Humboldt-Universität zu Berlin - Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Nordeuropa-Institut

Veranstaltungen des Instituts – Jahresbericht 2005

 

 

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2005 jährte sich zum hundertsten Mal der Geburtstag des ehemaligen UN-Generalsekretärs und Friedensnobelpreisträgers Dag Hammarskjöld, dem die Humboldt-Universität besonders durch die am Nordeuropa-Institut angesiedelte schwedische Dag-Hammarskjöld-Stiftungsgastprofessur verbunden. Diese Gastprofessur wurde 1998 von der schwedischen Regierung eingerichtet. Seit 2002 trägt sie den Namen Dag Hammarskjölds und wird vom Jubiläumsfond der schwedischen Reichsbank finanziert.

Das Nordeuropa-Institut richtete am 14. Juni 2005 im Senatssaal der Humboldt-Universität eine Festveranstaltung aus. In diesem feierlichen Rahmen schilderte der Ehrengast Prof. Dr. Sture Linnér, ehemaliger Untergeneralsekretär der Vereinten Nationen, Industrie- und Verwaltungsfachmann sowie ausgewiesener Kenner der griechischen und römischen Antike, in einem bewegenden Vortrag mit dem Titel Dag Hammarskjöld, persönlich erinnert, was Dag Hammarskjöld aus seiner Sicht zu einem bedeutenden Menschen und einer Leitfigur macht. Linnér und Hammarskjöld arbeiteten bei den Vereinten Nationen eng zusammen. Sie teilten vielseitige Begabungen und waren beide nicht nur in der internationalen Diplomatie, sondern auch als Schriftsteller erfolgreich. Dank Pelle Snickars, der bei einem Besuch am Nordeuropa-Institut im Mai auf die Festveranstaltung aufmerksam wurde und sich an unveröffentlichtes Filmmaterial in Statens ljud- och bildarkiv in Stockholm erinnerte, konnte am 14. Juni zudem ein selbst für den Ehrengast bisher unbekannter Filmausschnitt aus seiner Zeit als persönlicher Repräsentant des Generalsekretärs Dag Hammarskjöld im Kongo gezeigt werden. Anschließend gab es bei einem kleinen Empfang Gelegenheit für weitere Fragen und interessante Gespräche.

Sture Linnér arbeitete zudem für das Rote Kreuz und hatte verschiedene leitende Positionen in der schwedischen Wirtschaft inne. Er lebt in Athen und ist seit 1992 Professor für griechische Sprache und Literatur. In seinem aktuellen Buch Grekisk gryning. Om det hellenska kulturflödet genom tiderna macht er auf zahlreiche Spuren der griechischen antiken Kultur in der heutigen Zeit aufmerksam.

 

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Von September 2002 bis September 2005 war die Dag-Hammarskjöld-Stiftungsgastprofessur mit der Ethnologin Ella Johansson besetzt. Mit ihr erhielt der Fachteil Kulturwissenschaft einen neuen spannenden Schwerpunkt. Dabei reichte die Bandbreite etwa von einem Hauptseminar Svenska hus – ensligt belägna im Wintersemester 2002/03 bis zu einer Vorlesung zur urbanen Kultur in Schweden im Sommersemester 2005. Blicke auf das Andere und das Fremde, auf Minderheiten und Identitätskonstruktionen in Schweden und ganz Nordeuropa eröffneten vielen Studierenden Möglichkeiten und Ideen für eigene Forschungsprojekte. Auch Alltag, Familienleben und Traditionen in Schweden standen im Fokus. Die Studierenden hatten Gelegenheit, an Vorlesungen zur Geschichte Nordeuropas aus anthropologischer Sicht teilzunehmen. Dabei konnten sie sich stets beteiligen und eigene Gedanken einbringen. Und auch ein Ausflug zu Ikea in Berlin kann der skandinavistischen ethnologischen Forschung dienen.

Einen Höhepunkt für die Studierenden bildete die Gelegenheit, sich im Rahmen des Kurses Etnologiska arbetssätt (Fältarbete i Jönköping) im Wintersemester 2004/05 in Zusammenarbeit mit Eva Londos und Jönköpings läns museum vor Ort in Jönköping an einem ethnologischen Forschungsprojekt zu Religion und Migration zu beteiligen.

Nicht zuletzt aber danken wir Ella für die vielen interessanten Gastvorträge von nordeuropäischen Forscherinnen und Forschern, die sie nach Berlin und ans Nordeuropa-Institut locken konnte. Ein würdiges Finale für Ella Johanssons Zeit am Institut bildete schließlich die Festveranstaltung zum Dag-Hammarskjöld-Jubiläum mit dem Ehrengast Prof. Dr. Sture Linnér, ehemaliger enger Mitarbeiter und Freund des gefeierten Jubilars.

Nach drei kurzen Jahren hat uns Ella Johansson nun leider Richtung Stockholm als Forschungschefin am Mångkulturellt centrum, Fittja gård, Botkyrka, verlassen.

 

Hartmut Röhn

Am 24. Juni fand die feierliche Verabschiedung von Professor Hartmut Röhn statt, der 1994 mit der Fusion der Berliner Skandinavistiken von der Freien Universität Berlin an das Nordeuropa-Institut der Humboldt-Universität kam. Nach jahrzehntelanger Tätigkeit in der skandinavistischen Mediävistik bedeutet der nun erfolgende Eintritt Hartmut Röhns in den wohlverdienten Ruhestand einen großen Verlust für die Studierenden, das Fach und das Nordeuropa-Institut. Aus nah und fern waren zahlreiche Gäste angereist, um Hartmut Röhn für die Zukunft beste Wünsche zu überbringen und um sich an vergangene Jahre zurückzuerinnern.

Auszug aus <em>Harðmóðs saga ins norRöhna

Die Veranstaltung gab mehreren Redebeiträgen Raum, in denen das Wirken Hartmut Röhns gewürdigt und ihm im Nahmen der Kolleginnen und Kollegen sowie der Studierenden Dank ausgesprochen wurde. Julia Zernack, ehemalige Schülerin Hartmut Röhns, hielt den Festvortrag Von Odin erzählen: Zur Edda-Rezeption im Spätmittelalter. Besonders hervorgehoben wurde im Rahmen der Veranstaltung mehrfach das stete Engagement Hartmut Röhns für die Studierenden, was auch seinen Ausdruck in den überreichten Präsenten fand. Jurij Kusmenko fand nach unermüdlicher Suche ein lange verschollen geglaubtes Heldengedicht aus der Harðmóðs saga ins norRöhna, in dem unter anderem von den „derben Keimen des Denkens ...“ berichtet wird, denen die Lehrveranstaltungen bei Hartmut Röhn lange Jahre gewidmet waren. Abschließend bat Hartmut Röhn die Anwesenden zu einem Empfang, nicht ohne jedoch zuvor seine Gäste selbst in den Genuss einer seiner geschätzten Reden zu bringen, bei der wir alle noch einmal die Gelegenheit hatten, uns in den Bann seiner Formulierungen ziehen zu lassen. In diesem Sinne ein kurzer doch aussagekräftiger Ausschnitt aus einer der berühmtesten Sagas des nordischen Mittelalters: „Harmut hét maðr. hann var Röhn at ætt ok var kyn hans mest um leipzig. hann var ríkr maðr lærðr. en hann var frægstr sem míkill snillingr orða. ...“

 

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Am Donnerstag, dem 1. Dezember, konnte die Antrittsvorlesung des neuen Dag-Hammarskjöld-Gastprofessors Sten Berglund im schönen Auditorium des Felles-hus der Nordischen Botschaften stattfinden, wofür unser herzlicher Dank der Schwedischen Botschaft Berlin gilt. Sten Berglund sprach zu Voraussetzungen der politischen Integration in Europa. Gäste reisten nicht nur aus verschiedenen Ecken Berlins, sondern auch aus Schottland, Finnland und Schweden an. Anschließend gab es Sekt und anregende Gespräche.

 

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Am 11. Januar fand im Felleshus der Nordischen Botschaften die Antrittsvorlesung von Helge Høibraaten statt, mit der er seinen offiziellen Einstand als neuer Henrik-Steffens-Gastprofessor gab. Nach einer Begrüßung durch den norwegischen Botschafter Bjørn Tore Godal las Helge Høibraaten vor einem voll besetzten Auditorium über Der Norden und der Süden – Ein Thema mit Variationen.