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Kirsten Wechsel
Gefährliche Reize. Autonomie und Exzess im dänischen Theater zwischen
1825 und 1850. Habilitationsprojekt.
Das Projekt untersucht Theaterdiskurs und Theaterpraxis in Dänemark zwischen 1825
und 1848. Der Fokus richtet sich dabei auf das Königliche Theater in Kopenhagen, das als Leitmedium
des absolutistischen Staates in diesem Zeitraum wesentlich zur Stabilisierung des Absolutismus beitrug.
Das Theater bestimmte die ästhetischen Debatten und konnte sich als führendes Medium behaupten, weil es
gelang, so die Ausgangsthese, moderne liberale Vorstellungen von Autonomie bzw. Selbstorganisation in
die bestehende institutionelle und ästhetische Ordnung zu integrieren. Die aus dieser Verbindung von
liberaler und ständischer Logik resultierenden Grenzüberschreitungen und -verschiebungen wurden mal als
bedrohliche, mal als produktive Exzesse aufgefasst. Die Untersuchung fragt nach der Funktion des Exzesses
für die Herstellung und Regulierung von Autonomie und zeigt, wie das Theater als zugleich eigener
nationaler wie als anderer' Raum jenseits der politischen und ökonomischen Ordnung konstituiert wurde.
Ziel des Projekts ist es, die Theaterpraxis im so genannten Goldenen Zeitalter
der dänischen Literatur entgegen der gängige Grenzziehung zwischen Idealismus und Moderne in der
Forschungsliteratur in den Kontext der beginnenden Individualisierung und Modernisierung zu stellen.
Darüber hinaus wird eine Einordnung der Autonomisierungstendenzen im Theater in den Kontext medizinischer,
biologischer und ökonomischer Diskurse über Selbstorganisation in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
vorgenommen. Das Projekt leistet damit einen Beitrag zu einer nicht-telelogischen Konzeptualisierung von
literarischer Autonomie.
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