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Constanze
Gestrich
Die Macht der dunklen Kammern. Exotik, Identität und frühes Kino in Dänemark
Mein Dissertationsprojekt untersucht das
dänische Stummfilmkino im Hinblick auf die Kategorien Whiteness
und Primitives. Es wirft die Frage auf, inwiefern die Entstehung
des Films die Repräsentation und Wahrnehmung des Fremden und des Eigenen
verändert hat und inwiefern sich Zusammenhänge zwischen dem Kino-Diskurs
und dem Fremde-Diskurs um 1900 ausmachen lassen. Das Konzept einer
"nordischen Rasse" bzw. einer "nordischen Identität" wird im frühen
Kino und in literarischen bzw. theoretischen Texten über den frühen
Film auf spezifische Art verhandelt und mit dem Konzept des sogenannten
Primitiven in Verbindung gebracht.
Dabei werden zwei Spielarten von Whiteness
in den exotistischen und orientalistischen Stummfilmen figuriert.
Das ist zum einen das männliche, agile, weiße und heterosexuelle Subjekt.
Paradigmatisch wird es im kurzen, mittlerweile sehr bekannt gewordenen
Film Løvejagten (1907) von Viggo Larsen entwickelt. Hauptprotagonisten
in Løvejagten sind zwei Löwenjäger, die sich, gekleidet in
weiße Tropenanzüge, das Gewehr geschultert, auf die Jagd begeben und
tatsächlich zwei Löwen erlegen. Die weiße Identität der Jäger wird
nicht nur durch die weiße Kleidung verstärkt, die, was wohl technisch
bedingt ist, von einem weißen Strahlenkranz umgeben wird. Zusätzlich
dazu kontrastiert der Film die weißen Jäger mit der Figur eines schwarzen
Dieners, der die Jagd begleitet. Zum anderen wird immer wieder der
unschuldige, weiße Frauenkörper als Objekt entworfen, der gerettet
werden muss, sich aber zugleich als Blickobjekt für das Betrachterauge
anbietet. Ähnlich wie man den Löwenjäger als Paradigma für das weiße
Subjekt lesen kann, lässt sich die weiße Sklavin als paradigmatisch
für das weiße Objekt bezeichnen. Hauptsächlich bekannt ist der Topos
des weißen Sklaven- bzw. Mädchenhandels aus den Filmen Den hvide
Slavehandel, in denen ein unschuldiges Mädchen in die Fänge von
Mädchenhändlern gerät und von einem weißen Retter befreit werden muss.
Die von mir untersuchten Stummfilme lassen
sich in folgende Themengebiete einteilen: Colonial Romances
- meist tragisch endende Erzählungen über die Liebe zwischen einem
Kolonialbeamten und einer eingeborenen Schönheit, Mädchenhändler-Filme
- Entführung von weißen Mädchen in einen orientalisierten Raum, Haremsfilme
- entweder Liebesgeschichten zwischen einem weißen Retter und einer
aus dem Harem befreiten Haremsdame oder Rettungsdramen über die Befreiung
einer weißen Frau aus den Fängen eines orientalischen Despoten, Verbrecher-
bzw. Detektiv-Filme - Jagd auf einen orientalischen Verbrecher,
meist verbunden mit dem Topos des Frauenraubs.
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