von Migranten betrachtet werden kann. In Malmöer Arbeitsämtern und beim Besuch des staatlichen Migrationswerks erfuhr die Gruppe von Hintergründen und praktischer Umsetzung der schwedischen Migrationspolitik.

Eine wichtige Erkenntnis der Exkursion ist der (auch in Deutschland so wahrgenommene) unterschiedliche Umgang Schwedens und Dänemarks mit Migration und Integration sowie mit damit verknüpften Vorstellungen von homo- oder heterogenen Gesellschaften, die in derzeitigen kollektiven Identitätskonstruktionsprozessen eine große Rolle zu spielen scheinen.

Die Exkursionsgruppe genoss sieben ereignisreiche Tage im nordischen Süden und den zum Nachdenken anregenden Blick hinter die Kulissen der vermeintlich typischen skandinavischen Gesellschaft.