Humboldt-Universität zu Berlin - Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Nordeuropa-Institut

Ältere Skandinavistik


Die isländische Familiensaga

Edward R. Haymes, Di 12-14, MOS 101 (VL 07 242)

Einführung und Überblick über die reichste Gruppe Prosaerzählungen in einer Volkssprache des Mittelalters. Verfolgt die Entwicklung der Gattung von den Anfängen isländischen Schrifttums im 12. Jh. bis zur Blütezeit im späteren 13. Jh.

Ein Schwerpunkt liegt auf den großen Sagas: Njáls saga, Laxdæla saga, Egils saga, Grettis saga, Gísla saga usw. Wichtigste Fragen der Sagaforschung wie Entstehungsgeschichte, Historizität, Rolle der Verseinlagen, und "Sitz im Leben" werden besprochen.

Die Lektüre einer der genannten großen Sagas entweder in der alten Übersetzung der Sammlung Thule oder in einer der neueren Übersetzungen wäre sehr nützlich. Die englischen Übersetzungen der Penguin-Ausgabe sind ausgezeichnet. Das Metzler-Bändchen von Kurt Schier Sagaliteratur (Stuttgart 1970) gibt auch einen nützlichen Überblick. Ältere Darstellungen der Sagaliteratur sind oft interessant, aber durchaus mit Vorsicht zu genießen.


Überlieferungsgeschichte der altnordischen Literatur

Hartmut Röhn, Di 14-15, MOS 101 (VL 07 243)

Die Vorlesung wird einen Einblick in die Grundzüge der handschriftlichen Überlieferung der altnordischen Literatur geben und den westnordischen (Island, Norwegen) wie ostnordischen Bereich (Dänemark, Schweden) behandeln. Sie wird über die Grundlagen und Voraussetzungen (Schriftgeschichte, materielle Bedingungen, Träger der Buchkultur, Auftraggeber, etc.) ebenso orientieren wie über die - regional unterschiedlichen - Schwerpunkte der Überlieferung und deren wesentliche Inhalte.

Teilnahmehinweis: Die Teilnahme an der begleitenden Übung ist wünschenswert, aber nicht zwingend erforderlich (s. dort).


Überlieferungsgeschichte der altnordischen Literatur

Hartmut Röhn, Di 15-16, MOS 101 (UE 07 244)

Die Übung ergänzt die Vorlesung gleichen Titels (s. o.) um die intensivere Beschäftigung mit ausgewählten Handschriftenproben. Sie wird damit vor allem in die Entwicklung der Schrift (Schriftgeschichte, Paläographie) und in die Entzifferung ausgewählter Textproben einführen, wofür die Bestände der Fachbibliothek reiches Material bieten.

Teilnahmevoraussetzungen: Während es für den Besuch der Vorlesung keine spezifischen Zugangsvoraussetzungen gibt, sind für die Übung - mindestens zweisemestrige - Lektüreerfahrungen mit altnordischen Texten unerläßlich.


Praktische Einführung ins Altnordische

Edward R. Haymes, Di 10-12, MOS 101 (SP 07 245)

Die altnordische Sprache der Sagas lernt man am besten durch Lektüre der Sagaprosa mit Ausblick auf Fragen der Grammatik und des Wortschatzes.
Die nahe Verwandtschaft des Altnordischen mit dem Deutschen erleichtert die Aufgabe. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Eine Lektüre der ganzen Saga von Gisli auf Deutsch in der Reclam-Übersetzung würde den Anfang erleichtern. Lose Blätter mit Textproben und den wichtigsten Paradigmen werden verteilt. Zugang zu einem altnordisch-deutschen Wörterbuch ist wichtig.

Teilnahmehinweis: Dieser Kurs ist gleichwertig zu SP 07 246 - Obligatorik und Leistungsnachweis: s. dort.


Einführung in die altisländische Sprache

Hartmut Röhn, Mi 14-17, MOS 101 (SP 07 246)

In diesem Kurs soll die Fähigkeit zur Lektüre leichterer altisländischer Prosatexte entwickelt werden. Er wird die dazu erforderlichen grammatischen und sprachhistorischen Kenntnisse vermitteln, aber auch in die Handhabung der wichtigsten Hilfsmittel (Glossare, Wörterbücher, Grammatiken) einführen, um so die selbständige Lektüre von Texten leichten bis mittleren Schwierigkeitsgrades zu ermöglichen. - Als Übungstexte lesen wir Auszüge aus verschiedenen Prosatexten, die vervielfältigt zur Verfügung gestellt werden.

Teilnahmehinweise: Für Hauptfachstudierende nach der neuen HU-Studienordnung, für Haupt- und Nebenfachstudierende der Älteren Fachrichtung sowie für Hauptfachstudierende der Neueren Skandinavistik (nach FU-Studienordnung von 1987) ist der Kurs obligatorischer Bestandteil ihres Grundstudiums. Für diesen Teilnehmerkreis schließt er mit einer Klausur ab. Für andere Studierende ist über "Aktive Teilnahme" hinaus kein Leistungsnachweis erforderlich. Arbeitsgrundlagen im Kurs: Hartmut Röhn: Erläuterungen zur Grammatik des Altisländischen, Berlin 41997 (Typoskriptdruck). - F. Ranke/D. Hofmann, Altnordisches Elementarbuch. Berlin 1967 (u. ö.), [Slg. Göschen] - (auch als Ausleihexemplar in der Bibliothek vorhanden).


Probleme der Oral Poetry Forschung

Edward G. Haymes, Mi 14-16, BE 1, 44-46 (HS 07 103)

In letzter Zeit ist die schroffe Ablehnung der Oral poetry-Theorie Parrys und Lords wieder stark geworden. Ist dies gerechtfertigt? Eine Hauptfrage ist nach wie vor: Kann man mündliche Form in einer nur schriftlich überlieferten Dichtung einwandfrei erkennen? Fragen der Theorie selbst sowie deren Anwendung auf verschiedene Literaturen bilden den Mittelpunkt dieser Veranstaltung.
Individuelle Interessen von Teilnehmern können auch in Referaten berücksichtigt werden.

Das Seminar wird sich im wesentlichen mit Folgendem beschäftigen:

  • Geschichte und Elemente der Theorie Parrys und Lords
  • Anwendung der Theorie auf mittelalterliche Literatur
  • Probleme in der Anwendung der Theorie
  • Der Formelbegriff
  • Mündliche Epensprache - Mosaik oder flexible Sondersprache?
  • Was lernt man von der Oral poetry-Theorie über die schriftliche Literatur des Mittelalters?

Einführende Lektüre: Zentral bleibt die Arbeit Albert Lords The Singer of Tales, 1960 (dt. Der Sänger erzählt, 1965). Einen knappen Überblick bietet Haymes Das mündliche Epos (Sammlung Metzler, 1977). Spätere Literatur wird bei John Miles Foley, Oral Formulaic Theory and Research, 1985, verzeichnet. Die Zeitschrift Oral Tradition verzeichnet seit Mitte der achtziger Jahre alljährlich die Forschung auf diesem Gebiet. Teilnahmehinweis: Für Studierende des Faches Skandinavistik, die in diesem Seminar einen skandinavistischen Themenschwerpunkt behandeln, wird der Leistungsnachweis als Hauptseminarschein der Skandinavistik anerkannt!


König Sverrir

Julia Zernack, Do 10-12, MOS 104 (HS 07 247)

Die schillernde Persönlichkeit des norwegischen Königs Sverrir († 1202) wird im Mittelpunkt des Hauptseminars stehen; Sverrir wird uns als historische Gestalt und als literarische Figur, als Politiker und als Auftraggeber literarischer Werke beschäftigen. Seinen Herrschaftsanspruch begründete er, der auf den Färöern aufgewachsen und zum Priester geweiht worden war, mit seiner - zweifelhaften - unehelichen Abkunft aus königlichem Geschlecht. In den bürgerkriegsähnlichen Kämpfen im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts eroberte er sich 1184 den Thron, und obwohl auch er die Ansprüche anderer Prätendenten abwehren mußte und überdies mit der Kirche in einen tiefgreifenden Konflikt geriet, gelang es Sverrir, das Zentralkönigtum zu festigen und wichtige Reformen durchzusetzen.

Die beiden Hauptquellen für seine Regierungszeit, die Sverris saga und die sogenannte Rede gegen die Bischöfe, entstanden unter Sverrirs direktem Einfluß. Wir wollen diese Zeugnisse einerseits vor dem Hintergrund der norwegischen Geschichte interpretieren und andererseits im Hinblick auf die Frage lesen, wo und in welcher Weise ihre Verfasser europäische Einflüsse verarbeitet haben. Denn Sverrirs Kampf gegen die Bischöfe war Teil jenes folgenschweren Streits zwischen weltlicher und geistlicher Macht (regnum und sacerdotium), der die Epoche insgesamt kennzeichnete.

Teilnahmevoraussetzungen und -hinweise: Abgeschlossenes Grundstudium, gute Altnordischkenntnisse, gründliche Lektüre der Quellentexte. - Wer mit der Vorbereitung eines Referats vor Anfang des Semesters beginnen möchte, kann sich gern schon in der vorlesungsfreien Zeit mit mir in Verbindung setzen (Tel. 793 57 11). Leistungsnachweis: Aktive Teilnahme, Referat/Hausarbeit. Zur Vorbereitung geeignet: Knut Helle: Norge blir en stat 1130-1319. 2. Aufl. Bergen/Oslo/Tromsø 1974 (= Handbok i Norges historie 3). - F. Paasche: Kong Sverre. Kristiania 1920, 3. Aufl. Oslo 1948.


"Tutorium Mediävistik"

Hartmut Röhn/Julia Zernack, Mi 10-12, MOS 101 (CO 07 248)

Das "Tutorium Mediävistik" ist keine Lehrveranstaltung im üblichen Sinn, die zu einem bestimmten Themen- oder Problemzusammenhang für die Dauer eines Semesters stattfindet. Es ist auch kein herkömmliches Tutorium, das eine einzelne Lehrveranstaltung ergänzt.

Was ist es dann? Das "Tutorium Mediävistik" soll Studierenden, die das Fachgebiet Skandinavistische Mediävistik als einen ihrer Studienschwerpunkte gewählt haben, über mehrere Semester hinweg als studienbegleitendes Forum zur Verfügung stehen: Hier sollen in offener und teilweise auch selbstorganisierter Form Fragen und Probleme des Studiums (wie Studienorganisation, Arbeitsformen, Arbeitsorganisation, Themenwahl, Recherche, Schwerpunktsetzungen im Studium u. ä.) gemeinsam mit den Lehrkräften, aber auch selbständig in Kleingruppen besprochen und nach Möglichkeit gelöst werden. Das Tutorium bietet neben Plenumssitzungen die Gelegenheit zur Gruppenarbeit, zu Einzelgesprächen, aber auch zu Wochenendseminaren, die größere Themenzusammenhänge behandeln - je nach Bedarf und Entscheidung im Tutorium.

Teilnahmevoraussetzungen bzw. -hinweise: Wer kann am "Tutorium Mediävistik" teilnehmen? Alle Studierenden des Faches, die mindestens eine der für den Fachteil obligatorischen Lehrveranstaltungen (SP Altisländisch bzw. GK Volkssprachliche Literatur) mit Erfolg besucht haben und im laufenden Semester an einer weiteren Lehrveranstaltung der Mediävistik teilnehmen. Die Teilnahme von Studierenden höherer Semester ist ausdrücklich erwünscht. Damit wir angemessen planen können (Gruppengröße, Semesterjahrgänge etc.), ist eine Anmeldung erforderlich. Eine Liste dafür liegt vom 1. 2.-7. 4. 1997 im Sekretariat bei Varpu Kucza aus (MOS 239).


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