Humboldt-Universität zu Berlin - Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Nordeuropa-Institut

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Tagung 2006

   
Abstracts
Programm
 
Faszination des Illegitimen.

Alterität in Konstruktionen von Genealogie, Herkunft und Ursprünglichkeit in den skandinavischen Literaturen seit 1800


Familiengeschichten haben bis heute ungebrochen Konjunktur. Die hier entworfenen Konzepte von Verwandtschaft stehen im Spannungsfeld von Legitimität und Illegitimität: Immer wieder geht es um uneheliche Kinder, fehlende Väter und Mütter, gebrochene Familienstrukturen, wobei sich die Frage nach Herkunft und Ursprung, nach Genealogie und Verwandtschaft als zentral erweist. Alterität wird damit zu einem konstitutiven Element jeder Ursprungserzählung.

Verbunden mit diesen "kleinen" Geschichten von Verwandtschaft und Familie sind die "großen" Herkunftserzählungen, die der Herstellung kollektiver Identitäten dienen, wie z. B. religiöse Ursprungsmythen oder Konzepte von Nation im 19. Jahrhundert. Inwiefern sich auch in den Identitätskonstruktionen der modernen skandinavischen Nachkriegsgesellschaften entsprechende Muster finden lassen, stellt eine wichtige Frage der Tagung dar.

Denkfiguren von Familie und Verwandtschaft verknüpfen dabei Diskurse unterschiedlicher Disziplin: Philologie, Sprachwissenschaft und Ästhetik, Medizin, Anthropologie und Psychologie, Biologie und Evolutionstheorie, Religionsgeschichte und Mythologie verwenden gleichermaßen Begriffe wie Genealogie, Genus, Gattung, Stammbaum, Verwandtschaft.

Für Literatur und Literaturwissenschaften spielen Konzepte von Verwandtschaft und die darin enthaltene Funktion von Alterität eine zentrale Rolle. Dies deutet sich nicht nur in der genannten Begriffs"familie" an. Literatur nahm darüber hinaus im 19., aber auch im 20. Jahrhundert eine wichtige Stellung in der Vermittlung der großen Herkunfts-Erzählungen und Bildwelten ein. Ihre Stellung in diesem Prozess ist aber alles andere als eindeutig. Sie erscheint einerseits prädestiniert zur Aneignung des kulturell Anderen, zugleich aber galt und gilt Literatur selbst oft als ein Anderes, als Gegenwelt zur gesellschaftlichen Wirklichkeit.

Auf der Tagung sollen zum einen Texte befragt werden, die sich inhaltlich mit dem Entwurf von Alterität in Konstruktionen von Genealogie, Herkunft und Ursprünglichkeit auseinandersetzen. Zum anderen gilt es, das Verhältnis von Literatur und Literaturwissenschaft zum Verwandtschaftsdiskurs auszumachen.

Die Tagung findet vom
23.-25. Februar 2006 in Berlin statt.

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